Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Dezember und Januar u.a.:

Filmgeschichte – mit Muthesius Kunsthochschule und CAU

„Zwischen Kommerz und Kunst“ lautet der Obertitel zur filmgeschichtlichen Vorlesung, mit der Prof. Wulff (CAU) und Prof. Schmitz (Muthesius Kunsthochschule) ihre sechs-semestrige Reihe beginnen und die das Kommunale Kino mit entsprechenden Filmvorstellungen begleitet. Alle Vorstellungen am Klavier begleitet von Dr. Werner Loll:

  • The General
    Buster Keaton, Clyde Bruckman, USA 1926
    Mo, 18.12., 18.30

Alle Jahre wieder – Das Weihnachtsspecial im Doppelpack (auch einzeln möglich)

Wer hat Tante Ruth angezündet?
Curtis Harrington, GB 1972, 91 Min., OmU
Fr, 22.12., 20.30

Eine Hochzeit zu dritt
Ol Parker, GB/USA/D 2005, 93 Min., dt. Fs., Mit Piper Perabo, Lena Headey, Matthew Goode, Celia Imrie
Fr, 22.12., 22.15

Wieder in Kiel

Die schöne Querulantin / La belle noiseuse
Jacques Rivette. F 1991. 240 Min. OmU. Mit Emmanuelle Béart, Michel Piccoli, Jane Birkin
Frei nach Balzac: Der Maler Frenhofer lädt seinen alten Freund Porbus auf seinen Landsitz ein. Der junge Maler Nicolas und dessen schöne Freundin Marianne sind mit von der Partie. Frenhofer selbst hat das Malen längst aufgegeben, ein Geheimnis quält ihn, das sich bald enthüllt: Vor zehn Jahren hat er ein großes Bild unvollendet gelassen, das sein Meisterwerk werden sollte – „Die schöne Querulantin“. Von Porbus animiert, lässt Frenhofer sich an diesem Nachmittag von der Idee mitreißen, die Arbeit wieder auf zu nehmen, diesmal mit der jungen Marianne als Modell. Es folgten fünf Tage im Atelier, fünf Tage, die die Grenzen zwischen der Kunst und dem Leben in Frage stellen und die Beziehungen der Protagonisten zueinander tiefgreifend verändern. Und was das – schließlich vollendete – Bild angeht: Es wahrt sein Geheimnis ... „Die schöne Querulantin“ erzählt von einem fesselnden Spiel um Kunst und Körper, Liebe und Leidenschaft. Und es geht um das Verhältnis von Leben und Kunst, Künstler und Modell – doch was anderswo komplizierte Reflexion sein mag, wird hier zur puren Lust und zum Schauvergnügen ... 15 Jahre nach seiner Uraufführung gelangt „Die schöne Querulantin“ wieder ins Kino – ein würdiger Start in ein neues Kino-Jahr im KoKi, finden wir.
Mo, 1.1., 16.00; Di, 2.1. - Mi, 3.1., 19.00

Neu in Kiel

Das Leben, das ich immer wollte / La vita che vorrei
Giuseppe Piccioni, I 2004, 125 Min., OmU
Mit Luigi Lo Cascio, Sandra Ceccarelli, Fabio Camilli, Ninni Bruschetta, Galatea Ranzi
Di, 19.12. - Mi, 20.12., 20.30

Absolute Wilson
K. Otto-Bernstein, USA/D 2006, 109 Min., OmU
Mi, 20.12., 18.30

jetzt in der OmU!
Borat – Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan
Larry Charles, USA 2006, 82 Min., OmU
Do, 28.12. - Sa, 30.12., 20.45

Bye Bye Blackbird
Robinson Savary, D/Lux/Ö/GB 2005, 99 Min
Do, 21.12., 20.45; Fr, 22.12., 18.30; Sa, 23.12., 20.45; Mo, 25.12. - Mi, 27.12., 20.30

Princesas
Fernando León de Aranoa. E/F 2005. 113 Min. Mit Candela Peña, Micaela Nevárez, Mariana Cordero, Llum Barrera, Violeta Pérez
„Princesas“
erzählt von zwei Prostituierten in Madrid: Caye ist knapp dreißig, die Prinzessin von nebenan, mit frecher Ponyfrisur und eigenwilligem Charme, erfahren im Umgang mit Freiern und mädchenhaft in ihrer Sehnsucht nach einem Glück, an das sie selbst kaum glaubt. Jeden Sonntag besucht sie mit Bruder und Schwägerin ihre Mutter Pilar, ein eingeübtes Ritual mit lange gehüteten Geheimnissen, von denen der Beruf der Tochter nicht das einzige ist. Zulema kommt aus der Dominikanischen Republik, eine Prinzessin im Exil, von dunkler Schönheit, eine illegale Immigrantin, die sich dem Überlebenskampf des Exils aussetzt, um ihrem kleinen Sohn zuhause eine Zukunft zu sichern, wo alle glauben, sie arbeite als Kellnerin. Ohne Papiere ist sie der Willkür ihrer Freier ausgeliefert, ständig in Sorge davor, aufgegriffen und abgeschoben zu werden. Viele der spanischen Mädchen sehen in den ausländischen Prostituierten unwillkommene Konkurrentinnen, die ihnen mit exotischen Tricks und niedrigen Preisen die Kunden wegnehmen. Nach einem Überfall aber begreifen Caye und Zulema, dass sie auf dem gleichen schmalen Grat balancieren, und vorsichtig entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Fernando León de Aranoa ist mit „Princesas“ nach „Montags in der Sonne“ der zweite Millionen-Erfolg im spanischen Kino gelungen. Mit großer Liebe für seine Figuren, brillanten Dialogen, tragikomischem, lakonischem Humor und Bildern in berührender Balance von Nähe und Distanz erzählt er von Frauen in der Schattenwelt der käuflichen Körper, von ihren Träumen, ihrem Alltag, ihrer Verzweiflung, ihrer Lebensfreude und ihrer Zärtlichkeit. Mo 1. – Mi 24.
Mo, 1.1., 20.30; Do, 4.1. – So, 14.1., 20.30; Mo, 15.1., 18.30; Di, 16.1., 20.30; Mi, 17.1., 18.30; Do, 18.1. - Fr, 19.1., 20.30; Sa, 20.1. - Mi, 24.1., 18.30

Ernst Fuchs – Straßensänger und Kaiser wollt’ ich werden
Jürgen Haase. D 2006. 95 Min.
Porträt des österreichischen Malers, der als führender Vertreter des Fantastischen Realismus gilt. Fuchs ist ein Mensch voller Widersprüche: Er ist Prophet, Mahner und Enthüller, aber auch Verdunkler. An unterschiedlichen Lebens- und Schaffensorten findet die filmische Auseinandersetzung mit ihm statt. Eine Spurensuche in Wien, Paris, Monaco und Jerusalem entdeckt immer neue Facetten dieses vielseitigen Künstlers, gibt ihm Raum, seine Haltung zum Leben in seiner provokanten Art zu entfalten. In diesem Rahmen, oft zwischen seinen eigenen Werken, philosophiert Fuchs über Kultur und die Gesellschaft, die er immer wieder neu herausfordert. „Dabei erweist er sich als durchaus charmanter Plauderer; neben seinen biografischen Erinnerungen weisen ihn seine Gedanken über Gott und die Welt als Querdenker von Format aus.“ (film-dienst) So 7. + Mo 8.
So, 7.1. - Mo, 8.1., 18.30

Brinkmanns Zorn
Harald Bergmann. D 2006. 105 Min. Mit Eckhard Rhode, Alexandra Finder, Martin Kurz
Rolf Dieter Brinkmann, 1940 geboren, 1975 bei einem Autounfall in London gestorben, war Ende der 60er Jahre so etwas wie der literarische Arm der Studentenbewegung. Mit seinen radikalen, experimentellen Texten und Übersetzungen amerikanischer Underground-Literatur zählte er zu den Vorreitern der Beat Generation. Provokation war sein Markenzeichen, mit seinen Texten rebelliert er gegen bürgerlichen Muff und ästhetische und gesellschaftliche Tabus. Legendär wurde seine Beschimpfung Reich-Ranickis, dem er in einer Podiumsdiskussion an den Kopf schleuderte: „Wenn das Buch ein Maschinengewehr wäre, würde ich sie jetzt niederstrecken.“ Doch Anfang der 70er Jahre gab es einen Bruch. Der Literat Brinkmann verlor das Vertrauen in geschriebene Wörter. Er wendete sich abrupt von Freunden und literarischen Szenen ab und suchte nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. 1973 leiht er sich beim WDR ein Tonbandgerät und spaziert damit monatelang durch Köln – diktiert seinen Zorn ins Mikrofon, beschreibt etwa den „miesen gelben, schmutzigen Kölner Kackhimmel“ und verunglimpft die Sonne als „gelbe Sau“. Zu diesem Zeitpunkt setzt der Film ein. Filmemacher Harald Bergmann erhielt die Tonbänder und weitere Materialien von Brinkmanns Frau Maleen und arrangierte sie zum narrativen Fundament seines spielfilmartigen Porträts. Eckhard Rohde, Schriftsteller, Brinkmann-Kenner und Schauspieler, hat sich in diese Tonbandprotokolle des zornigen Flaneurs vertieft und sich Sprechweise und Rhythmus beigebracht, um auf diese Weise synchron zu den Tönen spielen zu können. Brinkmanns Rundgänge durch Köln und durch seine familiäre Lebenswelt werden so für den Zuschauer visualisiert. Durch diese einmalige Verknüpfung von Hörfilm, Dokumentation und Spielfilm entsteht eine neue Art der filmischen Biografie. „Man greift nicht zu hoch, das Ergebnis einen Meilenstein verfilmter Literatur zu nennen.“ (Frankfurter Rundschau).
Do, 11.1. - Fr, 12.1., 20.30 (Saal im EG); Sa, 13.1., 18.30; Fr, 14.1., 20.30 (Saal im EG); Di, 16.1., 18.30; Mi, 17.1., 20.30

Pingpong
Matthias Luthardt. D 2005. 89 Min. Mit Sebastian Urzendowsky, Clemens Berg
Ohne Vorankündigung besucht der 16-jährige Paul seine Verwandten. Er hat erst vor kurzem seinen Vater verloren, auf der Suche nach einer heilen Welt geht er an einen Ort, der ihn an unbeschwerte Kindheitstage erinnert. Dabei dringt er in den Mikrokosmos einer scheinbar glücklichen, gutbürgerlichen Familie ein. In seiner Tante Anna lernt Paul eine Frau kennen, die seine Anwesenheit anfänglich widerwillig hinnimmt, ihn dann aber zu akzeptieren beginnt und auf ihre Seite zieht. Paul sucht immer stärker ihre Nähe und bemerkt zu spät, dass sie ihn als Spielball benutzt. Als sie dabei die Kontrolle verliert, reagiert Paul mit einer Verzweiflungstat. Luthardts starker Erstling hat schon Preise in Cannes und beim Filmfest München abgeräumt und ist ein schönes Beispiel für die Berliner Schule, der Nouvelle Vague der Hauptstadt, dem „Kino des unaufgeregten Erzählens“: „Durch die Augen des von leiser Trauer umwehten Paul betrachtet, ergibt sich eine Distanz, die den Mikrokosmos der Mittelschicht wie auf einem Seziertisch ausbreitet – gegenseitige Gleichgültigkeit, Affenliebe der Dame des Hauses zu einem Hund namens Schumann, vordergründige Harmonie als Mittel, Kommunikationslosigkeit zu übertünchen, abgenutzte Alltagsrituale dienen als Familienkitt. Die beiden Hauptdarsteller Sebastian Urzendowsky und Clemens Berg geben sich spröde und cool, tragen als Schutz der verletzten Seele Unsentimentalität als Markenzeichen vor sich her, sind Identifikationsfiguren.“ (br-online)
Sa, 20.1. - Mi, 24.1., 20.30

Winterreise
Hans Steinbichler. D 2006. 95 Min. Mit Josef Bierbichler, Sibel Kekilli, Hanna Schygulla
In seinem bayrischen Städtchen ist er wer, der Brenninger. Ein Unternehmer alter Schule im Metallbau, der polternd den Lokalmatador gibt, sich mit der Rockmusik seiner Jugend zudröhnt und in seiner Lebensgier und -kraft an die einschlägigen Fassbinder-Figuren erinnert. Dann wieder wirkt er merkwürdig gebrochen, versinkt plötzlich in stumme Traurigkeit und hat offensichtlich schon lange die Augen davor verschlossen, dass er sein Geschäft in den Konkurs steuert, weil er moderne Wirtschaftspraktiken nicht wahrnehmen wollte. Verzweifelt lässt er sich auf ein Internet-Geschäft mit kenianischen Geschäftsleuten ein – und wird gnadenlos ausgetrickst. Wild entschlossen, sich auf eigene Faust sein Geld zurückzuholen, tritt er mit der jungen Dolmetscherin Leyla eine Reise nach Kenia an ... Steinbichler, bekannt geworden mit seinem Erstling „Hierankl“, hat einen faszinierenden Schauspielerfilm mit schwarzhumorigen Einsprengseln gedreht, den Josef Bierbichler, flankiert von den leiseren, aber überzeugenden Leistungen von Hanna Schygulla als Ehefrau und Sibel Kekilli („Gegen die Wand“) als Leyla, in jeder Minute mit unglaublicher Präsenz prägt: die Charakterstudie eines an der Banalität des seiner Zeit, der Durchschittlichkeit der anderen – und wohl letztlich auch seiner selbst – verzweifelnden Mannes. Eines Manisch-Depressiven, eines Unzeitgemäßen, eines Don Quichote? „Kaum auszuloten ist das Geflecht ästhetischer und philosophischer Referenzen, mit denen Steinbichler scheinbar Disparates zusammenklingen lässt. ’Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus’, heißt es in Schuberts ’Winterreise’, in den Zeilen Wilhelm Müllers, die Steinbichlers Film den alles durchdringenden Grundton verleihen. Dieses Fremdsein malt der Film in die reale Weltkarte hinein und verpasst ihm handfeste ökonomische und nur verdeckt politische Koordinaten.“ (Die Welt)
Do, 25.1. - Mi, 31.1., 20.30

Psychoanalyse und Film – mit dem John-Rittmeister-Institut

Die Rückkehr/Vozvrascenje
Andrej Svjagincev, R 2003, OmU
Anschl. Gespräch mit Dipl. Psych Gisela Bergmann-Mausfeld.
Mo, 18.12., 20.30

Das Leben der Anderen
Florian Henckel von Donnersmarck. D 2005. 132 Min. Mit Ulrich Mühe, Sebastian Koch, Martina Gedeck, Ulrich Tukur
Ost-Berlin, 1984. Der Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler hat sich gut eingerichtet in seiner Existenz als Ausbilder für junge Stasi-Rekruten: Ohne innere Regung doziert er über die Kunst der Einschüchterung und Bespitzelung verdächtiger Bürger und sortiert sogleich diejenigen Studenten aus, die schon während des Studiums zuviel Menschlichkeit zeigen. Bald schon aber wird sich in ihm selbst diese unterdrückte Qualität regen. Sein Freund und Vorgesetzter Anton Grubitz schanzt ihm einen brisanten Abhörauftrag zu: Wiesler soll den gefeierten und linientreuen Dramatiker Georg Dreyman bespitzeln – nicht jedoch, weil dieser sich irgendwie „verdächtig“ gemacht hätte, sondern weil Parteifunktionär Hempf eine Beziehung mit Dreymans Frau wünscht ... Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm – gerade mit dem Europäischen Filmpreis 2006 ausgezeichnet – ist das deutsche Kinowunder dieses Jahres. Die Dialoge halten die seltene Spannung zwischen realistischer und gestalteter Sprache (immer wieder gelingen erschreckend-faszinierende Szenen, in denen die doppelte Moral in der doppelten Bedeutung der Sprache offensichtlich wird), die Kamera bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit im Cinemascope-Format durch enge Interieurs und weiträumige Außenszenerien, und die Schauspieler – allen voran Mühe und Tukur, die sich lauernd umkreisen – brillieren in der Porträtierung gegängelter Menschen, deren Intellekt sich nur innerhalb der von der Partei abgesteckten Grenzen entfalten darf. – Nach dem Film Gespräch mit Dipl. Soz. Päd. Katja Krüger, Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel.
Mo, 15.1., 20.30

Kopenhagens dunkle Seite: Nicolas Winding Refns Pusher-Triologie

Nicolas Winding Refn. DK 1996-2005. OmU. 3 mal ca. 100 Min.

Bei unseren dänischen Nachbarn war die „Pusher“-Triologie ein Kino-Massenereignis, vergleichbar bei uns mit Erfolgen wie „Der Schuh des Manitu“ oder „7 Zwerge“. Aber die Dänen lieben es halt drastisch! Und so ist „Pusher“ kein alberner Retro-Quatsch, sondern knallhartes Kino von der Straße – eine dreiteilige pessimistische Ballade über die Nachtseite Kopenhagens, über Drogenkriminalität, Prostitution und Menschenhandel. Und über die kleinen Protagonisten dieser Szene, die am ausweglosen Ende jeweils mit nichts dastehen ... Den Erfinder und Regisseur der „Pusher“-Filme, Nicolas Winding Refn, nennt die dortige Presse auch den „dänischen Tarantino“. Und der Vergleich kommt nicht von ungefähr: Die Filme sind schnell, atmosphärisch dicht und kühn erzählt. Wir zeigen die drei Teile als DVD-Projektion. Unterstützt werden wir von Galileo Medien, die eine Sammler-Edition mit einem dicken Bonuspaket zur Verlosung gespendet haben.

Pusher
Der erste Teil schildert sieben Tage im Leben des Dealers Frank. Irgendwie gelang ihm bislang immer der Tanz auf Messers Schneide, das Überleben auf dem umkämpften Pflaster des Kopenhagener Drogenhandels. Doch als er einen besonders großen Deal abwickeln will, schlägt wie aus dem Nichts die Drogenfahndung zu – zwar kann er das Heroin in den Fluss werfen, aber Milo, der kroatische Drogenboss, will sein Geld ...
Sa, 13.1., 22.30

Pusher II – Respect
Der zweite Teil setzt ein paar Jahre später ein. Tonny (gespielt vom aktuellen Bond-Gegner Mads Mikkelsen), jener falsche Freund, der Frank damals an die Polizei verriet, wird aus dem Knast entlassen. Vergeblich wirbt er um den Respekt seines Vaters, eines Autoschiebers. Und ohne sein Zutun hat er plötzlich einen Haufen Schulden. Nicht genug damit – seine Exfreundin behauptet, er sei der Vater ihres Babys ...
Sa, 20.1., 22.30

Pusher 3 – I’m the Angel of Death
Im dritten Teil muss der in die Jahre gekommene Drogenboss Milo die Geburtstagsfeier seiner verwöhnten Tochter organisieren, seine Termine bei den Anonymen Drogenabhängigen einhalten und nebenher noch einen Deal in dem für ihn neuen Geschäftszweig Ecstasy abwickeln. Zu allem Überfluss erweisen sich die auf Pump gekauften Pillen als Smarties, aber seine freundlichen Geschäftspartner wollen ein Auge zudrücken, wenn er ihnen hilft, ein Mädchen aus dem Ostblock an einen passenden Bordellbetreiber zu verscherbeln ...
Sa, 27.1., 22.30

Kino Kultur digital – delicatessen

Der gewöhnliche Faschismus
Michail Romm. UdSSR 1965. 130 Min
Der sowjetische Regisseur entwirft eine „facettenreiche, psychologisch fundierte Dokumentarfilmstudie über Vorraussetzungen, Entstehung und Erscheinungsformen des deutschen Faschismus. Bemerkenswert durch den detailbesessenen und unbestechlichen Blick, der vor allem die alltäglichen und gewöhnlichen Aspekte der Barbarei enthüllt; revolutionär durch den subjektiven, essayistischen Kommentar, der auf voreilige Erklärungen verzichtet und zum Mitdenken und -fühlen auffordert.“ (Lex. d. Int. Films) M. Romm: „Das Dokumentarmaterial aus der Hitlerzeit ist von unglaublicher Monotonie. Unsere Arbeitsgruppe hatte ungefähr zwei Millionen Meter Dokumentarfilm-Material durchgesehen (...). Jedoch enthielt keiner dieser Filme auch nur eine einzige Aufnahme von einer gewöhnlichen Berliner Straße, falls nicht gerade Hitler oder eine Militärparade auf der Straße zu sehen war.“ So ist Romms Film auch ein Traktat über das „Lesen“ von Bildern.
Do, 4.1. - Fr, 5.1., 18.15

Peer Gynt
Uwe Janson. D 2006. Mit Robert Stadlober, Karoline Herfurth, Ulrich Mühe
Peer Gynt
wurde im Jahre 1867 von Henrik Ibsen in Italien geschrieben, die Bühnenmusik schrieb Edvard Grieg. Das Stück, dessen Handlung im Anfang des 19. Jahrhunderts beginnt und in dessen 60er Jahren endet, schildert die Geschichte einer Selbstfindung: „Du selbst zu sein, sei dein Ruhm“ – dieser Satz durchzieht leitmotivisch das Werk. Der hübsche Bauernjunge Peer Gynt zeichnet sich durch reiche Fantasie und unbändigen Tatendrang aus, doch gelingt es ihm nicht, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Alles, was er anpackt, bleibt Episode: Ob er die Braut eines anderen verführt und wieder verlässt, sich am Hof der Trolle im Dovrefjell als Schwiegersohn vorstellt, oder ob er für seine Geliebte Solveig eine Waldhütte baut – niemals ist er konsequent und führt die Dinge zu Ende. Den ruhenden Gegenpol zu diesem unsteten Umherschwärmen bildet Solveig. Während Solveig in der Waldhütte lebt und in ihrer Arbeit und der gedanklichen Liebe zu Peer Erfüllung findet, reist der in die Fremde. Doch fern der Heimat widerfährt ihm dasselbe: Er bleibt „ein Mann, der niemals er selbst gewesen.“ – Nach Brechts Baal und Wedekinds Lulu stellt sich der Berliner Film- und Fernsehregisseur Uwe Janson bereits zum dritten Mal im Auftrag des ZDFtheaterkanals mit ARTE und 3sat der Herausforderung, einen Bühnenklassiker mit zeitgemäßen filmischen Mitteln neu für ein größeres Filmpublikum zu erschließen. Und von Anfang an war geplant, den Film fast zeitgleich im Fernsehen und im Kino auszuwerten – eine Bearbeitung, die den Erfordernissen der Leinwand ebenso genügen soll wie den bescheideneren Möglichkeiten des Fernsehschirms. Als bildmächtigen Hintergrund für die Handlung wählt Janson Peenemünde auf Usedom. Peers rastlose Flucht nach vorn ist bei Janson eine Reise entlang von Gewässern, in denen sich Peers Fantasie spiegelt.
Do, 11.1. - Fr, 12.1. + So, 14.1., 19.00

Die Unzerbrechlichen
Dominik Wessely. D 2006. 93 Min.
Als die Glashütte Theresienthal im April 2001 Insolvenz anmeldet, geht eine Tradition des Glasmachens zu Ende, die mehr als ein halbes Jahrtausend zurückreicht. Für ein Unternehmen, das sich seit 500 Jahren kaum verändert hat, immer noch als Manufaktur seine hochwertige (und hochpreisige) Ware herstellt, scheint in einem globalisierten Markt kein Platz mehr zu sein. Der Film begleitet ehemalige Arbeiter des Betriebs, die zusammen mit Partnern von der Eberhard von Kuenheim Stiftung und anderen Mitstreitern einen Neustart für Theresienthal einleiten: durch Eigeninitiative, Kreativität und zähen Kampf bauen sie die Produktion wieder auf und starten eine einfallsreiche Werbestrategie. Wessely ist es gelungen, mit seiner Kamera alle Stadien dieses Prozesses einzufangen, wobei ihm fesselnde Einblicke gerade in die üblicherweise verschlossenen Räume gelingen, wo über das Kleingedruckte verhandelt wird oder Geschäftskonzepte entwickelt werden. Heute, im Sommer 2006, wird in Theresienthal schon wieder im zweiten Betriebsjahr Glas gemacht, glüht der Ofen wie in den 500 Jahren davor. 18 Langzeitarbeitslose, die meisten von ihnen in einem Alter, in dem andere bereits an die Rente denken müssen, haben wieder dauerhaft Arbeit gefunden. Sie nennen es „Das Wunder von Theresienthal“.
Do, 18.1. - Fr, 19.1., 18.30

Globalisierung – Wohlstand für die Welt?

The Take – Die Übernahme
Avi Lewis, Naomi Klein, Cd/Ar 2004, 87 Min.
Di, 19.12., 18.30

Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez
Heidi Specogna. D/CH/It. 2006. 90 Min.
José Antonio Gutierrez war einer von 300.000 Soldaten, die die US-Armee in den Irak-Krieg geschickt hat. Wenige Stunden nach Kriegsbeginn ist sein Foto um die Welt gegangen: Er war der erste tote Soldat auf amerikanischer Seite. Gutierrez war ein Greencard-Soldier – einer von etwa 32.000, die in der US-Armee für ein fremdes Vaterland kämpfen. Als ehemaliges Straßenkind aus Guatemala wollte er durch den Militärdienst seine Chancen verbessern, irgendwann Architektur studieren. Der Film begibt sich auf José Antonios Spuren – vom Kinderheim in Guatemala über Mexiko in das Ausbildungscamp der US-Marines. Die Erzähler dieses Films sind die Menschen, die ihn gekannt haben: seine Freunde von der Straße, die Sozialarbeiter im Waisenhaus, seine Schwester, die amerikanische Pflegefamilie, schließlich die Kameraden bei den US-Marines im Camp Pendleton. Die Erzähler im Film sind aber auch jene Menschen, die tagtäglich in der Hoffnung auf ein besseres Leben dieselben Stationen durchlaufen. José Antonio Gutierrez’ Geschichte zeigt, was inzwischen als offenes Geheimnis gilt: dass der „Krieg gegen den Terror“ auch ein Krieg gegen die Unterprivilegierten ist, die auf beiden Seiten in vorderster Front kämpfen. Nach zwei Filmprojekten, über den Bürgerkrieg und die Straßenkinder in Guatemala, konnte Heidi Specogna diesen Dokumentarfilm mit dem entscheidenden Argument, dass José Antonio Gutierrez der erste amerikanische Soldat war, der 2003 im Irak fiel, finanzieren. „Mir war klar: Wenn er der zweite oder dritte tote Soldat gewesen wäre – ich hätte den Film nicht machen können.“
Di, 9.1. - Mi, 10.1., 18.30. Am 10.1. im Anschluss Gespräch mit der Regisseurin

Klassik im Kino

Neujahrskonzert
1978. 57 Min. Herbert von Karajan. Berliner Philharmoniker
Das Programm umfasst die Ouvertüre aus Die Macht des Schicksals (Verdi), die Suite L’Arlesienne No. 2 (Bizet), die Ungarische Rhapsodie No. 2 (Liszt), La Damnation de Faust (Berlioz), das Intermezzo aus L’amico Fritz (Mascagni) und die Ouvertüre aus Leichte Kavallerie (von Suppé).
Mo, 1.1., 12.00

Vincenzo Bellini: Norma
Jürgen Rose. D 2006. 157 Min. Bayerische Staatsoper. Musikalische Leitung: Friedrich Haider
Schon Richard Wagner beschrieb Norma als das „reichste aller Werke“ Bellinis und sagte über seine Melodien, sie seien „schöner als Träume.“ Die Partie der Norma stellt höchste Ansprüche an Technik, Ausdauer und die dramatische Gestaltungsmöglichkeit einer Sängerin. Vor allem durch die Darstellung der Titelrolle wird das von Bellini austarierte Gleichgewicht zwischen musikalischer Schönheit und szenischer Wirkung garantiert – eine Paraderolle, in der schon die Callas Aufsehen erregte. Nun Edita Gruberova, die „Königin des Belcanto“: „Norma ist ein persönlicher Höhepunkt für mich; ich glaube aber auch eine gewisse Grenze, die ich absolut akzeptieren will.“ – „ Sie gönnt, sie sonnt sich: Am meisten faszinierte sie mit fein abgestuften Piano-Nuancen, mit der Beweglichkeit und Eloquenz der die atemberaubenden Registerwechsel souverän bemeisternden Vokaldiktion. Dabei fehlte es niemals an Wärme des Timbres, an beseelt-einfühlsamer dramatischer Passioniertheit, auch nicht an eindrucksvoll jäher Forte-Attacke. So erlebte man keine eisige Singmaschine, sondern eine Leidensgestalt, wie sie sich nur in der Oper und künstlerisch verklären kann.“ (Frankfurter Rundschau)
So, 7.1., 16.00

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