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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der AG DOK

Das unabhängige Filmschaffen und die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) als mitgliederstärkster Berufsverband der Filmbranche stößt bei den politisch Verantwortlichen des Landes auf Sympathie. Das demonstrierte Kulturstaatsminister Bernd Neumann jetzt als politischer Gastredner in der Mitgliederversammlung der AG DOK. Neumann sprach über film- und medienpolitische Perspektiven zu Beginn des Jahres 2010 und kam dabei natürlich auch auf die aktuelle Debatte um das Filmförderungsgesetz zu sprechen.

Äußerungen von Herbert Kloiber konterte der Staatsminister mit der Bemerkung, daß Kloiber „sich selbst zur Mickymaus macht“. Der Münchner Medienunternehmer besitzt die Tele München Gruppe, den Sender Tele 5, ist Hauptanteilseigner an der Kinokette CinemaxX und damit einer der Gegner der derzeitigen im FFG festgelegten Abgabenregelung für Sender und Kinobetreiber. Obwohl Kloibers Produktions- und Verleihfirmen gerne Filmfördermittel der FFA beanspruchen, verweigern dessen Fernsehunternehmen schon lange und beharrlich die Zahlungen an die FFA.

Der Minister konstatierte, dass die Besucher- und Umsatzzahlen in den Kinos gut sind, besser als im Jahr davor und dass der Marktanteil deutscher Filme steigt, insofern möge die Filmwirtschaft „doch nicht den Ast absägen, auf dem sie selber sitzt“. Neumann kämpft für den Erhalt der FFA als einzige Säule der Filmförderung, die auf Zahlungen der Filmwirtschaft selbst basiert, denn hochwertige Kinofilme können in Deutschland nicht ohne Förderung entstehen, und auf diese können auch die Kinobetreiber nicht verzichten: „Kultur kostet Geld und Kultur ohne Förderung geht nicht“, so das knappe Fazit des Ministers; „die Förderung von Kinos, Kinofilmen und auch Dokumentarfilmen als besonderes kulturpolitisches Gut muss weitergehen.“

Die Verweigerungshaltung großer Kinoketten hat für Neumann nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine kulturpolitische Dimension. Unabhängigen Spielstätten wie Programmkinos und kommunalen Kinos falle der kulturellen Bildung – und damit in einem wichtigen Aufgabenschwerpunkt des BKM – eine bedeutende Vermittlerrolle zu. „Das Kino in der Fläche muss erhalten bleiben“ – um kleinere Kinos in dem von den großen Ketten angeheizten Verdrängungswettbewerb zu unterstützen fördert seine Behörde die Digitalisierung von unabhängigen Kinos. „Und das lassen wir uns nicht kaputtmachen“, erklärte Neumann betont kämpferisch. In Anspielung auf die australische UCI-Gruppe, die jede Abgabenzahlung an das deutsche Fördersystem verweigert, sprach er von „ferngesteuerten Interessen“.

Ein weiterer Schwerpunkt auf der Agenda des Ministers ist das Urheberrecht: „Der Schutz des geistigen Eigentums ist die derzeit größte kulturpolitische Herausforderung.“ Bernd Neumann fordert die Bestrafung von Internetpiraterie; weil sie Urhebern und Produzenten die Existenzgrundlage entzieht. Stattdessen plädiert er für Kooperationsmodelle zwischen Nutzern und Urhebern. Im Verhältnis zwischen Produzenten und Fernsehsendern wünscht er den versammelten Produzenten und Filmemachern, dass es der AG DOK gelingt, mit ARD und ZDF bald Vereinbarungen über faire Vertragsbedingungen zu erzielen, denn „ihr Anliegen ist berechtigt“, die derzeitige Situation grenze an „Ausbeutung“. Neumann erinnerte an die im Rundfunkstaatsvertrag geforderte Selbstverpflichtung der Sender und positionierte sich damit als Unterstützer der Forderung nach angemessener Vergütung und ausgewogener Aufteilung der Rechte an den Produktionen zwischen Sender und Produzenten.

Vorstand der AG DOK bestätigt

Auf der außerordentlich gut besuchten Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm wurden der erste Vorstandsvorsitzende Thomas Frickel und sein Stellvertreter Gunter Hanfgarn einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Als Beisitzer im Vorstand fungieren weiterhin Simone Baumann, Susanne Petz, Cay Wesnigk, Martin Hagemann und Herbert Schwering; neu gewählt wurde der Münchner Produzent Björn Jensen und der Berliner Filmemacher Dirk Szuszies. In seinem Rechenschaftsbericht hatte der Vorstand zuvor die breite Palette film- und medienpolitischer Aktivitäten des vergangenen Jahres Revue passieren lassen. Die professionelle Arbeit der AG DOK zahlte sich auch 2009 wieder in gestiegenen Mitgliederzahlen aus: der Verband hat im abgelaufenen Jahr 65 neue Mitglieder aufgenommen und vertritt jetzt mehr als 850 Autoren, Regisseure, Produzenten und andere Filmschaffende.

(nach einer Pressemitteilung der AG DOK)