Mediatage Nord 2003

ULR-Medienwerft „Qualität im Journalismus“:

Qualität auch in Krisenzeiten halten

Steckt der Journalismus in einer Krise, und wie können wir die Qualität in den Medien sichern? Über diese Fragen diskutierten am 26. November 2003 auf der ULR-Medienwerft namhafte Vertreter aus Medien, Politik und Wissenschaft vor über 200 Gästen im Kieler Schloss. Die Veranstaltung „Qualität im Journalismus“ fand im Rahmen der „Mediatage Nord 2003“ statt.

Prof. Dr. Siegfried Weischenberg, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg, stellte in seinem Impulsreferat Ansätze zur Qualitätssicherung im Journalismus vor und forderte die Medienmacher auf, die Qualitätssicherung selbst in die Hand zu nehmen: „Es muss so viel Selbstregulierung wie möglich geben, aber nur so viel Regulierung wie nötig.“ An die Politik appellierte er, durch Medienkonzentrationskontrolle und gesetzliche Maßnahmen zur Vielfaltsförderung die Rahmenbedingungen für Qualität im Journalismus dauerhaft zu sichern. Außerdem warnte er davor, trotz anhaltender Konjunkturflaute die Ausbildung des Journalistennachwuchses zu vernachlässigen: „Wenn wir hier nicht aufpassen, setzen wir eine ganze Journalistengeneration in den Sand.“

In seinem anschließenden Referat untersuchte der ehemalige Hamburger Wirtschaftssenator Dr. Thomas Mirow die journalistische Qualität vor dem Hintergrund von Krise, Konvergenz und Konkurrenz. „Auch wenn wirtschaftliche Zwänge in Teilbereichen zu Einbußen führen, hat Deutschland nach wie vor ein ausgezeichnetes Mediensystem“, betonte Mirow angesichts der wirtschaftlichen Situation bei Verlagen und Rundfunkveranstaltern in Deutschland. Qualitätsmängel gebe es jedoch in der politischen Berichterstattung der Privaten, bei denen ein verhältnismäßig großer Anteil der Zuschauer aus Nichtwählern bestehe. „Ich sehe die Gefahr, dass es hierdurch auf lange Sicht zu einer Spaltung der Gesellschaft kommt, die unsere Demokratie gefährdet.“

In der von Peter Höver, Deutscher Journalisten-Verband Schleswig-Holstein, geleiteten Podiumsdiskussion vertrat SAT 1-Chefredakteur Jörg Howe die Auffassung, dass journalistische Qualität auch darin bestünde, „politische Nachrichten so aufzubereiten, dass politisch Uninteressierte sie verstehen, dranbleiben und motiviert werden, sich zu informieren“.

„Sie brauchen Programm, um Geld zu machen, wir brauchen Geld, um Programm zu machen.“ Mit diesen Worten brachte Volker Herres, Chefredakteur Fernsehen des Norddeutschen Rundfunks, seine Auffassung über das duale Rundfunksystem auf den Punkt. Trotz anhaltender Kritik am Programm erfülle der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach wie vor seinen gesetzlichen Informationsauftrag: „Auch in den massenattraktiven Programmen greifen wir Minderheitenthemen auf. Mit unserem Gesamtangebot decken wir diese besser ab als die Privaten.“

RSH-Chefkorrespondent Carsten Kock betonte, dass bereits über die Einschaltquote eine Qualitätskontrolle stattfinde. Trotz der Krise leide die Qualität bei RSH nicht: „Bei finanziellen Schwierigkeiten ist vor allem Kreativität gefordert.“

KN-Chefredakteur Jürgen Heinemann forderte seine Kollegen auf, nicht jedem Trend hinterherzulaufen und den Mut zu besitzen, weniger über Daniel Küblböck zu berichten und stattdessen eigene Schwerpunkte zu setzen. „Die Pflege des Abonnenten ist wichtiger, als mit Bohrmaschinen Leser zu gewinnen, die gar keine Zeitung wollen.“

(nach einer Pressemitteilung der ULR)

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