Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Juni (während der Kieler Woche keine Vorstellungen vom Fr, 19.6. bis So, 28.6.) und Juli u.a.:

Kurzfilmprogramm: Abschluss–Filme aus der Muthesius Hochschule


Das Kurzfilmprogramm zeigt studentische Arbeiten aus dem Bereich Film / time-based-media an der Muthesius Kunsthochschule bei Prof. Stephan Sachs. Dieses Lehrgebiet widmet sich der Vermittlung von ästhetischen und technischen Grundlagen im Bereich des bewegten Bildes – vom Zelluloid bis zum digitalen Film. Die Frage nach der Wahl der adäquaten Form, des adäquaten Mediums und deren technische Umsetzung spielen hier ebenso eine Rolle wie die Frage nach der eigenen Positionierung und der Fähigkeit zur Einordnung in gesamtkulturelle und kunstgeschichtliche Zusammenhänge. Das Spektrum ist weit gestreut und reicht von dokumentarischen Ansätzen über den „Künstlerfilm“ bis zum experimentellen Ausloten narrativer Ansätze. Das Gemeinsame der frei entstandenen Filme ist das Anliegen um eine eigene filmisch-künstlerische Sprache. Unter anderem werden werden gezeigt: Nadine Ibo Bachmann von Werder, Innenflucht ... meinen Raum kann ich füllen (Bachelorarbeit, 2009), Thomas Judisch Aktion/Reaktion (2008), Vanessa Sauerbrey Der König von Grafenwöhr (Diplom-Film, 2009), Kristina Mengersen Flugträumer (2008), Jill Teichgräber Azul Adentro (Diplom-Film, 2009), Nehle Könitz Anaconda vs. Jaguar (2009), Michael Gülzow Superposition (Diplom-Film, 2009), Stefanie Polek Time In – Time Out. Souvenier photographique (D 2008).
Fr, 5.6., 20.30

Neu in Kiel


Tage oder Stunden / Deux jours a tuer
Jean Becker. F 2007. 85 Min. Mit Albert Dupontel, Marie-Josée Croze, Pierre Vaneck
Der neue Film von Jean Becker (Dialog mit meinem Gärtner) hat sicherlich die Kraft, seine Besucher zugleich zu verblüffen und zu begeistern. In der ersten Hälfte des Films sehen wir mit dem wohlsituierten Familienvater Antoine einen Mann, der von einem Tag auf den anderen und scheinbar unmotiviert damit beginnt, jegliche Form von höflicher Zurückhaltung und sozialen Frieden sichernden Konventionen hinter sich zu lassen: Er ist brutal ehrlich. Die Rechtschreibfehler, die seine Kinder auf der Geburtstagskarte gemacht haben, werden ebenso direkt angesprochen wie die Langeweile, die Antoine in seiner Ehe verspürt, und die Scheinheiligkeit, derer er seine Freunde bezichtigt. Die Trümmer seiner sozialen Bindungen, Familie und Freunde hinter sich lassend, besucht Antoine seinen Vater in Irland. Auch dieser hat seine Familie vor vielen Jahren verlassen, doch der sich ankündigende Konflikt der beiden Aussteiger ist nur ein weiterer Schritt in des Rätsels Lösung. Regisseur Becker zwingt den Zuschauer durch eine unerwartete Wendung, das Gesehene noch einmal komplett neu zu bewerten, und hat eine anrührende Tragikomödie geschaffen. Ein Muss des Kinojahres 2009!
Do, 4.6. - Mi, 17.6.

Tangerine
Irene von Alberti. D/Marokko 2008. 95 Min. Mit Sabrina Ouazani, Naima Bouzid
Pia besucht mit ihrem Freund Tom die marokkanische Hafenstadt Tanger, um Musiker zu treffen, die Traditionen nordafrikanischer Folklore bewahrt haben. Pia fühlt sich von Tom vernachlässigt und sieht seinen Flirt mit der temperamentvollen Amira als Chance, seine Gefühle auf die Probe zu stellen. Bald schon wandeln sich die Freundschaften jedoch in Rivalitäten. Schließlich erkennt Pia, dass die Prostituierte Amia versucht, über Tom an ein Visum für Europa zu gelangen. – Tangerine ist nicht nur ein spannendes und erotisches Beziehungsdrama in einem faszinierenden Setting, neben der Beziehung von Pia und Tom nimmt sich der Film auch Zeit, Amiras Motive und Situation zu beleuchten. Ein gleichzeitig komplexer und sinnlicher Film, getragen von einem tollen Schauspielerensemble. „Eine runde Geschichte, die über den Tellerrand des Privaten hinausblickt. Großartig besetzt, geht es um die Stellung der Frau, um Liebe, Freundschaft, Affäre und Prostitution in Marokko.“ (Zitty Berlin)
Do, 11.6. - Mi, 17.6.

Stellet Licht
Carlos Reygadas. Mex/F/NL 2007. 136 Min. OmU. Mit Cornelio Wall
Mit konsequentem Stilwillen und in ätherisch schönen Bildern versetzt uns Reygada in eine mennonitische Gemeinde mit ihren Gebetsriten, ihrer Langsamkeit, ihren eindrucksvollen Gesichtern, ihrem altniederdeutschen Dialekt, in dem jeder Satz wie ein endgültiges Urteil klingt. Der erste internationale Kinofilm in plautdietscher Sprache erzählt die tragisch-poetische Liebesgeschichte eines Bauern im Norden Mexikos. Der mit Esther verheiratete Johan hat 6 Kinder. Damit, dass er mit einer anderen Frau ein Verhältnis hat und zwei Frauen gleichzeitig liebt, begeht er eine unverzeihliche Sünde und stellt sich gegen seine Gemeinde und Gott. Heftige Gewissensqualen treiben Johann an den Rand seiner seelischen Belastbarkeit – bis zum überraschenden Ende: „Das Wunder hat sich Carlos Reygadas aus Das Wort geliehen, bei Carl Theodor Dreyer, den er neben Andrej Tarkowski seinen Meister nennt. Und ist doch, mit knapp vierzig, selber schon einer, der nach dem wilden Japòn und dem noch wilderen Battle In Heaven nun seinen dritten, so stillen Film gedreht hat. Doch Vorsicht: Stellet Licht ist genau so anders wie diese beiden, so unendlich anders als alles, was das Kino heute sonst so spielt. Nebenbei: Wie beglückend, dass dieser so düsterleuchtende Film, schon vor zwei Jahren in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichnet, überhaupt noch auf die Leinwand kommt; fast verglüht.“ (Tagesspiegel)
Do, 2.7. - Di, 7.7.

Der letzte Applaus / El ultimo aplauso
German Kral. D/Argentinien/Japan 2008. 88 Min. OmU
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte einer Gruppe von Tangosängern, die mit der nach einem Besitzerwechsel heruntergewirtschafteten Bar „El Chino“ in Bueonos Aires ihre Wahlheimat und Auftrittsmöglichkeit verloren haben. Die Bar hatte sich unter ihrem charismatischen Betreiber „El Chino“ zu einem authentischen Treffpunkt begeisterter Tangoliebhaber entwickelt. Sogar Stehplätze galt es zu reservieren, wollte man bei Wein und Tanz den Stimmen der ‚Haussänger’ lauschen. Nachdem dieser Ort der Moderne der Wirtschaftskrisen zum Opfer gefallen ist, sehnen sich die Sänger nach einem letzten Auftritt und einem letzten Aaplaus ‚ihres’ Publikums. – Ein Film voller Lebensfreude und herrlicher Musik, nicht nur für Tangospezialisten!
Do, 9.7. - Mi, 15.7.

Boy A
John Crowley. GB 2007. 106 Min. Mit Andrew Garfield, Peter Mullan, Katie Lyons
Vor 14 Jahren beging der damals 10-Jährige ein schweres Verbrechen; die Behörden gaben seinen Namen nicht preis, und so ging er als ‚Boy A’ in die Annalen der Sensationsmedien ein. Heute, kurz vor seiner Entlassung, sitzt dieser namenlose junge Mann im Besuchsraum des Gefängnisses dem Sozialarbeiter Terry gegenüber. Terry wird ihn anleiten, ein neues Leben zu führen, besorgt ihm eine kleine Wohnung und einen Job. Und er schärft ihm, der ab jetzt Jack Burridge heißen wird, immer wieder ein, niemandem zu verraten, was er getan hat. Tatsächlich gelingt der Start. Aber irgendwann sickern Informationen über seine Identität durch … Endlich gelangt Boy A regulär in die deutschen Kinos, nachdem er bereits auf der Berlinale 2008 für Aufsehen sorgte: ein überaus sensibel gespieltes Drama um die Möglichkeit der zweiten Chance nach einer unvorstellbaren Tat. Das Verbrechen selbst, das in behutsam in den Film gefügten Rückblenden hergeleitet wird, wird nicht explizit gezeigt: Mehr also müssen wir das bewerten, was wir sehen. Andrew Garfield präsentiert seine Rolle als zutiefst verunsicherten, orientierungs- und erfahrungslosen Menschen, der wie ein Alien durch den ganz normalen Alltag geistert, dass es fast unmöglich wird zu entscheiden, was unerträglicher wäre: ihm zu verzeihen oder ihn zu verdammen.
Do, 9.7. - Mi, 15.7.

Premiere:
Al Jolson und The Jazz Singer
Andrea Oberheiden. D 2008. 85 Min.
Seitdem hierzulande (und ebenso in anderen TV-Nationen) jährlich mindestens ein „Superstar“ und jede Menge ähnlich belangloser Idol-Substitute ausgeschüttet werden, hat der Begriff einiges seiner Bezeichnungsschärfe eingebüßt. Früher war das anders: Da bezeichnete man mit dem Begriff „Superstar“ nur Superstars. Al Jolson (1886-1950) zum Beispiel. Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Sohn litauischer Einwanderer in den USA eine steile Theaterkarriere, die ihn zielstrebig zum Broadway führte. Als Filmmogul Jack Warner ihn 1927 für seinen ersten Tonfilm (The Jazz Singer) engagierte, erreichte seine Popularität ihren ersten Höhepunkt. Die Verfilmung seines Lebens (in der er zwar von einem anderen Schauspieler gespielt wurde, seine Lieder auf der Tonspur aber selbst sang), machte ihn endgültig unsterblich. Als er 1950 schließlich doch starb, erloschen in Los Angeles für zehn Minuten alle Lampen, das Land erstarrte in Trauer. – Die beiden Kieler Filmemacher Andrea Oberheiden und Jens Reinke haben diesem Star, der Showgrößen wie Bing Crosby, Frank Sinatra und Michael Jackson beeinflusste, ein filmisches Denkmal gesetzt.
Fr, 10.7.

The Jazz Singer
Alan Crosland. USA 1927. 88 Min. stumm/teilweise OmU. Mit Al Jolson
Dieser erste abendfüllende Tonfilm – der Inhalt schildert den konfliktreichen Lebensweg des jüdischen Sängers Jakie Rabinowitz – ist noch kein reiner Tonfilm. Die meisten Sequenzen wurden stumm gedreht, Zwischentitel erläutern den Fortgang der Handlung. Al Jolsons Lieder und einige (improvisierte!) Dialoge aber machten damals die Sensation perfekt und bescherten der Warner einen riesigen Geldsegen und Al Jolson noch größeren Erfolg.
So, 12.7.

Arabische Filmwoche – 4. bis 10. Juni 2009


Die Arabische Filmwoche wird durchgeführt mit Unterstützung der Anna-Lindh-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung SH, des Hotels Berliner Hof und des Goethe-Instituts Ägypten.

Imarat Yaaqubian/Der Yakubijân-Bau
Marwan Hamed. Ägypten 2006. 165 Min. Mit Marwan Hamed, Adel Imam
Kairo in den 90er Jahren: Perspektivlosigkeit, Korruption und aufkeimender Islamismus bestimmen das Leben der Bewohner. Im Yakubijân-Bau, einem Art Deco-Gebäude aus der Blütezeit Kairos, lebt eine bunte Mischung typischer Kairiner – in schicken Altbauwohnungen die Reichen, in Wellblechhütten auf dem Dach die Armen. Zu ihnen gehört die mittellose Bosseina, die allein ihre alte Mutter und ihre jüngeren Geschwister ernähren muss. Ihr Freund Taha, der Sohn des Hausmeisters, träumt von einem Studium an der polizeiakademie, doch seine Herkunft steht ihm im Weg. Und der gealterte adlige Frauenheld Zaki al-Dessoouqi schwelgt in Erinnerungen an seine besten Zeiten in Paris ...
Do, 4.6., 20.30

Captain Abu Raed
Amin Matalqa. Jordanien 2007. 103 Min. Dt. Fass. Mit Nadim Sawalha
Abu Raed ist bei den Nachbarskindern so etwas wie ein Held. Die Kinder hängen ihm an den Lippen, wenn er ihnen Geschichten aus dem abenteuerlichen Leben als Pilot berichtet. Für die Kinder bedeuten die Stunden, in denen Abu Raed erzählt, eine Flucht aus ihrem sonst eher trostlosen Leben. Aber: Ist Raed tatsächlich der, für den er sich ausgibt? – Vorfilm: The Awaited (Mohamed Mamdouh, 2008, 13 Min.)
Sa, 6.6., 18.30

Malh hadha al-bahr/Salt of this Sea
Annemarie Jacir. Palästina 2008. 105 Min. OmeU. Mit Saleh Bakri
Die in New York aufgewachsene Araberin Soraya reist nach Palästina, ins Land ihres Großvaters. Die Behörden verweigern ihr jedoch den Zugriff auf das eingefrorene Bankguthaben des Großvaters und einen palästinensischen Pass. Sorayas neuer Freund Emad aus Ramallah hat das umgekehrte Problem: Er will nach Kanada auswandern, doch er bekommt kein Visum. Gemeinsam nehmen sie ihr Glück in die Hand und setzen sich über die von den Israelis auferlegten Grenzen hinweg… Munteres Roadmovie. – Vorfilm: On Monday (Tamer El-Said, 2004, 8 Min.)
So, 7.6., 16.00

Viva Laldjerie
Nadir Moknèche. Algerien 2004. 113 Min. OmeU. Mit Biyouna, Lubna Azabal
Eine Frauen-WG in einem heruntergekommenen Hotel in Algier: Die 27 Jahre alte Goucem verdient ihr Geld in einem Fotoladen und hofft auf eine Hochzeit mit ihrem verheirateten Geliebten. Ihre Mutter Papicha, ein gealterter Kabarettstar, hängt zuhause oder in Bars herum und sehnt sich nach der „guten alten Zeit“. Goucems Freundin Fifi ist Prostituierte im Nebenzimmer, doch der wachsende Einfluss des Islam im Land bringt die Frauen und ihren Lebensstil zunehmend in Gefahr. – Vorfilm: The Elevator (Hadeel Nazmy, 2004, 12 Min.)
So, 7.6., 18.30

Al-Qulub al-Mukhtariqa/Burned Hearts
Ahmed al-Maanouni. Marokko 2007. 84 Min. OmeU. Mit Hicham Bahloul
Der erfolgreiche Pariser Architekt Amin reist nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder in seine Heimat Marokko, um mit seiner traumatischen Jugend abzuschließen und seinen tyrannischen Onkel am Sterbebett zu besuchen, der ihn einst in die Emigration trieb. Der Trip gerät zur Zeitreise aber auch zum Wiedersehen mit alten Freunden und der faszinierenden Stadt Fes. – Vorfilm: Call of Madness (Mostafa Youssef, 2007, 14 Min.)
Mo, 8.6., 18.30

Délice Paloma
Nadir Moknèche. F/Algerien 2007. 134 Min. OmeU. Mit Biyouna, Nadia Kaci
Madame Aldjeriya ist die nationale Wohltäterin Algiers: Sie hilft Leuten, die ihre Probleme auf konventionellem Weg nicht lösen können. Ehefrauen werden auf elegante Weise ihre ungeliebten Männer los, Geschäftsleute die Konkurrenz. Ihren großen Traum – den Kauf eines alten Heilbades auf dem Lande – vor Augen, heuert Aldjeriya für einen besonders schwierigen Fall die junge Paloma als Lockvogel an. Doch die Operation wächst ihr über den Kopf… – Vorfilm: The Good Boy (Ahmed Ghoniemy, 2009, 7 Min.)
Di, 9.6., 18.30

Les Anges de Satan/Satans Engel
Ahmed Boulane. Marokko 2007. 84 Min. OmeU. Mit Rafik Boubker, Driss Roukhe
Casablanca 2003: Eine Gruppe junger Heavy Metal-Musiker wird zu Haftstrafen verurteilt, weil sie die Fundamente des Islam erschüttert haben sollen. Eine Bürgerbewegung fordert die Freilassung der Musiker.
Mi, 10.6., 18.30

KoKi Underground


B**** *****
Herschell Gordon Lewis. USA 1963. 67 Min. Mit Mal Arnold, Connie Mason
Mit B**** ***** zeigen wir einen Klassiker, der heute als erster Splatterfilm und Wegbereiter der expliziten Wunddarstellung im Horrorkino gilt. Für all die abgesägten Beine, entfernten Zungen und blutenden Herzen gibt es jedoch auch einen guten Grund: Ramses, der eine Schlachterei mit Partyservice betreibt, muss der Göttin Ishtar Opfer bringen! Gerade hat Mrs. Freemont ein Catering bei ihm in Auftrag gegeben, und Ramses verspricht, ein Festmahl ägyptischer Tradition anzurichten, wie es seit 5000 Jahren nicht mehr zubereitet wurde… Gott sei Dank, gibt es noch Polizisten, die Vorlesungen über altägyptische Esoterik besuchen – doch werden die Gesetzeshüter rechtzeitig vor dem ersten Bissen eintreffen? Es ist angerichtet: Herschell Gordon Lewis’ B**** ***** ist ein oft verpasstes B-Movie-Splatterfest und damit KoKi Underground-a-Go-Go!
Di, 9.6., 21.00

Martyrs
Pascal Laugier. F 2008. ca. 95 Min. Mit Morjana Alaoui, Mylène Jampanoï
Ach, was konnte man nicht alles hören oder lesen von dieser neuen Abscheulichkeit aus dem Land der Delicatessen! Nach Uncut-Vorführungen in Berlin und Hamburg hieß es, dies sei der krasseste Exzess überhaupt, stelle selbstverständlich auch High Tension, Inside oder Frontier(s) in den Schatten. Das möge man nun selbst beurteilen. Zum Inhalt nur soviel: Vor 15 Jahren entfloh die damals 13jährige Lucie einer Folterkammer auf einem verlassenen Industriegebiet. Wer sie dort gefangen hielt und warum, wurde nie ermittelt. Kürzlich will sie die Peiniger von einst auf einem Zeitungsbild wieder erkannt haben. Ihrer Freundin Anna sagt sie, sie wolle die Herrschaften bloß einschüchtern. Ob Lucie ihr Versprechen wohl hält? – Was für ein schöner Abschluss für unseren Underground vor der Sommerpause!
Di, 14.7.

Mit John-Rittmeister-Institut – Psychoanalyse und Film


Korczak
Andrej Wajda. Pl/BRD/F 1990. 115 Min. Mit Wojciech Pszoniak, Ewa Dalkowska
Einer der interessantesten und bewegendsten europäischen Filme über die Shoah. In seinem ersten post-kommunistischen Film erzählt Wajda die Geschichte eines Waisenhauses und seines Leiters Korczak im jüdischen Ghetto von Warschau. Der Pädagoge und Kinderarzt Janusz Korzcak versucht nicht nur den Betrieb seines Refugiums aufrecht zu halten, er bietet den Kindern einen Freiraum der Würde inmitten der sie umgebenden Barbarei. Als das Ghetto geräumt wird, schlägt Korczak ein auf ihn beschränktes Angebot zur Rettung aus und steigt mit ‚seinen Kindern‘ in den Zug nach Treblinka. – Anschl. Gespräch mit Dr. phil. J. Kahl-Popp.
Mo, 29.6., 20.30

Mit Väteraufbruch für Kinder – am 7.7. mit Gespräch


Der entsorgte Vater
Douglas Wolfsperger. D 2008. 86 Min.
Vater sein und nicht für das Kind sorgen dürfen, ständige Auseinadersetzungen mit der Mutter um Besuchs- und Sorgerecht. Der Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger durchlebt genau das seit mehr als vier Jahren und muss sich laut Gerichtsbeschluss schließlich von der Tochter verabschieden. Auf seiner vorerst letzten Reise zur Tochter trifft er weitere Väter, die gegen Exfrauen, Ämter, Vorurteile und andere Windmühlen kämpfen. Wütend, enttäuscht, traurig, manchmal naiv erzählen sie von ihren Erlebnissen. Sie erleben den ganz normalen alltäglichen Irrsinn, der so viele Väter trifft – und natürlich auch die Kinder und Mütter! Der Film des renommierten Schweizer Regisseurs sorgte auf den Internationalen Hofer Filmtagen 2008 für engagierte Diskussionen.
Di, 7.7. - Mi, 8.7.

David Lynch


Blue Velvet
David Lynch. USA 1986. ca. 120 Min. Mit Kyle MacLachlan, Dennis Hopper
Als sein Vater einen Herzinfarkt erleidet, muss Jeffrey für ein paar Wochen den elterlichen Eisenwarenladen führen. Beim Spaziergang über eine Wiese entdeckt er ein menschliches Ohr – und das öffnet ihm den Weg in bislang unbekannte Sphären der scheinbar fröhlichen Kleinstadt... Blue Velvet ist vielleicht David Lynchs zugänglichster Film, fast ein ganz normaler Kriminalfilm – wären da nicht die Käfer im Gras, wäre da nicht dieser Furcht einflößende Frank Booth, und wäre da nicht dieser Titelsong, der bei David Lynch zur Hymne an die Untiefen wird ...
Mi, 3.6., 20.30

Mulholland Drive
David Lynch. USA/F 2001. OmU. 147 Min. Mit Naomi Watts, Robert Forster
Lynchs Episodenfilm war ursprünglich als Pilot für eine neue Serie gedacht. Auftraggeber ABC, die sich ein zweites Twin Peaks erhofften, sprangen jedoch ab, französische Investoren retteten das Projekt und bewilligten zusätzliche Mittel, mit denen der Regisseur Fehlendes ergänzen und das Ganze einigermaßen rund machen konnte.
Mi, 1.7.

Mit ai-Hoschschulgruppe: Migration in Südeuropa


Gemeinsam mit der ai-Hochschulgruppe der CAU veranstaltet das KoKi einen Film- und Diskussionsabend zur Migrations-Situation in Südeuropa – namentlich auf der italienischen Insel Lampedusa. Dazu zeigen wir zwei Filme des italienischen Dokumentarfilmes Andrea Segre: A Sud di Lampedusa/Südlich von Lampedusa (It 2006, 31 Min.) und Come un uomo sulla terra/Like A Man On Earth (It 2008, 60 Min.).
Di, 14.7.

Mit Muthesius Kunsthochschule und Christian-Albrechts-Universität: Filmgeschichte III: Neue Wellen und Weltkino


Im Zentrum der diessemestrigen Vorlesung steht das internationale Filmschaffen der 60er und 70er Jahre, das wesentlich vom ästehtischen Aufbruch „Neuer Wellen“ geprägt war. Jeweils mit Einführung von Prof. Norbert M. Schmitz und Prof. Hans Jürgen Wulff. Filme: Die Kommissarin (Mo, 15.6., 20.30), Yojimbo (Mo, 6.7.), Die Stunde der Hochöfen (Mo, 13.7.).

FilmKinoWerkstatt – zu Gast: Prof. Urs Wyss


Mord im Apfelbaum + Männer haben’s nicht leicht
Am 10. Mai war Prof. Wyss bei uns zu Gast und beschrieb und erklärte lebhaft das wilde Treiben unter dem krabbelnden, fressenden und Klebetröpfchen schießenden Getier auf dem heimischen Apfelbaum. Wegen des großen Andrangs wiederholen wir die Veranstaltung – nicht ohne ein zusätzliches Schmankerl bereitzuhalten: Männer haben’s nicht leicht beschreibt das Paarungsverhalten der possierlichen Tierchen mit sechs und mehr Beinen.
So, 14.6., 17.00

Weiterhin


C’est la vie
Rémi Bezançon. F 2008. 114 Min. OmU. Mit Jacques Gamblin, Zabou Breitman
In fünf Episoden, in denen jeweils eine andere Figur im Mittelpunkt steht, erzählt der Film von entscheidenden Wendepunkten im Leben einer Pariser Familie. Geschickt vernetzt der junge Regisseur Bezancon in diesem hervorragend gespielten Ensemblefilm die Handlungssträge und Perspektiven zum eindrucksvollen Porträt einer Familie in all ihrer Widersprüchlickeit. „Einer der besten Filme des Jahres!“ (Le Parisien)
Do, 18.6. - Mi, 8.7.

Mit Muthesius Hochschule – Einführung: Dieter Hopf, Berlin/Poitiers:
Loin / Weit weg
André Téchiné, F 2000, 120 Min. OmU. Mit Stéphane Rideau, Lubna Azabal
Transportfahrer Serge hat den Ortswechsel, das Weggehen und Ankommen, zum Beruf gemacht und scheint gefangen im Hin und Her zwischen Marokko und Frankreich, zwischen An- und Abwesenheit. Das lässt auch seine Beziehung zu Sarah in einer quälenden Schwebe verharren. Sarah wiederum trägt sich mit einer schweren Entscheidung ...
Do, 18.6., 20.30

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