55. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2005Character Driven: US-Filme im PanoramaDie Auswahl an nordamerikanischen Produktionen in der Panorama-Sektion ist traditionell aus den Brunnen der US-Independents geschöpft. Alle paar Jahre tauchen aus diesen Quellen auch neue Talente und aufregende Filme auf, meist kündigen sich diese auch auf dem wichtigsten Independent-Event, dem von Robert Redford 1981 gegründeten Sundance Festival an. Von Steven Soderberghs Sex, Lies and Video Tape über Tarantinos Reservoir Dogs, P. T. Andersons Hard Eight bis zu Deren Aronofskis Pi waren die Regisseure Gewinner des Festivals oder haben im berühmten Filmmakers Workshop ihre Filme mit Hilfe namhafter Filmemacher vorbereiten können. Daniel Day-Lewis und Rebecca Miller Vater Jack, ein wehrhafter Alt-Hippie, gespielt von Millers Ehemann Daniel Day-Lewis, ist schwer krank und holt seine Geliebte samt ihren beiden Söhnen in die nur noch von ihm und seiner 16-jährigen Tochter Rose bewohnte ehemalige Strandhaus-Kommune. Rose reagiert eifersüchtig und schreckt auch nicht vor körperlichen Opfern zurück, um die Nebenbuhlerin um die Gunst ihres Vaters wieder aus dem Haus zu kriegen. Jack verzweifelt fast an seiner ökologischen Mission und glaubt sich gescheitert. Aber er kann gewiss sein, dass er eine Tochter erzogen hat, die ebenso starrsinnig und charakterfest ist wie ihr Vater. Der Film kommt etwas schleppend in die Gänge, man vermutet zunächst ein politisch korrektes Öko-Drama, doch die Figuren überzeugen, was den hervorragend spielenden Darstellern zu danken ist. Regisseuer Craig Lucas Was wie eine Satire auf das Hollywood-Business beginnt, verkehrt sich bald in eine seltsame Mischung aus Menage à troi und Psycho-Thriller mit unbefriedigendem Ausgang. Keines der Themen wird ausreichend durchleuchtet, Humor Fehlanzeige, hastiges Ende. Auf der Berlinale gefeiert: Regisseur Duncan Tucker (Mitte) mit den Darstellern Kevin Zegers und Fionnula Flanagan Toby will nach L.A., um dort im Porno-Business zu arbeiten und seinen verschollenen Vater zu finden. Bree hofft, dass sie Toby auf dem Weg dorthin bei seinem Stiefvater absetzen kann. Es beginnt ein Roadmovie quer durch die USA, absurde Situationen und Gefühlsverwirrungen sind vorprogrammiert. Sein wunderbares Drehbuch setzt Regisseur Duncan formal uneitel um und räumt die Bühne für sein fantastisches Ensemble, allen voran Felicity Huffman, die zwischen der Euphorie der bevorstehenden Geschlechtsumwandlung, der nervenzehrenden Begegnung mit ihren Eltern und der Sorge um ihren sich prostituierenden Sohn changiert und einen vielschichtigen, lebendigen Charakter entwirft. Absolut sehenswert, hoffentlich findet sich ein deutscher Verleih. Dina Korzu, Darstellering der Laura (Fotos: Berlinale) Michael hat nie verwunden, dass er für seinen Vater immer an zweiter Stelle nach dessen Produzentenkarriere stand. Seine offene Feindseligkeit erstreckt sich aber auch auf Laura, die von Alan ebenso wie ein edles Accessoire behandelt wird. Michael und Laura beginnen ein Verhältnis. Die Charakterzeichnung der Figuren kommt ohne Klischees aus, Sachs nutzt die Locations der Musikmetropole Memphis geschickt, um die Verzweiflung der Protagonisten in Szene zu setzen. Rip Torn glänzt als selbstherrlicher Patriarch über seine (Musik-) Familie, der Sohn und Geliebte an seiner Egozentrik verzweifeln lässt. Sehenswertes Schauspieler-Kino. (dakro) |