Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Mai:

(Detaillierte Vorführzeiten hier.)

Film des Monats


La vida loca – Die Todesgang
Christian Poveda. El Salvador/Frankreich 2008. 90 Min.
El Salvador heute. 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg in herrscht ein neuer Terror in den Vororten: Nun sind es nicht Todesschwadronen und Milizen, sondern die „Maras“, die Banden, die in den Armenvierteln den Ton angeben und deren Machtkämpfe unzählige Opfer fordern. Der französische Filmdokumentarist Christian Poveda begleitete drei Jahre lang die Mara 18, eine der brutalsten Banden Lateinamerikas. Das Ergebnis ist auf und hinter der Leinwand so unsagbar erschütternd, dass einem bereits die Beschreibung der Sachverhalte die Sprache verschlägt. So überlebt kaum einer seiner Protagonisten die Dreharbeiten – die meisten derjenigen, die eben noch über die Rituale, die Beweggründe und die Lebensperspektiven in der Gang sprachen, sind wenige Sequenzen später tot. Poveda kann dabei gar keinen filmischen Weg finden, das Gezeigte in erträglichen Bahnen zu halten. Denn der Tod ist hier Alltag: Wenn wieder mal die Polizei anrückt, um einen zerschossenen Leichnam in Müllbeutel zu verladen, stehen die Anwohner herum und sehen teilnahmslos zu. Povedas Film ist erschütternd, aufwühlend und grausam und dann wieder nüchtern. Das Protokoll einer barbarischen Alltagsrealität. Diese Arbeit bezahlte er mit dem Leben. 2009 wurde er von Bandenmitgliedern auf offener Straße getötet.
Mo 17. - Mi 19.

neu in Kiel


Sin Nombre
Joji Fukunaga. Mexiko, USA 2009. 96 Min. dt. Fass. Mit Paulina Gaitan
Willy, genannt El Casper, ist Mitglied der größten und gefährlichsten Gang Mittelamerikas, der Mara Slavatrucha. Für ihn, wie für die anderen Maras und deren Verwandte, bedeutet die Assoziation mit der allgegenwärtigen Gang Sicherheit und Orientierung in einer von krassen sozialen Hierarchien und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit geprägten, ebenso ungerechten wie gefährlichen Welt. Für die Mitgliedschaft hat sich Casper die Insignien und Codes der Gang unter die Haut stechen lassen, er hat die rituellen Prügel auf sich genommen, und er hat einen Menschen, einen Feind der Maras getötet. An jenem Tag, an dem Casper in die Gang aufgenommen wurde, ist er jedoch nicht allein in den schützenden Kreis einer neuen Familie getreten, er hat sich für eine Straße ohne Wiederkehr entschieden. Das Leben eines Mara gehört der Gang, die Gang ist das Leben, und sollte ein Mara seinen Verpflichtungen gegenüber der Gangpolitik und der Gangehre nicht nachkommen, werden die Brüder und Schwestern schnell zu den ärgsten Feinden. Und in ihrer Welt zählt ein Menschenleben nicht viel. Als er anfängt, sich öfter mit einem Mädchen aus einem anderen Stadtteil zu treffen, und die Gang ihm daraufhin Versäumnisse vorwirft, erfährt Casper dies am eigenen Leib. Nach einer Auseinandersetzung mit dem lokalen Anführer der Gang hat Casper sein Leben verwirkt und flieht als Todgeweihter auf dem Dach eines Zuges in Richtung Norden, wohl wissend, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er erkannt und liquidiert wird. Auf der Flucht kreuzt sich sein Weg mit einer Gruppe von Wirtschaftsflüchtlingen um die junge Sayra... Sin Nombre ist das mehrfach preisgekrönte Debüt (unter anderem Beste Regie auf dem Sundance Filmfestival) des Regisseurs Joji Fukunaga, der es schafft, eine äußerst dramatische und gleichzeitig sehr authentisch wirkende Geschichte zu erzählen, deren Inszenierung sowohl an The Motorcycle Diaries – Die Reisen des jungen Che als auch an City of God denken lässt. Ein echter Schatz, den wir – nachdem der Filmstart sich einige Male verschoben hatte – nun endlich nach Kiel holen konnten.
Do 29. 4. - So 16. 5.

David Wants to Fly
David Sieveking. D 2010. 96 Min. Mit David Lynch u.v.a.
Ich glaube, es war Ringo, der nach wenigen Tagen wieder aus Indien abreiste, weil er mit dem Quatsch nichts anfangen konnte. Die restlichen Beatles blieben und meditierten mit Maharishi Mahesh Yogi, der in eben dieser Zeit zu einem der berühmtesten und einflussreichsten spirituellen Lehrer avancierte. Transzendentale Meditation (TM), wie die Lehre sich mittlerweile nennt, fand weltweit großen Anklang, bis heute erreichte sie über 6 Millionen Anhänger. Unter ihnen so prominente wie eben die Beatles, Mia Farrow, Clint Eastwood oder Kultregisseur David Lynch. – Szenenwechsel. David Sieveking ist auch Regisseur, allerdings noch nicht so berühmt und auch noch nicht so lange im Geschäft. Gerade eben hat er seine Ausbildung an der dffb abgeschlossen und sucht ein Sujet für eine Dokumentation. Just in dieser Phase besucht David Lynch die Bundesrepublik und macht Werbung für TM. Da hat der junge David sein Thema gefunden und begibt sich auf Spurensuche. Die kostet ihn schon mal 2.500 EURO Eintrittsgeld, um an Seminaren teilzunehmen. Immerhin von David Lynch persönlich geleitet. Aber kritische Fragen will der Meister keine hören... Sieveking gibt nicht nur einen komischen Einblick in einen religös-weltanschaulichen-spirituellen Betrieb, der natürlich beides ist: Lehre und Geschäft; der junge Regisseur liefert nebenbei auch ein vergnügliches Porträt einer jungen Generation von Filmemachern, die ihren Stoffen ganz unverkrampft und distanziert gegenüber stehen.
Do 6. - Mi 12.

Nothing Personal
Urszula Antoniak. Irland/NL 2009. 85 Min. Mit Lotte Verbeek, Stephen Rea
Nichts Persönliches! Die Niederländerin Anne hat sich von ihrer Vergangenheit abgewandt und buchstäblich alles hinter sich gelassen: Wohnung, Einrichtung, Schmuck. Nur mit dem Nötigsten im Rucksack durchstreift die junge Frau nun die irische Fremde, ernährt sich bisweilen vom Abfall der anderen und vermeidet jeglichen Kontakt zu anderen Menschen. Das Motiv für dieses bizarre Verhalten bleibt zunächst unklar. Als Anne sich jedoch darauf einlässt, für Kost und Logis einem einsiedlerischen Bauern bei der Arbeit zur Hand zu gehen, lässt sich ein Mindestmaß an zwischenmenschlicher Interaktion nicht länger abwenden. Und die ist bekanntermaßen unberechenbar. Trotzdem sich die beiden geschworen haben, nichts Persönliches zuzulassen, kommt es zu einer allmählichen Annäherung der zwei komplizierten und geheimnisvollen Menschen. Ein spröder, dabei faszinierender Film mit einer großartigen Schauspielentdckung in der Hauptrolle.
Do 13. - Mi 20.

Tanzträume – Jugendliche tanzen Kontakthof von Pina Bausch
Anne Linsel, Rainer Hoffmann. D 2009. 89 Min.
„Kontakthof“ heißt das Stück von Pina Bausch, das im Mittelpunkt dieses Films steht. 1978 zum ersten Mal aufgeführt, erlebte es zwei Neuinszenierungen. 1999 wurde es als „Kontakthof mit Damen und Herren ab 65“ zum ersten Mal mit Laien inszeniert, und am 7. November 2008 war Tanztheater-Premiere am Wuppertaler Schauspielhaus mit jugendlichem Ensemble. Fast ein Jahr lang haben vierzig Schüler und Schülerinnen verschiedener Wuppertaler Schulen auf dieses Ziel hingearbeitet. Wöchentlich haben sie sich getroffen, um unter der Leitung der ehemaligen Bausch-Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet das Stück einzustudieren. Pina Bausch selbst kam regelmäßig zu den Proben, um intensiv mit den 14-18 jährigen zu arbeiten. Anne Linsel und Rainer Hoffmann haben die Proben der Jugendlichen von April bis zur Premiere im November 2008 begleitet. Ihr Film zeigt jedoch mehr als einen schlichten Einblick in die Probenarbeit der Beteiligten. Der Film vollzieht die Entwicklung der jungen Tänzer und Tänzerinnen nach, von körperlicher Ungeschicktheit und Unsicherheit bis hin zur choreographischen Perfektion. Dabei haben die Themen des Stücks, die Suche nach Liebe und Zärtlichkeit aber auch die damit verbundenen Enttäuschungen und Aggressionen, die Jugendlichen in hohem Maße gefordert. Für viele der Schüler und Schülerinnen war die persönliche Auseinandersetzung mit diesen Themen eine vollkommen neue Erfahrung. Vor allem die tänzerische Umsetzung und die Interaktion mit dem anderen Geschlecht waren eine große Herausforderung für die meisten der jugendlichen Tänzer. – Bei den Probenbesuchen Pina Bauschs entstanden einige der letzten Aufnahmen der Choreographin, die 2009 überraschend verstarb. Die allerletzten Aufnahmen mit Pina Bausch werden dann demnächst in Pina zu sehen sein, dem gerade entstehenden neuen Film von Wim Wenders.
Do 20. - Mi 26.

Federicos Kirschen / Cenizas del Cielo
José Antonio Quirós. E 2009. 96 Min. OmU. Mit Celso Bugallo, Gary Piquer
Seit Jahren kämpft der Bauer Federico gegen das ortsansässige Atomkraftwerk. Der hässliche Komplex ist nicht nur optischer Makel und langfristiges Sicherheitsrisiko, das Kraftwerk verdirbt und verschmutzt auch akut die ländliche Idylle. Viele Bewohner des kleinen Dorfes kann Federico jedoch nicht für seine Kampagne gegen den nuklearen Reaktor mobilisieren, da die Dankbarkeit für den Arbeitsplatz bei den meisten schwerer wiegt als die Klage über welkes Gemüse und unfruchtbare Ehemänner. Als sich ein schottischer Journalist jedoch eines Tages in Federicos Dorf verirrt, kommt wieder Schwung in die Revolution: Der Kampf David gegen Goliath geht in die entscheidende Runde... Dieser spanische Ensemblefilm ist ein echtes Juwel, das es zwischen allem Modeschmuck und bröckelndem Blattgold der Kinosaison zu entdecken gilt. Die zeitlose Geschichte des Kampfes eines Einzelnen gegen den übermächtigen Konzern trifft hier auf aktuelle politische Positionen und gelungene – bisweilen urkomische – Studien ländlicher Charakterköpfe. Federicos Kirschen sollte man probiert haben: Selten ist europäisches Arthouse-Kino so lecker.
Do 20. 4. - Mi 2. 6.

Zwischen Himmel und Erde: Anthroposophie heute
Christian Labhart. CH 2009. 82 Min.
Pädagogik, biologisch-dynamische Landwirtschaft, Eurythmie: In diesem Dokumentarfilm kommen unterschiedlichste Menschen zu Wort, deren Leben von anthroposophischer Lehre geprägt ist. So beschreiben beispielsweise ein anthroposophisch orientierter Landwirt, ein Vertreter der Eurythmie in Ägypten und eine Waldorflehrerin, wie die anthroposophische Lehre ihre beruflichen und privaten Prinzipien beeinflusst und bestimmt. Kritik am anthroposophischen System ist jedoch ebenfalls vernehmbar. So beleuchtet der Film die kontroversen Aspekte der von dem umstrittenen Esoteriker Rudolf Steiner geprägten weltanschaulichen Bewegung und bietet unter anderem einem ehemaligen Waldorfschüler Platz, seine unschmeichelhafte Perspektive auf die Waldorfpädagogik zu erläutern. Vom Esoterischen zum Profanen, vom Theoretischen zum Praktischen, vom Früher zum Heute werden viele Aspekte des anthroposophischen Kosmos in diesem Dokumentarfilm angesprochen, der sich vor allem als Ausgangspunkt für weitergehende Auseinandersetzungen mit dem Thema anbietet. Anhänger und Pragmatiker, Kritiker, Skeptiker und unvoreingenommene Interessierte – sie alle werden in diesem filmischen Portrait der zeitgenössischen Anthroposophie Diskussionsstoff finden.
Am 06.06. findet im Anschluss an die Vorführung ein Filmgespräch mit Vertretern des Waldorflehrerseminars Kiel statt. ab Do 27.

FilmKinoWerkstatt – mit Filmförderung HSH: zu Gast Florian Aigner


Florian Aigner. D 2010. 70 Min. Dokumentarfilm
Pauline hat sich trotz Traumhochzeit nach einem Jahr von Gerdy getrennt; sie hat sich „entliebt“. Der gemeinsame Sohn ist die letzte Verbindung. Die Ehe von Ulrich und Petra hielt den Belastungen einer durch die Arbeit erzwungenen Fernbeziehung nicht stand. Die Kinder sind längst aus dem Haus, aber noch immer kommen Petra die Tränen, wenn sie sich daran erinnert, wie sie ihnen die Trennung erklären musste. Die schwangere Marlen und Tilman haben eine dreijährige Tochter und stecken gerade mitten in einer Ehekrise. Ein weiteres Ehepaar berichtet über die Langzeitfolgen einer Trennung mit Kindern. Auch nach 20 Jahren überdauern Schuldgefühle und die Scham, gescheitert zu sein. – Der 1975 geborene Florian Aigner, selber Vater zweier Söhne, spürt in seinem Essayfilm der Frage nach, welche Fliehkräfte Menschen auseinandertreiben, und fängt damit sensibel und ohne Partei zu ergreifen ein Stück allgegenwärtigen Alltags ein. Im Mikrokosmos weniger Partnerschaften bildet sich ab, wie in einer modernen Industriegesellschaft Ehe und Partnerschaft (nicht) funktionieren können. Darf man trotzdem optimistisch bleiben? Ein Paar immerhin wird den Neuanfang wagen…
Fr 21.5., 18.30

Schau ins Land


Deutschlands Küsten
Wilfried Hauke, Christian Schidlowski. D 2010. 10 mal 52 Min
Heimatfilme der anderen Art: Die beiden Filmemacher Wilfreid Hauke und Christian Schidlowski nähern sich ihrem Gegenstand – den eindrucksvollen Küstenlandschaften der Bundesrepublik – aus einem ganz neuen Blickwinkel: von oben. Mit einem Hubschrauber und einer buchstäblich einmaligen Spezialkamera sind sie die gesamten Küstenlinien von Nord- und Ostsee abgeflogen und haben einzigartige Ansichten geschaffen. Auch wenn der Auftraggeber des Projektes mit arte ein TV-Sender ist – erst auf der Kinoleinwand ist dieses bilderreiche Flugabenteuer richtig zu erleben. Zwischendurch machen die Dokumentaristen immer wieder Halt, um Land und Leute näher kennen zu lernen. – Das Koki zeigt diese zehnteilige Ausnahmedoku in fünf Blöcken zu je zwei Stunden. Übrigens: Kiel ist Ausgangsstation von Teil 7, den wir am 29. Mai zeigen.
Sa 22.5. - So 30.5.

mit Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien der CAU


Studentische Radio-Features zur Kieler Geschichte
Im Rahmen des Seminars „Interviewbasierte Medienformate“ haben sich Studenten der Christian-Albrechts-Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Jürgen Wulff im Wintersemester 2008/09 eingehend mit den Techniken der Interviewführung und der medialen Dokumentation beschäftigt. Im folgenden Semester entstanden mehrere Radiodokumentationen, von denen nun abschließend die dritte präsentiert wird. Die Macher werden zu einem Werkgespräch anwesend sein.

Der Tante-Emma-Laden. Ein Mythos
Deutschland 2009. 45 Minuten.
Mit Nostalgie auf den Spuren der Tante-Emma-Läden wandern: Wie sahen die Geschäfte damals aus? Welche Produkte waren sehr begehrt? Haben die Kunden so viel geklönt wie man denkt? Ist der Kiosk der neue Tante-Emma-Laden von heute? Mit lebendigen Berichten von Zeitzeugen wird ein romantisches aber auch aufklärendes Bild dieser kleinen Eck-Lädchen gezeichnet und ein Stück Gesellschaftsgeschichte aufgezeigt – und dabei kommt man so einigen Klischees auf die Schliche.
So 2. 5.

mit CAU und Muthesius Kunsthochschule


Melodie der Welt
Walter Ruttmann. D 1929. 49 Min.
Walter Ruttmanns globaler ‚Nachfolger‘ zu seinem avantgardistischen Experimentalmeisterwerk Berlin: Die Sinfonie der Großstadt (1927) ist nicht nur ein beeindruckendes und selten zu sehendes Kunstwerk, er ist auch einer der ersten deutschen Tonfilme.
Mo 3.

Ein andalusischer Hund + Anderes
Luis Buñuel. F 1929. 16 Min. Drehbuch: Salvador Dalí, Luis Buñuel. Mit Simone Mareuil, Pierre Batcheff
Den surrealistischen Schlag ins Gesicht Un chien andalou im Kino zu sehen, vermag auch heute noch, Verstörung, Begeisterung, Zweifel und Abscheu hervorzurufen. „‚Ein Erfolgsfilm‘, werden die meisten denken, die ihn gesehen haben. Doch was vermag ich gegen diejenigen, die geil sind auf alles Neue, selbst wenn es ihren tiefsten Überzeugungen ins Gesicht schlägt, gegen eine Presse, die unaufrichtig oder käuflich ist, gegen dieses stumpfsinnige Pack, das ‚schön‘ oder ‚poetisch‘ gefunden hat, was im Grunde nur ein verzweifelter, ein leidenschaftlicher Aufruf zum Mord ist.“ (Luis Buñuel: La Révolution surréaliste)
Mo 17.

mit Deutsch-Britischem Forum. Zu Gast: Britische Kriegsverteranen


Kay Gerdes. Kiel 2007. 44 Min.
Erstaunlich dramatisch gestaltete sich die Besetzung durch eine britische Spezialeinheit, die wichtige militärische, wissenschaftliche und strategische Ziele - Gebäude, Konstruktionspläne und Personen - für die Briten sichern sollte. Immerhin hatte auch die Sowjetunion Interesse an den eisfreien Häfen Schleswig-Holsteins und am Kiel-Kanal. Schon diese Ereignisse lassen die kommenden machtpolitischen Spannungen erahnen, die später im Kalten Krieg kulminieren sollten. Die britischen Besatzungstruppen sahen sich in Kiel aber auch einer Übermacht der aus dem Osten zurückströmenden bewaffneten deutschen Soldaten gegenüber. Das Chaos in der durch Flüchtlinge, Zwangsarbeiter und deutsche Soldaten überfüllten Stadt, der Mangel an den elementarsten Dingen für die Bevölkerung und der Zustand der zerstörten Stadt stellte sie vor unvorhergesehene Probleme. Britische Kriegsveteranen, die am Einmarsch nach Kiel beteiligt waren, und deutsche Zeitzeugen berichten über die Ereignisse am Ende des Krieges. Zum Teil bislang nicht veröffentlichtes historisches Film- und Fotomaterial auch aus britischen Archiven ergänzt anschaulich die persönlichen Rückblicke.
Do 6.

Filmwunsch


Whale Rider
Niki Caro. D/Neuseeland 2002. 105 Min. Mit Kelsha Castle-Hughes
Majestätisch gleitet ein Wal durch das dunkle Wasser vor der Küste Neuseelands. Auf dem Rücken eines solchen Giganten, so erzählen sich die Leute vom Volk der Ngati Konohi, kam einst der Stammvater Paikea über das Meer, nachdem sein Kanu gesunken war. Eine direkte Nachfahrin des mythischen Walreiters ist die zwölfjährige Pai. Doch nach der patriarchalischen Überzeugung des Großvaters kann nur der erstgeborene Sohn eines erstgeborenen Sohnes den Stamm vor dem Untergang bewahren. Pai ruft nachts ihre Vorfahren um Hilfe. Am nächsten Tag entdeckt Kano eine Herde gestrandeter Wale, die mit dem Tod ringen… Ein magischer Film nach einem Buch, das vor mehr als 20 Jahren erschien, als das Überleben der Maori-Kultur äußerst gefährdet war. Seitdem hat eine vorsichtige Aufarbeitung ihrer Unterdrückungsgeschichte eingesetzt. Buch und Film erlangten für junge weiße Neuseeländer und Maori eine identitätsstiftende Bedeutung.
Mi 5.

Coco Chanel & Igor Stravinsky
Jan Kounen. F 2009. 132 Min. dt. und OmU-Fassung. Mit Anna Mouglalis
Coco Chanel & Igor Stravinsky ist einer von zwei Coco Chanel-Filmen, die im Jahre 2009 produziert wurden und nun nahezu zeitgleich in deutschen Kinos zu sehen sind. Beide sind keine ganz gewöhnlichen biographischen Spielfilme, beide verzichten darauf, das ungewöhnliche Leben einer ungewöhnlichen Frau von der Geburt bis zum Tod episch zu erzählen. Beide konzentrieren sich dagegen auf wenige dramatische mehr oder minder fiktive Momente im Leben der großen Modeschöpferin. Nach einem Drehbuch von Chris Greenhalgh, der hier seinen eigenen Roman „Coco and Igor“ verarbeitet, erzählt Coco Chanel & Igor Stravinsky vom Zusammentreffen zweier Ikonen der Moderne und von der Leidenschaft, die ihre Beziehung prägt: Fasziniert erlebt Coco Chanel die tumultartigen Unmutsbekundungen, die Stravinskys Ballet Le sacre du printemps bei der Uraufführung 1913 in Paris hervorruft. Anders als viele der Premierengäste ist sie bereit für Dissonanzen, den bewussten Affront, die Möglichkeit neuer Schönheit. Sieben Jahre später trifft die bereits sehr erfolgreiche Chanel den verarmt im französischen Exil lebenden russischen Komponisten in Paris und lädt ihn und seine Familie in eines ihrer Landhäuser ein, um ihm ein ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Zusammen mit seiner kranken Frau und seinen Kindern zieht Stravinsky bei Coco Chanel ein, und es dauert nicht lange, bevor ein erotisches Machtspiel der zwei unterschiedlichen aber ebenbürtig zur Besessenheit befähigten Künstler die Idylle in Spannung versetzt. Geschulten Augen wird nicht entgehen, dass Anna Mouglalis hier vom Kleid bis zum Accessoire mit hinreißenden Chanel-Originalen ausgestattet wurde, und auch sonst wird niemandem die Liebe zum schönen Detail entgehen, zu der selbst Karl Lagerfeld mit einer Neukreation beigetragen hat. Sehr elegantes Kino.
Mo 3. - Di 25.

The English Versions – mit VHS Kiel


Ladies in Lavender / Der Duft von Lavendel
Ch. Dance. GB 2005. 104 Min. OmU. Mit Maggie Smith, Judi Dench, Daniel Brühl
England, 1936. Die Schwestern Ursula und Janet leben in einem kleinen Haus, hoch über den Klippen Cornwalls. Viel passiert nicht in ihrem Leben, abends wird gestrickt, tagsüber sorgt die rustikale Haushälterin Dorcas für gute Laune, will der Garten gepflegt werden, ansonsten gibt das Leben wenig her. Doch dann finden die Schwestern einen bewusstlosen Mann am Strand, den sie kurzerhand zu sich nehmen. Dann tritt mit der Russin Olga eine Nebenbuhlerin auf den Plan...
Do 29. 4. - So 2. 5.

KoKi Underground


Blood Creek
Joel Schumacher. USA 2009. 87 Min. Mit Dominic Purcell, Henry Cavill
Kennt jemand noch die rührselige Doku-Reihe „Bitte melde Dich?“, in der vermisste Familienmitglieder gesucht, beweint und – manchmal – gefunden wurden? In Joel Schumachers Horrorschocker hätte man auf die Wiedervereinigung mit dem schmerzlich vermissten Bruder wohl doch lieber verzichtet. Denn als der nach zwei Jahren unerwartet vor der Tür steht, ist die Freude groß, aber der Anblick schrecklich – denn Victor ist über und über von Narben entstellt, die ihm, so berichtet er, eine Familie zufügte, die ihn gefangen hielt. Und noch etwas halten die in ihrem Keller versteckt. Nur soviel: es gibt eine Verbindung zu geheimen Experimenten der Nazis... Zugegeben: Joel Schoemaker bürgt nicht gerade für beinharte Kost, aber dass man seinen neuen Film hierzulande nicht ins Kino brachte, sondern lieber freiwillig auf DVD blieb, weckte unsere blutigtsen Erwartungen. Und sie werden nicht enttäuscht...
Do 27.