
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
47. Nordische Filmtage LübeckDas Grundgesetz nicht angeschautDie Nacht der großen Flut (Raymond Ley, D 2005)Man hat im Kriege vielerlei große Scheiße erlebt, aber man hat auch gelernt, in unübersichtlichen Situationen, seine eigene Haut und die Haut des Kameraden zu retten. Und manche Dinge hat man machen müssen im Kriege, die in den Vorschriften nicht vorhanden waren. Das hab ich im Krieg gelernt. Mit dieser bedeutungsschwangeren Aussage von Helmut Schmidt, mit der er seinen kaum umstrittenen weil erfolgreichen Bruch vieler Regeln und Gesetze im Februar 1962 begründet, beginnt das Doku-Drama Die Nacht der großen Flut von Raymond Ley (gefördert von der MSH). Der legendäre Ruf des damaligen Hamburger Innensenators Schmidt als tat- und durchsetzungskräftiger Organisator der Hilfe während der Sturmflut im Februar 1962 wurde zum Fundament für seine spätere Karriere. Folgerichtig stehen seine Erinnerungen neben denen der Opfer aus vier Hamburger Familien im Mittelpunkt dieses eindrucksvollen Films. In einer gelungenen Mischung aus Berichten von Zeitzeugen der Opfer- und Helferseite, mit Spielszenen und Dokumentaraufnahmen gelingt es der NDR/Arte-Produktion die Katastrophe (mehr als 10.000 Menschen wurden damals obdachlos, 315 Menschen starben in einer einzigen Nacht, bevor eine beispielhafte Rettungsaktion anlief), die die betroffenen Bewohner und Behörden eiskalt im Schlaf überraschte, vor allem emotional zu veranschaulichen.Bedrohlich zieht der Sturm auf. Doch alle unterschätzen die Gefahr einer Sturmflut für Hamburg. Das Meer scheint doch beruhigend weit entfernt zu sein. Und so sind auch die kleinbürgerlichen Familien im elbnahen Süden der Hansestadt am Vorabend kaum beeindruckt und beunruhigt von den Vorzeichen der heraufziehenden Katastrophe. In der properen Behelfsheimsiedlung in Hamburg-Wilhelmsburg geht alles seinen gewohnten Gang. Bei Familie Langer wird Kindergeburtstag gefeiert, mit Besuch von Schwester und Schwager amüsiert man sich am Fernseher bei Familie Hesselbach. Es wird der letzte gemeinsame Abend, denn später ertrinkt die Ehefrau und Mutter. Bei Familie Brandt wird unbeschwert tapeziert und gemauert. Und auch Horst Sahm, der zur Nachtschicht auf die Werft muss, ahnt nicht, dass er an diesem Abend seine junge Frau und seine beiden Kinder zum letzten Mal lebend sieht. Besonders seine erschütternden Erinnerungen und die einfühlsame Verkörperung durch Florian Lukas in den Spielszenen bleiben neben den Erinnerungen von Gerda Brandt, die von Christiane Paul dargestellt wird, noch lange haften. Seine Fassung, um die Horst Sahm kämpft, wenn er an die tragischen Ereignisse zurückdenkt, und seine nach über 40 Jahren noch immer tiefe Trauer um sein verlorenes Lebensglück beeindrucken und erschüttern.![]() ![]() |