Preisträger der 52. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Preise des Internationalen Wettbewerbs

Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 7.500 Euro

N12°13.062‘/W001°32.619‘ Extended
Vincent Meessen
Belgien/Burkina Faso 2005, 8,30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Für seine bewegende Darstellung von Archäologie als abstraktem, negativem Raum, seine starke Visualität, seine eindringliche Tonlandschaft und die elegante Behandlung von Strategien von Raum und Zeit freuen wir uns, den Großen Preis der Stadt Oberhausen an N12°13.062‘/W001°32.619‘ Extended von Vincent Meessen zu vergeben.

Zwei Hauptpreise
dotiert mit jeweils 3.500 Euro

Toi, Waguih
Namir Abdel Messeeh
Frankreich 2005, 28 min, 35 mm, Farbe und s/w
Begründung: Der Film nutzt das Kameraobjektiv, um Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erkunden, das Vertrauensverhältnis zwischen Vater und Sohn, geografische Verschiebungen, deren emotionale Auswirkungen und politische Komplexität. Dafür und für seinen geradlinigen Ansatz möchten wir einen Hauptpreis an Toi, Waguih von Namir Abdel Messeeh vergeben.

Civil Status
Alina Rudnitskaya
Russland 2005, 27 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Der zweite Hauptpreis geht an eine Arbeit, die für ihre sorgfältige Montage, ihren trockenen Humor, ihre aufschlussreiche Darstellung der verschiedenen Charaktere und ihren eleganten Rhythmus Anerkennung verdient. Für den Einblick in das Privatleben des heutigen Russlands durch die unteren Stufen der sozialen und bürokratischen Maschinerie des Landes möchten wir Civil Status von Alina Rudnitskaya auszeichnen.

ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit 2.500 Euro

Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars
Sean Snyder
Deutschland 2005, 13 min, DVD, Farbe
Begründung: Dies ist ein aufschlussreiches Filmessay und eine Dekonstruktion des Fotojournalismus und seiner Verbindungen zu Warenkultur und Markenindustrie. Durch seine eindrucksvolle Recherche steht er in einer großen Tradition des Essay-Films und der Konzeptfotografie. Aus diesen Gründen möchten wir den ARTE-Preis an Casio, Seiko, Sheraton, Toyota, Mars von Sean Snyder verleihen.

Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

El crucero
Juan Carlos Rulfo
Mexiko 2005, 3 min, DVCAM/NTSC, Farbe
Begründung: El crucero von Juan Carlos Rulfo ist ein präzises und liebenswertes Konzentrat der Arbeit und des Lebens in Mexikos Städten.

Zakaria
Gianluca und Massimiliano De Serio
Italien 2005, 14 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Zakaria von Gianluca und Massimiliano De Serio ist eine starke visuelle Abhandlung über das Erlernen von Sprache und Glauben.

Me First
William Owusu
Kenia 2005, 13 min, DVCAM/PAL, Farbe
Begründung: In Me First zeigt William Owusu, wie sich die maskuline Subjektivität am Ende einer Beziehung in einer modernen Stadt langsam auflöst.

Two Women and a Man
Roee Rosen
Israel 2005, 16 min, DVD, Farbe
Begründung: Two Women and a Man von Roee Rosen ist ein surrealistisches Spiel, dessen lohnende Täuschungen eine spielerische Annäherung an die Konstruktion von Geschichte und Geschlecht bieten.

Preis der Jury des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro

City Scene
Zhao Liang
Volksrepublik China 2005, 33 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: City Scene ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen auf Straßen und Plätzen von Peking, das sich zur Zeit auf die olympischen Spiele vorbereitet. In meist festen Einstellungen fängt der Regisseur Alltagswirklichkeit ein: Freizeitaktivitäten, Straßenszenen, latente Gewalt. Die langen, ungeschnittenen und sorgfältig kadrierten Einstellungen schaffen Aufmerksamkeit für Orte und Details, für die Art, wie Menschen sich dort bewegen und zueinander verhalten. Zhao Liang nutzt auf eindrucksvolle Weise die Möglichkeit des Kinos, Wirklichkeit sichtbar zu machen, wie sie ist.

Lobende Erwähnung

Rugby Boyz
Khavn de la Cruz
Philippinen 2006, 7 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: Rugby Boyz ist ein Dokumentarfilm über Jungen aus philippinischen Elendsvierteln. Mit einer einzigartigen Farb- und Lichtgestaltung und einer poetischen Erzählweise gelingt es dem Regisseur, den unbändigen Lebenswillen der Jungen und die Zerbrechlichkeit ihrer Lebenssituation zu zeigen.

 

Preis der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)

Toi, Waguih
Namir Abdel Messeeh
Frankreich 2005, 28 min, 35 mm, Farbe und s/w
Begründung: Die Jury sah eine ungeheuer eigenwillige Mischung aus Filmen, die nur schwer miteinander zu vergleichen sind. Vom streng formalen Experiment bis hin zum formlosen Dokumentarfilm war alles dabei. Ein Film jedoch fiel uns besonders auf: Für seine Ehrlichkeit und Authentizität, für seine psychologische Tiefe und seine nuancierte Herangehensweise verleiht die FIPRESCI-Jury den Preis der internationalen Filmkritik an Toi, Waguih, in dem Regisseur Nami Abdel Messeh erzählt, was passiert, wenn ein Sohn die politische Geschichte seines Vaters zu erkunden versucht.

 

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro

Me First
William Owusu
Kenia 2005, 13 min, DVCAM/PAL, Farbe
Begründung: Ein Mann reflektiert einfühlsam seine zerbrochene Beziehung, überwindet empathisch seine Selbstzweifel und geht schließlich seinen Weg. Beeindruckend ist dabei die Übertragung seiner Befindlichkeit in die Bildsprache. Nicht zuletzt hat der Film auch darin eine besondere Qualität, dass er ein Bild aus Afrika vermittelt, das wenig bekannt ist.

Lobende Erwähnungen

Civil Status
Alina Rudnitskaya
Russland 2005, 27 min, 35 mm, Farbe
Begründung: In einer Behörde fängt die Regisseurin menschliche Reaktionen bei Lebenseinschnitten wie Hochzeit, Scheidung, Geburt und Tod ein. Gestik und Mimik der Beteiligten durchbrechen nicht nur den bürokratischen Rahmen, sondern auch den dokumentarischen Charakter des Films. Gefühle beugen sich nicht dem Verwaltungsapparat.

A Moment of Love
James Lee
Malaysia 2005, 10 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: A Moment of Love ist ein Film über eine zerbrechende Partnerbeziehung, der dem Publikum viel Raum gibt, sich in die Gedanken der Protagonisten einzufühlen. In ausdrucksvollen Bildern und mit wenigen Dialogen hält er die Zuschauer in Bann ohne eine endgültige Lösung vorzugeben.

 

Preis der Kinojury
verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Zakaria
Gianluca und Massimiliano De Serio
Italien 2005, 14 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Ein italienischer Junge arabischer Herkunft lernt die Sprache seiner Vorfahren und versucht sich mit dem Islam vertraut zu machen. In einer Zeit der schnellen Urteile oder Vorurteile über den Islam nähert sich Zakaria langsam und respektvoll der für uns fremden Kultur. Verfestigte Meinungen in unseren Köpfen werden hinterfragt, aufgeweicht und verändert. Der Film ermuntert dazu sich mehr mit dem Islam auseinanderzusetzen, eine wichtige Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog. Ein Film, der nach Meinung der Jury einen wichtigen Zweck erfüllt und ein großes Kinopublikum verdient hat.

Lobende Erwähnung

Kein Platz für Gerold
Daniel Nocke
Deutschland 2005, 5 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Mit Humor und Leichtigkeit wirft Kein Platz für Gerold einen ironischen Blick auf die Alltagsrituale in einer deutschen Wohngemeinschaft. Wir beobachten verschiedene unserer Artgenossen dabei, wie sie ihre eigentlichen Interessen hinter der Inszenierung banaler Konflikte verstecken. Gleichzeitig ist der Film aber auch eine Parodie auf eine Gesellschaft, die sich naiv der allgegenwärtigen Kamera in Talkshows und Reality TV öffnet. Das Private und Authentische kommt abhanden, indem es zum öffentlichen Verhandlungsgegenstand erklärt wird.

 

Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
dotiert mit 500 Euro

Hanne
Éva Magyarósi
Ungarn 2005, 5,30 min, DVD, Farbe
Begründung: Auf der Grundlage einer persönlichen Erfahrung, hin- und hergerissen zwischen zwei Männern, entwirft die Regisseurin einen Schwindel erregenden Bildkosmos. Unter der Oberfläche bewusst kitschig gehaltener Bilder lauert die Tragödie: Wen ich nicht festhalten kann, muss ich verschlingen/verspeisen.

Preise des Deutschen Wettbewerbs

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 Euro

Rien du tout
Maya Schweizer und Clemens von Wedemeyer
Deutschland/Frankreich 2006, 30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Die deutsche Jury vergibt den Preis für den besten Beitrag des deutschen Wettbewerbs an den Film Rien du tout von Clemens von Wedemeyer und Maya Schweizer. Der Film beschreibt treffend die prekären Arbeitsverhältnisse, die heute immer mehr das gesellschaftliche Leben bestimmen. Er tut dies jedoch nicht im Stil einer Sozialreportage mit voraussehbarer Pointe. Stattdessen entwerfen Wedemeyer und Schweizer eine Reihe von Szenen, die sich während der Proben zu einem Theaterstück abspielen könnten. Durch diese Verfremdung der Situation zeigen sich die Abhängigkeiten, Unsicherheiten und Widerstände, die das Arbeitsverhältnis zwischen den Akteuren bestimmen, umso deutlicher. Jedes dieser Verhältnisse gestaltet sich anders, die Kamera konzentriert sich auf Details und bleibt unruhig, um dann, zum Schluss überraschend alle Akteure in einem Bild zu versammeln, einem Bild, das in einem eindrucksvollen Tableau eine Gesellschaft zeigt, in der alles auseinander fällt, aber alle von einander abhängig bleiben.

 

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

o.T.
Anna Berger
Deutschland 2005, 12 min, DV/PAL, Farbe
Begründung: Den 3sat Förderpreis vergeben wir an den Film o.T. von Anna Berger. Der Film handelt vom Schmerz über den Tod der eigenen Mutter. Im Voice-Over spricht eine junge Frau über die Unmöglichkeit, diesem Schmerz mit Therapien beizukommen. Sie tut dies mit demselben lakonischen Humor, der auch die Bilder des Filmes prägt. Es sind Bilder von absurden Momenten, in denen sich der Riss zeigt, der durch die Welt geht, wenn alles im Leben irgendwie nicht mehr stimmt. Man muss lachen, aber dieses Lachen ist immer zugleich eine Art, einen Schmerz anzuerkennen, der nicht weggeht. Anna Berger findet so mit einfachen Mitteln starke Bilder und Formulierungen für eine Form der Trauer, die im Humor liegt.

Lobende Erwähnungen

Gut möglich, dass ich fliegen kann
Hanna Doose
Deutschland 2006, 28 min, 35 mm, Farbe

with you
Eva Könnemann
Deutschland 2006, 19,30 min, Beta SP/PAL, Farbe

Begründung: Die deutsche Jury spricht darüber hinaus lobende Erwähnungen für zwei Filme aus, die, wie wir finden, auf verschiedene Weise zeigen, wie man Filme machen kann. Zum einen ist das Gut möglich, dass ich fliegen kann von Hanna Doose, die mit den Mitteln des Kurzfilms ein komplettes Melodram inszeniert und dem Übermaß an Gefühl, das dabei entsteht, auf überraschende Weise in Gesangseinlagen Ausdruck verleiht. Zum anderen ist das with you von Eva Könnemann, die eine einzelne Figur in einer realen Situation filmt und diese Bilder nur mithilfe eines Voice-Overs zu einer Geschichte zusammenfügt.

 

Preise des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs

 

Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal von ARD/ZDF

Maré Capoeira
Paola Barreto Leblanc
Brasilien 2005, 15 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Wir haben diesen Film ausgewählt, weil es sehr interessant ist zu sehen, wie sich Kinder in anderen Ländern mit einer Volkssportart die Zeit vertreiben. Wir finden es interessant, eine andere Volkssportart kennenzulernen. Auch die Musik ist sehr unterhaltsam, passend und interessant.

Lobende Erwähnung

Big Girl
Renuka Jeyapalan
Kanada 2005, 14 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Der Film hat eine lobende Erwähnung verdient, weil die Geschichte wirklich passieren könnte und der Film lustig, traurig und spannend zugleich ist. Die Geschichte erzählt von einem jungen Mädchen, das sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter nicht gut versteht, bis sie ihn besser kennen lernt.

 

Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF

Pandasyndromet
Rune Schjøtt
Dänemark 2005, 23 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Wir haben diesen Film als besten Film ausgewählt, weil er besonders lustig und von Anfang an spannend und interessant ist. In dem Film geht es um einen Jungen, der ein peinliches Teenagerproblem hat. Wir finden es gut, dass man aus so einem ernsten Thema eine Komödie machen kann. Außerdem ist die Geschichte ehrlich passiert.

Lobende Erwähnungen

Basti
Ralf Beckert und Chris Rubino
Deutschland 2005, 30 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Der Film bekommt eine lobende Erwähnung, weil er sehr real ist. Außerdem ist es ein ernstes Thema. Die Drehorte, Kostüme und die Requisiten sind auch gut ausgesucht worden.

The First Day of My Life
David Uloth
Kanada 2005, 12 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Dieser Film ist eine lobende Erwähnung wert, da die Geschichte lustig und ernst zugleich ist. Es wurden viele bunte Gegenstände verwendet, die das Bild verschönern. Dazu wurde die Musik passend ausgesucht und eingesetzt.

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