JazzBaltica 2004: Jason Moran TrioNocturnes zum MorgenrotBevor Jason Moran mit tief in die Stirn gezogenem Hut und so schulterhochgezogen wie einst Glenn Gould der Schrecken aller Klavierlehrer, die gute Körperhaltung an den Tasten predigen in dieselben greift, jagen Sample-Kaskaden durch die Lautsprecher. Vom frühen Hiphop à la De la Soul, als dieser noch aus dem Jazz geborene Avantgarde war, haben Moran und seine Kombattanten das gelernt. Taurus Mateens Bass klingt ohnehin wie eine beständig beschleunigte Beatbox und Nasheet Waits wirbelt an den Drums wie ein Techno-Schläger Detroiter Herkunft. Klavierrevolutionär ohne revolutionäre Attitüde: Jason Moran (Foto: SHMF) Jason Moran orientiert sich an Jazzpiano-Größen wie Thelonious Monk oder McCoy Tyner. Das mag retro erscheinen, ist es auch in vielen hardbop-gesättigten Figuren, und doch kreischt aus den Nocturnes solcher Abgesänge der Bocksgesang eines Morgenrots. Der Jazz wird neu motorisiert, mal wütend, mal ekstatisch, dann wieder preludenhaft nachdenklich. Von der Bühne rollt eine Klangwalze aus grollendem Bass und berserkernden Drums, die mit der Tempobezeichnung prestissimo nur ungenügend beschrieben ist. Es ist halt Jazz und dort wird selbst ein chopinsches Allegro molto alla breve durchgehämmert. |