Mediatage Nord 2005

Perspektiven des Kinderfilms

Am 24.11.2005 veranstalteten die Kulturelle Filmförderung S.-H. und das IZM der Christian-Albrechts-Universität im Rahmen der Mediatage Nord 2005 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Perspektiven des Kinderfilms in Norddeutschland“.

Auf dem Podium diskutierten:

  • Cornelia Hammelmann – Media Desk, Hamburg
  • Astrid Kühl – Kurzfilmagentur, Hamburg
  • Linde Fröhlich – Nordische Filmtage Lübeck
  • Lars Büchel – Regisseur, Autor und Produzent, Kiel
  • Christian Theede – Regisseur und Autor, Flensburg
  • Moderation: Rebekka Musial, CAU Kiel

Rebekka Musial, die sich mit dem Thema Kinderfilm anlässlich ihrer Magisterarbeit an der CAU zur Zeit intensiv beschäftigt, leitete souverän die lebhafte Diskussion, in die in der zweiten Hälfte der Veranstaltung das Publikum mit eingriff.

Christian Theede und Lars Büchel konnten von ihren Produktionserfahrungen und Schwierigkeiten beim Kinderfilm berichten – Theede in der Vorbereitung auf einen Kinofilm und Büchel schon in der Postproduktion. Die Vorstellung, dass solch ein gesellschaftliches Wunschthema wie Kinderfilm auch die entsprechende Unterstützung erfährt, wurde gleich enttäuscht. Entwicklung, Finanzierung, Produktion und Vertrieb gestalten sich genauso schwierig wie bei jedem anderen Filmprojekt.

Astrid Kühl von der Kurzfilmagentur in Hamburg, einem Kurzfilmverleih und Festivalbetreiber, sowie Linde Fröhlich von den Nordischen Filmtagen Lübeck, die ein spezielles Begleitprogramm für skandinavische Kinderfilme während des Festivals organisieren, berichteten von ihrem Engagement für den Kinderfilm. Beide waren sich einig, dass zur Verbesserung der Akzeptanz im Kino einerseits und für die Produktion von Kinderfilmen andererseits die Filmkultur in unserer Gesellschaft weiter gepflegt, gefördert und entwickelt werden muss. Der Erfolg zeigt sich deutlich im Umfeld von Einrichtungen, die das Kinderkino kontinuierlich fördern und präsentieren wie zum Beispiel den Kommunalen Kinos oder den entsprechenden Festivals.

Cornelia Hammelmann von der europäischen Filmförderung Media Desk aus Hamburg verwies auf die unterschiedliche Situation in den verschiedenen europäischen Ländern. So ist in Frankreich ein intensiveres Verhältnis zu Film und Filmkultur zu beobachten und ebenso beruhen die großen Erfolge der skandinavischen Kinderfilme auf einem anderen Selbstverständnis. Das zeigt sich deutlich in dem höheren Anteil von Kinderfilmproduktionen zu „normalen” Kinoproduktionen in oben erwähnten Ländern. Film ist dort auch mehr Gesprächsthema als aktuell in der Bundesrepublik.

Rebekka Musial thematisierte in ihrer Moderation unter anderem auch den Unterschied zwischen Kinderfilm und „family entertainment“, wie es beim Fernsehen konzipiert wird. Die von einem Film zu erreichenden Altersgruppen verändern sich bei den jungen Zuschauern in kurzen Abständen und verlangen damit ein wesentlich anders Eingehen auf die speziellen Bedürfnisse bei Thema, Umsetzung und besonders in der Montage und Geschwindigkeit von altersgerechten Filmen. Das reduziert in Deutschland bereits aus ökonomischer Sicht die Bereitschaft sich dieses Genres anzunehmen. Ganz anders ist es in Skandinavien, wo viele Regisseure zunächst in der Sparte Kinderfilm erfolgreich reüssieren und sich dann anderen Genres zuwenden.

Den ersten wichtigen und vielleicht auch prägenden Schritt ins Kino, da waren sich alle Teilnehmer auf dem Podium einig, gelingt den Kindern nur durch Anleitung/Begleitung der Eltern, Großeltern oder Geschwister. Dann entsteht eine Bindung und Wertschätzung des Kinos, dann kann sich Kino und damit die Filmkultur gegenüber den vielen anderen Freizeitangeboten behaupten. Und an der Stelle kämpfen allerdings die Kinos mit allen Programmen um ihr Publikum, der Kinderfilm ist davon nicht ausgenommen. Unterstützung erfährt der Kinderfilm auch durch Institutionen wie das KJF, das Kinder- und Jugendfilmzentrum (www.kjf.de), das bundesweit Filme ausleiht und Veranstaltungen durchführt. Auch das Programm von Lernort Kino, im November für eine Woche in Schleswig-Holstein hautnah zu erleben, oder die Festivals mit speziellen Programmen für Kinder und Jugendliche wie „Mo & Friese” als spezielles KinderKurzFilmFestival in Hamburg führen junge Menschen an die Filmkultur heran.

So gesehen bestimmen wir selbst die Perspektiven des Kinderfilms auf Seite der Rezipienten mit. Die Perspektiven für die Produktion von Stoffen für Kinder reduziert sich in Schleswig-Holstein auf Animations- und Kurzfilme. Unter den wenigen Kinofilmen aus Schleswig-Holstein ist der Kinderfilm bisher nicht vertreten. Vielleicht haben ja in Zukunft mit den veränderten, kostengünstigeren Produktionsbedingungen auch Themen und Stoffe für Kinder und Jugendliche eher eine Chance vor Ort realisiert zu werden.

Für das Programm des 10. Filmfests Schleswig-Holstein Augenweide vom 19. Bis 21. Mai 2006 in Kiel ist bereits in Programm für Kinder in Planung. (bgn)

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