48. Nordische Filmtage Lübeck

Sex and the Bikers

„Grüne Herzen“ („Grønne Hjerter“, Preben Lorentzen, Dänemark 2006)

Den diesjährigen wie auch schon manchen vorjährigen „Nordischen“ wurde ja nachgesagt, dass sie allzu sehr Probleme wälzten. Viele Tragödien, nur wenige Komödien. „Grüne Herzen“ ist unbedingt eine Komödie, die Spaß macht. „Nach ’Sex and the City’ und ’Desperate Housewives’, der Frauenperspektive, wollte ich endlich mal so eine Geschichte aus der Männerperspektive erzählen“, sagt Preben Lorentzen über seinen Film, erntet darob im NFL-Kino wohlwollendes Mitlachen und Beifall und hat damit schon ganz gut charakterisiert, was er da auf die kurzweilig witzige Leinwand brachte. Einen Film über Männer, diese Spezies, die in ihrer Suche danach, was denn männlich sei, einfach nur komisch ist.

Epo, Dingo und Opa sind ein grün trikotiertes Fahrradkurier-Trio in Kopenhagen. Ein Road-Movie? Ja klar – in den Pedalen, in die Dingo und Opa treten, um es ihrem Kollegen Epo gleich zu tun, der als bekennender Single eine nach der anderen Braut auf seinem Sattel flach legt. Nur sind die Herren so um die Mitte 30 und da nahen ja schon die midlife-kriselnden Fragen, ob man(n) es nicht mal beständiger haben will, so mit Frau und Kind im Ikea-Möbel-„My Home is my Castle“. Nur: Wenn große Jungs Family spielen, wird das natürlich nix, sind die Probleme vorprogrammiert. Was ist Liebe, was ist wirkliche Liebe, was bleibt nach dem One Night Stand, wenn nicht bloß ein fades Gefühl in den Biker-Waden? Und reißt man Frauen nur dann erfolgreich auf, wenn man sie und sich selbst trefflich belügt?

(Foto: NFL)

Lorentzen erzählt die Wirren der bikenden Jungs solidarisch, aus einer Männerperspektive, die allerdings so liebevoll ironisch gebrochen ist wie die der Mädchen/Frauen in den Vorbildern „Sex and the City“ und „Desperate Housewives“. Jetzt mal als Frau gesprochen sind solche Jungs einfach witzig und gewitzt in ihrer bezaubernden Hilflosigkeit beim Werben um unser Geschlecht. Keinen von denen würde frau von der Bettkante stoßen, es sei denn sie blieben dort länger als eine Nacht. Mal ehrlich: Jungs, die Fahrrad fahren und Angeln als Hobby haben ...? Aber eben auch Jungs, die auf dem Weg sind zu sich selbst, und vielleicht da könnten wir ihnen begegnen als sexy Women in the City, auch als desperate Housewives.

Lorentzen zieht diese Parallele zu den Erfolgs-TV-Serien bis ins Detail durch und überzeugt dadurch mit einem Film, der das „starke“, weil an und mit sich schwächelnde Geschlecht als sympathisches zeigt, dem wir durchaus mal unser Ohr und Gefühl leihen würden – nicht nur für eine Nacht. Klar, das sind alles „Smarties“, denen frau die Mannbarkeitsrituale noch austreiben müsste. Aber sie sind auf ihren Bikes Reisende, die man bekanntlich nicht aufhalten soll, zumal wenn sie bei der Suche nach uns, den Weibchen, auch auf der Suche nach sich selbst sind. Indem Lorentzen genau das inszeniert, geht er über den komödiantischen Ansatz weit hinaus. Und passt damit prächtig in den eher nachdenklichen Ansatz der NFL. (gls)

„Grüne Herzen / Grønne Hjerter“, Dänemark 2006, 92 Min., 35 mm, Regie: Preben Lorentzen.

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