Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Aus dem Schatten der StimmeWolfgang „Woody“ Draeger ist in „Unser Film“ nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen.„Synchronisieren ist für mich erfunden worden“, sagt der Schauspieler Wolfgang Draeger. „Denn ich arbeite gern im Dunkeln ein Schauspieler, der nicht im Mittelpunkt stehen will, der kein Selbstdarsteller ist. Ich habe mich ins Dunkle verzogen und bin von dort auch nicht wieder aufgetaucht.“Im Kurzfilm „Unser Film“ von den Kieler Filmemachern Gerald Grote und Claus Oppermann, der mit Hauptdarsteller Draeger als Gast im KoKi seine Kiel-Premiere feierte, tritt der 79-Jährige aus dem Schatten seiner Stimme, die ihn als Synchronsprecher von Woody Allen berühmt gemacht hat. Ein Ruhm, der auch ein Fluch ist, mit dem Grote in seinem Drehbuch ironisch spielt. „Machst du jetzt auf Woody Allen?“, fragt ihn Traudel Haas, die Synchronstimme von Allens Filmpartnerin Diane Keaton. Und natürlich ist Wolfgang immer irgendwie Woody, wenn er in der vexierbildnerischen Parabel auf das Kino im Kino mit seiner Filmfrau darüber parliert, wer nochmal in ihrer beider Lieblingsfilm der Hauptdarsteller war „dieser, na, du weißt schon ...“Stimme mit absolutem Wiedererkennungswert auch im Interview: Wolfgang DraegerErstmals seit rund 30 Jahren sind Draeger und Haas auf der Leinwand nicht nur zu hören, sondern auch mal zu sehen. Für Draeger, der sich seine schauspielerischen Sporen unter anderem beim Kabarett „Die Stachelschweine“ verdiente, ist das ein Novum. „Wenn ich synchronisiere, habe ich meinen Text immer auf dem Pult. Ich muss zwei Sätze im Kopf haben, aber nicht eine ganze Szene. Das war eine Herausforderung, einen Dialog von vier Minuten in nur einer Einstellung hinzukriegen“, berichtet er über die Dreharbeiten zum „Take One“, den Grote und Oppermann im März in einem historischen Kinosaal auf Norderney inszenierten.Als „der ewige Woody“ fühlt sich Draeger in solcher Rolle, wo er aus dem Dunkel des Studios in das Licht der Kamera tritt und so schauspielt, als wäre er auch „sichtbar“ der deutsche Allen, einerseits wohl, andererseits nicht. Die Festlegungen schmerzen ihn. Wo immer seine Stimme erklingt, denkt man an Woody, nicht an Wolfgang. „Ich fing an mit Stotterern, Neurotikern. Ich hatte fast Komplexe, dass ich nicht die Stimme für einen Liebhaber hatte. Die war nicht klangvoll, sondern quirrlig, kantig. So war ich früh auf den verrückten Außenseiter festgelegt.“ Als der hat er Karriere gemacht, die selbst „das Original“ überzeugte. Bei einer Sichtung der von Draeger synchronisierten Fassung von „Manhattan“ habe Allen gesagt, „dass meine Stimme viel besser ’drauf’ liege als seine eigene, ob ich nicht auch die englischsprachigen Filme synchronisieren könne. Aber das war natürlich nur ein Scherz.“Dennoch schmeichelt Draeger solches Lob. Ebenso die Tatsache, dass der von Harald Juhnke synchronisierte Woody in „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“ floppte und Draeger ihn für die TV-Fassung neu einsprach. „Das war für mich ein stiller Triumph.“ Den feiert der „kleine, sensible Verrückte“ jetzt nochmal auf der Leinwand sichtbar, nicht bloß hörbar. (jm)Interview mit Wolfgang DraegerWie unterscheidet sich Synchronisieren vom auch sichtbar vor der Kamera Stehen, insbesondere in „Unser Film“?Wenn ich synchronisisere, habe ich meinen Text immer auf dem Pult. Ich muss vielleicht zwei Sätze im Kopf haben, aber nicht eine ganze Szene. So war es für mich eine kleine Herausforderung, einen Dialog von vier Minuten in nur einer Einstellung hinzukriegen.Setzt man die Stimme anders ein, wenn man weiß, dass man nicht nur gehört wird, sondern auch gesehen?Nein, wie man die Stimme einsetzt, hängt allein von der Rolle ab. Man denkt nie an die Stimme, sondern es kommt alles aus der Rolle heraus.Wie kamen Sie zum Synchronsprechen?Ich fing an mit Verrückten, mit Stotterern, Neurotikern, mit nicht geraden Typen. Ich hatte fast Komplexe, dass ich nicht die Stimme für einen Liebhaber hatte. Die war nicht klangvoll, tief, sondern quirrlig, kantig. So war ich relativ früh auf die verrückten Außenseiter festgelegt. |