Nordische Filmtage Lübeck 2002

Ungleiche Paranoia

Libellen (Øyenstikker)

Gewinner des NDR-Förderpreises der 44. Nordischen Filmtage ist „Libellen“ (N 2001, 110 Min., 35 mm), der Beitrag des Norwegers Marius Holst.

Eddie, ein Bär von einem Mann mit einer dunklen Vergangenheit, und Maria, eine Ex-Junkie, die seine Tochter sein könnte, leben zurückgezogen in einem Haus irgendwo auf dem Land in Norwegen. Hier will das ungleiche Liebespaar einen Neuanfang wagen. Doch die Vergangenheit holt die beiden ein, als Eddie zufällig seinen alten, gerade aus dem Gefängnis entlassenen Kumpel Kullmann im Dorf trifft. Aus einer unverbindlichen Einladung zum Bier wird eine Übernachtung und schließlich ein Dauerbesuch, der das neu gewonnene häusliche Glück von Eddie und Maria auf eine harte Probe stellt.

„Libellen“ ist ein ruhiger, atmosphärisch dichter Film. Minutenlang verfolgt Holst seine Darsteller mit der Handkamera, hält in langen Einstellungen Regungen und Stimmungen fest, schneidet Erlebnisstränge an und lässt dann wieder vieles für die Interpretation des Zuschauers offen. In guten Momenten entsteht dabei greifbare Spannung und beklommene Unsicherheit: Ist das Geschehen bewusst initiiert oder reiner Zufall? Gibt es eine reale Bedrohung oder nur wachsende Paranoia? Dass der Film auch in schlechten Momenten nicht auseinanderfällt oder erstarrt, verdankt er den exzellenten Leistungen seiner drei Hauptdarsteller Kim Bodnia (Eddie), Mikael Persbrandt (Kullmann) und Maria Bonnevie (Maria). (Gudrun Lübker-Suhre)

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