Nordische Filmtage Lübeck 2003

Flinkes Movie über Panzerknacker

(Bad Boys, Pahat pojat, Fin. 2003, 120 Min., 35 mm, Aleksi Mäkelä)

„Bad Boys“ spielt am Beispiel einer wahren Geschichte virtuos mit den Versatzstücken des Gangstermovies und brach damit in Finnland alle Box-Office-Rekorde. Vier Jungs, den Panzerknackern und den Dalton-Brüdern des Westerns nicht unähnlich, knacken erst die Geldkastensiegel von Tanksäulen, dann die ganzer Banken. Sie tun das aus Liebe zu ihrem schizophrenen Vater, dessen Behandlung in einer psychatrischen Klinik kontinuierliche Geldzufuhr verlangt und der sie eigentlich in streng religiös motivierter Gewaltlosigkeit erzogen hat, selber aber im Wahn zu Gewaltexzessen neigt.

Kaurismäki lässt grüßen, wenn Aleksi Mäkelä das Quartett als sich im Einbruch professionaliserende Trottel zeigt, die mit jeder imgrunde vergeigten Tat an Selbstbewusstsein gewinnen. Flink setzt er die Vier in Szene, lässt Special Effects explodieren wie den Humor, der in den herrlich Hilflosen steckt. Genialer Drehbucheinfall (Peeka Lehtosaari), dass sie versuchen das erbeutete Geld in einer Lotterie zu vermehren - um natürlich zu scheitern. Die „edlen Wilden“ schreckt das nicht, sie brechen weiter ein und niemals wirklich aus.

Das tut der Vater für sie. Im Showdown hat er Hannibal-Lector-Diabolisches, was seine Jungs erneut als naive Helden erscheinen lässt, die die Sympathie des Zuschauers gewinnen. Mäkelä inszeniert hollywoodkompatibel und entwickelt gleichzeitig einen Charme seiner Figuren, der dann wohl doch nur in Europa funktioniert, an finnischen Kinokassen wie im deutschen Lübeck, wo sich das Publikum an der rasant gefilmten Gangster-Posse nicht minder erfreute und die Jury dem Film den mit 2.500 Euro dotierten Kirchlichen Filmpreis zusprach.

(gls)

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