Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Kulturelle Filmförderung in der (Finanz-) KriseFreundliche oder feindliche Übernahme?Ein Beispiel: Das Filmbüro NW soll in die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen übernommen werden.Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen plant das Filmbüro NW in Mühlheim einzustellen. 2003 soll das Filmbüro, dessen Etat in der geplanten Haushaltsvorlage des Landes ersatzlos gestrichen wird, von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen übernommen werden. Die Filmszene wurde vor vollendeten Tatsachen gestellt. Ohne einen Versuch zu unternehmen, das Filmbüro für etwa notwendige Sparvorschläge zu gewinnen, wurde einfach entschieden und lapidar mitgeteilt, dass kein anderes Bundesland sich zwei Filmförderungen leiste und die NRW-Doppelstruktur nicht mehr darstellbar sei; was auch mit dem zuletzt benutzten Begriff aus dem bürokratischen Phrasenarsenal verschleiert werden soll. Geht es tatsächlich nur um finanzielle Einsparungen, die mit Minderung des Verwaltungs- und Organisationsaufwandes erreicht werden sollen, oder doch nicht vielmehr auch darum, dass man die Gelegenheit beim Schopfe packt und inzwischen unliebsame, eigenständige Selbstverwaltungsstrukturen im Zeitalter der fortschreitenden Kommerzialisierung beseitigt?Der jährliche Förderetat des Filmbüros beträgt zur Zeit knapp 1,5 Mio. EUR, weitere 300.000 EUR werden für Personal- und Sachkosten aufgebracht; die Stadt Oberhausen stellt die Räumlichkeiten für das Büro kostenlos zu Verfügung. Mit diesem im Vergleich zum Etat der Filmstiftung NRW (2001: 37,8 Mio. EUR) doch bescheidenen Mitteln leistete das Filmbüro NW in den letzten 22 Jahren Beachtliches. Rund 2.000 Produktionen mit einer Gesamtfördersumme von 55 Mio. DM wurden auf den Weg gebracht.Mit einem geringen Verwaltungsapparat von drei Mitarbeitern wurden besonders die mittelständischen Produktions-, Vertriebs- und Abspielbereiche in NRW unterstützt. Dabei hat das Filmbüro vor allem den kulturellen Aspekt und weniger den wirtschaftlichen im Blickfeld. Als erste Anlaufstelle für die filmkulturelle Basis weiß es sich besonders Kurz-, Dokumentar- und Experimentalfilmregisseuren verpflichtet, fördert Erstlingsfilmer und Filmhochschulabsolventen. Jüngstes Beispiel: Das weiße Rauschen, mit mehr als 100.000 Zuschauern, diversen Festivaleinladungen und einer Bundesfilmpreis-Nominierung für den besten Film. Regisseur Hans Weingartner, Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien, bekundete in der Frankfurter Rundschau: Ohne Filmbüro NW würde es diesen Film nicht geben. (...) Keine andere Förderung und kein Fernsehsender wollte auch nur einen Pfennig in mein - für deutsche Verhältnisse - wahnwitziges Projekt investieren. (FR, 1.8.2002)Das Filmbüro ist keinem Fernsehsender verpflichtet, und nicht nur das unterscheidet es von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die Filmförderung zu aller erst als Wirtschaftsförderung betreibt. So müssen dort z.B. zu jedem Euro Förderung noch 50 Cent aus anderer Quelle hinzukommen, was es besonders für kleine unabhängige Produzenten (Rucksackproduktionen) schwierig macht, an diese Töpfe zu gelangen.Die Bundesvereinigung des deutschen Films e.V. (BuFi) macht die wirtschaftliche Problematik der neuen Pläne in NRW für die filmkulturelle Szene in einen offenen Brief an Ministerpräsident Clement besonders deutlich, in dem es u.a. heißt: In den Bündnis-Gesprächen haben wir das Modell Filmbüro NW immer als schlagkräftiges, effektives, nach wie vor - und gerade heute - den Marktverhältnissen entsprechendes Instrument für die Filmwirtschaft dargestellt. Die Vorschläge von Kulturstaatsminister Nida-Rümelin für Umstrukturierungen in der Förderlandschaft entsprechen demgemäß exakt den Fördergrundsätzen des Filmbüros NW und eben nicht den Grundsätzen der wirtschaftlichen Filmförderung.Weiter heißt es: Es gibt gute Gründe, das Filmbüro NW nicht nur bestehen zu lassen, sondern dessen Position unbedingt zu stärken. Vor der Krise, die die Branche derzeit trifft, haben versierte Produzenten schon vor Jahren gewarnt, u.a. Bavaria-Chef Thilo Kleine und Ufa/Grundy-Chef Wolf Bauer.Als Handlungsmöglichkeiten, dem entgegenzuwirken, sind immer folgende Punkte von der Filmwirtschaft, respektive den genannten Produzenten und der Bundesvereinigung Film gefordert worden:
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