Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im August und September u.a.:

Museums-Nacht

31. 8., ab 21:00 Uhr im Hinterhof der Medizinhistorischen Sammlung: Die lange Frankenstein-Nacht. In der Pause zwischen den Filmen chemische Experimente.
Frankenstein
James Whale. USA 1931. 70 Min. Mit Colin Clive, Boris Karloff, Dwight Frye
Der Genre-begründende Klassiker mit Boris Karloff in der Rolle des traurigen Monsters mit dem unförmigen Schädel und den Schrauben am Hals: Der deutsche Wissenschaftler Frankenstein hält gegen die herrschende Forschungsmeinung und gegen die moralischen Bedenken seiner Mitmenschen an der Idee fest, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Produktionstechnisch gesehen ist Whales Film ein genialer Coup: Mit (damals) unbekannten Schauspielern, einer forschen Selbstbedienung aus dem Stilrepertoire des deutschen Expressionismus und einer geschmackvollen Mischung aus Romantik, Schauer und Groteske gelang dem jungen Regisseur ein absoluter Longseller, der die Weichen stellte für ungezählte Fortsetzungen und Remakes.
Frankensteins Braut
James Whale. USA 1935. 70 Min. Mit Colin Clive, Boris Karloff, Elsa Lanchester
Das Ende aus dem ersten Film war trügerisch: Das Monster verendete nicht in der brennenden Windmühle, sondern überlebt die Hatz im gefluteten Keller. Jetzt zwingt es seinen Schöpfer, ihm eine Frau zu erschaffen... Die Fortsetzung des ersten Frankenstein-Films gilt dank ihrer Darsteller, der Kameraarbeit, Ausstattung, Musik und Stimmung als der Höhepunkt der Filmreihe – und als Meisterstück des schwarzen Humors.

Neu in Kiel

Zehn Kanus, 150 Speere und drei Frauen
Rolf de Heer. Australien 2006. 90 Min. Dt. Fass.
Der junge Dayindi gehört zu den Ramingining, einem Volk der Aborigines im Norden Australiens. Zum ersten Mal soll er seine Stammesgenossen auf die Jagd begleiten. Alle wissen, dass er eine Frau seines Buders begehrt. Während die Gruppe aus Baumrinden die benötigten Kanus baut, erzählen sie eine Geschichte aus der mythischen Vergangenheit ihres Volkes. Dabei geht es um falsche Liebe, Kidnapping, Hexerei, Körperverletzung und um fehlgeleitete Rache. Sie soll Dayindi Warnung und Lehre für sein weiteres Leben sein. „Die Erzählweise aboriginärer Traumzeitmythen macht sich der hollandstämmige Rolf de Heer auch filmisch zunutze. Während Zehn Kanus... in Schwarzweißbildern beginnt, ist das, was der Erzähler – gesprochen von dem seit Nicholas Roegs Walkabout (1969) wohl bekanntesten Aborigine-Darsteller David Gulpilil (u.a. auch in Philip Noyces Rabbit-proof fence oder Wim Wenders Bis ans Ende der Welt) - nun als eigentliche Geschichte mitteilt, in Farbe zu bestaunen. Fast schon bilderbuchartig werden zunächst die Figuren mit einer kurzen Porträtansicht eingeführt, Humor kommt in der Folge der Erzählung nicht zu kurz – gelacht wird bei den Aborigines offenbar gerne und ausgiebig.“ (programmkino.de). Ausgezeichnet in Cannes 2006 mit dem Spezialpreis der Jury.
Do, 13.9. - Sa, 15.9., 20:45; Di, 18.9. - Mi, 19.9., 20:30
Als der Wind den Sand berührte
Marion Hänsel. Belg./F 2006. 96 Min. OmU. Mit Issaka Sawadogo
In ihrem Dorf irgendwo in Afrika leben die Menschen schon lange am Existenzminimum. Nun sind auch die letzten erreichbaren Brunnen ausgetrocknet, die Wüste breitet sich immer weiter aus. Instinktiv ziehen die meisten Dorfbewohner Richtung Süden. Nur der Lehrer Rahne ist sicher, dass im Osten Rettung und eine neue Heimat warten. Entschlossen zieht er mit Frau, Kindern und Vieh unter brennender Sonne los, direkt in die Katastrophe. Korrupte Soldatenhorden verkaufen ihnen erst Schutz, plündern sie dann aber aus, Minenfelder, Krankheit und die unbarmherzige Natur dezimieren die kleine Karawane grausam. Nach endlosen Strapazen werden nur Rahne und seine jüngste, unerwünschte Tochter die zweifelhafte Sicherheit eines Flüchtlingslagers erreichen. Die belgischen Regisseurin verdichtet in ihrem erschütternden Drama die vielfältigen Probleme Afrikas mit teils fast dokumetarisch eingefangenen, teils poetisch überhöhten Bildern, und gibt der Ambivalenz von Schönheit und Schrecken der Wüste ebenso Raum wie der Tragik Rahnes, der unerträglichem Elend mit Würde und Kraft begegnet, gleichzeitig aber mit seinem althergebrachten Machostolz seine Familie ins Unglück führt.
Do, 20.9., 20:30; Fr, 21.9., 18:30; Sa, 22.9. - So, 23.9., 20:30; Mo, 24.9., 18:30; Di, 25.9. - Mi, 26.9., 20:30

Filmland Norwegen – Cool and Crazy (1)

Elling, Kitchen Stories, Junk Mail oder Heftig und begeistert, ganz aktuell Auf Anfang, diese und einige wenige andere Filme aus Norwegen haben einen deutschen Vertrieb und ein begeistertes Publikum gefunden. Über die Vielfalt und Qualität der dortigen Filmproduktion können sich meist aber nur Festivalbesucher freuen. Dankenswerterweise schicken Norwegisches Filminstitut und Nordische Filmtage Lübeck nun ein hochkarätiges Programm mit acht preisgekrönten Filmen durch die deutschen KoKis.
Auf Anfang [: reprise]
Joachim Trier. N 2006. 105 Min. Mit Espen Klouman Høiner, Viktoria Winge
Die Freunde Erik und Phillip wollen Schriftsteller werden. Gleich zu Beginn des Films sieht man sie ihre Manuskripte in den Briefkasten werfen, in einer furiosen Sequenz sehen wir kurze Momenten ihrer Karriere: rasanter Erfolg, Drogen und Alkohol, Anerkennung als neue Kultautoren. Aber: alles nur Wunschtraum, der Film beginnt noch mal am Briefkasten, die Realität setzt ein. Philip hat schnell Erfolg, aber der hohe Erwartungsdruck bringt ihn vorübergehend in die Psychiatrie. Eriks Roman wurde abgelehnt, und fast verliert er den Mut. Zusammen mit ihrer Clique hängen die beiden Freunde in Oslo rum, machen ihre schrägen Späße, versuchen die richtige Frau zu finden und kämpfen weiter um ihren Platz in der Mediengesellschaft. Wie zu Beginn bricht der Film immer wieder aus seiner linearen Struktur aus und überlagert Realität, Wunschvorstellungen und Erinnerungen virtuos zu einer fesselnden Bestandsaufnahme über das Lebensgefühl der Twenty-Something-Generation Norwegens.
Do, 6.9. - So, 9.9. + Mi, 12.9., 20:30; Mi, 26.9., 18:30
Genosse Pedersen / Gymnaslærer Pedersen
Hans Petter Moland. N 2006. 123 Min. OmU. Mit Kristoffer Joner, Ane Dahl Torp
Junglehrer Knut Pedersen tritt Ende der 60er Jahre am Gymnasium von Larvik seine erste Stelle an. Zunächst heiratet er zwar gutbürgerlich, doch bald gewinnt ihn ein rebellischer Schüler für die Marxistisch-Leninistische Arbeiterpartei AKP. Als ihm dort die Ärztin Nina begegnet, verfällt er der attraktiven Genossin total. Einfühlsam schildert Moland die unfreiwillig komischen Aspekte im Leben selbst ernannter Klassenkämpfer sowie die tragischen und selbstzerstörerischen Züge der Kinder von Mao und Rock’n’Roll.
Fr, 14.9. - Sa, 15.9., 18:30
Der Himmel stürzt ein / Himmelfall
Gunnar Vikene. N 2002. 83 Min. OmU. Mit Kristoffer Joner, Maria Bonnevie
Bergen am Weihnachtsabend: Ein Taxi hängt an der Kante einer Brücke und droht abzustürzen. In seinem Umkreis eine Gruppe von Menschen, die das Schicksal an Ort und Stelle zusammengeführt hat: Reidar, Insasse einer Psychiatrie, der die Welt von Meteoriten bedroht sieht, und seine angebetete Juni, die sich zu sterben sehnt und jeden schlägt, der ihr zu nahe tritt. Der traurige Psychiater Johannes und dessen Frau Vigdis, die ihn mit dem Taxifahrer Thomas betrügt. Sie alle bewegt die Frage nach dem Glück. Nach Elling eine weitere Tragikomödie über scheinbar Verrückte und die Frage, was eigentlich ‚normal‘ bedeutet. Der Film schafft er eine zauberhafte Atmosphäre in wunderschönen Bildern, die an das Zuschauerherz appellieren.
Fr, 28.9. - So, 30.9., 18:30

delicatessen – Kinokultur digital

Francis Bacon – Form und Exzess / Bacon’s Arena
Adam Low. GB 2005. 96 Min. OmU
Francis Bacon (1909-1992) war einer der einflussreichsten Maler des 20. Jahrhunderts. Adam Low spürt dem Bildexzess und seinen biografischen Bezügen nach, wobei er Zugang findet auch über die Geschichte der schwulen Beziehungen des Malers, über die in den meisten Studien ausführlich geschwiegen wurde. Bacons eindrucksvolle Präsenz und seine gebieterische sowie verführerische Stimme durchdringen diesen Dokumentarfilm. Er zeigt ein Werk, von den Verbrechen und Erschütterungen des 20. Jahrhunderts geprägt wie kaum ein anderes, und ein leidenschaftliches Leben voller Geheimnisse. Low findet in assoziativen Montagen und einem von Brian Eno komponierten Soundtrack die kongeniale filmische Entsprechung.
Sa, 8.9. - So, 9.9., 18:30; Mo, 10.9., 20:30
Jenseits von Tibet
Solveigh Klaßen. D 2000. 89 Min. Mit Santrra Oxyd, Tschaglung Tulku Ngawang
Die Kulturen, die sich hier begegnen, sind so weit voneinander entfernt wie der Himalaya-Himmel vom Himmel über Berlin: Seit sich Punk-Musikerin Sandra Herbener (= Santrra Oxyd) in Indien in den dort im Exil lebenden tibetischen Lama Ngawang Gelek verliebte, leben sie gemeinsam in Berlin: Sandra musiziert weiter in der OFF-Szene, Gelek meditiert täglich in einer Fußgängerzone und sammelt dort Schüler um sich. – Das eindrucksvolle Porträt, das die Elternhäuser am Bodensee und in Tibet einbezieht, beschreibt eine außergewöhnliche interkulturelle Beziehung auf anrührende und zugleich illusionslos reflektierende Weise.
Do, 6.9. - Fr, 7.9., 18:30

Kino in der Nikolai-Kirche am Alten Markt

Mit Deutsch-Britischer Gesellschaft und „Offene Kirche St. Nikolai“.
Kiel im Bombenkrieg (Kay Gerdes. D 2005. 49 Min.)
5 Tage im Mai – Wie der 2. Weltkrieg in Kiel zu Ende ging (Kay Gerdes. Kiel 2007. 44 Min.) Mit teilweise unveröffentlichtem Archivmaterial und persönlichen Rückblicken von Kielern und britischen Zeitzeugen, die 1945 Kiel besetzten, liefern die Filme von Kai Gerdes einen ebenso eindrucksvollen wie anschaulichen Rückblick. Ergänzend zeigt Pastor Dr. Wünsche Bilder von der Zerstörung und dem Wiederaufbau der Nikolai-Kirche und führt Interessierte auf den Turm.
Do, 30.8., 20:30

Green Screen

Vom 6. – 9. September findet in Eckernförde zum ersten Mal das internationale Naturfilmfestival GREEN SCREEN statt. Zu erleben gibt es einen Wettbewerb, Klassiker des Naturfilms und Kurzfilme. In Zukunft soll diese einzigartige Veranstaltung sich mit begleitenden Vorträgen, Seminaren und Werksops als Treffpunkt für alle Interessierten etablieren, für Filmemacher ebenso wie für Filmliebhaber. Im KoKi zeigen wir ein Kurz- und ein Langfilmprogramm mit den Best of Green Screen.
So, 16.9., 18:30 (Kurzfilme) + 20:30 (Langfilme)

Hip Hop’s History Bounce: Party – Graffiti Show & Contest – hip-hop classics

Unter dem Motto Hip Hop’s History Bounce veranstaltet die Pumpe am 21. 9. einen Tag zur Hip Hop-Kultur mit Musik, Film, Graffiti und Party. Los geht es um 17:00 auf dem Hinterhof der Pumpe – der Container und die freistehende Wand am Parkplatz stehen zur Verfügung aller Crews, die noch einen Platz für ihr Piece suchen. Ab 20:30 zeigt das Kommunale Kino den Szene-Film Wholetrain von Florian Gaag: Nacht für Nacht ziehen David, Tino, Elyas und Achim los, um die U-Bahnen der Stadt mit ihren opulenten Bildern zu verzieren. Atemlos pendeln die Hauptfiguren zwischen zwei Welten – ihrem persönlichen Alltag, und dem Leben in der Crew. Auf einzigartige Weise gelingt es Florian Gaag, eine bislang kaum dokumentierte Subkultur authentisch und lebendig nahezubringen. (Florian Gaag, der selbst aus der Szene stammt, ist zu Gast und steht für Fragen über seinen Film und seinen Werdegang zur Verfügung). Anschließend (ca. 23:00) geht’s weiter im Saal. Junge Rapper treten mit ihren Texten gegeneinander an. Und dann ist noch lange nicht Ende... Übrigens: Das Koki zeigt im Umfeld drei echte Klassiker des Hip Hop-Films: Style Wars (USA 1982 – Fr, 14.9., 22:30) die frühe Dokumentation über New Yorker Writer-Legenden wie Seen, Skeme und Cap und ihren schlimmsten Feind, den Bürgermeister Ed Koch, Beat Street (USA 1984 – Sa, 15.9., 22:30), den von Harry Belafonte produzierten Initialfilm über die Hip Hop Kultur, und Wild Style (USA 1982 – Sa, 22.9., 22:30), ein halbdokumentarisches Drama aus der New Yorker Graffiti- und Rap-Szene. Ebenfalls in diesem Monat läuft Ghosts of Cité Soleil, eine packende Dokumentation über das Leben der Jugend an dem gefährlichsten Ort der Welt: einem Slum auf Haiti.
Ghosts of Cité Soleil
Asger Leth. DK/USA 2005. 86 Minuten. Musik: Wyclef Jean
Haiti 2004: Gegen die heranrückende Rebellenarmee und die landenden UN-Truppen mobilisiert Präsident Aristide seine treuesten und gefährlichsten Anhänger, die Gangs eines Slumvororts von Port-au-Prince, dessen idyllischer Name Cité Soleil (Sonnenstadt) wie reiner Zynismus anmutet für den gefährlichsten Ort der Welt. Die Gangleader dieser „Chimères“ („Geister“) sind die schwer bewaffneten Herrscher der Slums und gleichzeitig Opfer, ausweglos verstrickt in ein System sozialer und politischer Gewalt. Ihr Leben, ihre letzten Tage zwischen Drogen, Hip Hop, Waffen und Sex dokumentiert ganz hautnah der dänische Filmemacher Asger Leth. Die Protagonisten des Films, ahnend, dass sie nicht mehr lange zu leben haben, nehmen ihn mit auf einem Trip durch die Hölle.
Do, 20.9. + Sa, 22.9. + Di, 25.9., 18:30

Rosa Linse

11 Men Out
Róbert I. Douglas. IS / GB / SF 2005. 90 Minuten. Deutsche Fassung
Óttar, der Stürmerstar des isländischen Fußball-Erstligisten KR, verkündet öffentlich sein Schwulsein – und das war’s mit Profifußball und Ehe. Erst am Tag der Gay-Pride-Parade wird er wieder auf seine alte Mannschaft treffen – nun als Stürmer des „Pride United Reykjavík“. Eine humorvolle Abrechnung mit dem Stereotyp des harten Mannes in der isländischen Gesellschaft und dem Machismo im Fußball (nicht nur in Island). Viel rundes Leder gibt es übrigens nicht zu sehen, die wahren Siege werden außerhalb des Stadions errungen.
Fr, 7.9. - Sa, 8.9., 22:30

Globalisierung – Wohlstand für die Welt?

Der große Ausverkauf
Florian Opitz. D 2006. 94 Min.
Der Verkauf öffentlichen Eigentums, der gewinnbringende Handel von lebensnotwendigen Gütern, die bisher zur Daseinsvorsorge aller Bevölkerungsteile gehörten, ist allgegenwärtig. Ein globaler Prozess, der sich ausbreitet, der immer schneller voranschreitet. Florian Opitz macht mit seinem Film anhand von Einzelschicksalen deutlich, wer unter der so abstrakt wirkenden Globalisierung zu leiden hat. Auf den Philippinen kämpft eine Mutter in den Ruinen eines ehemals vorbildlichen öffentlichen Gesundheitssystems um das Leben ihres nierenkranken Sohnes. In Soweto (Südafrika) sollen die ohnehin fast Mittellosen plötzlich ein Drittel ihres Lebensunterhaltes für Strom und Wasser ausgeben. Dagegen regt sich wirksamer Widerstand. Genau wie in Cochabamba (Bolivien), wo die Bevölkerung den „Wasserkrieg“ gegen den US-Investor schließlich gewann. Wo dies nicht gelingt, bedeutet Privatisierung für Millionen Menschen den Anfang eines schrecklichen Endes. Anhand dieser persönlichen Schicksale und Biografien macht Florian Opitz auf eine gefährliche, dem Profit geschuldete Entwicklung aufmerksam zu machen. Zugleich zeigt der Film auch Menschen, die sich diesem Trend zur Wehr setzen. Am 10.9. im Anschluss Gespräch zum Film u.a. mit Attac-Kiel
Mo, 10.9. – Mi, 12.9., 18:30

25. Norddeutsche Architekturtage – Vorpremiere

Das Konklave
Christoph Schrewe. D/Kan 2005. 93 Min. Szenenbild: Emanuel Jannasch. Mit Manu Fullola, James Faulkner, Brian Blessed, Peter Guinness, Nicholas Irons
Rom 1458. Mit dem Tod seines Onkels, Papst Calixtus III., endet für den jungen Kardinal Rodrigo Borgia die Zeit eines Lebens in Sicherheit und Luxus – plötzlich lauern an jeder Straßenecke Attentäter, die den Neffen des verhassten katalanischen Papstes ermorden wollen. Doch Rodrigo flieht nicht in seine Heimat, sondern stellt sich der Herausforderung, sich an dem einberufenen Konklave zur Wahl des neuen Papstes zu beteiligen. Alsbald ermisst er die Intrigen und Machtspiele unter den potentiellen Anwärtern auf den Heiligen Stuhl. Je länger er die Absprachen beobachtet, desto mehr beeindruckt ihn ein Außenseiter – der aus Corsignano bei Siena stammende Kaufmannssohn Enea Silvio Piccolomini… Christoph Schrewe und sein Drehbuchautor Paul Donovan haben ein spannendes Kammerspiel um das bizarre Ränkespiel in der Abgeschlossenheit des Vatikanischen Palastes geschaffen. Dafür schufen Production Designer Emanuel Jannasch und sein Team einen Komplex aus Kapelle, Refektorium, Latrine und Dormitorium, die – vollständig im Studio nachgebaut und mit digitaler Technik vervollständigt – die Kuriengebäude des mittelalterlichen Alt St. Peter wieder auferstehen lassen. Ein kirchenpolitisches Drama aus dem Kernbereich künstlerischer und architektonischer Selbstdarstellung der katholischen Kirche des späten Mittelalters.
Mo, 17.9., 19:00
Sketches of Frank Gehry
Sydney Pollack. 83 Min. OmU. Mit Frank Gehry, Dennis Hopper, Bob Geldof
Sydney Pollack trifft Frank Gehry: Der Regisseur von Jenseits von Afrika und Tootsie und der Architekt des Guggenheim Museums Bilbao – beide über 70 und zigfach preisgekrönt – suchen in sehr entspannten Gesprächen und Bildern nach den kleinen persönlichen Gestaltungsräumen unter kommerziellen Zwängen und graben hierbei auch nach den Quellen ihrer Kreativität. Pollacks Künstlerdokumentation ist ein offenherziges Freundschaftswerk, das nachhaltig bereichert.
Do, 13.9., 18:30; Di, 18.9. - Mi, 19.9., 19:00

Weiterhin

Themenabend: Kieler Woche im Film
8 mm Kieler Woche
(Claus Oppermann, Gerald Grote. Kiel 2007)
Kiel Week (1945) über ein Sportfest der hier stationierten Briten, und weitere Amateurfilme
zu Gast: Claus Oppermann
Mi, 5.9., 20:30, Schifffartsmuseum
Gucha – Distant Trumpet
Dusan Milic. D/Serbien/Bulgarien 2006. 94 Min. OmU oder dt. Fass.
Juliana ist die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt „Satchmo“. Sie verliebt sich ausgerechnet in Romeo, der die Trompete in einem konkurrierenden Roma-Orchester spielt. Ihr Vater tut alles, um die Beziehung zu verhindern. Nur wenn Romeo ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser besiegt, wird er nachgeben. Die turbulente Liebeskomödie spielt vor dem realen Hintergrund des traditionellen Musikerwettstreits im serbischen 3000-Einwohner-Ort Gucha, wo sich seit 1961 die traditionellen Brass-Bands der Region treffen. Inzwischen hat der Ort weltweit einen Ruf als Mekka für Blaskapellen und ist ein Schaufenster für die Brass-Musik des Balkans. Rund eine halbe Million Besucher sind es mittlerweile, die jeden August kommen, wo sie tagelang berauscht von dem einmaligen Sound der Blaskapellen tanzen, feiern und trinken – oder eben einen quietschbunten Film voller mitreißender Musik machen im Geiste Emir Kusturicas, der übrigens als Koproduzent beteiligt war.
Do, 27.9., 18:30; Fr, 28.9. - So, 30.9., 20:30
Zu Gast: Stefan Mehlhorn und Walter Ruge
Über die Schwelle
Stefan Mehlhorn. D 2006. 62 Min. Mit Walter Ruge
Das deutschsprachige biografische Filmporträt erzählt das spannende Leben des Kommunisten Walter Ruge. Der 1915 in Berlin Geborene musste aus politischen Gründen 1933 Deutschland verlassen und wurde nach acht Jahren des Exillebens grundlos zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Sein Weg führte ihn durch verschiedene sibirische Lager. 1958, 25 Jahren später verließ er die Sowjetunion und ging wieder zurück nach Ostdeutschland.
Ausgangspunkt für den Film ist der Lebensbericht Ruges vor Schülern der Potsdamer Steubengesamtschule. Der lebendige Kontakt mit jungen Menschen ist, neben dem Radsport, ein wichtiger Punkt im Leben des Rentners. Gemeinsam mit dem 91-jährigen begibt sich das Filmteam um den Regisseur Stefan Mehlhorn auf die Suche nach den Spuren seiner Vergangenheit an den nördlichen Polarkreis Sibiriens. Veranstaltung gemeinsam mit der „werkstatt utopie & gedächtnis e.V.“.
Di, 11.9., 20:30
Heimatklänge
Stefan Schwietert. CH/D 2007. 81 Min. Schwyzerdt. m. Ut.
Ein Film über das älteste Musikinstrument überhaupt, die menschliche Stimme. Schwietert stellt drei außergewöhnliche Schweizer Stimmartisten vor, deren Klangkosmos Elemente z. B. des Jodelns oder des Obertongesangs beinhaltet und weit über das hinausreicht, was wir als Gesang bezeichnen würden. Wie in seinen früheren Filmen (z.B. A Tickle in the Heart, Accordion Tribe) nähert Schwietert sich seinem Thema über das Erleben und Schaffen seiner Protagonisten, die herausragend mitwirken am zukunftweisenden Aufbruch der alpenländischen Vokalkunst. In ihren experimentierfreudigen Auseinandersetzungen mit heimischen und fremden Traditionen wird die Bergwelt mit ihren mächtigen Naturschauspielen ebenso zur Bühne wie die Landschaften und Geräuschkulissen der modernen Lebenswelten. Wir präsentieren den Publikumserfolg der Berlinale in einer Sontagsmatinee als Preview.
So, 30.9., 11:00
Hamburger Lektionen
Romuald Karmakar. D 2005/6. 134 Min. Mit Manfred Zapatka
Ende der 90er Jahre wurde Mohammed Fazazi Imam der Al-Quds-Moschee in Hamburg. Im Januar 2000, in den letzten Tagen des Fastenmonats Ramadan, hielt Fazazi im Gebetsraum der Moschee mehrere so genannte Lektionen, bei denen die Anwesenden Fragen zu verschiedenen Aspekten des Lebens stellen konnten, die sie in der Regel schriftlich vorlegen mussten. Videomitschnitte dieser Lektionen sind später in der Buchhandlung der Moschee und in Buchhandlungen außerhalb vertrieben worden. Nach den Anschlägen vom 11. September wurde bekannt, dass drei der vier Selbstmordpiloten, aber auch andere Personen, die der „Hamburger Gruppe“ zugerechnet werden, regelmäßig die Moschee besucht haben und in engem Kontakt zu Imam Fazazi standen. – Ähnlich wie bei seinem Himmler-Projekt (2000) – der Rezitation von Himmlers geheimer Posener Rede vom 4. 10. 1943 – ließ Regisseur Romuald Karmakar den Schauspieler Manfred Zapatka den fraglichen Text rezitieren: Der Schauspieler interpretiert diesen Text, die deutsche Übertragung zweier Lektionen, nicht, er bringt ihn zur Kenntnis; die filmische Vermittlung verzichtet vollständig auf illusionistische oder identifikatorische Inszenierungsstrategien, um dieserart die Binnenlogik eines islamistischen Denkers und Predigers offenzulegen, ohne die Bewertung der Inhalte durch szenische Atmosphäre, durch Gestik, Mimik und Physiognomie zu lenken – eine Logik, der zufolge z.B. jeder so genannte Ungläubige, der wählen geht und damit eine Regierung unterstützt, die muslimische Länder unterdrückt, ein Krieger ist, der getötet werden müsse. Mohammed Fazazi, wie Manfred Zapatka und Romuald Karmakar ihn erschließen, ist kein „Hassprediger“; er denkt und handelt vernünftig innerhalb seines Systems – wenngleich diese Vernunft grundverschieden ist vom Vernunft-Begriff der Aufklärung. Und so kehrt denn auch stets die Formel am Ende einer jeden Antwort Fazazis: Gott weiß es besser. Am 1. 10. um 19.00, anschließend Gespräch u. a. mit Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam, Islamwissenschaftlerin und Historikerin, Frau Özlem Ünsal, Vorsitzende des Forums Migration der LH Kiel, Feridun Zaimoglu (angefragt).
Do, 27.9., 20:30
In memoriam Ulrich Mühe (20. 6. 1953 - 22. 7. 2007)
Hälfte des Lebens
Herrmann Zschoche. DDR 1985. 89 Min. Mit Ulrich Mühe, Jenny Gröllmann
1796 steht der 26-jährige labile Friedrich Hölderlin im Brennpunkt seiner Zeit: Fasziniert von den Persönlichkeiten Schillers, Goethes und Fichtes, entzündet von den Ideen der Französischen Revolution und im Austausch mit Schelling und Hegel, umhergetrieben zwischen den Studienorten Jena und Tübingen, ringend um lyrische Formen und sprachliche Gestaltung seiner Werke. Auf Empfehlung seines Kommilitonen Sinclair tritt er als Hauslehrer in den Dienst des Frankfurter Bankiers Jakob Gontard und verliebt sich augenblicklich in dessen Gattin Susette. Das Verhältnis wird entdeckt, dennoch treffen sich die Liebenden heimlich weiter, bis Susette die Liebschaft 1800 endgültig beendet. Für Hölderlin bedeutet dieser Verlust der Liebe seines Lebens, die ihm Vorbild für die Diotima seines Hyperion (1797/99) wurde, den Beginn seiner Reise in den Wahnsinn, die ihn 1806, zur Hälfte seines Lebens, in die Nervenheilanstalt führt... Hälfte des Lebens beeindruckt durch die schauspielerische Leistung Ulrich Mühes in der Rolle des Hölderlin und erfreut nebenbei Hölderlin-Verehrer durch seinen profunden Schatz von Hölderlinzitaten. Es fehlt eigentlich kaum ein geflügeltes Wort.
So, 23.9., 18:30
Am 16. 9., 19:00 Uhr in den Räumen der Medizinhistorischen Sammlung:
Re-Animator
Stuart Gordon. USA 1985. 86 Min. Mit Jeffrey Combs, David Gale, Bruce Abbott
Der junge Medizinstudent Herbert West hat in der Schweiz ein Serum geschaffen, das totes Gewebe wieder zum Leben erwecken kann. Nach einem Zwischenfall flieht er in die USA, wo er bei seinem ahnungslosen Kommilitonen Dan Cain ein provisorisches Laboratorium im Keller einrichtet. Erste Versuche mit einer toten Katze zeigen erstaunliche Resulate. Als aber der missgünstige Professor Dr. Hill von dem Serum erfährt, möchte er den Ruhm für diese Entwicklung ernten. Doch Herbert ist nicht so einfach bereit, seine Erfindung abzugeben. Es kommt, wie es kommen muss: bei Handgreiflichkeiten enthauptet Herbert seinen Professor mittels einer Schaufel und testet sein Serum separat an Kopf und Torso. Leider zeigt sich dieser kein bißchen dankbar… Horrorfilmfans sehen in Re-Animator eine intelligente Komödie voller liebervoller Verweise auf die Genregeschichte. Zuschauer mit empfindlicheren Sehgewohnheiten indessen sollten wissen, dass dieser Film durchaus drastische Darstellungen enthält. – Mit Einführung. Ort: Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung der CAU, Brunswiker Str. 2
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