
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
56. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2006Mein fremdes Land„My Country, My Country“ (Laura Poitras, USA 2006) und „Aus der Ferne“ (Thomas Arslan, D 2006)Zwei islamische Länder, zwei Reflexe auf politisch aufgeregte und persönlich erinnerte, unaufgeregte Landschaften und Menschen. Das Forum der Berlinale bietet immer wieder Blicke auf fremde Länder, die den eigenen, europäisch-abendländisch geprägten Horizont erweitern.Unter dem Titel „My Country, My Country“, der an den patriotischen und oft missbrauchten Spruch „It may be wrong, but it’s my country“ erinnert, berichtet Laura Poitras über den irakischen Arzt Dr. Riyadh, der in den Auseinandersetzungen um die ersten freien Wahlen im Irak zwischen die Fronten aus religiöser Überzeugung und der Demokratie nach westlichem Vorbild gerät. Riyadh ist frommer Sunnit und gehört somit einer Glaubensgemeinschaft an, die auch im „befreiten“ Irak unter der Knute der Mehrheit der Shiiten steht. Neben seinem unermüdlichen Engagement als Mediziner kandidiert er auch für die Islamic Party der Sunniten ein nicht nur wegen der absehbaren Mehrheitsverhältnisse schwieriges Unterfangen. Gleich zu Beginn der Dokumentation erfahren Riyadh und die Zuschauer von Attentaten, die die rivalisierenden Glaubensgruppen auf politische Vertreter der jeweils anderen Couleur verüben. Und von den übernervösen Reaktionen der amerikanischen Besatzer, bei denen die MG manchmal einen lockereren Abzug hat als der abwägende Verstand. Die Demokratie in einem Land zu installieren, das nach der Befreiung von seinem Diktator in ein beinahe noch größeres Chaos gestürzt wurde, ist eben nicht leicht.Zumal wenn Riyadhs Familie die Sache „revolutionärer“ sieht als ihr Oberhaupt. Für seine Töchter etwa, die als Frauen das erste Mal Wahlrecht haben, ist klar, dass sie nicht wählen, denn dies ist von vornherein eine Wahl, bei der nur die Shiiten gewinnen können. Mehr und mehr wird Riyadh zwischen den familiären, politischen und nicht zuletzt den Fronten in seinem eigenen Kopf und gläubigen Herzen zerrieben. Am Ende erreicht seine Islamic Party nur wenige Prozentpunkte. Zurück bleibt ein enttäuschter, aber aufrechter Kämpfer für eine Demokratie, die sich nur mühsam in die Traditionen seines Landes einfügt.![]() ![]() |