
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Ein Holländer vor HollywoodVincent van Goghs Kamerakader in der Bremer Ausstellung Van Gogh: FelderDer Akt der Selbstverstümmelung, das berühmte Ohr Abschneiden, war Endpunkt und zugleich Neubeginn im Schaffen Vincent van Goghs. Noch bis zum 26. Januar zeigt die Bremer Kunsthalle van Goghs späte Gemälde aus der Zeit in der Heilanstalt in Saint-Rémy und der letzten Station vor dem Selbstmord in Auvres. Van Goghs Bilder entwickeln dabei einen eigentümlich filmischen Blick zwischen dem impressionistischen Zoom in die Seelenlandschaft und der expressionistisch cinemascope-geweiteten Darstellung der Felder, die sich als Spiegel der Seele außerhalb ihrer breiten.Chronologisch geordnet begleitet der Parcours den Betrachter durch die Veränderung des Blickwinkels eines Malers, der wenige Jahre vor Erfindung des Kinos in Kamerakadern zu denken schien. Vincents erste Pinselstriche nach dem seelischen Zusammenbruch widmen sich wie einst im mediterranen Arles dem Interieur des auf ein heimatloses Krankenzimmer zusammengeschnurrten Ateliers. Die Gitter eines Fensters der Heilanstalt verstellen zunächst noch symbolträchtig den Blick vom quälenden Innern in das möglicherweise befreite Außen. Im nächsten Schritt begibt sich van Gogh in den Park der Anstalt, zeigt die Steinbank in einer noch eingeengten Perspektive. Als sei die Sicht des Malers depressiv nach unten gewandt, befindet sich die Parkbank oberhalb der Bildmitte, sind die Stämme der Bäume vom oberen Bildrand brutal abgeschnitten. Ein scheu gekapptes, ein gezoomtes Kader, erste erneute Annäherung an die Welt des Draußens, die noch fremd, in brünetten Farbtönen verdüstert wirkt.Dann schwenkt van Goghs Kamera, malt die Mauern des klösterlichen Gartens, um schließlich außerhalb ihrer das weite Feld zu entdecken. 1911 erwarb die Bremer Kunsthalle Das Mohnfeld, was einen erbitterten Kunststreit auslöste, den der zweite Teil der Ausstellung dokumentiert. Die Worpsweder und andere wandten sich gegen die Einkaufspolitik des Museums, witterten eine Bevorzugung des französischen Irren gegenüber bodenständig deutscher Kunst. Fälschlich, wie die Ausstellung statistisch nachweist.![]() ![]() |