Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im September u.a.:

Zum Tag der geistigen Fitness – mit Bundesverband Gedächtnistraining, DRK Landesverband


Auf der Suche nach dem Gedächtnis
Petra Seeger. D 2008. 95 Min. Mit Eric Kandel
Petra Seegers Dokumentation ist vor allem ein Porträt des bedeutenden Hirnforschers Eric Kandel. Der siebzigjährige, auch als Rockstar der Neurologie bezeichnete Nobelpreisträger erweist sich vor der Kamera auch jenseits seiner Forschungsleistung als faszinierende Persönlichkeit, die mit Leichtigkeit den eher konventionell gestalteten Dokumentarfilm trägt. Parallel zur Thematisierung verschiedener Forschungsbereiche des Neurowissenschaftlers begleitet ihn der Film auf den Spuren seines ereignisreichen, ja zuweilen gar dramatischen Lebens, das von der Flucht vor den Nationalsozialisten geprägt ist. Der auf dem gleichnamigen Buch basierende Film vermag es dabei, auch die Faszination für die komplexe Erforschung des Erinnerns zu transportieren. Selbst wenn am Ende nicht alle Fragen beantwortet sind, ist der Zuschauer nach anregenden neunzig Minuten um einige Erkenntnisse über das neuronale Synapsensystem und einen Einblick in das Leben einer erstaunlichen Persönlichkeit reicher. Nicht bloß ein cerebrales, sondern ein durchaus zu Herzen gehendes Filmerlebnis. „Ein dokumentarisches Meisterwerk der Wissenschaftsgeschichte.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung. Do 17. – So 19.

Filmfestival ueber Macht – Kontrolle, Regeln, Selbstbestimmung

in Zusammenarbeit mit Aktion Mensch / die Gesellschafter.de

Die Schuld, eine Frau zu sein
Mohammed Nagvi. Pak/USA 2006. 95 Min. dt. Fs.
Die Geschichte einer Selbstbefreiung, die um die Welt ging. Als Wiedergutmachung für ein angebliches Vergehen ihres Bruders wird die Pakistanerin Mukhtar Mai von den Männern eines Nachbarclans vergewaltigt. Doch die junge Frau weigert sich, sich aus Scham selbst zu töten, wie es üblich ist. Gegen viele Widerstände bringt sie die Täter vor Gericht. Mit der Entschädigungszahlung baut sie in ihrem Heimatdorf die erste Schule für Mädchen und junge Frauen auf. – Anschl. Gespräch mit Sabine Scheduikat, Anmesty International – Gruppe Kiel. Mi 16.

Ruhnama – Im Schatten im Heiligen Buches
Arto Halonen. Finnland 2007. 90 Min. dt. Fs.
Die Ruhnama (Buch der Seele) ist die Hauptschrift des 2006 gestorbenen turkmenischen Diktators Saparmurat Nijasow, der seine Macht mithilfe eines rigorosen Geheimdienstes kontinuierlich ausbaute und Ruhnama (eine Art Verfassung mit historischen und religiösen Einflechtungen) zur Pflichtlektüre aller Volksgenossen erklärte. Für westliche Konzerne ist der sicherste Weg zu den Ressourcen des Landes, die Ruhnama in ihre eigene Landessprache zu übersetzen. Die deutsche Fassung übernahm DaimlerChrysler. Und in der Hauptstadt steht sogar eine gigantische Statue des Buches – ein Geburtstagsgeschenk westlicher Unternehmen. – Anschl. Gespräch mit Prof. Dr. Urlich Schmidt, CAU, Institut für Volkswirtschaftslehre Fr 18.

Strange Culture
Lynn Hershman Leeson. USA 2007. 75 Min. OmU
Steve Kurtz ist Performance-Künstler, seine Arbeit dreht sich um das Thema Biotechnologie. In der Terrorfurcht nach dem 11. September erregt er die Aufmerksamkeit des FBI. Der Verdacht: Bio-Terrorismus. Kurtz drohen 20 Jahre Haft für den Besitz von Bakterien, die jeder frei über das Internet bestellen kann. „Strange Culture/Fremdkulturen“ ist Teil einer internationalen Aktion, mit der sich bekannte Künstler wie Tilda Swinton mit Kurtz solidarisieren. – Anschl. Gespräch mit Thilo Pfennig, AK Vorratsdatenspeicherung Kiel. Mo 28.

Schule der Elite
Daniela Marxer. F/Ö 2007. 71 Min. OmU
Ins Lyceum Alpinum Zuoz, ein imposantes Internat in den Schweizer Bergen, schickt die Führungselite Europas ihre Kinder, hier lässt sie ihre Wertmaßstäbe und Verhaltensregeln reproduzieren. Demokratische Ideale wie Individualität und eigenständiges Denken gehören nicht dazu. Für Fehler gibt es keine Entschuldigung; was zählt, sind reibungsloses Funktionieren, unablässige Leistungsbereitschaft und widerspruchslose Unterwerfung. Gehorsam, Härte, Konformismus, Kontrolle und die altbekannten Sekundärtugenden. – Anschl. Gespräch mit Prof. Dr. Esser, Ulrich Steffen, Internat Louisenlund. Mi 30.

neu in Kiel – mit Flüchtlingsrat SH u. ZBBS – zu Gast: Bettina Haasen


Hotel Sahara
Bettina Haasen. D 2008. 85 Min.
Hotel Sahara ist die intime Momentaufnahme eines Provisoriums. In Nouadhibou an der mauretanischen Küste harren zahllose Flüchtlinge in der Hoffnung aus, auf dem Seeweg nach Spanien und in die EU zu gelangen. Aus allen Staaten südlich der Sahara strömen Menschen unterschiedlichster Kulturen an diesen Ort, der sich oft genug als Sackgasse und Endstation entpuppt. Der Film skizziert eindrücklich und sensibel den Alltag, die Sehnsüchte und nicht selten die Rückschläge verschiedener dieser Sucher neuen Lebens. Lamiya beispielsweise träumt davon, als Fußballer in Europa Geld zu verdienen. Schon einige Male hat er die gefährliche Reise angetreten und ist dabei nur knapp mit dem Leben davongekommen. Nun steht er mit leeren Händen und schwer erkrankt in Nouadhibou, und es bleibt ihm nur, die Heimreise anzutreten. Auch die von einer Schlepperbande angeworbene Chichi und der Armutsflüchtling Valtis aus Kamerun stranden zunächst im ‚Hotel Sahara’. Der Film erzählt ihre Geschichte. „Hotel Sahara ist für mich ein Ort, der in seinem Inneren, zwischen Wüste und Atlantik, aufgelöste Existenzen beherbergt, die sich im Provisorischen eingerichtet haben und nur eins besitzen: ihre Träume.“ B. Haasen So 20. – Mi 23.

neu in Kiel


Antichrist
Lars von Trier. DK/D/S/F/I/PL 2008. 109 Min. dt. Fassung. Mit Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe
Während das im Film namenlos bleibende Paar Sex hat, stürzt ihr kleiner Sohn aus einem Fenster in den Tod. Der Schicksalsschlag wirft vor allem sie (Charlotte Gainsbourg) aus der Bahn. Als sich seine Frau von ihren Angstattacken nicht befreien kann, beschließt er (Willem Dafoe), die Therapie selbst in die Hand zu nehmen. Das tief in einem Waldgebiet liegende Ferienhaus Eden dominiert ihre angsterfüllten Visionen, und er beschließt, dass eine direkte Konfrontation mit diesem Ort unabdingbar ist. Das Ehepaar macht sich auf in die Wälder. Dunkle Geheimnisse der Vergangenheit und abgründige Zusammenhänge warten darauf, in Eden erkannt zu werden. Der neue von Trier hat allerorten, an denen er schon im Kino zu sehen war, zu Kontroversen und Diskussionen geführt. Das Drama des wohl herausforderndsten skandinavischen Regisseurs der Gegenwart changiert zwischen Psychothriller und Horrorfilm, zwischen Realismus und symbolistischem Rätsel. Leicht macht es Lars von Trier seinen Zuschauern nicht. Haben einige Kritiker einen streitbaren, dezidiert feministischen Film gesehen, beklagen andere gerade die Bestätigung im Kern frauenfeindlicher Klischees unheimlicher Natürlichkeit und gefährlicher weiblicher Sexualität. Und wie ist die Epilogsequenz des Films zu deuten? Und wer ist denn nun der Antichrist? Und hat der Fuchs wirklich gesprochen? Eines ist sicher, der Film ist ein visuelles und intellektuelles Kinoerlebnis erster Güte, und die Fragen, die er aufwirft, werden seine Zuschauer lange beschäftigen. Ein gleichzeitig verstörendes und faszinierendes, anregendes und abstoßendes, ernstzunehmendes und lächerliches Meisterwerk des europäischen Autorenfilms. Empfindliche Gäste seien hier noch einmal vorgewarnt: Der Film wird seinem Ruf, explizite Gewalt und Sexualität zu inszenieren, durchaus gerecht. Do 10. – Di 29.

Die Strände von Agnès
Agnès Varda. F 2008. 110 Min.
In diesem außergewöhnlichen autobiografischen Dokumentarfilm blickt die achtzigjährige Agnès Varda auf Stationen ihres nicht gerade ereignisarmen Lebens zurück. Die gerne als Großmutter der Nouvelle Vague titulierte Varda erzählt von ihrer Zusammenarbeit mit anderen großen Künstlern wie Warhol und Godard, ihrem Leben mit Ausnahmeregisseur Jacques Demy, ihren Dokumentar- und Spielfilmprojekten, politischem Engagement und ihrer Jahrzehnte währenden Liebe zum Kino. Die Strände von Agnès ist der 46. Film ihrer stets selbstbestimmten und selbstbewussten Karriere als Filmemacherin, die im Jahr 1954 mit La pointe-courte begann. Die thematischen Konstanten ihres Werkes, das Diktat der Vergänglichkeit, die Subjektivität der Kunst, die autobiografische Ebene und das Wesen des Kinos, sind auch in den zwei faszinierenden Stunden zu finden, in denen Die Strände von Agnès den Zuschauer auf die Reise durch den Kosmos dieser großen Persönlichkeit mitnimmt. Ein zuweilen ukonventioneller, mitreißender Film, der zugleich für Connaisseure des Gesamtwerkes Vardas reizvoll ist und der Grande Dame neue Freunde gewinnen müsste. Do 24. – Mi 30.

Making of A Sideman’s Journey
Christina und Klaus Voorman (Produktion). D 2009. ca. 70 Min
Als er sie 1960 in Hamburg kennen lernte, waren die vier Jungs aus Liverpool Nobodys; 1966 entwarf er das Plattencover für Revolver. Und so oder ähnlich gelangte der Hamburger Grafiker und Bassist Klaus Voormann in Kontakt zu vielen Rock- und Pop-Musikern, die heute allesamt zu den Unsterblichen in ihrem Metier gezählt werden – ein Blick auf Voormanns Adressbuch lässt Musikfreunde vor allem fortgeschrittenen Alters angesichts solcher Namen wie Paul McCartney, Ringo Starr, Yusuf Islam alias Cat Stevens, Bonnie Bramlett u.a. erfürchtig erschauern. Zu seinem 70sten Geburtstag nun machte sich Voorman ein schönes Geschenk: Er fragte bei seinen Freunden an, ob sie nicht Lust hätten, ein paar Songs mit ihm aufzunehmen, ganz so wie in alten Zeiten. Und – natürlich – alle sagten zu. So tourte der Sideman, der sich bei seinem Bass-Spiel immer als Support der Stars verstand, durch sieben Tonstudios rund um den Globus. Das Album, das dabei entstand, ist im Juli erschienen. Die begleitende Filmdokumentation, die die Musikaufnahmen einfängt und hinreißende Einblicke in den herzlichen Umgang der Musikerlegenden miteinander gewährt, liegt der Special Edition bei – mit freundlicher Genehmigung von Universal Music dürfen wir dieses Filmdokument aufführen. So 6.

It Might Get Loud
D. Guggenheim. USA 2008. 97 Min. OmU. Mit Jimmy Page, Jack White, The Edge
Der neue Film von Davis Guggenheim (Eine unbequeme Wahrheit) illustriert und kommentiert die Geschichte der elektrischen Gitarre und lässt dabei drei zentrale Rockgitarristen ausführlich zu Wort kommen: Jimmy Page, unter anderem Gitarrist bei The Yardbirds und Led Zeppelin, The Edge von U2 und Jack White von den White Stripes. Drei Musikergenerationen, eine Leidenschaft. Vorsicht: Es könnte laut werden! Do 27. 8. – Mi 9. 9.

Chéri
Stephen Frears. GB/D/F 2009. 100 Min. dt. Fs. Mit Michelle Pfeiffer, Rupert Friend
Paris, Anfang 1900. Madame Peloux, einst eine berühmte Kurtisane, möchte, dass aus ihrem Sohn Chéri ein richtiger Mann wird. Deshalb schickt sie den attraktiven, aber verwöhnten Jungen zu ihrer ehemaligen Rivalin Léa de Lonval. Die aparte, geistreiche Frau hat eigentlich bereits ausgesorgt. Doch der junge Mann interessiert sie. Auch Chéri fasziniert die reife Frau. Zwischen beiden entbrennt eine leidenschaftliche Affäre. Und so entwickelt sich aus einer Liaison, die eigentlich nur wenige Wochen dauern sollte, eine sechs Jahre lange Beziehung. Irgendwann aber verlangt es Madame Peloux danach, diesem Provisorium ein Ende zu bereiten – sie arrangiert eine Ehe für ihren Sohn... D0 24. 8. – Di 15. 9.

Filmpremieren mit Gästen


Michael Petersen. D 2009. 30 Min. Mit Emma Aljets und Karlotta
Der Film schildert eine Reise zu Pferd von der Nordsee zur Ostsee im mittleren Schleswig-Holstein. Emma Aljets aus Hummelfeld und ihre Hannoveraner Stute Karlotta durchstreifen dabei in sieben Tagen über 230 km die vielfältige Landschaft von Büsum bis Neustadt und durchqueren u.a. die Marsch, den Segeberger Staatsforst und die Holsteinische Schweiz am Plöner See. Die Reiseroute verläuft auf zumeist verlassenen Reit-, Feld- und Waldwegen quer zu sämtlichen vertrauten Verkehrsadern des nördlichsten Bundeslandes und öffnet den Blick für den Wechsel von Landschaft und Wetter – eine stimmungsvolle Einladung, das Vertraute neu zu sehen. Filmemacher Michael Petersen gestaltet seine Dokumentation ruhig und atmosphärisch, die sparsamen Kommentare spricht seine Protagonistin, die Berittführerin (FN) Emma Aljets, selbst. – Im Anschluss an den Film stehen die Reiterin und der Filmemacher für Fragen und Gespräche zur Verfügung.
Als begleitendes Vorprogramm zum Wanderreiten-Film zeigen wir die Dokumentation:
Thomas Uhlmann, Anja Freyhoff. D 2007. 26 Min.
Schleswiger Kaltblutpferde sind robuste, ausdauernde Arbeitspferde. Sie sind unkompliziert im Umgang und können noch eingesetzt werden, wo schwere Zugmaschinen versagen. Doch die sanften Riesen stehen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Thomas Isenberg ist einer der Letzten, der nicht nur den Bestand der Kaltblüter durch Zucht erhält, sondern mit den Pferden im Forst und auf dem Feld arbeitet. Humorig und treffend bringt Isenberg die Vorzüge der Arbeitspferde auf den Punkt: „Abgasarm, ernährt sich nur von nachwachsenden Rohstoffen und muss nicht erst entwickelt werden.“ So 13.

Christoph Corves. D 2009. 56 Min.
Die letzte Schicht ist ein Dokumentarfilm über die Schließung der Zuckerfabrik in Schleswig. Die Nachricht, dass der Konzern das Aus für das Werk beschlossen hat, trifft die Mitarbeiter aus heiterem Himmel. Bis dahin galt ein Job in der Zuckerfabrik als Beschäftigung auf Lebenszeit. Jetzt stehen alle vor der Frage: Wie wird es weitergehen? Der Film porträtiert die Fabrik und die Menschen, die in ihr arbeiten, in den Monaten vor der Werksschließung bis zum endgültigen Abriss. In offenen Worten sprechen sie über ihre Sorgen und Zukunftspläne. Aus den einzelnen Schicksalen entsteht in poetischen Bildern eine Momentaufnahme universeller Gültigkeit. So 27.

Zehn Jahre Carillon am Kieler Kloster


Bienvenue chez les Ch’tis / Willkommen bei den Sch’tis
Dany Boon. F 2008. 106 Min. OmU. Mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix
Der Postbeamte Philippe wird gegen seinen Willen nach Bergues versetzt, eine kleine Provinzstadt nahe der belgischen Grenze. Dort, so erzählt man sich im Süden, könne man froh sein, wenn im Sommer mal kein Schnee liege. Und die Menschen dort sprächen einen unverstehbaren Akzent. Ganz so schlimm ist es aber letztlich nicht, nach kurzer Eingewöhnungszeit lebt Philippe sich ein und findet neue Freunde – allen voran den Briefträger Antoine, der auch das berühmte Glockenspiel auf dem Rathausturm bedient und für seine Freunde schon mal ein Ständchen spielt. – Bergues, die romantische Kleinstadt, gibt es wirklich. Und auch der Turm mit dem 50 Glocken umfassenden Glockenspiel (frz. Carillon) steht dort – ein Neubau, der 1959-61 nach der Zerstörung durch die deutschen Truppen in traditioneller Ziegelbauweise errichtet wurde. – Auf der Handlungsebene spielt Antoine das Carillon, für die Tonaufnahmen aber setzte sich Charles Dairay, Glockenkünstler aus Frankreich, an den Spieltisch. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Kieler Carillons im Kieler Kloster kommen mehrere internationale renommierte Glockenspieler nach Kiel (unter ihnen auch Charles Dairay!). Vom 4. – 6. September finden in Kiel mehrere Konzerte statt; am Samstag zeigen wir zwischen den 15:00- und 18:00-Konzerten den französischen Erfolgsfilm in der OmU-Fassung. Sa 5.

mit John-Rittmeister-Institut – zum 70. Jahrestag Beginn II. Weltkrieg


2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß
Malte Ludin. D 2005. 85 Min
Hanns Ludin war ein Nazi der ersten Stunde, Blutordensträger und glühender SA-Mann. Er brachte es bis zum „Bevollmächtigten Minister des Großdeutschen Reiches“ in der Slowakei. Nach dem Krieg wurde er an die Amerikaner ausgeliefert, zum Tode verurteilt und 1947 hingerichtet. Sein jüngster Sohn setzt sich filmisch mit den Legenden auseinander, die in der Familie über den Vater kursieren. – Anschl. Gespräch mit Dr. Mechthild Klingenburg-Vogel. Fr 4.

Mother of Mine
Klaus Härö. Fi/S 111 Min. OmeU. Mit Topi Majaniemi, Marjaana Maijala
Während des Zweiten Weltkriegs wird der 10-jährige Eero zusammen mit vielen anderen finnischen Kindern nach Schweden zwangsevakuiert, wo er unter härtesten Bedingungen bei einer Bauernfamilie unterkommt. Berührender, sensibel gestalteter Lebensrückblick eines Mannes, der als Kind zweimal seine Heimat und seine Mutter verloren hat. – Anschl. Gespräch mit Dr. Helga Spanger. Sa 5.

Waltz with Bashir
Ari Folman. Israel/D/F/USA 2008. 90 Min. dt. Fs.
Waltz with Bashir ist einer der ersten Animationsfilme israelischer Produktion und zugleich der erste Trickfilm, der für einen Best Foreign Film-Academy Award nominiert wurde. Der Film erzählt in Interview- und Spielpassagen von traumatisierten Ex-Soldaten der israelischen Armee, die während des Libanonkrieges 1982 im Einsatz waren und Zeuge grausamer Ereignisse wurden. Von Kritikern gefeiert und für eine Vielzahl von Preisen nominiert, bleibt Waltz with Bashir ob der Art der Inszenierung ein faszinierendes Kuriosum und ob seiner Psychologisierung der Kriegshandlungen sicherlich auch ein Politikum. – Anschl. Gespräch mit Dr. Klingenburg-Vogel und Nicola Abu Khalil. Mo 7.

Wunschfilm


Les parapluies de Cherbourg
Jacques Demy. F/BRD 1964. 91 Min. OmU. Mit Catherine Deneuve, Nino Castelnuovo, Anne Vernon und Marc Michel
Genevieve und ihre Mutter verkaufen in einem Laden in Cherbourg Regenschirme. Genevieve verliebt sich in den Automechaniker Guy, der wird jedoch für den Algerienkrieg eingezogen. Lange erhält Genevieve kein Lebenszeichen mehr von ihrem Liebsten und geht auf Drängen der Mutter eine Ehe mit dem reichen Monsieur Cassard ein; irgendwann kommt Guy zurück… Ein Musical, aber keines im klassischen Sinne. Denn die Figuren sprechen nicht zwischen den Songs (die in der Form gar nicht klar konturiert sind), sondern singen alle übrigen Dialogpassagen im Rezitativ. Das Ergebnis ist eine wundersam künstliche, vor jeglichem Kitschverdacht aber scharf abbremsende Filmkomposition. Besonderen Wert legte Demy auf das Farbkonzept; ahnend, dass die Farben ausbleichen würden, ließ er Farbauszüge für die drei Grundfarben herstellen und archivieren; nach seinem Tod rekonstruierte seine Witwe Agnès Varda den Film, eine Kopie dieser Rekonstruktion lagert im Filmmuseum Berlin. Und da Agnès Vardas aktueller Film gerade bei uns läuft, haben wir die Regenschirme gleich mit ausgeliehen – das ist zwar ein etwas umständlicher Anlass, aber immer noch besser, als dieses Meisterwerk nie mehr zu zeigen! So 27.

KoKi Underground im Roten Salon


Manhunt – Backwoods Massacre
Patrik Syversen. N 2008. über 70 Min. dt. Fassung. Mit Henriette Bruusgaard
Jenta, Camilla, Jørgen und Roger sind mit ihrem alten Kleinbus auf einer einsamen Straße unterwegs durch die norwegische Einöde. Als die rätselhafte Anhalterin, die sie an einer Raststätte mit an Bord genommen haben, immer nervöser wird, beginnen die Jugendlichen zu ahnen, dass die Wälder ganz spezifische Gefahren bereithalten. Unvermittelt werden sie schließlich von Fremden überrumpelt und finden sich im Wald ausgesetzt wieder. Und in nicht so weiter Entfernung ertönt ein Jagdhorn …
Der internationale Verleihtitel Manhunt – Backwoods Massacre macht deutlich, wobei es sich bei der norwegischen Produktion (im Original: Rovdyr) handelt: Knallharte Genreware, die sich an Filmen der 1970er Jahre wie The Texas Chainsaw Massacre (1974), The Hills Have Eyes (1977) oder Deliverance (1972) orientiert. Manhunt verzichtet dabei auf alle modernen Spielereien und bietet kompromisslosen, brutalen Hinterwäldler-Horror der verstörenden Sorte. Stichworte: Bärenfalle, Stacheldrahtknebel, Jagdmesser. Dazu eine ansehnliche Inszenierung, gesichtslose Hinterwäldler und hoher Splatterfaktor – Norwegens Wälder waren nie schöner. Di 8.