Politik muss eine „große“ Lösung anstreben

Filmwirtschaft debattiert über zwei Modelle zur Stärkung des deutschen Films

Kulturstaatsminister Neumann hat am Rande des deutschen Filmpreises verkündet, dass die Rahmenbedingungen für den Film insbesondere im steuerlichen Bereich unzureichend seien und deshalb – wie in der Koalitionsvereinbarung vorgesehen – dringlich verbessert werden müssten. Über einen entsprechenden Vorschlag müsse bis zur Sommerpause auf politischer Ebene entschieden werden. Die öffentliche Debatte über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutsche Filmwirtschaft konzentriere sich gegenwärtig, wie Bernd Neumann betonte, auf zwei Modelle: Das Modell des Film Investment Trust (ein Vorschlag der CSU Filmkommission) und auf ein Rabatt-Modell, das vom Verband der filmtechnischen Betriebe favorisiert wird.

Während beim Film Investment Trust-Modell private Anleger Geld in die Filmwirtschaft investieren sollen, die diese Investitionen dann abschreiben können, wenn es sich um deutsche Produktionen handelt, gewährt der Staat beim Rabatt-Modell direkt einen Steuernachlass vor allem auf Sozialabgaben und Löhne für Produktionen, die in Deutschland realisiert werden.

Mit beiden Modellen würden sich die notwendigen positiven Effekte für die  Filmwirtschaft erzielen lassen, stellt das Berliner Wirtschaftsberatungsunternehmen paul und collegen consulting in einer aktuellen Analyse fest. Das Film-Investment-Trust-Modell hätte mittelfristig jedoch wahrscheinlich deutlich positivere Wirkung für die deutsche Filmwirtschaft. Während das Rabatt-Modell einen (begrenzten) Budgetposten im Bundeshaushalt erfordert, bei dessen Ausschöpfung auch die Wachstumsimpulse begrenzt sind, ist das Film-Investment-Trust-Modell wesentlich flexibler für zusätzliche Produktionen in Deutschland – mit entsprechend stärkeren Effekten. Vom Rabatt-Modell würden nach der Analyse von paul und collegen vor allem die technischen Dienstleister (Studios, Endbearbeitung, Synchronisation) profitieren, während das Film-Investment-Trust-Modell die Filmwirtschaft insgesamt, also auch die Produzenten fördert. So lassen sich aus diesem Modell auch innovative Konzepte für eine bessere Eigenkapitalausstattung der Produzenten entwickeln. Das Rabatt-Modell benötigt zudem ein entsprechend großes Budget, um den Flexibilitätsnachteil gegenüber dem Film-Investment-Trust-Modell auszugleichen, kommt also vor allem größeren Studiodienstleistern zugute.

„Wenn es der Politik darum geht“, so der geschäftsführende Gesellschafter von paul und collegen, Dr. Michael Paul, „dann muss eine „große“ Lösung angestrebt werden, alles andere wäre Flickschusterei. Langfristig würden sowohl die Filmwirtschaft als auch der Staat vom Film-Investment-Trust-Modell mehr profitieren, weil der Finanzminister mit garantierten Rückflüssen rechnen kann. Auch wenn dieses Modell politisch schwieriger durchzusetzen ist, sollten sich die Filmbranche und die Politik dafür entscheiden, weil es die deutsche Filmwirtschaft nicht nur international endlich konkurrenzfähig machen würde, sondern auch die Möglichkeit zu strukturellen Verbesserungen bieten würde.“

(nach einer Pressemitteilung von paul und collegen consulting gmbh & co. kg, Berlin)

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