Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im November und Dezember u.a.:

Film des Monats

Dialog mit meinem Gärtner
Jean Becker. Frankreich 2007. 109 Min. Mit Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin
Ein Maler kehrt von Paris in das Haus seiner Kindheit im ländlichen Frankreich zurück. Um das Bauwerk erstreckt sich ein großer Garten, für dessen Pflege er weder Lust noch Laune aufbringt. Auf eine Anzeige hin meldet sich ein alter Freund aus dem Dorf. Indem er ihn tagsüber bei seiner Arbeit beobachtet, entdeckt der Maler nach und nach einen Menschen, der ihn durch seine einfache Sicht der Dinge immer mehr erstaunt. Die beiden unterschiedlichen Männer freunden sich in langen Gesprächen an und erleben gemeinsam eine Art späte Jugend, in der die Themen wild wechseln – Familie, Karotten, Kürbisse, Leben, Tod, Flugreisen, Johannisbeerbüsche, Geschmack und Farben. Durch die Augen des jeweils anderen erfahren sie die Welt in einem neuen Licht. Altmeister Jean Becker die Geschichte einer Freundschaft – mitreißend, warmherzig, facettenreich und doch klar und einfach wie eine Liebesgeschichte. Eine Geschichte über das Leben, die heiteren und traurigen Momente, den Unterschied zwischen genießbarem und himmlischem Gemüse und über die Frage, ob ein Salat so schön sein kann wie ein Gemälde. Do 20.12. - So 30.12.

Neu in Kiel

La Leon
Santiago Otheguy. Arg./F 2006. 85 Min. Mit Jorge Roman, Daniel Valenzuela
Alvaro lebt im im argentinischen Paraná-Delta, ein wildes, unnahbares Labyrinth aus Flüssen und Inseln, nur etwa 30 Kilometer von Buenos Aires entfernt und doch wie aus einer anderen Welt. Auf den umliegenden Inseln leben wenige Menschen genauso wie er, fischen oder schneiden Schilf für die Korbflechter, betrinken sich in der einzigen Bar, treffen sich ab und zu beim wöchentlichen Fußballspiel. Turu, ein grobschlächtiger und machtbewusster Mann, ist der Besitzer der Fähre LA LEON, das einzige Verkehrsmittel. Er verabscheut alle Neuankömmlinge, und auch Alvaro ist ihm nicht geheuer. Denn Alvaro ist ein Einzelgänger, der Bücher liest, und schwul… Heimlicher Protagnonist ist die Wasserlandschaft mit Unterholz, Schilf und Urwald, Nebel und Sonnenlichtreflexen, deren düstere und verzauberte Atmosphäre in faszinierenden schwarz-weißen Cinemascope-Bildern eingefangen wird.
Mi, 21.11., 20:30
ZIZEK!
Astra Taylor. USA 2005. 71 Min. OmU
Seine Themen reichen von Alfred Hitchcock über 9/11, die Oper, das Christentum, Lenin und David Lynch. Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Kulturtheoretiker, gern auch als „der Elvis der Kulturtheorie“ bezeichnet. „Der Film ist so atemlos wie sein faszinierender, mitunter herrlich selbstironischer, sympathisch schlitzohriger Protagonist… Kurz vor Schluss vermutet Zizek dann (und hier wird Taylors Film doppelbödig), dass seine weltweite Popularität als lustiger Clown der Gegenwartsphilosophie der Preis dafür ist, dass man das, was er zu sagen hat, nicht ernst nehmen muss.“ (film-dienst)
Di, 20.11. - Mi, 21.11., 18:30
Vivere
Angelina Maccarone. D 2006. 93 Min. Mit Hannelore Elsner
Was für eine Bescherung! Ausgerechnet in der Weihnachtsnacht brennt die 17-jährige Antonietta mit einem Rockstar in Richtung Rotterdam durch. Ihre ältere Schwester und Ersatzmutter Francesca begibt sich sogleich auf die Suche. Unterwegs trifft sie auf die undurchschaubare Gerlinde. Gemeinsam fahren die beiden Frauen über die niederländische Grenze. Schon bald ist Francesca hin- und hergerissen von der Sorge um ihre kleine Schwester und Gerlindes rätselhafter Anziehungskraft... Nach Fremde Haut und Verfolgt präsentiert Regisseurin Maccarone ihr drittes eigenwilliges Gesellschaftsdrama in Folge. Der italienische Filmtitel lässt sich dabei nicht von ungefähr mit ‚leben‘ übersetzen. Auf der Suche nach sich selbst irren die Frauen aus drei Generationen durch die Nacht. Angetrieben von der Frage, was das Leben eigentlich lebenswert macht. Schnell wird dabei deutlich, dass alle drei im übertragenen Sinn auf der Flucht sind. Vor einer verschmähten Liebe, vor ihrem Pflichtbewusstsein, vor der Realität. Diese Frauen sind nicht den üblichen Klischeeschubladen „Girlie“, „Zicke“ oder „Powerfrau“ entnommen; sie repräsentieren jeweils ein gelebtes Leben, das in diesen Tagen aufgearbeitet werden muss.
ab Do, 29.11., 20:30
Prater
Ulrike Ottinger. A/D 2007. 104 Min. Mit Elfriede Jelinek, Elfriede Gerstl
Mit betörenden Bildern verwandelt Ulrike Ottinger, die selbst die Kamera führte, den beliebten Wiener Ort der Sensationen in ein Kinoerlebnis. Praterdynastien erzählen vom Schaustellerleben, beispielsweise den Nachkommen des „Manns ohne Unterleib“, der um 1900 mit Frau und Kindern eine Vielzahl bis heute bestehender Vergnügungsbetriebe gründete. Ständig blinkt oder rotiert es, Tod und Teufel, Fratzen und Freaks bilden einen Karneval, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Wien verwandelt sich in Klein-Venedig mit Kanälen, Rialtobrücke und Dogenpalast. In den Schaustellern des Prater hat Ottinger Geistesverwandte gefunden, Virtuosen des schönen Scheins und Vergnügens, mit denen sie die Mutter aller Lunaparks bereist wie in früheren Filmen die Welt. Do 6.12. - So 9.12.
Sakuran – Wilde Kirschblüte
M. Ninagawa. J 2006. 111 Min. Mit Anna Tsuchiya, Kippei Shiina
Japan im 16. Jahrhundert, der Tokugawa-Zeit, einer Epoche blühender urbaner Kultur: Die achtjährige Kiyoha wird an ein angesehenes Bordell im Vergnügungsviertel Yoshiwara verkauft. In diesem berauschenden Kosmos, der für die Frauen zugleich ein Ort verlorener Freiheit ist, widersetzt sie sich den Konventionen. Kiyoha rauft, zankt und flucht. Und steigt trotzdem auf in den Rang einer berühmten und gefeierten Oiran, der höchstmöglichen Stufe, für die nicht nur körperliche Schönheit, sondern besonders Bildung und Kultur entscheidend sind. Sie wird so etwas wie ein Star ihrer Zeit. Für Kiyoha ist diese Karriere die einzige Möglichkeit, sich in ihrem goldenen Käfig etwas mehr Freiheit zu verschaffen. Aber als plötzlich ein abgestorbener Kirschbaum in Yoshiwara wieder blüht, versteht sie das als Zeichen und wagt den Ausbruch. – Sakuran hebt sich „deutlich von den Traditionen der japanischen Filmgeschichte ab und zeigt etwas Neues: eine Hauptfigur voller Individualität, die energisch und überlebensfähig ist, weit entfernt von der Darstellung der Kurtisanen durch männliche Regisseure, die diese gern als leidend, edel und moralisch idealisieren – und am Ende des Films sterben lassen.“ (film-dienst). Dafür verantwortlich ist geballte Frauenpower: Manga-Künstlerin Moyoco Anno lieferte die Vorlage, Popstar und Model Anna Tsuchiya ist in der Hauptrolle zu sehen. Sängerin Ringo Shiina schrieb die eigenwillige Musik, die mit vibrierendem Mix aus Jazz, Pop und moderner Klassik den historischen Kontext aufbricht. Und die international erfolgreiche Fotografin Mika Ninagawa nimmt in ihrem Regiedebüt in stilvoll schrillen und farbensprühenden Bildern auch die Gegenwart aufs Korn, die geprägt ist von der Macht einer modernen Vergügungs- und Unterhaltungsindustrie: „ein virtuoses, gut gelauntes, einfallsreiches Stil-Feuerwerk, das dem Zuschauer Vergnügen und Erkenntnis bereiten will und dabei auf die Neugier des Betrachters setzt, seine Lust am Ausbruch aus dem Biedermeier des Kinos.“ (film-dienst) Do 6.12. - Di 11.12.
Die Prophezeiungen von Celestine
A. Mastoianni. USA 2005. 100 Min. Mit Matthew Settle, Thomas Kretschmann
James Redfields Bestseller Die Prophezeiungen von Celestine, der sich weltweit über 17.000.000-mal verkauft hat (die Fortsetzungen nicht mitgerechnet), ist kein herkömmlicher Roman – zumindest wird er von vielen nicht wie ein fiktionaler Text gelesen, sondern wie eine programmatische Schrift über den Anbruch einer neuen Menschheitsepoche tieferer Spiritualität und Bewusstheit in die ganzheitlich-energetische Verfasstheit der Schöpfung. Gewalttätigkeit und Unrast in der Welt würden zu diesem neuen Erwachen führen. Wer den Text kaufen möchte, findet ihn bezeichnender Weise nicht im Regal neben Dan Brown, Frank Schätzing, Ken Follett und anderen vielschreibenden Bestseller-Autoren, sondern in der Esoterik-Ecke. Vor diesem Hintergrund macht die Verfilmung besonders neugierig – geht es doch um nicht weniger als die vom Meister Redfield persönlich legitimierte Bebilderung der großen Transformationserzählung von den Neun Prophezeiungen, denen zufolge die neue Zeit JETZT anbricht. – Die Handlung beschreibt den Weg des arbeitslosen Lehrers John, der von seiner alten Freundin Charleen von mysteriösen, mehr als zwei Jahrtausende alten Schriftrollen erfährt, die in Peru gefunden worden sind, an deren Verheimlichung jedoch mächtige Parteien arbeiten. John folgt dem Impuls, den geheimnisvollen Dokumenten auf die Spur zu gelangen, und reist – von magischen Zufällen geleitet – nach Südamerika. In der paradiesischen Enklave Viciente, in der eingeweihte Theologen und Linguisten an der Übersetzung der Manuskripte arbeiten, kommt er seinem Traum von der Begegnung mit den Weissagungen näher ... ab So 9.12.
Close-Up Kurdistan
Yüksel Yavuz. D 2007. OmU. 104 Min. Mit Dr. Ismail Besikçi, Abdulkadir Aygan
Die Reise von Yavuz beginnt in Hamburg, wo er heute lebt; sie führt ihn nach Stockholm und in die Türkei und endet im Flüchtlingslager Maxmur im irakischen Kurdistan. Nach dem Besuch bei seinen Eltern im Dorf begegnet er Verwandten, alten Freunden und anderen Protagonisten in Ankara, Istanbul, Diyarbakir, in ländlichen Gebieten und im kurdischen Teil vom Irak. Auf seinem Weg trifft er auf unterschiedliche Menschen und ihre Schicksale – Menschen, die sowohl noch in der Türkei als auch im europäischen Exil leben. Einer seiner Protagonisten ist Dr. Ismail Besikci, der auf Grund seiner Forschungen zur kurdischen Kultur 17 Jahre in türkischen Gefängnissen verbracht hat. Auf der anderen Seite gibt es Abdulkadir Aygan, der für einige Jahre als „Contra-Guerilla“ im „schmutzigen Krieg“ gegen die kurdischen Oppositionellen vorgegangen ist. Der Film erzählt eine Geschichte, die politische Fakten mit persönlichen Schicksalen verbindet.
In dem Dokumentarfilm stellt der Regisseur eine Verbindung zwischen seiner persönlichen Geschichte als Immigrant und dem aktuellen Stand des türkisch-kurdischen Konflikts her. Am 12. findet im Anschluss ein Gespräch mit Yüksel Yavuz statt. Mi 12.12. + Sa 15.12.
Schöner leben
Markus Herling. D 2007. 104 Min. Mit Karin Düwel, Klaus Gehrke, Susann Ugé
Selten klaffen Ideal und Wirklichkeit so harsch auseinander wie zur Weihnachtszeit: Noch in der piefigsten Provinzkleinstadt gibt es einen Weihnachtsmarkt, dessen mit Kunstschnee und Tannenzweigen notdürftig veredelte Buden einen Eindruck von winterlichem Wetter aus der Zeit vor dem Klimawandel vergegenwärtigen, während der termingehetzte Zeitgenosse durch den Dezemberregen hastet. Markus Herling hat einen Weihnachtsfilm geschrieben und inszeniert, der sich dem kollektiven Wohlfühlzwang verweigert und stattdessen ein sensibles Porträt deutscher Befindlichkeit am Heiligabend in Berlin liefert. Um seine fünf Protagonisten konstruiert er einen Reigen, der melancholische, verzweifelte, aber auch rührende (und dieserart doch ein bisschen weihnachtliche) Situationen zusammenfügt: Da ist z.B. Elke, allein erziehende Mutter und chronisch pleite, die mit allen Mitteln versucht, ihren Kindern ein Weihnachtsessen in einem Restaurant zu ermöglichen. Joseph kann nach der Trennung von seiner Freundin keinen klaren Gedanken mehr fassen und verbringt die Abende melancholisch mit mehreren Flaschen Rotwein. Der verwitwete U-Bahnfahrer Otto wird leicht nervös, als er für einen Tag die vitale Vertreterin Sieglinde vor die Nase gesetzt bekommt. Und dann ist da noch der zweitklassige Schauspieler Alwin, der bei einem Casting für eine Krankenhaus-Soap scheitert und sein wahres Talent kurz darauf in der Berliner U-Bahn unter Beweis stellt ... Die großen filmischen Momente liegen in den kleinen Augenblicken, den unscheinbaren Gesten und den detaillierten Beobachtungen eines Milieus, das irgendwo zwischen Mittelschicht und Hartz-IV liegt. Wer in diesem Kinowinter einen Bogen um die rührseligen Familiengeschichten machen will, hat mit Schöner leben die bessere Wahl getroffen, denn einen wahrhaftigeren und menschlicheren Weihnachtsfilm hat es lange nicht gegeben. Ein Wintermärchen aus Berlin. Do 13.12. - Di 18.12.

delicatessen – Kino Kultur digital

Callas Assoluta
Philippe Kholy. F 2007. 98 Min. engl. OmU
Königin des Belcanto, Inbegriff der Diva, eleganteste Frau der Welt, Kultobjekt, Göttin – Maria Callas war schon zeitlebens ein Mythos. Die „Primadonna assoluta des 20. Jahrhunderts“ verstarb vor 30 Jahren vereinsamt in Paris nach einem bewegten und oft tragischen Leben, das Kohlys Dokumentarfilm mit großer Wärme erzählt. Bemerkenswertes Material wie ein gemeinsames Interview mit Visconti und Amateuraufnahmen mit Onassis stehen neben Bildern der glamourösen Auftritte. Kholy berichtet vom Star und vom ungeliebten Kind, von künstlerischen Höhenflügen und Abstürzen – und nicht zuletzt davon, wie Künstler zum allgemeinen Besitztum werden und daran zerbrechen können. Mi 19. - Mi 26.

Mit der Muthesius-Kunsthochschule

Mit der Muthesius Kunsthochschule ist in Kiel ein renommierter Ausbildungsort für Künstler, Designer und Kreative beheimatet, den uns die Werkschau eines Lehrenden und ein Studentenprogramm näher bringen:
Werkschau Stephan Sachs
Prof. Stephan Sachs ist bei allen Programmen zu Gast
1. Experimentelle Kurzfilme (vorwiegend aus den 80ern) „Er begann damals mit einem Oeuvre, das sich weniger an äußeren Ereignissen noch an einem reinem Forminteresse festhielt, sondern sich vielmehr inneren Bewegungen und Projektionen zuwandte ...“ (Christine Noll Brinckmann). „Seine Filme zeichnen sich aus durch formale Strenge, die gemildert wird durch eine Luzidität der Farben, gepaart mit einer exakten Dramaturgie von Ton und Schnitt.“ (Alf Bold / Arsenal Berlin) Mi 5.12.
2. und sahen, was zu machen war (D 1991 - 1994. 72 Min.). Sachs’ Doku über die Wiedererichtung des Kaiser Wilhelm Denkmals am Deutschen Eck in Koblenz, ein „subtil satirischer Deutschlandkommentar“, erhielt 1994 den Preis der deutschen Filmkritik (Beste Doku). Der Tagesanzeiger Zürich urteilte: „Bis das Denkmal in Sachs’ Film aufersteht, ist es dermaßen gründlich demontiert, daß nur noch Gelächter bleibt.“ Mi 12.12.
3. sugar B. (D 2005. 60 Min.)
Ein Filmessay um den 1983 zu früh gestorbenen „Pianoprinzen“ von New Orleans. Der Versuch der Annäherung an diese schillernde Persönlichkeit führt zu Fragen auch nach der Positionierung des Künstlers, nach dem Künstlerbild in der heutigen kommerzorientierten Gesellschaft. Die Musik, wie auch die gebotene visuelle Üppigkeit der facettenreichen Stadt New Orleans tragen einen gewichtigen Anteil zu dieser durchaus sinnlichen „Südstaatenballade“ bei. Die Verwüstungen des Hurrikans „Katrina“ in New Orleans und der politischen Umgang mit ihnen, vor allem was die farbigen Bevölkerungsanteile betrifft, lassen den Film heute in noch einem anderen Licht erscheinen. (Stephan Sachs) Mi 19.12.
Aktuelle Produktionen der Muthesius-Hochschule
Auswahlprogramm von neuen Studentenfilmen der Muthesius Kunsthochschule, entstanden im „Zentrum für Medien“ / Film / time based media. In Anwesenheit der Autoren. Ca. 90 Min.
Die Bandbreite dieser Auswahl reicht vom selbstentwickelten, poetischen 16mm Film über digitale 3D Animationen bis hin zum relativ klassischen Dokumentarfilm. Es geht um das Ausloten der Grenzen zwischen abstraktem und konkretem Bild, um verschiedene experimentelle fiktionale Ansätze, um die poetische Verknüpfung von Ton und Bild, um Außenseiter in der Gesellschaft und um die humorvolle Hinterfragung des Exibtionismus im Netz, um hier nur ein paar Beispiele zu nennen. So unterschiedlich die inhaltlichen und formalen künstlerischen Ansätze der einzelnen Arbeiten auch sind, eins ist ihnen gemeinsam: Alle suchen ihre eigene Filmsprache zu entwickeln. (Prof. S. Sachs). Im Anschluss Umtrunk und Party in der Bar der Pumpe. Fr 14.12.

Das radikale Subjekt der Moderne: Filmische Künstlerporträts

In Zusammenarbeit mit der Muthesius-Kunsthochschule zeigen wir eine Reihe von Künstlerporträts, in die Prof. Norbert Schmitz einführt:
Max Ernst. Meine Unruhe – mein Vagabundieren
Peter Schamoni. D 1991. 100 Min.
Der schon klassische Film über Max Ernst entstand zu dessen 100. Geburtstag: Max Ernst selbst erklärt die verschiedenen Phasen seines revolutionären Werkes und lässt die Stationen seines unruhigen Vagabundierens lebendig werden. Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit der Muthesius-Hochschule. Einführung Prof. N. Schmitz am Di, 27.11.
Do, 22.11. + Mo, 26.11. - Mi, 28.11., 18:30
Frida
Julie Taymor. USA/KAN 2002. 123 Min. Mit Salma Hayek, Alfred Molina
Die musical- und opernerfahrene Regisseurin hat der inzwischen längst zur Kultfigur avancierten mexikanischen Malerin Frida Kahlo ein filmisches Denkmal gesetzt. Beginnend mit dem fatalen Verkehrsunfall 1922, der das 18-jährige Mädchen monatelang ans Bett fesselte und zur Malerei brachte, bis zur triumphalen Ausstellung in Mexico City 1953, ein Jahr vor ihrem Tod, verfolgt sie die Stationen eines das zwischen Glanz und Elend, wilder Lebensfreude und tiefer Verzweiflung oszillierenden Lebens. Mo 17.12. + Di 18.12. (Di Einf.: Prof. Norbert Schmitz)
Mein Mann Picasso
James Ivory. USA 1996. 123 Min. dt. Fs. Mit Anthony Hopkins
Gerade bei Picasso fallen die Parallelen zwischen häufig wechselnden Kunststilen und seinen Affären deutlich ins Auge. Picasso als das genialische Monster, das von seiner Umgebung bedingungslose Unterwerfung verlangt, das sich und seiner Kunst Frauen einverleibt und wieder ausspeit. So interpretiert der Film aus der Sicht von Françoise Gilot, die einzige Lebensabschnittsgefährtin, die Picasso verließ, den Jahrhundertkünstler, der sich selbst oft als Stier darstellte. „Einen Picasso verläßt man nicht.“ soll der Künstler gesagt haben. Um die zehn gemeinsamen Jahre kreist der Film, historisch detailgetreu, wobei neben Anthony Hopkins besonders Natasha McElhone mit einer facettenreichen Darstellung der Geliebten überzeugt. Sa 8.12. + Di 11.12. (Di Einf.: Prof. Norbert Schmitz)

Filmland Norwegen

Kuss des Winters / Vinterkyss
Sara Johnsen. N 2005. 80 Min. OmeU. Mit Annika Hallin, Kristoffer Joner
Nach einem familiären Schicksalsschlag praktiziert die schwedische Ärztin Victoria seit einigen Monaten in einem norwegischen Dorf. Als kurz vor Weihnachten ein Junge tot im Schnee aufgefunden wird, verdächtigt die Polizei den Schneepflugfahrer Kai. Victoria aber hat Zweifel. Stück für Stück werden Details offenbar, die den Tod des Jungen in einem anderen Licht erscheinen lassen. Ganz allmählich kommt auch die Wahrheit über Victorias Geheimnis ans Tageslicht ... Was zunächst wie ein Kriminalfall beginnt, entwickelt sich bald zur spannenden Charakterstudie einer Frau. Sensibel stellt die Regisseurin Sara Johnsen in ihrem Debütfilm die Frage nach der Grenze zwischen Verantwortung und Schuld. Kuss des Winters war der norwegische Vorschlag für den Auslands-Oscar. So 16.12.

Mit Centre Culturel Français

Voyages en courts – Kurzfilme aus Frankreich
Der Kurzfilm hat es immer schwer im Kino. Er gilt oft nur als Fingerübung oder als Leistungsbeweis für größere Aufgaben, und seit die Digitalisierung im Privaten rasant um sich greift und jeder seinen Beitrag leisten kann (siehe z.B. youtube, ist es unmöglich, eine Übersicht zu behalten. Allein das renommierte „Festival Internation du Court Métrage de Clermont-Ferrand“ berichtet von einer Verdreifachung der Einreichungen in den letzten zehn Jahren. Auf der Suche nach Highlights hat das französische Außenministerium hat 2006 drei wichtige Akteure zusammen gebracht: Das Festival Clermont-Ferrand, den internationalen Vertrieb Unifrance und das Magazin Bref. Aus ihrer Auswahl präsentieren wir ein Programm. So 9.12.

Zu Gast: Ulrich Selle

Land in Sicht
Ulrich Selle. D 2007. 47 Min.
Das Leben von geduldeten Flüchtlingen ist geprägt von eingeschränkten Rechten und der drohenden Abschiebung. An der schleswig-holsteinischen Westküste werden geduldete Flüchtlinge zu Küchenhilfen ausgebildet und auf eine Arbeit auf der Nordseeinsel Sylt vorbereitet. Ob es zur Arbeitsaufnahme kommen wird ist ungewiss, denn sie verfügen weder über einen Aufenthaltsstatus noch über eine Arbeitserlaubnis. - „Land in Sicht“ verdichtet das Dilemma von Menschen, die zur Untätigkeit verdammt sind und mit der ständigen Angst vor der Abschiebung leben. Das gleichnamige Projekt „Land in Sicht! Berufliche Qualifizierung in SH“ wird koordiniert vom Flüchtlingsrat SH e.V. Gespräch mit U. Selle, Regisseur und Claudia Langholz, Flüchtlingsrat SH e.V.
Mi, 28.11., 20:30

Premiere

Unser Film
Gerald Grote. D 2007. 4 Min. Mit Wolfgang Draeger, Traudel Haas
Ein Liebespaar sitzt im Kino und wartet auf den Beginn der Vorstellung. Man zeigt ihren Lieblingsfilm, den sie schon etliche Male gesehen haben. In der Vorfreude auf das kommende Ereignis reden sie sich in Rage ... Gerald Grote, Kieler Filmemacher und Autor mit Vorliebe für raffinierte Wortspielereien, und Kameramann Claus Oppermann haben in ihrer neuesten Zusammenarbeit abermals eine kleine Perle geschaffen – eine detailverliebte und präzise erzählte Miniatur über ein routiniertes Ehepaar. Bei der Wahl der Darsteller gelang Grote übrigens ein besonderer Coup: Mit Wolfgang Draeger und Traudel Haas brachte er die deutschen Stimmen von Woody Allen und Diane Keaton vor die Kamera. Aus diesem Grund zeigt das KoKi als Vorfilm eines von Woodys Frühwerken:
Der Schläfer
Woody Allen. USA 1973. 87 Min. Mit Woody Allen, Diane Keaton (und den Stimmen von Wolfgang Draeger und Traudel Haas)
Im Jahre 1974 wird der Klarinetten-Spieler und Reformhausbetreiber Miles nach einer Operation in einen Kälteschlaf gelegt und 199 Jahre später wieder aufgetaut. In der zukünftigen Welt – einem antivegetarischen Polizeistaat – kommt Miles nur langsam zurecht, bis ihm regierungsfeindliche Radikale helfen. Im Gegenzug soll er ihnen helfen, die Regierung zu stürzen. – Ursprünglich sollte der Film drei Stunden dauern, das Studio bestand jedoch auf der kürzeren und billigeren Lösung, die heute vor allem wegen ihrer lustigen Special Effects und dem insgesamt sehr trashigen Look sehenswert ist. – Im Anschluss an beide Filme zeigen wir – natürlich – das Making Of Unser Film, und dann wird gefeiert ... Sa 15.12., 20:30

Europäische Filmklassiker

La Strada
Federico Fellini. I 1954. 104 Min. Mit Anthony Quinn, Guilietta Masina
Zampano kauft Gelsomina für 10000 Lire von ihrer Mutter. Dann zieht er mit seinem Zirkus und dem Mädchen weiter von Dorf zu Dorf. Zwischen den beiden ungleichen Menschen entsteht eine seltsame Beziehung. Gelsomina lernt begierig Kunststücke und bewundert den groben „Direktor“. Doch Zampano will nicht merken, wie viel ihm das Mädchen bedeutet. So läuft Gelsomina ihm eines Tages davon. In dem Hochseilakrobaten Matto trifft sie einen, dem sie ihre ganze Liebe schenkt. Aber Zampano holt sie wieder in die Schaubude zurück. Er spürt die Gefahr, die von seinem Konkurrenten ausgeht, und eines Tages tötet er Matto. Gelsomina erkrankt schwer und beklagt im Fieber lautstark das Verbrechen. – Für Fellini bedeutete La Strada den Durchbruch zur Weltkarriere. „Die Kunst Fellinis“, schrieb die französische Tageszeitung „Le Monde“ nach der Uraufführung von La Strada 1955, „liegt darin, dem ganzen falschen Literarischen ebenso wie dem ganzen fadenscheinigen Pathos den Rücken gekehrt zu haben. Seine Poesie ist absolut natürlich, sein Mysterium ohne jede Künstlichkeit“. Mo 10.12.

Stummfilm mit Klavierbegleitung

Tagebuch einer Verlorenen
G. W. Pabst. D 1929. Mit Louise Brooks, Fritz Rasp; am Klavier: Werner Loll
Nachdem sie wegen der Geburt einer unehelichen Tochter von ihrer Familie verstoßen wurde, gerät die Tochter eines Apothekers in ein Bordell. Dort trifft sie ihren Vater, der aus Bestürzung über diese Pein einige Tage später stirbt. Mit dem Erbe, das ihr Vater ihr hinterlassen hat, macht sie sich nicht attraktiv für eine geschickte Heirat, sondern gibt es ihren nun verarmten Stiefgeschwistern zurück – und findet auf diese Weise auch einen wohlmeinenden Ehemann. – Wie auch die Freudlose Gasse, den wir im Vormonat zeigten, gleicht Pabsts letzter Stummfilm einem Kolportageroman – sehenswert auch heute noch wegen der delikaten Kamera- und Ausstattungsarbeit und der überragenden Louise Brooks, die kurz darauf nach Hollywood wechselte und Weltstar wurde. So 16.12.

FilmArchitektur – mit der Architekten- und Ingenieurkammer SH

Leben in der Stadt von morgen
Marian Engel. D 2006. 97 Min. Dokumentarfilm über das Berliner Hansaviertel
Das Berliner Hansaviertel, Resultat der Internationalen Bauaustellung 1957 und direkte Antwort auf die Ostberliner Stalinallee, gilt als eine der bedeutendsten Manifestationen der architektonischen Nachkriegsmoderne in Deutschland. Marian Engel, als Studentin selbst Bewohner des Hansaviertels, begann mit dem filmischen Porträt, nachdem seine Mutter ihn mahnte: „Du misshandelst diese Wohnung. Stell’ dir vor, Egon Eiermann würde dich plötzlich besuchen.“ Durch Interviews mit Planern und geistigen Vätern der „Stadt von Morgen“ sowie ihren Architekten werden die Aufbruchstimmung und die Visionen für eine städtebauliche Neuordnung Berlins nach dem Krieg wieder lebendig. Wohnkonzepte mit für die damalige Zeit unkonventionellen Zuschnitten stehen im Mittelpunkt des Films, wie auch das Gesamtbekenntnis der Initiatoren zum „ungebrochenen Aufbauwillen Berlins.“
Mo, 26.11., 20:30
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