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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

DOK Leipzig – Zahlreiche Neuerungen beim 48. Internationalen Leipziger Dokfestival

Vom 3. bis 9. Oktober 2005 findet das 48. Internationale Dokumentar- und Animationafilmfestival in Leipzig statt. Seit 2 Jahren neu an der Spitze des Festivals steht Claas Danielsen, der seine Karriere in Schleswig-Holstein begann, über die Münchener Filmhochschule zu Discovery Campus gekommen ist und nun dabei ist, das Festival DOK Leipzig mit großen Einsatz zum wichtigen deutschen Treffpunkt des Internationalen Dokumentarfilmschafferns zu machen.
Im folgenden gibt Danielsen einen kurzen Überblick über das umfangreiche, ca. 380 Filme umfassende, Programm.

Wettberwerbe, Programm, Preise

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, in Kurzform jetzt DOK Leipzig genannt, geht vom 3. bis 9. Oktober 2005 zum 48. Mal an den Start. Das vielschichtige Programm umfasst in diesem Jahr rund 380 Filme aus 50 Ländern. Neben Wettbewerben und Informationsprogrammen können sich die Zuschauer auf Sonderreihen, Hommages und die Retrospektive ebenso freuen wie auf neue Angebote für die Dokumentarfilmbranche und ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Filmgesprächen, Podiumsdiskussionen, Parties und Workshops.
19 Dokumentarfilme konkurrieren im Internationalen Wettbewerb um Goldene und Silberne Tauben – darunter neue Filme von Dennis O’Rourke, Alexander Gutmann, Christian Frei, Jacek Blawut und Philipp Gröning. Viele von ihnen beschäftigen sich mit politischen Sujets. Themen wie das Verschwinden von Arbeit, Krieg und Vertreibung und die Folgen der Globalisierung werden hier aus überraschenden Perspektiven betrachtet und mit individueller Handschrift umgesetzt. Der beste lange Dokumentarfilm wird mit der von der Telepool gestifteten Goldenen Taube ausgezeichnet (10.000 EUR).
Nach dem großen Publikumserfolg zur Einführung konkurrieren in diesem Jahr neun Filme im Deutschen Wettbewerb um den Discovery Channel Filmpreis (10.000 EUR). Unter den vielen Erstaufführungen finden sich Arbeiten von erfahrenen Kollegen wie Volker Koepp und Doris Metz ebenso wie politisch brisante Dokumentarfilme von hochtalentierten Nachwuchsregisseuren, die auch um die Talenttaube der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig konkurrieren (10.000 EUR). Mit einem neuen Förderpreis in Höhe von 4.000 EUR setzt die DEFA-Stiftung ein Zeichen für den deutschen Dokfilm. Insgesamt werden in Leipzig Preise im Wert von jetzt 54.000 EUR vergeben. Hinzu kommen von der Kinowelt und Salzgeber/European Docuzone gestiftete Verleih- und Vertriebspreise.
Sonderreihen – Politischer Dokfilm, Neues aus China, Liebe, Al Maysles

Politik steht auch im Zentrum der Retrospektive. Die vom Bundesarchiv-Filmarchiv in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm kuratierte Reihe „Rote Filme sieht man besser“ widmet sich anlässlich des 25-jährigen Bestehens der ag.dok in umfassender Weise einem viertel Jahrhundert politischer Filmkultur in Ost- und Westdeutschland. Neben Klassikern der Dokumentarfilmgeschichte gibt es auch eine Reihe fast vergessener Filme wiederzuentdecken.
Dass der Dokumentarfilm auch mitten ins Herz treffen und ein großes Publikum ansprechen kann, soll das Sonderprogramm „Herzflimmern – Geschichten von der Liebe“ unter Beweis stellen, das an die erfolgreiche Leipziger Reihe „Humor im Dokumentarfilm“ anknüpft. Mit einer Hommage geehrt wird in diesem Jahr der US-amerikanische Dokumentarfilmpionier Albert Maysles, der am 8. Oktober eine Meisterklasse abhalten wird. Und auch der Filmnachwuchs kommt nicht zu kurz: In den Schulverweisen wird in diesem Jahr eine der innovativsten Filmhochschulen Europas vorgestellt – die Prager FAMU. In der „Nacht des Jungen Films“ laufen frische und freche Nachwuchsfilme und das Kultereignis „Shockin’ Local Short Night Shuffle“ widmet sich dem regionalen Nachwuchs.
Entdecken kann man in Leipzig auch neue Dokumentarfilmproduktionen aus dem „Reich der Mitte“. China steht zur Zeit im Mittelpunkt des Medieninteresses. Wie die Menschen dort mit den dramatischen Veränderungen in ihrem Land umgehen, erfährt man hingegen selten. Leipzig bietet einen Querschnitt durch das aktuelle chinesische Dokumentarfilmschaffen, dass überraschend oft frei von Zensur entsteht. Die Filme werfen einen schonungslosen Blick auf die gesellschaftlichen Umbruchprozesse in bitterarmen ländlichen Gegenden wie explodierenden Metropolen. Sie widmen sich aber auch den kulturellen Wurzeln und dem Leben von Minderheiten und dem spannenden Umgang mit Religion.
Neue Branchenangebote

Unter dem Dach von DOK Ideas werden in diesem Jahr neue Angebote eingeführt. Zum ersten Mal findet das Abschlusspitching der Discovery Campus Masterschool „The Art of Pitching“ am 3. und 4. Oktober während des Leipziger Festivals statt. Auf der renommierten Ideenbörse werden 20 neue Dokumentarfilmprojekte vor rund 50 internationalen Redakteuren und 150 akkreditierten Produzenten und Filmemachern aus ganz Europa präsentiert. Einen Tag später findet erstmals das internationale DOK Leipzig Koproduktionstreffen statt, in dessen Rahmen deutsche und internationale Redakteure zusammengebracht werden, um Kontakte zu knüpfen und Koproduktionen anzuschieben.
Insgesamt werden auf Einladung von Discovery Campus und DOK Leipzig 60 Redakteure aus Europa, Nord Amerika und Asien nach Leipzig kommen, darunter erstmals Kollegen von Al Jazeera International, NHK Japan, Yunnan TV und Guanzhou TV aus China oder 1+1 aus der Ukraine. Viele der internationalen Redakteure werden ihre dokumentarischen Sendeplätze und ihren Programmbedarf im Rahmen des Pitchings am Morgen des 3. Oktober vorstellen. Am Nachmittag des 4. Oktober stehen dann die deutschen Redakteure im Rampenlicht. Eine solche Präsenz von Fernsehverantwortlichen für dokumentarische Programme hat es in Deutschland bislang nicht gegeben. Um sich einen Platz als Beobachter des Pitchings der Discovery Campus Masterschool zu sichern, sollten sich Interessenten umgehend auf der Website www.discovery-campus.de anmelden.
Mit dem DOK Markt – einer Initiative von DOK Leipzig und der MDM – entsteht schließlich im neuen Festivalzentrum im Leipziger Museum der bildenden Künste ein umfangreicher Marktplatz für neue Produktionen. Die Videothek umfasst rund 350 aktuelle Dokumentarfilmproduktionen aus aller Welt, darunter alle offiziellen Festivalbeiträge sowie weitere ausgewählte Einreichungen, die nach Genres geordnet in einem separaten Katalog vorgestellt werden. Außerdem kann ein Kino mit 70 Plätzen für Markt-Screenings gebucht werden. Im Blickfeld des DOK Marktes stehen neben einer umfangreichen Übersicht über die deutschsprachige Jahresproduktion besonders aktuelle Filme aus Asien und – der Festivaltradition entsprechend – aus Osteuropa.
In Podiumsdiskussionen, den so genannten DOK Summits – einer Panelreihe in Kooperation mit der MDM – werden an drei Vormittagen Trends und Entwicklungen im Dokumentarfilm mit internationalen Experten und einem Fachpublikum diskutiert. In diesem Jahr geht es um um innovative Programminitiativen für ein besseres Fernsehen (6.10.) und den Einfluss neuer Technologien auf Vertrieb und Verleih (7.10).
Am 8. Oktober widmen wir uns dem Thema der in enger Zusammenarbeit mit der ag.dok entstandenen Retrospektive „Rote Filme sieht man besser“. Unter dem Motto „Rückkehr des Politischen? Der Dokumentarfilm im Spannungsfeld von Verantwortlichkeit, Dogmatismus und Finanzierungszwängen“ diskutieren Filmemacher, Redakteure und Experten über die Möglichkeiten, heutzutage in Deutschland relevante politische Dokumentarfilme zu machen. Sind wir Dokfilmer selbstzufriedene Eskapisten geworden, die eine ferne Exotik dem Blick vor die eigene Haustür vorziehen? Oder scheitern wir mit sozial und politisch relevanten Themen an den Finanzierungsmechanismen? Brauchen wir vielleicht sogar einen völlig neuen, absolut unabhängig produzierten politischen Dokumentarfilm?
Mit diesem umfassenden Angebot will DOK Leipzig in Deutschland einen zentralen Treffpunkt der Dokumentarfilmbranche mit internationaler Ausstrahlung etablieren. Weitere Informationen zum umfangreichen Programm, zu den Branchenangeboten und zur Akkreditierung finden sich unter: www.dok-leipzig.de.
Wer sich schnell akkreditiert, zahlt nur die reduzierte Anmeldegebühr von 25 EUR. Am Samstag, dem 8. Oktober, wird dann ordentlich gefeiert – nicht nur die Preisträger des Festivals, sondern auch das 25-jährige Jubiläum der ag.dok. (Claas Danielsen, Festivaldirektor)
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