Schlepperkino auf der Kieler Förde

Der Sommer schloss gerade seine Pforten und die Abende wurden kühler, als Filmemacherin Friederike Rückert, Wieland Pechmann, Tim Findeisen, Jan Nieswand, alle vier von der Muthesius Kunst-Hochschule in Kiel, zusammen mit Sebastian Assenheimer (Fachhochschule Kiel) bei Wind und Wetter ein Open-Air-Kino der besonderen Art an und auf der Kieler Förde veranstalteten. „Schlepperkino“ hieß die maritime Freiluft-Attraktion, die an drei Abenden Kurzfilme und Dokumentationen auf dem alten Schlepper „Odin“ zeigte. Der Schlepper gehört dem Gründer des Achterbahn-Verlags (ehemals u.a. bekannt durch die Werner-Comics, die dort erschienen) Jan Nieswand. „Freizeitkapitän“ Nieswand stellte sein Schiff großzügig zur Verfügung und stand jeden Abend am Steuerrad. So konnten am Septemberwochenende vom 17. bis 19., jeweils nach Einbruch der Dunkelheit, also nach ca. 20.30 Uhr, Kurz- und Dokumentarfilme aus Hamburg, Kiel, Odense, Kopenhagen und Göteborg präsentiert werden, die thematisch im engeren oder weiteren Sinn etwas mit dem Meer zu tun hatten.

Die „Odin“ legt ab ...

Der Beamer für die Projektion kam vom Kieler Offenen Kanal („Kiel TV“), die Stühle borgte das private Kieler Theater „Die Komödianten“ aus, das städtische Kulturamt kam für den Sprit des Schiffes auf. Weitere Sponsoren zeigten sich großzügig. Das Wetter spielte im Großen und Ganzen mit, wenn auch mit kleinen Abstrichen: Samstags nieselte es anfangs noch und am Sonntag war es doch relativ kühl. Die unterschiedliche „Open-Air-Kino-Situationen“ an den jeweils immer anderen Anlegeorten, die die „Odin“ ansteuerte (freitags: Museumshafen, samstags: Anleger Bellevue, sonntags: Hörncampus), forderten die Macher zu unterschiedlichen Vorführlösungen heraus. Mal war die Leinwand achtern auf der Stirnseite des „Dampfers“ gespannt, mal längs auf der Steuerbordseite; mal saßen die Besucher an Bord, mal schauten sie sich von Land aus die Filme an. Da auch die Zuschauer mitspielten und in Scharen kamen, waren die Veranstalter zufrieden. Ihr Idealismus hatte sich gelohnt.

... und wird am Germaniahafen (oben) und am Hörncampus (unten) zur Kinoplattform

Sie zeigten Filme von unabhängigen Produzenten, die es sonst schwer ins Kino schaffen. Extra angereiste Hamburger Filmstudenten staunten: „So etwas wäre in Hamburg gar nicht möglich.“ Und Friederike Rückert sprach anschließend von „einem gelungenen Probelauf“ für ihr Strandkino, das diese Kinomacher der besonderen Art für den nächsten Sommer am Falckensteiner Strand planen. „Besonders Freitag und Samstag war unser Schlepperkino auch atmosphärisch sehr gelungen“, schwärmte Frau Rückert, „uns allen inklusive ’Schlepperkapitän’ Nieswand hat dieses Spiel für Erwachsene sehr viel Spaß gemacht. Ablegen, Anlegen, Filme zeigen: Dem Schiff wurde ein ganz neuer Sinn gegeben.“ (Helmut Schulzeck)

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