Verkehrtheroom - Videoinstallation von Friederike Rückert

In den ersten Tagen des Februars wurden Passanten in der Hansastraße/Ecke Gutenbergstraße nach Einbruch der Dunkelheit durch ungewöhnliche Bilder zum Einhalten und genauem Hinschauen bewegt. Hinter einem großen Schaufenster schien der Blick frei zu sein auf ein fast leeres, weiß gestrichenes Zimmer, darin ein Stuhl und eine Pflanze. Zwei Türen und ein Fenster mit Blick auf blauen Wolkenhimmel deuten eine Welt außerhalb an. Der Raum scheint jedoch keinen physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu unterliegen. Eine junge Frau hängt unter der Decke, versucht zunächst vergeblich auf den Boden zurückzukehren. Als ihr das nicht gelingt, beginnt sie, den Raum spielend zu erkunden. Sie kann jedoch nie die hermetische Welt des Zimmers verlassen.

Die Videokünstlerin Friederike Rückert benutzt in ihrer 10 minütigen, geloopten Videoinstallation wenige, ruhige und sorgfältig kadrierte Bilder, um visuell einen Raum zu erzeugen und gleichzeitig unser Raumgefühl ad absurdum zu führen. Die zweidimensionale Rückprojektion auf das Schaufenster der ehemaligen Schlachterei in der Hansastraße vermittelt ein dritte Dimension, weil Rückert im Zimmer die Gravitation und damit eine Basis für unsere Orientierung im Räumlichen aufhebt. Ohne ein klar definiertes „Oben“ und „Unten“ verliert sich der Halt im räumliche Gefüge. Stellvertretend spielt die junge Frau im Loop das Szenario der Haltlosigkeit durch. Die Präsentation als Loop verstärkt das Moment der Ausweglosigkeit aus dem „Verkehrtheroom“.

Friederike Rückerts Video entstand im Rahmen des Seminars „Traum“, das zur Zeit von Wim Wenders an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg gehalten wird. Der Regisseur und Dozent zeigte sich sehr angetan von der ersten Fassung, die nun in Zusammenarbeit mit Torsten Pinne vertont wird. Die Installation an einem öffentlichen Platz zu präsentieren, war ein gelungenes Experiment, zufällig vorbeigehende Passanten waren als aufmerksame Betrachter zu beobachten. Und so kann sich Friedrike Rückert vorstellen, weitere Installationen in frei einsehbaren Räumlichkeiten in der Stadt folgen zu lassen. (Daniel Krönke)

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