Highlights im Kieler KoKi

Zum Tag der Kommunalen Kinos

Zu Gast: Rolf Losansky (mit CAU, Muthesius-Hochschule und Kultureller Filmförderung S.-H.)

Moritz in der Litfasssäule
Rolf Losansky. DDR 1983. 85 Min. Mit Dirk Müller, Dieter Mann
Weil der kleine Moritz mit seiner träumerischen Art überall aneckt, zieht er in eine Litfasssäule, wo er unter anderem eine sprechende Katze trifft. Seine Freunde geben ihm die Kraft, sich der Wirklichkeit zu stellen. - Rolf Losansky schuf eine einfühlsame Parabel über beengende Verhältnisse und den Versuch, aus ihnen auszubrechen. Die staatliche Zensur übersah die Parallelen zur DDR-Wirklichkeit.
2.11., 20.30


Zur Diskussion: Der Untergang

Oliver Hirschbiegel. D 2004. 155 Min. Mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Ulrich Mattes, Christian Berkel

Remakes und Wiederholungen sind das Alltagsgeschäft der Filmindustrie, im Generationentakt wälzt sie ihren Bestand visueller Erzählungen um und macht sie in neuer Form den Massen zugänglich. Der von Bernd Eichinger als Drehbuchautor und Produzent verantwortete „Der Untergang“ allerdings ist mehr als eine neuerliche Bearbeitung eines Stoffes, den etwa G. W. Pabst bereits 1955 unter dem Titel „Der letzte Akt“ in Szene setzte. Seine filmische Version der Ereignisse im Führerbunker während der letzten Tage bis zu Hitlers Selbstmord hatte von Anfang an das Zeug zum Politikum. Bei welchem Hitler-Bild sind die Deutschen nunmehr angekommen? Welche Erkenntnisse über den Hitler-Faschismus lassen sich über ein peinlich genau rekonstruiertes und dabei doch immer nur konstruiertes Porträt der Person Hitlers vermitteln? Höchst irreführend war und ist noch immer das Schlagwort vom „menschlichen Hitler”, das sich eilig durch die Presse verbreitete und der Besorgnis Nahrung verschaffte, Hitler gewänne in diesem Film sympathische Züge. Dem ist nicht so; gleichwohl wirft der Film Fragen auf nach der Popularisierung der historischen Vergangenheit und nach unserem Umgang mit den Zentralfiguren und den Opfern des Faschismus. Am 29. 11. wird ein Podium aus Fachleuten und Wissenschaftlern diese Fragen mit dem Publikum diskutieren.
29.11., 19.00


Schwimmkultur und Badeorte im Film

Gemeinsam mit dem Förderkreis Lessinghalle zeigt das Kommunale Kino eine Reihe mit Filmen rund um Schwimmkultur und Badeorte.

Hamam - Das türkische Bad
Ferzan Ozpetek. It/E/TK 1996. 98 Min. Mit Alessandro Gassman
Der erfolgreiche römische Innenarchitekt Francesco erbt ein Haus am Bosporus, zu dem ein heruntergekommenes Dampfbad gehört. Eigentlich will er die Immobilie sofort verkaufen, doch zunehmend beginnt er sich für die ihm fremde Kultur zu interessieren, zunehmend erliegt er ihren lasziven Reizen. Besonders angezogen fühlt er sich vom jungen Mehmet. Als er sich entschlossen hat, das Bad zu restaurieren, trifft seine Frau ein ... Ozpetek porträtiert in sinnlich-schwülen Bildern das multikulturelle Flair Istanbuls; das türkische Bad wird hier zu einem Ort, an dem verborgene Sehnsüchte und Wünsche zaghaft hervortreten können.
17.11., 18.30


Swimming Pool
François Ozon. F/GB 2003. 103 Min. OmeU. Mit Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier
Damit endlich der neue Roman von Sarah, der erfolgreichen englischen Krimiautorin, fertig wird, stellt ihr Verleger seine mediterrane Villa als Refugium zur Verfügung. Bald gesellt sich Julie zu ihr, die Tochter des Verlegers, rätselhaft, betörend schön. Zwischen den grundverschiedenen Frauen entwickelt sich ein Spiel um Begehrlichkeiten, Erotik und Verbrechen. Im Garten schimmert der Swimmingpool, ein genius loci, Lieblingsaufenthalt von Julie und genauso lockend, bedrohlich wie die Sinnlichkeit, die Sarah wiederentdeckt. Und unergründlich wie ein eingefangener Ozean - oder der Film: Frankreichs Regiestar Ozon hält in der Schwebe, ob wir hier nicht nur mit den Fantasien der einsamen Autorin konfrontiert sind.
24.11., 18.30


Kleine Geschichte des Kinos (III) - Die 70er Jahre: Erneuerung und Protest

Mit CAU u. Muthesius Hochschule. Alle Filme mit Einführung und Diskussion.

Die 120 Tage von Sodom
Pier Paolo Pasolini. I/F 1975. 117 Min. Mit Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Uberto P. Quintavalle
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des Marquis de Sade, wobei Pasolini die Handlung in die Zeit der „Repubblica di Salò“ verlegte, der letzten Hochburg der italienischen Faschisten von 1943 bis 1945. Vier Angehörige des Großbürgertums treffen sich in einem Gutshaus am Gardasee, wo sie in einer beispiellosen Serie sadistischer Gewalt eine Gruppe völlig verstörter junger Männer und Frauen auf vielfältige Weise erniedrigen, körperlich und seelisch missbrauchen und schließlich zu Tode quälen. - Die tatsächliche Republik Salò war ein historischer Anachronismus, den Pasolini direkt miterlebte.
9.11., 20.30

Easy Rider
Dennis Hopper. USA 1969. 91 Min. Mit D.H., Peter Fonda, Jack Nicholson
Zwei Jugendliche starten mit ihren Motorrädern zu einer Odyssee von Küste zu Küste, um mit dem Verkauf von geschmuggeltem Rauschgift das große Geld zu machen. Sie entdecken die verschiedenen Gesichter der großen Städte und der kleinen Orte, machen Erfahrungen in einer Hippie-Kommune, mit Drogen und Sex in New Orleans’ einschlägigem Milieu. Und sie entdecken ein Amerika, das seinen Traum von Freiheit und Individualität an borniertes „law and order“ - Denken verraten hat. - Der Film spiegelt das Lebensgefühl und die Sehnsucht der Generation Ende der 60er Jahre wieder.
16.11., 20.30

Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos
Alexander Kluge. D 1967/68. 103 Min. Mit Eva Ortel, Bernd Höltz, Hannelore Hoger, Alfred Edel, Siegfried Graue
Die Zirkusdirektorin Leni Peickert übernimmt nach dem Tod ihres Vaters seine Ideen und arbeitet an dem Projekt eines „Reformzirkus“. Doch sie scheitert an immer neuen Widerständen. Nach der Erbschaft eines kleinen Vermögens kauft sie das Gebäude eines Winterzirkus und plant ein Programm. Aber Leni Peickert ist sich über ihr Konzept noch im unklaren. - Der Film lässt sich als Absage an das Leistungsprinzip unserer Gesellschaft verstehen und reflektiert dabei die politische Situation der BRD in den späten 60er Jahren.
23.11., 20.30


Kiel in Sicht! Unsere Stadt im Film: Rund ums Ostufer

Am 14. 11. eröffnet das Kieler Stadtmuseum im Warleberger Hof die Ausstellung „Alt-Ellerbek. Geschichte und Legende eines Fischerdorfes“, Anlass für unsere gemeinsame Filmreihe, den Blick auf das Ostufer der Förde zu richten. Mit Unterstützung des Landesarchives Schleswig-Holstein können wir einzigartige historische Filme zeigen über Fischerei, Werften und Stapelläufe, Filme, die das Wachsen Kiels und der Werftindustrie begleiten. Keine Filmdokumente gibt es aus der Zeit, in denen überwiegend dörfliches Leben das Ostufer prägte; dieser Alltag erschien damals nicht doku-mentationswürdig. Die Filme stammen aus dem Fundus der Nordmark Film und sind teilweise gestaltet, liegen teilweise aber auch nur als Schnittmaterial vor und werden wieder kommentiert von Kerstin Dronske vom Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum.
21.11., 18.30


Nouveau Cinéma Français - avec Centre Culturel Français

Wie jedes Jahr krönen wir die regelmäßige Zusammenarbeit von Centre Culturel und KoKi mit unserem Filmwochenende im Herbst und laden zu aktuellen Produktionen aus unserem Nachbarland, die zum Teil noch gar nicht im deutschen Kino angelaufen sind.

Freitag, 5. 11. 2004, 20.00 Uhr, anschließend vin, fromage et conversation
Confidences trop intimes
Patrice Leconte. F 2003. 104 Min. OmU. Mit Sandrine Bonnaire, Fabrice Luchini
Eigentlich will Anna zum Psychoanalytiker; sie irrt sich aber in der Tür und landet im Büro des Finanzberaters William. Dieser, vom ersten Augenblick an von dieser Frau fasziniert, spielt die ihm zugefallene Rolle mit eleganter Zurückhaltung und neugierigem Geschick, um seiner aufregenden Bekanntschaft nicht verlustig zu gehen. So erfährt er von Anna bald intimste Geheimnisse. Aber ist es tatsächlich so, dass sie sein Spiel nicht durchschaut? - Aus dem Stoff für eine Boulevardkomödie schaffen Leconte und seine wunderbaren Hauptdarsteller eine herrliche Kammerspieldelikatesse!

Samstag, 6. 11. 2004, 18.30 Uhr
25 degrés en hiver
Stéphane Vuillet. Belg./F/Span. 2003. 90 Min. OmU. Mit Carmen Maura, Ingeborga Dapkunaite, Jacques Gamblin
In der Illegalität lebend, war Sonia auf der Suche nach ihrem verschollenen Mann. Nun soll die Frau aus der Ukraine abgeschoben werden, entkommt der Abschiebung jedoch und landet im Auto des einsamen Belgiers Miguel. Den quält nicht nur der wankende Glaube an die Rückkehr seiner Frau - zusätzlich hat er mit dominanter Mutter, penetrantem Bruder, Geldmangel, offensiven Kontrolleuren und schließlich mit dem Argwohn der Tochter zu kämpfen, die seine aufkeimenden Gefühle für Sonia erahnt. An einem sommerwarmen Wintertag fahren alle in einem bunten Auto in ein ungewöhnliches Happy-End ... Niedriglöhne, Abschiebung, Migration, Trennung: Probleme werden thematisiert, aber so konterkariert, dass die Komödie triumphiert.

Samstag, 6. 11. 2004, 20.30 Uhr
Comme une image
Agnès Jaoui. F 2004. 110 Min. OmU. Mit Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri, Marilou Berry
Lolita ist Anfang 20 und hat ein Problem: ihren Vater Etienne, den eitlen, selbstsüchtigen und von allen bewunderten Schriftsteller und Verleger, der sie links liegen lässt. Auch die anderen scheinen sich erst für sie zu interessieren, wenn sie erfahren, wer ihr Vater ist. Ihre Gesangslehrerin Sylvia macht da keine Ausnahme. Zumal Etienne ihren Ehemann, den eher glücklosen Schriftsteller Pierre, unter seine Fittiche nimmt. Und damit beginnt ein Reigen der Irrungen und Wirrungen. - Agnès Jaoui zeigt wieder, warum sie zu den Shooting-Stars des französischen Kinos gehört. Mit leichter Hand inszeniert sie hier ein Kinovergnügen zu einem gewichtigen Thema: Was nimmt man alles hin, um geliebt und anerkannt zu werden? Dabei gelingt Jaoui und ihrem Ehemann Bacri, der mit ihr zusammen das Drehbuch schrieb, das Kunststück, die Charaktere des Films nie lächerlich oder abstoßend zu machen, auch wenn sie von sehr hässlichen Seiten gezeigt werden.

Samstag, 6. 11. 2004, 22.30 Uhr
Le souffle
Damien Odoul. F 2000. 74 Min. OmU. Mit Pierre-Louis Bonnet-Blanc
Ein glühend heißer Sommertag in der tiefsten Provinz Frankreichs. Der 15-jährige David verbringt die Sommerferien bei Verwandten auf dem Bauernhof. Am Tag des Méchoui - des tradtitionellen Hammelspießessens - wird er in die Männerrunde aufgenommen und erlebt sein erstes Saufgelage. In einem rauschhaften Zustand, schwankend zwischen Visionen und Wirklichkeit, voller Aggression gegen die Welt der Erwachsenen und Sehnsucht nach einer Frau, zieht er durch die Gluthitze und begegnet einem Nachbarsjungen. Der hat ein Gewehr dabei ... Der traumartige, lyrische Schwarz-Weißfilm über die Selbstfindung eines Jugendlichen erhielt 2001 den Spezialpreis der Jury in Venedig.

Sonntag, 7. 11. 2004, 18.30 Uhr
Quand tu descendras du ciel
Eric Guirado. F/Belg. 2003. 100 Min. Mit Benoit Giros
Eigentlich hat er Glück, der junge Bauer, der vom hochverschuldeten Hof nach Paris kommt und gleich Arbeit findet: Im Auftrag der Stadt hängt er Lichterketten und Weihnachtsschmuck auf. Aber dann soll er helfen, die Obdachlosen aus den festlichen Einkaufsvierteln aufs Land zu verfrachten. Eigentlich hatte er sich gerade mit einem von ihnen angefreundet, und die junge Journalistin, die den skandalösen Praktiken der Stadtverwaltung nachspürt, gefällt ihm auch sehr gut. Plötzlich sitzt er zwischen allen Stühlen ... Unterhaltsam, spannend und einfühlsam erzählt der vielgelobte Debutfilm seine auf realen Ereignissen beruhende Geschichte aus einem Paris, das man sonst kaum auf der Leinwand zu sehen bekommt.

Sonntag, 7. 11. 2004, 20.30 Uhr
Les petites couleurs
Patricia Plattner. F/CH 2002. 97 Min. OmU. Mit Anouk Grinberg, Bernadette Lafont
Christelle leidet unter ihrem gewalttätigen, dominanten Ehemann, in dessen Friseursalon sie für einen Mindestlohn arbeitet. Als sie eines Tages zurückschlägt und ihr Mann bewusstlos zusammensackt, nutzt sie den Moment der Freiheit zur Flucht, packt ihr Frisierzeug und fährt einer ungewissen Zukunft entgegen. Der Film lässt die petites couleurs einer schillernd-bunten Frauenfreundschaft funkeln, die ihren Anfang nimmt, als Christelle Zuflucht im Fernfahrer-Motel Galaxy findet, das von der beseelt-humorvollen Mona geleitet wird. Hier findet sie neues Glück, lässt ihren reumütigen Mann abblitzen und taucht das Motel und Monas Haare in neue Farben, während skurrile Gäste ein- und ausgehen.

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