Nachwuchsfilmer auf dem Prüfstand

Schleswig-Holsteinischer Jugend-Video-Wettbewerb in Quern bei Flensburg

Quern. Roter Teppich, Blitzlichtgewitter und eine große Kino-Leinwand: Ein Hauch von Cannes, Berlin und Hollywood wehte am 25. November durch das kleine Dorf Quern bei Flensburg. Der filmerische Nachwuchs des Landes feierte dort in der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg sein Videofestival. Ausgezeichnet wurden die drei besten Produktionen des Jahres. Die Preisträger kommen aus Uetersen, Kiel und Meldorf.

Roter Teppich sorgt für einen Hauch von Hollywood: Der Eingangsbereich des Festsaales in der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg (Fotos: Jörg Jacobsen)

Auf dem ersten Platz landeten Mona Winkel (22), Isabelle Chaplot (21) und Sebastian Joos (22) aus Holm bei Uetersen. Mit ihrem Kurzfilm „2/3“ über Liebe und Freundschaft zwischen drei jungen Menschen erinnerten sie an das französische Kino, sagte Laudator Claus Oppermann. Der professionelle Kameramann – einst selbst Teilnehmer beim Landes-Jugend-Video-Wettbewerb – lobte die stimmige Umsetzung, die ganz ohne Plattitüden auskomme. „Der Film war sehr dicht an den Schauspielern“, so Oppermann. Der Nachwuchspreis ist mit 750 Euro dotiert.

Mona Winkel (22) und Isabelle Chaplot (21) stellen sich den Fragen von Moderator Ingo Mertins. Mit ihrem Film „2/3“ landeten die Studentinnen am Ende auf dem ersten Platz.

Über 500 Euro konnten sich Filmemacher Christoph Dobbitsch (21) aus Kiel und seine Crew freuen. Ihr Film „Fliegenfänger“ überzeugte die Jury vor allem durch die bestechende Aufmachung und die besonders gelungene künstlerische Gestaltung. „Der Film hebt sich von dem Schema dieses Programms ab“, erklärte Juror Hauke Lange-Fuchs von den Nordischen Filmtagen. Die ungewöhnliche Thematik des Streifens lässt zahlreiche Interpretationen zu. Den Inhalt ließ Nachwuchsregisseur Christoph Dobbitsch, der in Kiel Philosophie, Medien und Englisch studiert, nach dem Film offen.

Die Juroren (von links): Dr. Claudia Heydolph, Dr. Hauke Lange-Fuchs
und Claus Oppermann

Ein Musikvideo aus der Kleinstadt Meldorf wurde für die ungewöhnliche Idee mit dem dritten Preis belohnt. Niklas Juhl und seine Freunde „rappen“ über das Leben in ihrer Heimat Dithmarschen. Im Stil von Eminem und 50cent karikieren sie nicht nur das Leben an der Westküste, sondern brachten auch ein kleines Stückchen Politik auf den Scheersberg. „Wenn die Pinneberger und Steinburger wüssten, dass solche Schurken in Dithmarschen leben, würden sie bestimmt auch die Kreisreform  mit den Nachbarn ablehnen“, schmunzelte Ulrich Ehlers, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend und Film in Schleswig-Holstein. Das Musikvideo „Öko Fresh“ der Gymnasiasten aus Meldorf feierte übrigens kurz nach der Premiere auf dem Scheersberg sein Fernseh-Debüt: Das NDR-Fernsehen strahlte im Schleswig-Holstein-Magazin einen Beitrag über den ungewöhnlichen und amüsanten Rap-Song von der Westküste aus.

Stolz präsentieren die Gewinner ihre Urkunden.

Auch in anderen Medien wurde in diesem Jahr von den Feierlichkeiten auf dem Scheersberg berichtet. Neben den Journalisten der großen Zeitungsverlage im Land tummelten sich auch ein Team von Kiel TV und eine komplette Rundfunk-Redaktion des Offenen Kanals Westküste in Quern.

Das Programm des Video-Film-Festes Schleswig-Holstein zeichnete sich in diesem Jahr erneut durch eine gestiegene Professionalität in der Arbeit mit dem Medium Film aus: „Wir waren sehr beeindruckt von der Qualität der Filme“, lobte Jury-Vorsitzender Hauke Lange-Fuchs. Das bedeutendste Filmfestival für die jugendlichen Medienmacher im Land hat sich in den vergangenen 17 Jahren als interessante Nachwuchsfilm-Börse einen Namen gemacht. Rund 150 Schüler, Studenten und junge Berufstätige aus dem ganzen Land präsentierten ihre neuesten Filmproduktionen. Insgesamt hieß es von Freitag bis Sonntag etwa 40 Mal „Film ab!“.

Im Werkstatt-Programm wurden der Animationsfilm „Glück im Unglück“ von Kathrin Wahl (16), der nicht ganz ernst zu nehmende Dokumentarfilm „abgelegen – Ein Leben am Rande der Zivilisation“ – ebenfalls aus Dithmarschen – und der Märchen-Horror-Schocker „Schwesterherz“ von Christian Ahlers (20) ausgezeichnet. Auch das Publikum konnte einen Preis ausloben. Die Zuschauer stimmten mehrheitlich für die Heine-Gedichtverfilmung „Hurt“, die von einer Schülergruppe der Meldorfer Gelehrtenschule eingereicht worden war.

Im Werkstatt-Programm kann das Publikum nach jedem Film die Macher mit sowohl inhaltlichen als auch technischen Fragen löchern. Hier beschreibt gerade Torsten Landsiedel seine Eindrücke.

Das größte Lob gebührt jedoch den Machern des Video-Film-Festes. Seien es die Moderatoren Ingo Mertins und Thomas Plöger, Techniker Volker Tell oder Sophia Metzler, der kreative Kopf hinter den Kulissen; sie alle haben in diesem Jahr einen außerordentlich guten Job gemacht. Mit einem tosenden Applaus durch 130 Gäste wurde den vielen Helfern gedankt – allen voran der Vater des Festivals, IBJ-Studienleiter und LAG-Vorsitzender Ulrich Ehlers, der sich mit einem rührenden „Adieu“ von den Jungfilmern verabschiedete. Ende Januar tritt Ulrich Ehlers seinen wohl verdienten Ruhestand an; im März wird er die LAG Jugend und Film ganz offiziell verlassen. (Jörg Jacobsen)

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