Nouveau Cinéma Français im KoKi Kiel

Zum zwölften Mal präsentieren das Centre Culturel Français de Kiel und das Kommunale Kino (KoKi) Kiel vom 14. bis 16. November das Fest des jungen französischen Kinos. Alle Filme laufen im französischen Original mit deutschen Untertiteln.

Faubourg 36 / Paris Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück
Christophe Barratier. F 2008. 120 Min. Mit Gérard Jugnot, Clovis Cornillac, Kad Merad, Maxence Perrin, Pierre Richard
In seinem neuen Film unternimmt der Regisseur von Die Kinder des Monsieur Matthieu eine nostalgische Reise ins Paris der 30er Jahre: Nach Schließung des Musiktheaters Chansonia besetzt die Belegschaft das Haus und kämpft darum, es mit einer eigenen Show wieder in Schwung zu bringen – allen voran die drei Freunde Pigoil, Milou und Jacky. Als Pigoil das Sorgerecht für seinen Sohn Jojo entzogen wird, bricht für den arbeitslosen Bühnenarbeiter eine Welt zusammen. Die Show muss zum Erfolg werden, denn nur so hat er eine Chance, seinen Sohn zurückzubekommen. In einer und humorvollen Revue voller Musik und Tanz feiert Barratier die Solidartät der kleinen Leute und die Kraft der Poesie.
Fr, 14.11., 20 Uhr

Enfin veuve / Endlich Witwe
Isabelle Mergault. F 2007. 93 Min. Mit Michèle Laroque, Jacques Gamblin, Wladimir Yordanoff, Tom Morton, Valérie Mairesse
Anne-Marie lebt im Paradies: prächtige Villa an der Côte d’Azur, stets meisterlich coiffierter Pudel, Putzfrau, Liebhaber, es fehlt an nichts, im Gegenteil: Gatte Gilbert, erfolgreicher Schönheitschirurg, ist eher überflüssig. Man geht sich stilvoll auf die Nerven. So ist Anne-Marie gar nicht unglücklich, als ihn ein Autounfall ins Jenseits befördert. Aber dann rückt ihre Familie an, um ihr bei ihrem „schweren Verlust“ beizustehen, und sie muss die trauernde Witwe spielen. Und sie wird die hilfreichen Geister nicht mehr los ... Mit Je vous trouve très beau ist Isabelle Mergault, eine vielbeschäftigte Schauspielerin und Drehuchautorin, auch als Regisseurin hervorgetreten. In ihrem zweiten Film lotet sie ebenso lakonisch wie bitterböse die Untiefen des gutbürgerlichen Familienlebens aus.
Sa, 15.11., 18.30 Uhr

Sagan / Bonjour Sagan
Diane Kurys. F 2008. 117 Min. Mit Sylvie Testud, Pierre Palmade, Lionel Abelanski, Jeanne Balibar
Künstlerbiografie des literarischen Wunderkinds und ersten Popstars Frankreichs, Francoise Sagan. Mit dem weltweiten Sensationserfolg ihres mit 18 Jahren geschriebenen Erstlingsroman „Bonjour Tristesse“ bringt die Sagan dem Nachkriegsfrankreich den Glamour zurück. Sie zelebriert einen unabhängigen Lebensstil, der eine Provokation darstellte und doch einen neuen Trend gesetzt hat. Sylvie Testud (Jenseits der Stille) überzeugt in der Hauptrolle der französischen Ikone.
Sa, 15.11., 20.30 Uhr

La graine et le mulet / Couscous mit Fisch
Abdel Kechiche. F 2007. 151 Min. Mit Mohamed Benabdeslem, Farida Benkhetache, Habib Boufares, Leila D’Issernio, Cyril Favre, Carole Franck, Hafsia Herzi, Alice Houri, Bruno Lochet
Slimane Beiji, Einwanderer aus dem Maghreb, ist ein nicht mehr ganz junger Hafenarbeiter im südfranzösischen Sète. Obwohl längst geschieden, bleibt Slimane in der Nähe seiner streitfreudigen und quirligen Familie. Aber die harte Arbeit fällt ihm immer schwerer, das Einkommen schmilzt. Slimane träumt von einem eigenen Projekt: die Eröffnung eines eigenen auf Couscous und Fisch spezialisierten Restaurants. Dieser Traum vereint nach und nach die gesamte Familie und wird zum Symbol für ein besseres Leben. Dank des optimistischen Pragmatismus und des Einsatzes aller nimmt das Restaurant allmählich Gestalt an – wenn auch etwas anders als erhofft. Abel Kechiche verpackt seinen genauen Blick auf eine Gemeinschaft von Einwanderern, die seit Jahrzehnten im Lande leben, aber immer noch nicht zur Gesellschaft dazu gehören sollen, in eine warmherzige Komödie, deren Tempo zwar untypisch langsam ist, dafür aber ganz nah an seine Protagonisten und ihre Welt heranführt. César 2008: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Nachwuchsdarstellerin. Silberner Löwe und Spezialpreis der Jury bei den Filmfestspielen Venedig 2007.
So, 16.11., 15 Uhr

Retour en Normandie / Rückkehr in die Normandie
Nicolas Philibert. F 2007. 113 Min.
Ein junger Mann erschlägt Mutter, Bruder und Schwester und erhängt sich 1840 in seiner Zelle, nachdem er seine Memoiren geschrieben hat. Michel Foucault verfasst eine Abhandlung über den Fall, und der in Deutschland kaum bekannte Regisseur René Allio verfilmt das Drama 1976, Nicolas Philibert war damals im Team. Nicht erst seit seiner Schuldokumentation Sein und Haben steht der für herausragende Dokumentarfilme und war mehrmals im Nouveau Cinéma Français vertreten. „Ich war damals 24 Jahre alt, und Allio hatte mir den Posten des ersten Regieassistenten angeboten. Dieser Film, der einige Kilometer entfernt von dem Ort gedreht wurde, wo 140 Jahre zuvor ein Bauernsohn einen dreifachen Mord begangen hatte, sollte einen großen Teil seiner Einzigartigkeit der Tatsache verdanken, dass die meisten Rollen von Bauern der Region gespielt wurden. Und jetzt habe ich mich entschlossen, in die Normandie zurückzukehren, um dort diesen Menschen, die für einen kurzen Moment ihres Lebens Schauspieler waren, wieder zu begegnen.“ Philibert ist ein unterhaltsamer Reise-Essay gelungen, in dem nicht das Land, sondern seine Menschen im Zentrum stehen, ein sinnender Blick in den Fluss der Zeit, der zu einer sehr persönlichen Reflexion über Filmemachen und Vergänglichkeit wird.
So, 16.11., 18.30 Uhr

Entre les murs / Die Klasse
Laurent Cantet. F 2008. 128 Min. Mit François Bégaudeau, Vincent Caire, Nassim Amrabt, Laura Baquela
François ist ein ambitionierter junger Lehrer an einem Gymnasium in der Pariser Banlieue – einem sozialen Brennpunkt, wo die meisten Schüler aus Einwandererfamilien kommen. Während viele seiner Kollegen längst aufgegeben haben, versucht François mit enormem Engagement, wenigstens ein Minimum an Wissen und sozialen Werten zu vermitteln. Im Klassenzimmer, diesem Mikrokosmos des gegenwärtigen Frankreich, muss er sich tagtäglich mit viel Geduld und spitzfindigen Wortgefechten den Herausforderungen seiner 14- bis 15-jährigen Schüler stellen. Und am Ende sind es einige wenige falsch verstandene Worte, über die sich ein zäher Streit entzündet, der zu schwerwiegenden Konsequenzen führt… Der Film basiert auf einem Buch von François Bégaudaux, der seine Erfahrungen als Lehrer im gleichnamigen Buch veröffentlicht und selbst die Hauptrolle übernommen hat. In Cannes 2008 ausgezeichnet mit der Goldenen Palme als bester Film.
So, 16.11., 20.30 Uhr

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