Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im Kieler KoKi

Liebe mich wenn du dich traust
Yann Samuell. F 2003. 90 Min. dt. Fassung. Mit Guillaume Canet, Marion Cotillard
Die Kindheit zweier 8-jähriger Klassenkameraden in einer belgischen Stadt: Julien lebt im gehobenen grünen Villenviertel, Sophie in einer schäbigen Betonsiedlung. Trotzdem freunden sie sich miteinander an. Julien schenkt Sophie eine Spieldose, die als Pfand für zahlreiche spielerische Mutproben zwischen den beiden hin- und herwandert. Während die Jahre vergehen, werden die Spiele immer gewagter und existentieller, Dreh- und Angelpunkt einer Liebe, die sich beide nicht einzugestehen trauen. Yann Samuells Regiedebut mit seinen surrealen Farben, dem wahnwitzigen Rhythmus und den fantastisch überbordenden Ereignissen wurde mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ verglichen und war in Frankreich der Überraschungshit des letzten Jahres. Frisch vom Filmfest in München kommt er nun nach Kiel.
Do 15. 7. - Mi 4. 8.

Schussangst
Dito Tsintsadze. D 2003. 106 Min. Mit Fabian Hinrichs, Lavinia Wilson
Um möglichst weit weg von seinem Vater zu sein, wollte Lukas einen Zivi-Job in einer Großstadt; nun fährt er „Essen auf Rädern“ durch Halle. Nicht recht fähig, auf die skurrilen Erlebnisse während seiner täglichen Tour zu reagieren - etwa wenn ein einäugiger Pensionär sich nach dem Essen erkundigt, das die eigentliche Empfängerin ja nicht mehr brauche, weil sie sich soeben in ihrer Wohnung erhängt hat -, wirkt er ein bisschen wie ein Alien. Da wirft ihm in der Straßenbahn eine junge Frau einen Zettel auf den Schoß: „Rette mich“ steht darauf. Fortan versucht Lukas, hinter das Geheimnis der verschlossenen Isabella zu kommen. Durch Zufall findet er heraus, dass sie offensichtlich von ihrem Stiefvater zu sexuellen Handlungen gezwungen wird ... Die Geschichte nimmt ganz gelassen ihren Lauf und entwickelt sich wie eine schwarze Komödie, bis die dramatischen Klangfarben zunehmend in den Vordergrund treten. Die liebevolle Ziwi-Komödie wandelt sich allmählich zum Protokoll einer heraufziehenden Amoktat. „So gerät ’Schussangst’ zum tragikomischen, fast schon zärtlichen Abenteuerfilm über das beschädigte Leben in Deutschland, wo das umfassende Unbehagen in Angst-Workshops und fernöstlichen Kampfsportarten professionell abgearbeitet wird.“ (filmdienst)
Do 1. - Mi 7. 7.

Sturz ins Leere
Kevin Macdonald. GB/F 2004. 106 Min. OmU. Mit B. Mackel, Nicholas Aaron
1986 gelingt zwei Briten die Erstbesteigung des 6344 Meter hohen Siula Grande in den peruanischen Anden. Aber der vermeintlich leichte Abstieg wird für die Freunde zur tödlichen Bedrohung, stellt sie vor gnadenlose Entscheidungen und fordert von ihnen übermenschliche Anstrengungen. Als Joe sich nämlich schwer am Knie verletzt und von Simon mühsam am Sicherungsseil talwärts geführt wird, stürzt er über eine Kante; mit knapper Not muss Simon das Seil kappen. Joe verschwindet in der Gletscherspalte, Simon erreicht erschöpft und von Erfrierungen gezeichnet das Basiscamp. Aber Joe hat seinen Sturz überlebt; und da ihm klar ist, dass niemand nach ihm suchen wird, muss er sich aus eigener Kraft aus der Kluft befreien ... Nachdem er die Bergtour wie durch ein Wunder überlebt hatte, verfasste Joe Simpson einen Tatsachenbericht, der sogleich zum internationalen Bestseller avancierte. Seit Ende der 80er Jahre interssierten sich Filmstudios für den Stoff (unter anderem war eine Spielfilmfassung mit Tom Cruise geplant), doch erst jetzt fand Dokumentarfilmer Macdonald ein ansprechendes filmisches Konzept. Während er die Handlung mit Schauspielern in den Alpen im Stil eines Dokudramas nachinszenierte, ließ er die beiden damals beteiligten Protagonisten an Originalschauplätzen und im Studio ihre Erlebnisse erzählen. Auch wenn der Filmzuschauer notwendigerweise um das gute Ende der Expedition weiß, präsentiert sich „Sturz ins Leere“ als atemberaubend spannender Bericht über eine Reise in den Grenzbereich des Menschenmöglichen.
Do 8. - Mi 14. 7.

Die Rückkehr / Vozvrascenje
Andrej Svjagincev. R 2003. OmU. Mit Vladimir Garin, Ivan Dobronrawow
Nach 10 Jahren kehrt ein verhärmter, schroffer Mann zurück in das Haus seiner Frau und der Söhne Andrej und Iwan. Unklar bleibt, was er erlebt hat, weshalb die lange Abwesenheit. Der für die Jungen fremde Mann, verändert ihr Leben: neue Machtverhältnisse, eine autoritäre Ordnung, die auf Unnahbarkeit und Repression beruhen, nehmen Einzug in die Familie. Der eine Sohn kuscht vor dem Vater, der andere trotzt ihm. Im Geiste der Versöhnung gehen der Vater, Iwan und Andrej fischen. Die Konflikte zwischen ihnen werden mit zunehmender Entfernung vom Ufer archaischer. - Die erste Regiearbeit von Svjagincev wurde von der russischen Presse bejubelt mit „Ein neuer Tarkowski scheint geboren!“ Mit religiösen Bezügen und Naturmystizismus wurde ein Erbe angetreten, das einen dichten und stilistisch bestechenden Film hervorbrachte. Doch Russland fehlt es an vielem - nur nicht an Rückbesinnung. Die Frage ist deshalb, ob sich der Film an der sozialen und politischen Realität des mittlerweile fast autokratisch regierten Russlands messen kann. Svjagincevs „typisch russische“ Metaphysik gilt hier als „im positiven Sinne“ patriotisch.
Do 1. - Mi 7. 7.

Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran
François Dupeyron. F 2003. 94 Min. OmU. Mit Omar Sharif, Pierre Boulanger
In den 60er Jahren siedeln sich viele Einwanderer im 9. Arrondissement in Paris an. Auch der 13-jährige Jude Momo lebt hier. Bei dem alten Gemüsehändler Ibrahim von Gegenüber findet er den Halt beim Erwachsenwerden, den ihm der depressive Vater nicht geben kann. Ibrahim ist ein türkischer Moslem und ein bisschen auch ein Weiser, der den kleinen jüdischen Ladendieb nicht verjagt, sondern ihn annimmt und in die ersten Geheimnisse des Lebens und des Glücks einweiht. Ein sympathisches, märchenhaftes Plädoyer für Toleranz und Hoffnung mit herausragenden Darstellern und liebevollem Zeitkolorit.
Do 8. - Mi 14. 7.

Mit „Freunde des KoKi e.V.“ und Seminar für Orientalistik, Sinologie der CAU
VideoCulture. Video und interkulturelle Kommunikation
Prof. Dr. Horst Niesyto (Medienpädagoge, FH Ludwigsburg) berichtet mit Filmbeispielen von dem gleichnamigen, von der DFG geförderten Projekt, bei dem Jugendliche verschiedener soziokultureller Milieus aus Deutschland, England, Tschechien, Ungarn und den USA mit Videoausrüstung ausgestattet wurden. Aufgabe war es, ihre Gefühle, Erfahrungen und Phantasien zu Rahmenthemen wie „Jung sein“ und „Gegensätze ziehen sich an“ mit Bildern und Musik/Tönen auszudrücken, möglichst ohne wortsprachliche Anteile. Nach Fertigstellung wurden die Videofilme ausgetauscht und - auch mit nicht beteiligten Jugendlichen - ausgewertet. Im Anschluss Nachgespräch und Imbiss.
Fr 2. 7.

Zur Ausstellung „Art Fashion“ im Stadtmuseum
Moulin Rouge
Baz Luhrmann. USA 2000. 126 Min. OmU. Mit Nicole Kidman, Ewan McGregor
Das Mouling Rouge im Paris des Jahres 1899 - an welchem Ort der Welt könnten Bühne und Wirklichkeit, Illusion und Wahrhaftigkeit, Liebe und Hass, Zuversicht und Verzweiflung eine intensivere Vermischung eingehen? Baz Luhrmann entführt uns in seiner oscarprämierten Tour de Force in eine farbenüberbordende Welt zwischen fin de siècle und Popmusik, in der Sängerin Satine sich zwischen einem Dichter und einem reichen Bürger entscheiden muss.
So 4. 7.

Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten
Wim Wenders. BRD/F 1988. 81 Min.
Der deutsche Regisseur trifft den Mode-Avantgardisten Yohji Yamamoto aus dem Land der aufgehenden Sonne und entdeckt in ihm einen Gleichgesinnten. Die Kunst des Kleidens und die Kunst des Filmemachens als eine Art zu leben, angesiedelt in Paris und Tokyo, zwei Meister zwischen industrieller und künstlerischer Welt.
So 11. 7.

Die Spielwütigen
Andres Veiel. D 2003. 108 Min. Mit Prodomos Antoniadis, Constanze Becker, Karina Plachetka, Stephanie Stremler
Kann man Euphorie bebildern? Wie sehen Momente aus, in denen die ganze Last von Wochen und Monaten von einem abfällt oder aber sich erneut zu schier unüberwindlichen Gebirgen erneut aufrichtet? Andres Veiel fängt in seiner überwältigenden Langzeitdokumentation über vier Schauspielschüler solche Momente ein. Seine Protagonisten sind wahrhaft besessen von der Idee, den Schauspielberuf zu ergreifen. Jede Sequenz zeugt von der Überwindung und den Anstrengungen, der die jungen Menschen ausgesetzt sind - sei es, dass sie unter den ratlosen Blicken ihrer Eltern im heimischen Wohnzimmer ihre Rollen für die Aufnahmeprüfungen vorsprechen, sei es, dass unbarmherzige Kritik ihrer Lehrer auf sie niedergeht, sei es, dass sie schließlich Angebote von entlegenen Provinzbühnen ausschlagen, weil ihr Weg sie doch nach New York führen sollte. – „Die bedingungslose Spielwut der jungen Darsteller bleibt der nicht erklärbare Rest, die Leerstelle, das Geheimnis des Projekts. Tatsächlich verfolgt man eine für heutige Verhältnisse recht sonderbare Form der Ich-AG. In der Ära der Rentendiskussionen und Reformdebatten hat es nämlich durchaus etwas Wohltuendes, zwei Stunden lang einer Hand voll junger Leute zuzuschauen, die ihre Berufung zum Beruf machen, indem sie buchstäblich alles aufs Spiel setzen.“ (Katja Nicodemus, Die ZEIT)
Do 22. - Mi 28. 7.

Schultze Gets the Blues
Michael Schorr. D 2003. 114 Min. Mit Horst Krause, Harald Warmbrunn
Es ist wie eine Begegnung der dritten Art: Schultze, der Frühpensionär aus Sachsen-Anhalt, dessen Leben zwischen Gartenlaube, Kneipe und Wohnstube kaum Abwechslung bietet (abgesehen von den Tanzabenden im Heimatverein), dreht zufällig am Radio - und entdeckt ganz unvertraute Klänge. Hastig dreht er weiter, dann wieder zurück, dann schaltet er ab, dann wieder an: Die Cajun-Musik aus Louisiana lässt ihn nicht los. Nachdem ihn der Arzt beruhigt hat, die Geschmacksverschiebung stelle kein Gesundheitsrisiko dar, versucht er, die Musik auf dem Akkordeon nachzuspielen. Die Polka-erprobten Kollegen aus dem Heimatverein nehmen’s mit Skepsis auf und entsenden ihn zum Traditionstreffen nach Texas. Für Schultze beginnt eine bewegende Reise zu den Wurzeln der geheimnsivollen Musik - und eine Reise zu sich selbst. - Als Beitrag in der ZDF-Reihe „Kleines Fernsehspiel“ für ein Minimalbudget gedreht, erhielt Michael Schorrs Spielfilm-Erstling viel Lob und Auszeichnungen und wurde rasch ins Kino gebracht, wo er sich alsbald zum Überraschungserfolg mauserte. Kein Wunder: In sorgfältig komponierten Bildern und liebenswert-lakonischer Tonart erzählt er die wunderbare Geschichte des einfachen Mannes, dessen Leben von einem Moment zum nächsten reicher wird und der den Mut hat, dieses neue Leben anzunehmen!
Do 29. 7. - Mi 4. 8.
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