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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im November:

Nouveau Cinéma Français – das 14. Fest des Neuen Französischen Films: 19. - 21.11.


Es gibt Dinge, auf die wartet man das ganze Jahr: den Weihnachtsmann etwa oder den richtigen Zeitpunkt für die nächste Diät. Gefragt, worauf das KoKi wartet, antwortet es rapidement „auf das Fest des Jungen Französischen Kinos, bien sur“. In erster Linie natürlich wegen der Filme: Viele Verleihfirmen überlassen den Sommer den amerikanischen Blockbustern und sparen ihre erlesenen Neuerwerbungen aus dem Heimatland der Filmkunst für den Herbst und Winter auf – nicht umsonst gibt es im November überall in Deutschland Feste und Filmwochen mit französischen Produktionen. Entsprechend groß ist das Gerangel um die Filme, das sich alle Jahre wieder spätestens nach den Filmfestspielen von Cannes einstellt. Auch in diesem Jahr haben wir also wieder sieben Filme ausgesucht, sechs davon erblicken auf der Leinwand des KoKis zum ersten Mal das Kieler Projektionslicht. Hervorzuheben ist der neue Film von Jean Becker, Das Labyrinth der Wörter, der das Fest standesgemäß eröffnet. Ein weiterer Grund zur Freude ist natürlich die langjährige Verbundenheit mit unserem Kooperationspartner Centre Culturel Français: Zum nunmehr 14. Mal stemmt das Centre gemeinsam mit uns dieses Schwergewicht. In diesem Jahr haben wir die Ehre, den neuen Leiter des Centre, M. Lucas Dymny, als unseren neuen Partner begrüßen zu dürfen. – Ausführliche Programmhinweise finden Sie im Internet sowie in einem gesonderten Heftchen.

La tête en friche / Das Labyrinth der Wörter (Concorde)
Jean Becker, F 2010. 82 Min. Mit Gérard Depardieu, Jean-François Stevenin, Gisèle Casadesus
Der französische Regisseur Jean Becker hat bereits mit Filmen wie Tage oder Stunden und Dialog mit meinem Gärtner das deutsche Publikum verzaubert. Sein neuer Film La tête en friche, was so viel wie „Hohlkopf“ bedeutet, basiert auf einem Roman von Marie-Sabine Roger, der in Deutschland unter dem Titel Das Labyrinth der Wörter erschienen ist. – Eines Tages lernt der grobschlächtige und ungebildete Germain Chazes die 86jährige Margueritte Escoffier kennen. Sie liest ihm aus Albert Camus "Die Pest" vor und vor allem nimmt sie Germain, der immer noch unter seiner gefühlskalten Mutter leidet, ernst und verzaubert ihn mit ihren Geschichten. Die Bekanntschaft mit der alten Dame wird zu einem Wendepunkt in Germains Leben.

Good Food, Bad Food / Solutions locales pour un désordre global
Coline Serreau. F 2010. 113 Min.
Wieder eine Dokumentation über den Raubbau an der Natur? Nicht ganz: Coline Serreau bereits die Welt auf der Suche nach Menschen, die den Erdboden und damit die Natur respektvoll behandeln. Sie zeigt ganz konkret die vielfältigen Ideen und Initiativen zur Verbesserung der Bodenqualität und zur Wiederherstellung der Saatenvielfalt – zum Schutz der Umwelt und für gesündere Lebensmittel: Die Wanderarbeiter Brasiliens, französische Mikrobiologen, die Landwirte der weltgrößten Bioplantage in der Ukraine und Vandana Shinas experimentelle Bauernhöfe in Indien – alle verfolgen sie ein gemeinsames Ziel: die agrarische Selbstversorgung, die intelligentere Nutzung unserer begrenzten Ressourcen und eine klügere Agrarpolitik. Coline Serreau berichtet von Alternativen, die vorleben, dass es auch anders geht.

Nue propriété
Joachim Lafosse. F/Bel/Lux 2006. 90 Min. Mit Isabelle Huppert, Jérémie Rénier, Yannick Rénier
Pascale lebt mit ihren beiden Söhnen Thierry und François in der selben Wohnung – obwohl die Zwillinge längst das Alter erreicht haben, in dem Kinder das Haus verlassen, um auf eigenen Beinen zu stehen, denken sie nicht im Traum daran, das Hotel Mama zu verlassen. Die Mutter, das zeigt sich schon in den ersten Szenen, ist diesen beiden Söhnen nicht gewachsen, sondern dient ihnen als Haushälterin und persönliche Sklavin…

Versailles
Pierre Schoeller. F 2008. 113 Min. Mit Guillaume Dépardieu, Judith Chemla, Max Baissette
Die weltberühmte Barockanlage des Schlosses von Versailles grenzt an dichte Wälder. Hier leben Menschen, die sich freiwillig oder unfreiwillig hierhin zurückgezogen haben. So auch der noch junge Damien. Eines Tages taucht die obdachlose Nina mit ihrem fünfjährigen Sohn Enzo auf. Als sie am nächsten Tag verschwindet, lässt sie ihr Kind bei Damien zurück…

Le concert / Das Konzert
Radu Mihaileanu. F 2009. 119 Min. Russ. und franz. OmU. Mit François Berléand, Lionel Abelanski
Vor knapp dreißig Jahren war Andrej Filipow ein bedeutender Dirigent in der Sowjetunion, bis er zur Putzhilfe am Bolschoj degradiert wurde, weil er Juden in seinem Orchester spielen ließ. Als ihm durch Zufall eine Fax-Anfrage des Pariser Théâtre du Châtelet anfragt, ob nicht das Orchester des Bolschoj kurzfristig zu einem Gastspiel anreisen könne, fasst er einen kühnen Plan: Er selbst wird mit einem Orchester nach Paris reisen…

Le premier venu
Jacques Doillon. Bel/F 2008. 123 Min. Mit Clementine Beaugrand, François Damiens, Jany Garacha
Camille, eine junge Frau aus bürgerlichem Hause, ist angeödet von ihrem Leben. Auf der Suche nach Intensität beschließt sie, ihre Liebe zu verschenken – nicht an den Schönsten, sondern an den Erstbesten. An jemanden, von dem sie glaubt, dass er sie brauche. Da kommt Costa gerade recht, ein Herumtreiber, der in einem Bunker haust und auf den ersten Blick weder liebenswert noch zu lieben fähig ist. Fasziniert von Camille, verfolgt ein Polizist die beiden.

Vergissmichnicht / L’âge de raison
Yann Samuell. F 2010. 97 Min. OmU. Mit Sophie Marceau, Marton Csokas
An Margarets 40. Geburtstag erscheint ein alter Notar an ihrem Arbeitsplatz, einer Pariser Konzernzentrale, und besteht darauf ihr einen Brief persönlich zu übergeben. Ungläubig muss Margaret feststellen: die Absenderin des Briefes war sie selbst. 33 Jahre zuvor übergibt ein junges Mädchen in einem kleinen südfranzösischen Dorf sieben Briefe an den Notar Mérignac. Dieser soll ihr die Briefe ab ihrem 40sten…

neu in Kiel


Pianomania – Auf der Suche nach dem perfekten Klang
L. Franck, R. Cibis. D/A 2009. 94 Min. Mit Stefan Knüpfer, Lang Lang u.a.
Stefan Knüpfer ist Cheftechniker und Klavierstimmer der Flügelmanufaktur Steinway & Sons in Wien. Wenn Ausnahmkünstler besondere Anforderungen an ein Instrument stellen, wird er gerufen – und kitzelt die unglaublichsten Klangfarben aus dem Flügel.
Mo 1.11. - Mi 3.11.

Rammbock
Marvin Kren. D 2010. 60 Min. Mit Michael Fuith, Theo Trebs, Anka Graczyk
Rasend schnell breitet sich ein Virus aus, das die Menschen in blutrünstige Monster verwandelt. Die Städte versinken im Chaos, die Überlebenden verschanzen sich. Unter ihnen ist auch Michael, der in Berlin seine Ex-Freundin Gabi besuchen wollte. Während der Mensch dem Menschen zum Wolf wird, überlegt er, wie und wo er inmitten der Anarchie auf den blutgetränkten Straßen der Hauptstadt nach seiner großen Liebe suchen soll… Rammbock ist ein Zombiefilm klar innerhalb konventionalisierter Muster. Hier geht es weniger um Originalität als um die Befriedigung von Genreerwartungen.
Di 2.11. - Mi 3.11.

Guru – Baghwan, His Secretary & His Bodyguard
Sabine Gisiger, Beat Häner. CH 2010. 98 Min. OmU
Die 1970er Jahre standen im Zeichen spiritueller Bewegungen. Besonders die orangerot gewandeten Anhänger des Inders Shree Rajneesh (Baghwan = der Göttliche) errangen große Aufmerksamkeit. Im Hauptquartier in Poona suchten sie nach Inspiration und neuen Lebensformen. Mit viel Archivmaterial erzählt der Dokumentarfilm die Geschichte der Baghwan-Bewegung aus der Sicht zweier ihrer überzeugtesten Anhänger: Der Schotte Hugh Milne reist 1974 zu Baghwans Ashram nach Poona, wird persönlicher Leibwächter des Gurus und bleibt der Bewegung acht Jahre lang treu. Noch heute schwärmt er von seinem wissenden Lehrer. Die Inderin Sheela Birnstiel arbeitete als seine Sekretärin und berichtet von ihrer allumfassenden platonischen Liebe für den Meister. 1981 verlagert Baghwan seinen Ashram in die USA, sammelt leidenschaftlich und öffentlichkeitswirksam Rolls Royces und hat nur noch wenig direkten Kontakt mit seinen Anhängern. Angesichts der Konflikte mit der Außenwelt nimmt das Sektenleben paranoide Züge an. Für Hugh beginnt eine Zeit des Zweifels, Sheela wird zur mächtigsten Frau der Sekte, bis ihr beide enttäuscht und verbittert den Rücken kehren.
Do 4.11. - Mi 10.11.

Im Schatten
Thomas Arslan. D 2010. 85 Min. Mit Misel Maticevic, K. Eichhorn, Uwe Bohm
Vielleicht kann er nicht anders, vielleicht will er auch bloß nicht – aber als Troyan aus dem Knast kommt, führt ihn sein erster Weg zu seinen ehemaligen Kumpanen. Das Geld, das die ihm schulden, bekommt er nicht, dafür nehmen zwei Schergen seine Spur auf, um ihn, der offenbar noch viele unausgeplauderte Geheimnisse hütet, beiseite zu schaffen. Und dann ist da auch noch Meyer, ein korrupter, desillusionierter Bulle im schlecht sitzenden Anzug und lächerlichen Dienstwagen, der Troyan keinen Moment aus den Augen lässt. Soviel ist sicher: Troyan muss hier weg; ein Ding noch, und dann irgendwo einen neuen Anfang machen... Selten hat man einen deutschen Genrefilm gesehen, der derart meisterhaft minimalistisch erzählt. Ein packendes Kriminalstück ohne jegliche Schnörkel, ohne quietschende Reifen und prasselnden Patronenhülsenhagel. Unwillkürlich fühlt man sich an Melvilles Eiskalten Engel (1967) erinnert. Arslan forciert die Spannung nicht durch flotte Montagen oder Knalleffekte; vielmehr wohnt jeder Einstellung, jedem Bild eine trügerische Ruhe inne, die wie die Ruhe vor dem Sturm nichts Gutes ahnen lässt.
Fr 5.11. - Mi 10.11.

I am Love / Io sono l’amore
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono
Tilda Swinton erweitert die Reihe von ihr überwältigend verkörperter, starker Figuren mit der Rolle der Textilpatriarchengattin Emma Recchi. Während sich innerhalb des Familienbetriebs der einflussreichen, alteingesessenen Recchi-Familie ein Generationenwechsel vollzieht, sieht sich die elegante Emma in einem immer enger erscheinenden Käfig der fest strukturierten patriarchalen Gesellschaft gefangen. Ein kulinarisches Erlebnis wird zum endgültigen Anstoß, nicht, wie bei Marcel Proust, in die Vergangenheit abzutauchen, sondern zu neuen Ufern der Freiheit und Sinnlichkeit aufzubrechen… Regisseur Luca Guadagnino, der das Filmprojekt über viele Jahre in Zusammenarbeit mit Tilda Swinton entwickelte, inszeniert diese Geschichte als überwältigend opulenten und gleichzeitig eleganten Bildersturm. „Prickelnd sexy! [...] Dieses üppige, opernartige italienische Drama über einen reichen Mailänder Familienclan ist wie [ein] exquisites Fest sinnlicher Freuden, das fast sicher das eleganteste Stück Kino sein wird, was man dieses Jahr erleben kann.“ (The Times)
Do 11.11. - Mi 17.11.

Kinshasa Symphonie
C. Wischmann, M. Baer. D 2010. 95 Min. Orchestre Symphonique Kimbanguiste
Der Film begleitet den nicht immer einfachen Alltag des einzigen zentralafrikanischen Symphonieorchesters und seiner Mitglieder zwischen Armut und Freude, Improvisation und musikalischen Glücksmomenten. Während um sie herum das Chaos der übervölkerten Kongo-Metropole Kinshasa tobt, trifft sich das Orchester auf den Straßen der Stadt, um für einen Auftritt zum Nationalfeiertag zu proben. Der Orchesterleiter ist unzufrieden, die Instrumente alt oder selbst gefertigt und der Text zu Beethovens Neunter ist ein schweres Hindernis für den Chor. Zudem kämpfen viele der Musiker jeden Tag mit existenziellen Problemen und Ängsten. Dennoch führt der Film eindrucksvoll vor, welche Rolle die Musik im Leben spielen kann – nicht nur als Zufluchtsort, auch als Quelle von Selbstvertrauen und Kraft. So ist der unkommentierte Dokumentarfilm auch ein berührender und mitreißender Beweis für die Macht der Kunst.
Do 11.11. - Do 18.11.

Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben
Apichatpong Weerasethakul. Thailand, GB, D, F, Spanien 2010. 113 Min. OmU
Der diesjährige Preisträger der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes darf wohl zu Recht als Überraschungsgewinner bezeichnet werden. Zum einen ihn hatten die meisten Vertreter der Presse schlichtweg übersehen. Zum anderen ist das thailändische Kino, im Gegensatz etwa zum koreanischen oder japanischen Film, noch ein echter Exot, um den sich och keine breite westliche Fangemeinschaft gebildet hat. Tatsächlich dürfte sowohl der Look, die Inszenierung und auch das Erzählte auch dieses thailändischen Exports bisweilen eine gewisse Herausforderung für das amerikanisch-europäische Publikum darstellen. In assoziativen, faszinierend rätselhaften Bildern erzählt der Film von den letzten Stunden des todkranken Boonmee, von Schuld, Wiedergeburt und den Geistern der Vergangenheit. Während Boonmee die tägliche Dialyse über sich ergehen lässt, wird er von den Phantomen seiner Vergangenheit als grausamer Terrorist verfolgt, träumt von seiner Familie und übergibt sich mehr und mehr der spirituellen Welt.
Do 25.11. - Mi 1.12.

mit Ministerium für Bildung u. Kultur – 150 Jahre Dt.-Jap.-Freundschaft


Summer Wars
Mamoru Hosoda. J 2009. 114 Min. OmU
In der nahen Zukunft hat eine Erfindung namens OZ es möglich gemacht, virtuelles Leben mit dem realen zu verbinden. OZ ist eine Internetwelt, in der man per Avatar alles machen kann, was man zum Leben braucht. Man kann einkaufen, seine Steuern zahlen, zur Schule gehen und Freunde treffen. Kenji ist Student, ein Mathefreak und Teilzeitadministrator von OZ. Als Natsuki, seine heimliche große Liebe, ihn bittet, vor ihrer Familie ihren Freund zu spielen, beginnt ein unglaubliches Abenteuer: alles beginnt mit einer geheimnisvollen SMS, und am nächsten Tag ist nichts mehr, wie es war...
Di 3.11. - Mi 4.11.

Yojimbo
Akira Kurosawa. J 1961. 106 Min. OmU. Mit Toshiro Mifune, Tatsuya Nakadai
Ein herrenloser Samurai kommt in ein Dorf, in dem zwei rivalisierende Unternehmer, die Ushi-Tora und die Seibei, um die Herrschaft kämpfen. Er quartiert sich in einem Wirtshaus ein und beobachtet die Situation. Schließlich fasst er den Plan, die Banden gegeneinander auszuspielen, mit dem Ziel, dass sie sich gegenseitig auslöschen… Kurosawas zeitloses Meisterwerk, das Vorbild für diverse Genreklassiker wurde, endlich wieder auf der Leinwand.
So 28.11.

zur Ausstellung „Ernst Busch – Jahrhundert-Künstler aus Kiel“


Kino in der Kirche: Zwei Dokumentationen über Ernst Busch
Ernst Busch (1900-1980) gehört wie Brecht und Eisler zu den legendären Figuren der deutschen Linken im 20. Jahrhundert. Theater und Film machten ihn berühmt, seine Propaganda-Songs gehörten früher zu jeder ordentlichen 1. Mai-Kundgebung. In der DDR war er ein Star, im Westen war er dagegen lange Zeit nur Eingeweihten ein Begriff. In den 70er Jahren wurde er wieder entdeckt: Schallplatten erschienen, und junge Filmemacher aus dem Westen drehten Dokumentationen über und mit Ernst Busch. Besonders intensiv beschäftigte sich Karl Siebig, damals Student der links geprägten DFFB, mit dem „singenden Herz der Arbeiterklasse“ (Hanns Eisler). Das Kommunale Kino zeigt im eigenen Saal zwei Spielfilme (s.u.) und am 12. November in der Kirche St. Nicolai die beiden Dokumentationen Ich bin kein Herr. Ernst Busch in Kiel 1900-1924 (BRD 1977) und Vergeßt nie, wie es begann! Ernst Busch 1927-1948 (BRD 1978).
Fr 12.11.

Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?
Slatan Dudow. D 1932. Buch: S. Dudow, B. Brecht. 85 Min. Mit Ernst Busch
Berlin 1931. Familie Bönike leidet unter der Arbeitslosigkeit – wie Hundertausende auch. Verzweifelt springt der Sohn aus dem Fenster, nicht ohne zuvor die Armbanduhr, sein einziger Besitz von Wert, auf dem Küchentisch zu hinterlegen. Als die Wohnung geräumt werden muss, zieht die Familie in die Kleingartenkolonie Kuhle Wampe und damit in ein Umfeld, das von Gemeinschaftsgeist und Solidarität geprägt ist. – Heute gilt Kuhle Wampe nicht zuletzt wegen der freien Erzählweise, der genauen Beobachtung sozialer Milieus sowie der weltberühmten, von Ernst Busch und Helene Weigel vorgetragenen Musik, als Meisterwerk des sozialistischen Realismus. Vor dem Film trägt der Ernst-Busch-Chor mehrere Werke vor.
So 7.11.

Kameradschaft
G.W. Pabst. D/F 1931. 90 Min. Mit Ernst Busch, Alexander Granach
Auch nach Ende des Ersten Weltkriegs ist das Klima an der deutsch-französischen Grenze von Feindseligkeit und Ressentiments geprägt. Trotzdem eilen die deutschen Bergarbeiter zu Hilfe, als sich auf französischer Seite ein Grubenunglück ereignet. Der deutsche Steiger Wilderer dringt mit zwei Kollegen auf die französische Seite vor, wobei auch ein Gitter einzureißen ist, das seit dem Krieg die Grenze markiert. Durch einen Wassereinbruch geraten die Retter in Lebensgefahr…
So 14.11.

NS-Propagandafime – mit Einführung und Abschlussdiskussion


Jud Süß
Veit Harlan. D 1940. 98 Min. Mit Ferdinand Marian, Werner Krauß
Aus Anlass des Filmstarts von Oskar Roehlers Jud Süß – Film ohne Gewissen zeigte das Kommunale Kino im Oktober eine Reihe von kommentiert vorgeführten NS-Propagandafilmen. Aufgrund des großen Interesses, insbesondere an der fatalen Wirkungsgeschichte des wohl berüchtigtsten aller NS-Filme, Jud Süß, wiederholen wir diesen im November noch einmal. Im Anschluss laden wir zur Abschlussdiskussion (Eintritt frei), an der unter anderem Professorin Marianne Wünsch teilnehmen wird.
So 7.11.

mit der Deutsch-Kurdischen Gesellschaft e.V. und Kurdistansolidarität SH


Auf dem Schulweg / Du Ziman, Baholek
Orhan Eskiköy, Özgür Dogan. Türkei, NL 2008. 91 Min. Kurdisch, Türkisch mit englischen Untertiteln. Mit Emre Aydin, Rojda Huz, Vehip Huz
Gerade erst das Lehramtstudium absolviert, wird ein junger Mann in ein entlegenes kurdisches Dorf versetzt. Während seines einjährigen Aufenthaltes muss der junge Lehrer nicht nur mit dem Problem zurechtkommen, Schüler unterrichten zu müssen, die kein Wort türkisch können, sondern auch in einer Gemeinschaft leben, deren Kultur und Bräuche ihm völlig fremd sind. Der Film erzählt vom mühsamen Versuch des Lehrers, trotz unüberwindbar scheinender Kommunikationsprobleme immer wieder mit der Dorfbevölkerung in Dialog zu treten.
Do 18.11.

Psychoanalyse und Film mit John-Rittmeister-Institut Kiel


Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Michael Haneke. D/AT/I/F 2009. 145 Min. Mit Burghart Klaußner
Das weiße Band, Gewinner der Goldenen Palme der Filmfestspiele in Cannes 2009 und mehrfacher Gewinner des europäischen Filmpreises, sucht die emotionalen und moralischen Wurzeln des deutschen Nationalismus und Faschismus in der emotionalen und moralischen Versehrung einer ganzen Generation von Kindern. In gestochen scharfen Schwarz-weiß-Bildern und effektiv-spartanisch von Musik begleitet changiert dieses europäische Meisterwerk zwischen Drama, Kriminalthriller und ambitioniertem Psychogramm. Anschl. Gespräch mit Dr. C. Böhme-Bloem und Dipl. Psych. G. Bergmann-Mausfeld.
Mo 1.11.

Wenn Ärzte töten
Hannes Karnick, Wolfgang Richter. D 2009. 90 Min. Mit Robert Jay Lifton
Der berühmte und vielerorts verehrte amerikanische Psychiater und Psychohistoriker Robert Jay Lifton steht im Mittelpunkt dieses faszinierend zurückhaltenden Dokumentarfilms. In fesselnden Interviews kommen Liftons Thesen und Gedanken zu der Verstrickung von Medizinern in Krieg und Mord zur Sprache, wobei der Wissenschaftler nicht allein historische Fälle beleuchtet. Auch die Frage nach der Moral und Ethik zeitgenössischer medizinischer Forschung und Praxis wird diskutiert. Ein stiller, herausfordernder Film über das Menschliche und das Unmenschliche. Robert Jay Lifton ist Mitbegründer der mit dem Friedensnobelpreis geehrten Gesellschaft „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“. Anschl. Gespräch mit Dr. M. Klingenburg-Vogel und Dr. E. Breindl.
Mo 22.11.

mit ZBBS und lifeline – im Anschluss Gespräch


Little Alien
Nina Kuturica. A 2009. 94 Min.
Nina Kusturica wuchs in Sarajewo auf und flüchtete im Alter von 17 Jahren mit Ausbruch des Krieges 1992 nach Österreich, wo sie inzwischen als Regisseurin, Cutterin, Autorin und Produzentin lebt. So kann sie die Situation ihrer Protagonisten nur zu gut nachvollziehen: Jugendliche, die unter dramatischen Bedingungen nach Österreich gekommen sind in der Hoffnung auf ein besseres (Über)leben. Der Film begleitet ihre Schicksale und zeigt beklemmend am Beispiel Österreich die Mühlen einer Bürokratie, wie sie die meisten europäischen Lander eingerichtet haben und die Menschlichkeitsstandards und zivilisatorische Mindestanforderungen mit Füßen tritt. Das ist das eine. Aber die jungen Flüchtlinge sind gleichzeitig Menschen voller Lebensmut und Lebensfreude – Eigenschaften, die es zuvorderst ermöglicht haben, sich bis nach Österreich durchzuschlagen. Auch und gerade davon erzählt dieser berührende Film.
Do 4.11.

Thespis – Internationales Monodrama Festival


Volker Gerling ist inzwischen 3000 km durch Deutschland gelaufen und porträtiert Menschen, denen er begegnet, in Form eines fotografischen Daumenkinos, das er live auf der Kinoleinwand präsentiert – eine leichtfüßige und gleichzeitig tiefsinnige Reflektion über die Flüchtigkeit des Moments und die Bedeutung menschlicher Begegnungen. Mit seiner kultverdächtigen Vorführung wurde er schon europaweit zu Theaterfestivals eingeladen. Es gelten die Thespis-Eintrittspreise.
So 14.11.

mit der Muthesius Hochschule: Mode im Film – Kleider in Bewegung


Marie Antoinette
Sofia Coppola. USA 2006. 123 Min. Mit Kirsten Dunst, Jason Schwartzman
Popmusik und der Prunk von Versailles, Torten und Shopping – mit Marie Antoinette verpasst Sofia Coppola dem Kostümfilm eine Frischzellenkur und zeigt die aus Österreich stammende Königin Frankreichs als einsamen Teenager im 18. Jahrhundert, der sich zwischen Langeweile und höfischen Zwängen ins verschwenderische Leben stürzt. Ein üppiges Vergnügen für Augen und Ohren, so luftig wie ein Soufflé.
Mo 15.11.

zwei Doppelpremieren – zweimal zwei neue Kieler Kurzfilme!


Das Koki präsentiert in diesem Monat gleich vier neue Produktionen, paarweise zu Doppelpremierenpaketen geschnürt. Wegen des zu erwartenden Andrangs gibt es für beide Doppelpremieren jeweils zwei Vorstellungen im Stundentakt, Eintritt jeweils 3 EUR.

Eine Schachtel für die Schrauben
Christoph Dobbitsch. D 2010. 20 Min. Mit Christian Brückner, Jennifer Böhmf
Als der kleine Marc seinen Onkel besucht, bemerkt er, dass heute etwas nicht stimmt. Die Erwachsenen verhalten sich seltsam, Marcs Mutter behandelt ihn anders als sonst, und Onkel Jonas schließt sich in seiner Werkstatt ein um, wie er sagt, eine Schachtel für die Schrauben zu bauen. – Ein eindringliches Kammerspiel mit Starbesetzung um Familie, Tauer und den Blick der Kinder.
Zurück
Marco Giese. D 2010. 15 Min. Mit Carmen Rutzel, Monika Freeman
Zwei Frauen betreten ein Haus. Es sind Schwestern, die sich nach Jahren fremd geworden sind. Sie betreten das Haus ihrer Eltern und damit eine verdrängte Welt. Sie kommen nicht freiwillig und es wird weh tun. Aber es ist an der Zeit. – In sanften Bildern und treffenden Dialogen schickt Marco Giese seine Figuren in die Vergangenheit einer Familie. Ein konzentriertes Kinodrama vom feinsten!

Nackte Tatsachen
Oliver Boczek. D 2010. 6 Min. Mit Sina Magdalena Morinek, Felix Zimmer
Eine junge Frau nimmt ein Sonnenbad im Park. Doch kaum hat sie die Hüllen fallen lassen, zieht sie die Blicke eines alten Herrn auf sich. Und damit nicht genug, bald klaut man ihr die Wäsche. Zum Glück ist ein beherzter Kavalier in der Nähe... Oliver Boczek, Spezialist für überraschende Wendpunkte seiner Geschichten, erzählt ein launiges Sommermärchen.
Amorph
Thomas Henke. D 2010. 25 Min. Mit Antonio Braun, Marcel Schubbe
Nadja ist 19 und ein echtes Sonntagskind: Sie sieht gut aus, ist unglaublich beliebt und hat den nettesten Freund der Welt. Trotzdem findet man sie halbtotgeschlagen in ihrer Garderobe. ‚Kommissarin Mareike Hanter ermittelt und entdeckt Unglaubliches. – Eindringliches Drama über die Abgründe der menschlichen Seele.

KoKi Underground im Roten Salon


Dead Past – Rache aus dem Jenseits
Daniel Flügger. D 2010. 77 Min. Mit Dennis Klose, Th. & S. Gosejohann
Nachdem der Bremer Regisseur schon im Rahmen unseres Kurzfilmabends für spektakuläre Massaker gesorgt hat, präsentiert KoKi Underground nun den neuen Langfilm von Daniel Flügger (Zombie Warrior, King Fu, etc.): Davids Freundin ist ermordet worden. Nun wartet der junge Mann auf die Rückkehr des Mörders an den Tatort. Die einsamen Winternächte legen sich über den Wald, während David sich einsam darauf vorbereitet, blutige Rache zu üben. Da gibt der Ort seine düsteren Geheimnisse preis… Mit Kurzfilmüberraschungen im Vorprogramm.
Di 23.11.