Drei Wege durch die Presselandschaft

„Meier, Fuchs und Loeffelbein“ (D 2003, Ulrich Bähr)

„Meier, Fuchs und Loeffelbein“ - mit diesem durch die Namen zufällig poetisch klingenden Titel will uns Ulrich Bähr zu seinem 75-minütigen Dokumentarfilm einladen, der die beruflichen Wege „durch die Presselandschaft“ dreier ehemaliger Kommilitonen aus seiner Kieler Studienzeit begleitet. Die drei Protagonisten des Films gehören einer Generation an (Jahrgang 1968), die zu Berufsbeginn (1998) noch die Ausklänge der „fetten“ Jahre miterlebt hat, in denen auch in ihrem Gewerbe alles möglich schien. Doch spätestens seit September 2001 hat sich bekanntermaßen das Blatt gewendet. Die eingebrochene Konjunktur belastet in einem bisher noch nicht gekannten Maße auch die Medienbranche. Das Freiheitsgefühl von einstmals ist der Erkenntnis gewichen, dass sich durch die Medienkrise die „Lebenswahlmöglichkeiten“ erheblich reduziert haben, wie einer der Protagonisten (Thorsten Fuchs) am Ende des Films ernüchtert feststellt. Erstmals bekommt selbst diese Berufsgruppe zu spüren, dass ihre Karriereaussichten nicht unbedingt von Qualität und Leistungsfähigkeit ihrer Arbeit abhängen, sondern ganz schlicht und einfach vom Anzeigenaufkommen ihrer Publikationen, sprich von der Konjunktur bestimmt werden.

Vier Jahre (1999-2002) verfolgte Bähr den Werdegang seiner ehemaligen Studienfreunde. Lutz Meiers Weg zeigt dabei am ehesten den Beginn einer ambitionierten Karriere. Als Studienabbrecher zuerst als freier Mitarbeiter, dann als festangestellter Medienredakteur bei der „TAZ“, dem „Durchlauferhitzer“ für ehrgeizige Journalisten, gelandet, bekommt er nach zwei Jahren eine Radakteursstelle bei der deutschen Ausgabe der „Financial Times“ und kann sich durchaus vorstellen, in der Wirtschaftsredaktion des „Spiegel“ zu landen, wenn es auch vorerst nicht über eine erste Kontaktaufnahme mit den Verantwortlichen dort hinausgeht. Von ihm erfährt man allerdings im Gegensatz zu den anderen beiden Protagonisten so gut wie nichts, was übers Berufliche hinausgeht (was durchaus spannend und unterhaltsam dargestellt wird), außer dass er eine besondere Vorliebe für gute Kleidung zu haben scheint.

Christian Karl Loeffelbein wirkt wie der Sunny Boy dieser Riege. Dementsprechend ist er bei dem Lifestyle Magazin „Fit for Fun“ gelandet und ist dort Redakteur für die Single-Themen. Immer mehr stellt sich Laufe des Films heraus, dass diese Stelle für Loeffelbein eine attraktive Endstation seiner Laufbahn sein könnte. In diesem bequemen Nest kann man sich ihn auch noch in zwanzig Jahren vorstellen, wenn er inzwischen nicht literarisch Karriere gemacht haben sollte. Das strebt er durchaus an, wenn auch nicht immer unermüdlich zielstrebig. Offen spricht er eingangs über seine schriftstellerischen und künstlerischen Träume, die sich gegen Ende des Films im Schreiben eines Romans niederschlagen, dessen „Produktion“ doch ganz nüchtern ökonomischen Erwägungen folgt. Er schreibt einen Unterhaltungsroman, der im Horror-Genre angesiedelt ist.

Thorsten Fuchs hat den schwierigsten Werdegang von allen dreien, der sich außerdem zeitweilig ganz stark mit seinem privaten Liebesglück und -Leid verknüpft. Trotz abgeschlossenen Studiums und einer zusätzlichen Ausbildung an einer renommierten Münchner Journalistenschule findet er anfangs keine feste Anstellung und geht als so genannter fester freier Mitarbeiter zur „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, einem regionalen Blatt mittlerer Größe, bei dem er dann auch solch unattraktive Jobs wie z.B. den Bericht über einen Friseurswettbewerb zu erledigen hat. Später bekommt er eine Redakteurstelle bei der Rostocker „Ostseezeitung“, die nicht gerade im Ruf eines journalistischen Premiumblattes steht. Schließlich geht er wieder nach Hannover zur Allgemeinen zurück, auch um endlich mit seiner langjährigen „Wochenendbeziehung“ zusammenziehen zu können. Vergeblich und auch ein wenig tragisch, wie sich dann herausstellt. Trennt sich doch seine Freundin dann von ihm, um seinen besten Freund zu heiraten. Das klingt jetzt ein wenig kolportagehaft. Doch der Film bleibt bei aller Nestguckerei unaufdringlich, diskret beobachtend und in seiner Bildern leise kommentierend. Die drei Hauptdarsteller erzählen wie selbstverständlich aus ihren Berufs- und z.T. Privatleben.

Etwas eitel sind alle drei, und das mehrfache Umziehen von Fuchs erinnert an ein Schauspielerleben. Hieran anknüpfend kann man sagen, dass alle gute Darsteller ihrer eigenen Personen sind. (Helmut Schulzeck)

„Meier Fuchs und Loeffelbein“, D 2003, 75 Min., Mini-DV, Buch, Regie: Ulrich Bähr, Kamera: Lorenz Müller, Anne Schmitt-Hollenberg, Schnitt: Martin Bomke, Produktion: Ulrich Bähr, Anne Schmitt-Hollenberg, Förderung: Kulturelle Filmförderung S.-H. Bei „Augenweide“ am Sonntag, 25. Mai, 18 Uhr.

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