Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Juni und Juli u.a.:

Neu in Kiel

Bahn unterm Hammer
Leslie Franke, Herdolor Lorenz. D 2006. 75 Min.
Die zwei Gesichter der Bahn: glitzernde Bahnhofswelten mit First-Class-Service einerseits und verfallene Gleisanlagen, verlassene Bahnhöfe, gnadenlos überfüllte Züge, neuwertige Loks und Waggons vor der Schrottpresse andererseits. Wie wird sich die Situation für Fahrgäste und Beschäftigte der Bahn, aber auch für die Städte darstellen, wenn der im Januar 2007 bekannt gewordene Gesetzentwurf zur Bahnprivatisierung Realität geworden ist? Ab 2008 sollen größere Anteile der Deutschen Bahn AG an private Investoren gehen. Die Infrastruktur (Trassen, Bahnhöfe, Energie) wird nur noch in sehr abstrakter Form Eigentum des Bundes sein. Der Verkauf des in 170 Jahren geschaffenen gesellschaftlichen Vermögens wird aber nicht die Kassen des Bundes entlasten: 15 Jahre lang sollen jährlich 2,5 Millarden Euro für den Netzunterhalt, sowie die Neubaukosten und für den Regionalverkehr gezahlt werden. Die Gewinne aber gehen an die DB AG. Das Für und Wider der Privatisierung, die Auseinandersetzung in Politik und Gesellschaft darum wird im Film dargestellt. Es kommen Unternehmer zu Wort, deren Städte bzw. Firmen von der Schiene abgehängt wurden, Bahnkunden, Beschäftigte, Befürworter und Gegner der Privatisierung. Gezeigt wird der Alltag im privatisierten britischen Schienenverkehr. Und es wird die Frage gestellt, ob die Überlassung der deutschen Bahn auf dem privaten Kapitalmarkt oder eine Bahn in öffentlichem Eigentum den Interessen der Mehrzahl der von Privatisierung Betroffenen besser gerecht werden. Ist die Privatisierung unausweichlich? Gibt es Alternativen? Dazu wird am 25. Juni (20.30 Uhr) im Anschluss an den Film eine hoffentlich lebhafte Diskussion mit Heiner Erling – Gewerkschaft Transnet, Hagen Kalleja – GF Nord-Ostsee-Bahn und VertreterInnen von DB Regionalbahn SH (angefragt), Ministerium Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes SH und Attac-Kiel geführt.
Mo, 25.6 - Mi, 27.6.
Vier Kurzfilme von Jan Krüger
Jan Krüger, geboren 1973 in Aachen, Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien, ist ein großes Talent des neuen deutschen Films. Die Kurzfilme dieses Programms erzählen beobachtend und oft überraschend von Nähe und Distanz, von Abhängigkeiten und Außer-Sich-Sein in Beziehungen und Freundschaften – unter Jungs, Männern und Engeln. Den Menschen beim Leben zusehen, darum geht es. Daraus entwickelt sich sinnliches, auch in Ausbrüchen von Gewalt und Erotik präsent bleibendes Kino. Mit großer Selbstverständlichkeit thematisiert Krüger dabei Homosexualität, ohne seine Figurenzeichnung darauf zu beschränken. Seine Filme stehen vor allem im Ausland schon für eine neue Richtung und ein neues Selbstbewusstsein des deutschen Kinos.
Do, 28.6. - Sa, 30.6., 18.30
Traders’ Dreams
Marcus Vetter, Stefan Tolz. D 2007. 83 Min.
eBay – dieser Name steht für die Geschäftsidee vom globalen Flohmarkt, den die kalifornische Firma inzwischen zum milliardenschweren Erfolg im Internet perfektioniert hat. Menschen aus aller Welt können von zuhause aus bequem kaufen und verkaufen, gelegentlich oder auch gewerblich, und man kann sich zum „eBay Powerseller“ hocharbeiten. Einmal jährlich peitscht sich die Community in einer mammutartigen Selbstbeweihräucherungsshow in Euphorie nach dem Motto: Jeder kann erfolgreich sein. Der Alltag, dem die Filmemacher auf ihrer Reise rund um die Welt begegnen, sieht einigermaßen anders aus: Überall, auf der Isle of Skye, in Mexiko, China, dem sächsischen Borna und dem kalifornischen San Jose begegnen sie Menschen, die sich die Erfüllung ihrer Träume erhoffen. Aber nicht immer wollen sich die auf Seminaren und Videos in Aussicht gestellten Versprechnungen der eBay-Professionals erfüllen. Traders’ Dreams enttarnt den Traum von einem System ohne Verlierer als eine schöne Chimäre. Erfolg ist selbst bei eBay nicht planbar. Nicht einmal für eBay selbst: Der ehrgeizige Geschäftsmann Jack Ma hat mit seinem Unternehmen Alibaba den übermächtigen Platzhirsch zur Aufgabe seiner China-Dependance veranlasst. In einem nächsten Schritt will er eBay außerhalb Chinas Konkurrenz machen.
Do, 28.6. - Mi, 11.7.
Der Italiener / Il caimano
Nanni Moretti. I 2006. 90 Min. Mit Silvio Orlando, Margherita Buy
Bruno Bonomo ist Produzent billigst heruntergekurbelter Filme mit Titeln wie „Moccassin Assassins“ (zu deutsch etwa „Angriff der Killerpantoffeln“). Da sich damit kein Geld verdienen lässt, steht er vor dem finanziellen Ruin. Und auch in seiner Ehe kriselt es heftig. Da spielt ihm das Schicksal ein Drehbuch in die Hände, „Der Kaiman“. Auf den ersten Blick ein mittelmäßiger Thriller, entpuppt sich der Stoff als eine Abrechnung mit den politischen Machenschaften Silvio Berlusconis. Wild entschlossen macht Bruno dieses riskante Projekt zu seiner neuen Lebensaufgabe, in der Hoffnung, dadurch Karriere und Ehe irgendwie retten zu können. Zwischen Scheidungskrieg und Finanzierungsproblemen, zwischen Hoffnung und Resignation balancierend, wird dieses Projekt für ihn zu einer Angelegenheit von Leben und Tod... Dass der Film trotz seiner engen thematischen Bindung an das tagespolitische Geschehen in Italien auch hierzulande als interessantes und mitreißendes Drama wahrzunehmen ist, liegt daran, dass Moretti (Das Zimmer meines Sohnes) eine feinnervige Tonart auf dem schmalen Grat zwischen alltäglicher Komödie und Tragödie getroffen hat. Im Zentrum steht der verzweifelte Bruno, der allmählich die Kontrolle über sein Leben verliert und dennoch wild gegen alle Widerstände ankämpft: Als er etwa einen Auffahrunfall verursacht, streitet er sich mit dem Unfallpartner nicht über den Blechschaden, sondern übers Politkino. Anders als in der Realität verurteilt das Filmdrehbuch den Politiker zu sieben Jahren Gefängnis, eine Majestätsbeleidigung, die der Angeklagte kaltlächelnd mit einem Aufruf zur Gewalt gegen die Justiz kontert. Als er in der gepanzerten Limousine davonfährt, brennen bereits die ersten Gerichtsgebäude ...
Do, 5.7. - Mi, 11.7.
Inland Empire
David Lynch. USA, Polen, Frankreich 2006. 179 Min. dt. Fassung. Mit Laura Dern
„Das Kino kann die Zuschauer in eine Welt jenseits des Intellekts entführen, in der sie sich ganz und gar ihren eigenen Intuitionen anvertrauen müssen. Es geht nicht darum, etwas zu verstehen, sondern darum, etwas zu erfahren.“ Der dies sagt, hat in den zurückliegenden 30 Jahren nicht einen einzigen Film gedreht, der eine Geschichte erzählte, aus der nicht irgendwo das Unerklärliche hervorbricht, das Verrätselte, das Fremde an sich. Und auch diejenigen Filme von David Lynch, die engeren Kontakt zum Mainstream halten (Blue Velvet etwa, Wild at Heart oder Der Elefantenmensch) bieten immer noch genug Momente, in denen das reine Bild Gewalt über den Inhalt erlangt und die Traumlogik die Empirie zurückdrängt. Vom Einbruch des Irrationalen in die Welt des Verstandes erzählen sie alle. – An der Oberfläche erzählt INLAND EMPIRE die Geschichte der Schauspielerin Nikki, die das Angebot annimmt, in dem Remake eines unvollendet gebliebenen polnischen Ehebruchdramas mitzuspielen. Wie ihr Filmpartner Devon erhofft sie sich vor allem, dass ihre ins Stocken geratene Karriere durch diesen Film wieder neuen Antrieb erhält. Doch auf dem Projekt liegt ein Fluch: Die Hauptdarsteller des polnischen Originals wurden damals beide ermordet, und nach kurzer Zeit verschwindet Nikki in den Kulissen des Sets. Von nun an verunklären sich die Handlungsstränge, Traum, Realität und filmische Welt verflechten sich unentwirrbar ineinander... Nach Experimenten für seine Internetseite hat Lynch jetzt mit INLAND EMPIRE seinen ersten Kinofilm auf digitalem Video realisiert – nach Vermarktungsschwierigkeiten seines letzten Films Mulholland Drives sicherlich auch ein von finanziellen Zwängen diktierter Schritt. Auf ästhetischer Ebene aber gewähre ihm das Material solche Möglichkeiten und Freiheiten –„if you can think it, you can make it“ (Lynch) –, dass eine Rückkehr zum Zelluloid für ihn nicht mehr in Frage käme. Für einen Regisseur, der für seine penibel gestalteten Bildräume immer auf detailscharfe Abbildung achtete, mutet die Fotografie in ihrer Körnigkeit und Unschärfe ungewohnt an. Im gleichen Moment spürt man jedoch auch die neuen Qualitäten, die Lynch dem Material abgewinnt: So rückt er seinen exzellenten Darstellern mit extremen Großaufnahmen zu Leibe, lässt einzelne Einstellungen lange stehen, oder radiert den Figuren die Gesichter aus. Insgesamt ist INLAND EMPIRE ein intensiv alptraumhaftes und aufregend kompromissloses Lynch-Konzentrat, eher ein fast dreistündiger Zustand als ein Film.
Do, 12.7. - Mi, 18.7.

Zur Ausstellung „Ozean der Zukunft“

Im Rausch der Tiefe
Luc Besson. F 1987. 120 Min. Mit Jean Marc Barr, Jean Reno
Zwei Taucher, ein Italiener und ein Franzose, die sich als Kinder kennen gelernt hatten, werden als Erwachsene Rivalen im Kampf um den Rekord im Tieftauchen. Luc Besson schuf diesen betörend-rauschhaften Film in Anlehnung an die Lebenserinnerungen der Tauchrekordler Jacques Mayol und Enzo Maiorca.
Mo, 25.6. - Mi, 27.6.
20.000 Meilen unter dem Meer
Stuart Paton. USA 1916. Mit Lois Alexander, Curtis Benton, Jane Gail
Ca. 20-mal ist Jules Vernes Abenteuerroman im Laufe der Filmgeschichte verfilmt worden, die bekannteste Version ist sicherlich die Disney-Adaption mit Kirk Douglas und Omar Sharif von 1954. Zu den frühesten Verfilmungen zählt hingegen diese US-amerikanische aus dem Jahre 1916, die durch ihren naiven Charme, die liebevolle Dekoration und das zeittypische Spiel der Darsteller besticht. Ein großer Spaß in Sachen Tiefsee-Kino, und ein besonderes Erlebnis durch die Begleitung am Klavier durch den Stummfilmpianisten Dr. Werner Loll.
Fr, 29.6., 20.00 im IFM Geomar, Düsterbrooker Weg 20
The Abyss – Special Edition
James Cameron. USA 1989. 164 Min. Mit Ed Harris, Mary Elizabeth Mastrantonio.
Als ein amerikanisches Atom-U-Boot von einem unbekannten Objekt zum Sinken gebracht wird, wird Vergil Brigman mit seiner Mannschaft dazu verpflichtet, mit seiner Unterwasser-Bohrplattform die Rettungsmaßnahmen der Marines zu unterstützen. Und was noch schlimmer ist: Seine Ex-Frau Linsey kommt ebenfalls zurück an Bord... Auf dem Grund eines gefluteten stillgelegten Atomreaktors realisierte James Cameron diesen beklemmenden Unterwasser-Thriller mit Science-Fiction-Elementen. Ein wuchtiges Kinospektakel aus jenen Jahren, als man Computertricks nur für ein paar seltene Einstellungen benutzte – der Rest ist echt!
So, 1.7.
Historische Filme: Hafen und Schifffahrt in Kiel
Der Aufbruch in die maritime Zukunft fiel zeitlich zusammen mit dem Aufkommen des Kinos, und die aufstrebende Hafenstadt Kiel und ihre rasant expandierenden Werften boten reiches Betätigungsfeld für die Kieler Nordmark-Film bei Stapelläufen, technischen Neuentwicklungen und „hohem Besuch“. Mit Unterstützung des Kieler Stadtmuseums und des Landesarchivs Schleswig-Holstein zeigen wir Filme aus den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts.
So, 8.7.

Psychoanalyse und Film – mit John-Rittmeister-Institut

Die Frau auf der Brücke
Patrice Leconte. F 1999. 95 Min. Mit Daniel Auteuil, Vanessa Paradis
Weil sie meint, sie habe nichts mehr zu verlieren, arbeitet Adèle als lebendige Zielscheibe für einen Messerwerfer. Leconte erzählt in wunderbaren schwarz-weißen Cinemascopebildern sein furioses Spiel um Risiko und Lebenslust, Erotik und Liebe. Anschließend Gespräch mit Dipl.Psych. Gisela Bergmann-Mausfeld.
Mo, 2.7.
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