Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im Kieler KoKi

Das Kieler KoKi zeigt im August und September u.a.:

Avec centre culturel français

Man muss mich nicht lieben / Je ne suis pas là pour être aimé
Stéphane Brizé, F 2005, 93 Min., OmU. Mit Patrick Chesnais, Anne Consigny, Georges Wilson, Cyril Coupon, Lionel Abelanski u.a.
Gleich die erste Szene zeigt, woran wir bei Jean-Claude, dem alten, einsamen Gerichtsvollzieher, sind: Ohne viel Worte und mit noch weniger Gefühl erklärt er einer verzweifelten Frau, dass ihre Habe gepfändet wird. Wir verstehen: Man muss ihn nicht lieben. Doch Jean-Claude hat es mit dem Herzen. Sein Arzt empfiehlt ihm, Sport zu treiben. Er entscheidet sich für einen Tangokurs, der im Haus gegenüber seines Büros stattfindet. In unbeobachteten Momenten hatte er schon mehrfach sehnsüchtig zu den Tanzenden hinüber gesehen. Im Tanzkurs lernt er Françoise kennen, eine junge Frau, die sich Jean-Claude als das kleine Mädchen vorstellt, dessen Babysitter seine Mutter war. Natürlich kann er sich nicht erinnern. Dennoch kommen sich die beiden näher. Jean-Claude taut auf, aber es gibt ein Problem: Françoise verschweigt ihm, dass sie einen Verlobten hat und kurz vor der Hochzeit steht ... Stéphane Brizé gelingt es, einem sehr schüchternen Charakter nahe zu kommen und die Tragik dieser Person darzustellen, ohne dabei das Kinopublikum gleich völlig zu deprimieren. „Er nimmt sich viel Zeit für die scheuen Blickwechsel und die bangen Versuche seiner Figuren, die richtigen Worte zu finden. So eröffnet er dem Paar einen großen Reichtum der Erfahrungen auch jenseits der romantischen Verheißung ihrer Begegnung. Ihm ist eine leichtfüßige Reflexion darüber gelungen, wie man sich aus Zwängen und Schuldgefühlen löst.“
Do, 24. - Mi, 30.8., 21.00

Rosa Linse – Mit HAKI e.V.

Fremde Haut
Angelina Maccarone, D 2005, 100 Min. Mit Jasmin Tabatabai
Die Dolmetscherin Fariba ist jung, schön, intelligent. Und sie liebt Frauen. Darauf steht in ihrem Heimatland Iran die Todesstrafe. Nachdem ihr lesbisches Verhältnis entdeckt wurde, flieht sie nach Deutschland. Nach Ablehnung ihres Asylantrages droht ihr die Abschiebung. Der Selbstmord eines iranischen Mitinsassen eröffnet ihr einen Ausweg: Fariba nimmt seine Identität an und erhält eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in der schwäbischen Provinz. Die kultivierte Großstädterin landet in dem kleinen Kaff Sielmingen. Um einen falschen Pass bezahlen zu können, arbeitet sie illegal und lernt Anne kennen, eine junge Kollegin. Die findet Gefallen an dem seltsamen Fremden. Fariba kann nicht widerstehen, zögert aber, ihren Gefühlen nachzugeben; dann offenbart sie ihr Geheimnis, und das Glück scheint zum Greifen nah. Ein beeindruckendes politisches Drama und eine bewegende Liebesgeschichte nicht zuletzt dank Jasmin Tabatabais großer schauspielerischer Leistung.
So, 20. - Mi, 23.8., 19.00
Lost in generation
Isabella Gresser, Martina Minette Dreier, Fraya Frömming, Heidi Kull, D 2006, 62 Min.
Drei Frauen, drei Lebensalter, drei Filme – jede der Heldinnen konfrontiert mit den ganz eigenen Konfusionen ihrer Generation: Wer bin ich? Wie will ich sein? Wie sehen mich die anderen? Wie will ich leben? Wer liebt mich? Bin ich zu alt? Vier lesbische Filmemacherinnen gehen diesen Fragen nach. In einer humorvollen Kompilation aus Kurzspielfilmen und Interviews geben sie Einblicke in das Innenleben Berliner Frauen zwischen 16 und 60. „Bye Bye Antonia“ (15 min) von Isabella Gresser untersucht das Geschlechterrollenverhalten bei Jugendlichen. In „Cherchez la butch“ (20 min) von Martina Minette Dreier und Heidi Kull sucht die 40-jährige Elke nach der Liebe ihres Lebens und blendet die Realität oft zugunsten ihrer romantischen, von Filmen inspirierten Wunschträume aus. In „Helena“ (22 min) von Fraya Frömming will eine ältere, lesbische Frau ihrem Leben ein Ende setzen. Sie hat zwar viele Talente, aber die nutzen nichts, wenn man als alt und damit überflüssig gilt. Doch dann kommt alles anders ... In Interviews zwischen den Filmen kommen Frauen aus allen drei Generationen zu Wort. Sie sprechen sehr ehrlich über ihre Träume, ihre Vorstellungen von Liebe und Glück, von Identität, Alter und Lebenskonzepten.
Do, 14. - Sa, 16.9., 19.00

Film des Monats – mit der Kulturellen Filmförderung S.-H.

Mañana al mar
Ines Thomsen (Buch, Kamera, Regie), D/E 2006, 83 Min., Span/Katal mU
Winter am einsamen Stadtstrand von Barcelona. Die Wellen kommen und gehen. Der fast neunzigjährige José joggt durch den Sand und Paulina, eine gehbehinderte alte Dame, singt kubanische Boleros aus ihrer Jugend im eisigen Meer, während ihre Krücke am Ufer wartet. Der 80-jährige Antonio sitzt in seinem selbstzementierten Thron auf der Mole und lässt seinen Blick über die See schweifen. Die Drei sind Teil einer älteren Strandgemeinschaft, deren Leidenschaft sie jeden Morgen ans Meer zieht. Über einen langen Zeitraum folgt der Film diesen liebenswerten, humorvollen und überaus lebendigen Individualisten, die hier Wind, Wetter und Zeit trotzen und nimmt Teil an ihren Liebes- und Alltagsgeschichten. Die Kamera verlässt dabei nie den Strand, der als natürlicher Lebensraum dieser Menschen erscheint, als Ort einer fast rituellen Begegnung mit dem Meer. „Manaña al Mar hat die Jury mit seiner herausragenden formalen Stärke und Ausdruckskraft überzeugt. Ines Thomsen hat einen poetischen Film gedreht und beweist darin einen exakten, emotionalen und erfrischend unaufgeregten Blick für große Bilder und ein kleines Thema, das in Barcelona im wahrsten Sinne auf der Straße bzw. am Strand liegt.“ (Jury des Film Festivals achtung berlin)
Mi, 27.9., 20.30 (zu Gast: Ines Thomsen); Do, 28. - Sa, 30.9., 19.00

delicatessen – Kino Kultur digital

Bertolt Brecht – Bild und Modell
Peter Voigt, D 2006, 80 Min.
Bertolt Brecht, zu dessen 50. Todestag diese filmische Auseinandersetzung ins Kino kommt, hat in seiner künstlerischen Arbeit immer auch mit Film und Fotografie gearbeitet. Der Film rekonstruiert Facetten seines Werks, die man so oder ähnlich noch nie gesehen hat. Mithilfe von Filmaufnahmen, Fotografien und einer im Exil entstandenen Collage-Mappe aus dem Bertolt-Brecht-Archiv in Berlin werden in dieser Zusammenstellung nicht nur einzelne Aufführungen und Arbeitsmethoden Brechts dokumentiert, sondern auch der besondere Zugang des Künstlers zu diesen Medien vermittelt. In einem von Harald Müller, Mitarbeiter der Zeitschrift „Theater der Zeit“, geleiteten Gespräch, das dieser filmischen Hommage als Klammer dient, unterhalten sich der Brecht-Schüler Peter Voigt und der Leiter des Brecht-Archivs Erdmut Wizisla unter anderem über diesen bislang wenig beachteten Aspekt eines epochalen Gesamtwerks.
Sa, 2. - Mo, 4.9., 19.00
Caravaggio
Derek Jarman, GB 1986, 93 Min., OmU. Mit Nigel Terry, Sean Bean, Tilda Swinton
In Form einer experimentellen Annäherung beleuchtet der wohl berühmteste britische Filmemacher (1942-1994) der 80er Jahre vor allem den Aspekt eines Künstlers, der zwischen der Welt seiner Förderer und Gönner und jener seiner mittellosen Modelle hin- und hergerissen ist. Die filmische Biografie des Malers, den Jarman bewusst in die Nähe Pasolinis oder Genets rückt, erzählt mindestens genauso viel über den Künstler Derek Jarman (der selbst Malerei studiert hat) wie über den Barock-Maler: Beide haben zu Lebzeiten mit ihrem künstlerischen Werk sowohl großen Einfluss ausgeübt als auch für ästhetische und moralische Kontroversen bei ihren Zeitgenossen gesorgt. Kongenial ist Jarmans visuelle Gestaltung des Künstlerporträts (Silberner Bär 1986): wie Caravaggio meißelt der Filmemacher nur die Teile des Bühnenbilds aus dem Dunkel, die in der Szene eine dramatische Bedeutung haben.
Do, 7. + Mo, 11.9., 18.30
Love is the Devil – Study for a Portrait of Francis Bacon
John Maybury, GB 1998, 89 Min., OmU. Mit Sir Derek Jacobi, Daniel Craig
Vor dem Hintergrund der Bohème im „Swinging London“ der 60er Jahre, wo Kunstwelt und demi monde nahtlos miteinander verschmelzen, verfolgt der Film die turbulente und dramatische Liebesgeschichte zwischen Francis Bacon (1909–92), einem der berühmtesten und kontroversesten Künstler des 20. Jahrhunderts, und dem Einbrecher George Dyer. So wie Bacon die emotionale Dynamik dieser Beziehung in seinen berühmten Portraits von Dyer festgehalten hat, überträgt Maybury, Bildender Künstler und enger Mitarbeiter von Derek Jarman, Bacons malerische Ausdrucksmittel in die visuelle Sprache seines Films. Mit Sir Derek Jacobi in der Rolle Bacons und Daniel Craig (dem neuen James Bond) als George Dyer, Liebhaber, Modell und Muse des Künstlers, gelang dem Autor und Regisseur John Maybury ein schillerndes Werk von packender visueller Kühnheit.
Do, 21. - Sa, 23.9., 18.30
Kumbh Mela – Shortcut to Nirvana
Maurizio Benazzo, Nick Day, USA 2004
Die Kumbh Mela in Indien gilt als die größte Pilger-Zusammenkunft von Menschen überhaupt in der Geschichte der Menschheit. An die 70 Millionen Menschen kommen seit 2000 Jahren im Abstand von jeweils 12 Jahren zusammen. Und zwar auf einem in der Trockenzeit frei liegenden Flussbett-Stück des Ganges-Flusses, an einer Stelle kurz bevor die für Hindus heiligen Flüsse Ganges, Yamuna und der mystische Saraswati ineinander fließen, nahe der Stadt Allahabad. Für etwa sechs Wochen entsteht eine provisorische Zeltstadt, in welcher die Menschenmassen vor Tageshitze und der Nachtkälte Unterschlupf finden. Begleitet hauptsächlich von dem unwiderstehlich charismatischen Hindu-Mönch Swami Krishnanand und einigen Pilgern aus der westlichen Welt, nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine Reise tief hinein in die lebendige, facettenreich pulsierende Welt der Kumbh Mela. Die bewegliche Handkamera schaut unmittelbar in die Zelte, ist mitten drin im Gewimmel und Geschehen oder lässt uns scheinbar ziellos in den Menschenmassen mittreiben. Man lernt „einen asketisch lebenden Sadu kennen, der seinen rechten Arm seit 20 Jahren über dem Kopf hält. Eine Japanerin lässt sich für drei Tage in einem Erdloch einbuddeln, „um so mit Gott zu kommunizieren“, während ein anderer vom Glauben erleuchteter einen Thron besteigt, der mit Nägeln gespickt ist ... An den Begegnungen und den absolut bizarren Persönlichkeiten, die sich in Ritualen, Performances oder einfachen Gesprächen miteinander austauschen, kann man sich kaum satt sehen. Die schöne Tatsache, dass Leben im Kontext stattfindet, findet auf diesem Pilgerfest sein Beispiel par excellence. Zwischen all dem herrlichen Wust und Kirmes-Chaos findet man sogar den Dalai Lama, der sich für ein paar Tage in das bunte Treiben mischt.“ (programmkino.de)
So, 24. - Mi, 27.9., 18.30

Klassik im Kino – Wolfgang Amadeus Mozart

Die Hochzeit des Figaro
Inszenierung, Ausstattung und Bildregie: Jean-Pierre Ponnelle, Musikalische Leitung: Karl Böhm, D 1976, Wiener Philharmoniker. Mit Hermann Prey, Mirella Freni
Figaro und Susanna, zwei Bedienstete des Grafen Almaviva, würden gerne heiraten – wenn man sie denn ließe! Denn während der Graf Susanna nachstellt und das Recht der ersten Nacht für sich beansprucht, muss Figaro sich irgendwie aus dem Eheversprechen herauslavieren, das er einst der Haushälterin Marcellina aus Geldnot gab. Bis sich Figaro und Susanna am Ende tatsächlich das Ja-Wort geben können und auch der Graf wieder zu seiner Gräfin in Liebe entflammt, gilt es noch einige Verwicklungen, Intrigen, Missverständnisse und auch eine familiäre Enthüllung zu überstehen... Beaumarchais’ turbulente Komödie „La folle journée, ou le mariage de Figaro“ wurde 1784 uraufgeführt und sogleich zum Skandal – sah man in Figaros Anliegen, den Graf von seinem jus primae noctis abzuhalten, ein Aufbegehren gegen den Monarchen. Gleichwohl erlangte Mozart eine Freigabe zu Bearbeitung und brachte die Oper am 29.4.1786, nur zwei Tage nach ihrer Fertigstellung, zur bejubelten Uraufführung. – Die Filmfassung, die wir zeigen, entstand 1976 im Auftrag des ZDF. Jean-Pierre Ponnelle, der zuvor in Salzburg eine Aufsehen erregende Aufführung erarbeitet hatte, beschloss, für die Filmfassung die besonderen Möglichkeiten des Mediums zu nutzen, und setzte das Geschehen mit einer anderen, äußerst prominenten Besetzung, die so zum ersten Mal zusammen auftreten konnten, und mit dem Einsatz von Rückblende, slow-motion, Rückprojektion und subjektiver Kamera wirkungsvoll in Szene.
So, 24.9., 15.00

Zu den Interkulturellen Wochen

Das geheime Leben der Worte
Isabel Coixet, E 2005, 115 Min., OmU. Mit Sarah Polley, Tim Robbins
Die 30jährige Hanna lebt ganz in sich zurückgezogen, nur über die Arbeit hat sie Kontakt mit ihrer Umwelt. Im verordneten Urlaub sucht sie eine Beschäftigung, die ihr die leere Zeit vertreibt, und landet als Krankenschwester auf einer Ölbohrplattform, wo sie einen Verletzten pflegen soll. Josef hatte beim erfolglosen Versuch, einen Kollegen zu retten, schwere Brandverletzungen erlitten und ist zeitweise erblindet. Nun ringt er mit unaufdringlichem Humor und bedingungsloser Offenheit um das Vertrauen seiner Pflegerin und erfährt schließlich, welch grauenhafte Erlebnisse sie in ihre Zurückgezogenheit gedrängt haben. „Der Blinde und die Taube, das ist ein seltsames Gespann. Wie diese beiden Schwerversehrten miteinander umgehen, er provozierend direkt, eine plumpe Anmache, sie sanft, eisern zurückhaltend und sehr souverän – das ist über weite Strecken ein Drama für sich, ein Kammerspiel, eine Kraftprobe… Nur als es zwischen beiden dann tatsächlich Liebe wird und alles ausgesprochen und auch der Zuschauer Hannas Geheimnis erfährt, da ist es ein so schreckliches, dass man danach nichts mehr glauben möchte von Liebe und Zuneigung und Neubeginn. Da schlägt auf einmal die Weltpolitik auf diesen zarten Film ein, mit allen Schrecken des jugoslawischen Bürgerkriegs, und der Film möchte wiedergutmachen und kann es nicht. Bei solchen Geschichten glaubt man kein Happy End.“ (Der Tagesspiegel)
Fr, 1.9., 20.30 (anschl. Gespräch); Mo, 4.9., 20.30; Di, 5. - Mi, 6.9., 18.30
Esmas Geheimnis – Grbavica
Jasmila Zbanic, BHZ, A, D, KRO 2006, OmU, 90 Min. Mit Mirjana Karanovic
Grbavica, ein Stadtteil von Sarajevo, war während der Jugoslawienkriege zu einem Gefangenenlager ausgebaut, in dem die Zivilbevölkerung gefoltert und vergewaltigt wurde. Ruinen und Brachflächen sind heute noch äußere Spuren des Krieges, die sichtbarsten. Von den verborgenen erzählt Jasmila Zbanics erschütternder Film, der auf der letzten Berlinale völlig überraschend und doch völlig zu Recht mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. – Esma ist allein erziehende Mutter der zwölfjährigen Sara. Sie muss hart arbeiten, um sich und ihrer Tochter ein halbwegs normales Leben leisten zu können. Staatliche Förderung bekommt sie kaum, vor allem nicht die besondere Rente, die den Hinterbliebenen der Kriegshelden und Märtyrern gezahlt wird. Denn obwohl Esma ihrer Tochter immer wieder erklärt, dass ihr Vater im Krieg gefallen ist, fehlen dafür die Beweise. Oder hat es mit dem Vater ein ganz andere Bewandnis? Irgendwann beginnt Sara, Fragen zu stellen ... Eingerahmt wird der Film von Aufnahmen einer Selbsthilfegruppe, in der sich Frauen treffen und über ihr Leid sprechen. Es sind Geschichten über die Verflechtung von Tätern und Opfern, die in einer multiethnischen Gesellschaft gezwungen waren, näher beieinander zuwohnen, als es ihnen oft lieb war. Erst im Laufe des Films wagt es auch Esma, sich ihrem Schicksal zu stellen, gezwungen vom drängenden Bohren Saras, die endlich die Wahrheit erfahren will ...
Do, 28. - Sa, 30.9., 18.30

Zum Welttag der Alphabetisierung – mit VHS

Das G muss weg
Renate Günther-Greene, D 2005, 74 Min.
Am 8.9. ist der Welttag der Alphabetisierung. Auch in Deutschland gibt es schätzungsweise 4 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Wie lebt man ohne diese Fahigkeiten in unserem Land? Und wie kommt es überhaupt dazu, dass Menschen in Deutschland trotz Schulpflicht nicht ausreichend schreiben und lesen können? Das Dokumentarfilm-Projekt von Renate Günther-Greene beobachtet Steffi (27), Mondo (25) und Nicole (24) in ihrem schwierigen Lebensalltag. Sie nehmen an einem Kurs für Erwachsene teil und waren bereit, sich ein Jahr lang bei ihren Fortschritten und Rückschlägen begleiten zu lassen. Hautnah erfährt man, wie schwierig, fast unmöglich das Lösen eines Tickets am Automaten, wie unüberschaubar eine Stadt mit ihren Hinweisschildern, wie eingeschränkt die Welt ohne Zeitungen und Bücher erscheinen müssen. Und die erste Langzeitbeobachtung zu diesem Thema zeigt auch, wie mit viel Mut und Wille eine Veränderung möglich ist, auch wenn der Erwerb einer für ein Kind fast spielerisch erlangten Fähigkeit später eine gewaltige Anstrengung bedeutet.
Di, 19. - Mi, 20.9., 18.30. Am 20.9. anschl. Gespräch mit Renate Günther-Greene

Mit der Deutsch-Britischen Gesellschaft

Mrs. Henderson presents
Stephen Frears, GB 2005, 103 Min., OmU. Mit Judi Dench, Bob Hoskins
Nachdem ihr Mann rücksichtsloserweise gestorben ist und sie allein gelassen hat, muss sich Lady Henderson irgendwie die Zeit vertreiben. Die beste Freundin empfiehlt: einen Liebhaber nehmen oder etwas Schönes kaufen. Und das tut die wohlhabende Aristokratin dann auch: Sie erwirbt das abgewirtschaftete Winmill Theatre im Londoner Westend und engagiert einen künstlerischen Leiter, mit dem sie bald eine leidenschaftliche Hassliebe verbindet. Weil das erste Programm nicht sonderlich erfolgreich ist, beschließt die Lady, die erste Nacktrevue in Großbritannien auf die Bühne zu bringen, was im Mutterland der Prüderie, das zudem unter dem Zweiten Weltkrieg leidet, nicht nur Begeisterung auslöst. Stephen Frears schildert nostalgisch und mit detailverliebter, präziser Ausstattung ein Stück Theatergeschichte nach tatsächlichen Ereignissen. Und er gibt dem Film, was des Theaters war: knallbunte Revuenummern, tolle Musikeinlagen und spitzzüngige Dialoge, in denen Judi Dench und Bob Hoskins in bester Screwball-Tradition aufeinander losgehen können.
Fr, 8. - Sa, 9.9., 18.30; Di, 12. - Mi, 13.9., 20.30

Mit Alzheimer-Gesellschaft Kiel

Iris
Richard Eyre, GB/USA 2001, 90 Min. Mit Judy Dench, Kate Winslet
„Es ist, als würde ich ins Dunkle gehen.“ So poetisch umschreibt die Schriftstellerin Iris Murdoch ihre Erfahrungen, als bei ihr die Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert wird. Kraft gibt ihr die Ehe mit dem Oxford-Professor John, mit dem sie eine tiefe Liebe verbindet, die auch angesichts der Angst und des fortschreitenden geistigen Verfalls der Dichterin besteht.
Do 21.9., 15.00, anschl. Gespräch

Zur Ausstellung im Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof

Majestät brauchen Sonne
Peter Schamoni, D/NL 1999, 95 Min. Sprecher: Mario Adorf und Otto Sander
Wilhelm II war der meistfotografierte und -gefilmte Mensch einer Zeit, die sich das bewegte Bild gerade erschloss. Und wegen des unempfindlichen Negativmaterials war das sprichwörtliche Kaiserwetter unverzichtbar für propagandawirksame Aufnahmen, in denen der medienbewusste Monarch seine Person und sein Leben inszenieren konnte. Familiengeschichte (mit der problematischen Beziehung zur englischen Verwandtschaft), die regelmäßigen Seereisen nach Norwegen, die Auftritte im Reich (natürlich auch in Kiel), Krieg und schließlich die Zeit im niederländischen Exil, alles erzählt Schamoni ausschließlich mit authentischem, digital restauriertem Archivmaterial in einem witzigen, ebenso informativen wie verblüffenden Meisterwerk des „Docutainment“.
So, 10.9., 18.30; So, 17. - Mo, 18.9., 18.30
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