46. Nordische Filmtage LübeckAnatomie eines SchmerzesLasset die Kinder / Aftermath / Lad de små børn (DK 2004, Paprika Steen)Wie eine Fortsetzung von Open Hearts (DK 2002, Susanne Bier) scheint das Regiedebüt der dänischen Schauspielerin Paprika Steen. Ein Autounfall zerstört in Open Hearts das Leben zweier Familien, in Lasset die Kinder ist es der Schmerz über den Tod der verunfallten Tochter, der eine Ehe ins Wanken bringt. In eindrucksvollen Bildern schildert Paprika Steen den allmählichen, aber unaufhaltsamen Zerfallsprozess, den der Schmerz in ihren Protagonisten anrichtet. Die Kamera zoomt auf eine Ansammlung von Fernsehern mit Testbild in einem nächtlich beleuchteten Schaufenster oder auf verlassene Schaukeln auf einem Kinderspielplatz. Noch eindrücklicher ist jedoch die Allmählichkeit, in der die Beziehungen in Einsamkeiten zerbröseln. Geradezu mit anatomischer Präzision zeigt der Plot die Unausweichlichkeit im Streben der Figuren nach einer nur scheinbaren Unterdrückung des Schmerzes in Illusionen. Liebe in ihren schrägen Facetten, zu einem anvertrauten aber fremden Kind bei Britt, zu der Mörderin des eigenen Kindes bei Claes, kann keine Wunden heilen, ist vielmehr eindringlicher Ausdruck des Schmerzes, der Menschen zerfrisst wie ein Geschwür. |