Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Januar:

Sonntag, 2. 1. 2011

13.00
Die Erde von oben - Wiederholung der schönsten Folgen
Wasser
Yann Arthus- Betrand. F 2004. 90 Min

16.00
Glaubensfragen
Am Anfang war das Licht
P.A. Straubinger. Ö 2010. 89 Min. Mit Dr. Michael Werner, Jasmsutheen, Mataji Prahlad Jani

17.30
neu in Kiel
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

20.30
Filmwunsch
I am Love / Io sono l’amore
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono

Montag, 3. 1. 2011

17.30
neu in Kiel
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

20.30
Filmwunsch
I am Love / Io sono l’amore
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono

Dienstag, 4. 1. 2011

17.30
neu in Kiel
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

20.30
Filmwunsch
I am Love / Io sono l’amore
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono

Mittwoch, 5. 1. 2011

17.30
neu in Kiel
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

20.30
Filmwunsch
I am Love / Io sono l’amore
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono

Donnerstag, 6. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min. Mit Manfred Eicher und den Musikern Arvo Pärt, Eleni Karaindrou, Dino Saluzzi, Jan Garbarek u.v.a.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Freitag, 7. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Samstag, 8. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Sonntag, 9. 1. 2011

13.00
Die Erde von oben - Wiederholung der schönsten Folgen
Seen und Ozeane
Yann Arthus- Betrand. F 2004. ca 90 Min

15.00
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Montag, 10. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

20.30
mit Muthesius Kunsthochschule: Mode im Film
Orlando
Sally Potter. GB/Rußl. u.a. 1992. 93 Min. dt. Fs. Mit Tilda Swinton

Dienstag, 11. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Mittwoch, 12. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Sounds and Silence - Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. CH 2009. 90 Min.

20.30
neu in Kiel
Still Walking
Hirokazu Kore-eda. Jap. 2008. dt. Fass. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa

Donnerstag, 13. 1. 2011

18.30
Mit Kieler Fenster und Brücke SH – zu Gast: Gamma Bak
Schnupfen im Kopf
Gamma Bak. D 2010. 92 Min.

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass. Mit Alba Rohrwacher, Pierfrancesco Favino

Freitag, 14. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Das kreative Universum
Rüdiger Sünner. D 2010. 83 Min.

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

Samstag, 15. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Das kreative Universum
Rüdiger Sünner. D 2010. 83 Min.

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

Sonntag, 16. 1. 2011

15.00
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

18.00
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

20.30
Kieler Premiere
Diese Frau von vorhin
Bernd Fiedler. D 2010. Mit Uschi Glas, Thomas Reisinger, Ina Paule Klink

Montag, 17. 1. 2011

18.30
Kieler Premiere
Diese Frau von vorhin
Bernd Fiedler. D 2010. Mit Uschi Glas, Thomas Reisinger, Ina Paule Klink

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

Dienstag, 18. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Das kreative Universum
Rüdiger Sünner. D 2010. 83 Min.

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

Mittwoch, 19. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Das kreative Universum
Rüdiger Sünner. D 2010. 83 Min.

20.30
neu in Kiel
Was will ich mehr
Silvio Soldini. It 2010. 121 Min. dt. Fass.

Donnerstag, 20. 1. 2011

18.30
Filmwunsch
Somewhere
Sofia Coppola. USA 2010. 98 Min. OmU. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass. Mit Jack Yao, Amber Kuo, Frankie Kao

Freitag, 21. 1. 2011

18.30
Filmwunsch
Somewhere
Sofia Coppola. USA 2010. 98 Min. OmU. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

Samstag, 22. 1. 2011

18.30
Filmwunsch
Somewhere
Sofia Coppola. USA 2010. 98 Min. OmU. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

Sonntag, 23. 1. 2011

15.00
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

18.30
Filmwunsch
Somewhere
Sofia Coppola. USA 2010. 98 Min. OmU. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

Montag, 24. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

20.30
mit Muthesius Kunsthochschule: Mode im Film
Elizabeth: The Golden Age
Shekhar Kapur. GB 2007. 114 Min. OmU

Dienstag, 25. 1. 2011

18.30
Glaubensfragen
Am Anfang war das Licht
P.A. Straubinger. Ö 2010. 89 Min.

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

21.00
KoKi Underground im Roten Salon
Jesus Christ – Vampire Hunter
Lee Gordon Demarbre. USA 2001. 85 Minuten. OF

Mittwoch, 26. 1. 2011

18.30
Glaubensfragen
Am Anfang war das Licht
P.A. Straubinger. Ö 2010. 89 Min.

20.30
neu in Kiel
Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/D 2010. 85 Min. dt. Fass.

Donnerstag, 27. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Kent Nagano - Montreal Symphony
Bettina Erhardt. D/Kan. 2010. 97 Min.

20.30
neu in Kiel
Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 120 Min. dt. Fass. Mit Lambert Wilson, Michael Lonsdale

Freitag, 28. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Kent Nagano - Montreal Symphony
Bettina Erhardt. D/Kan. 2010. 97 Min.

20.30
neu in Kiel
Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 120 Min. dt. Fass.

Samstag, 29. 1. 2011

16.00
mit Filmwerkstatt der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
Water Makes Money
Leslie Franke, Herdolor Lorenz. D 2010. 82 Min. Musik Konstantin Wecker

18.30
neu in Kiel
Kent Nagano - Montreal Symphony
Bettina Erhardt. D/Kan. 2010. 97 Min.

20.30
neu in Kiel
Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 20 Min. dt. Fass.

Sonntag, 30. 1. 2011

15.00
La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.

18.30
neu in Kiel
Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 20 Min. dt. Fass.

20.30
Vorpremiere – neu in Kiel
Poll
Chris Kraus. D 2010. 129 Min. Mit Paula Beer, Edgar Selge, Richy Müller

Montag, 31. 1. 2011

18.30
neu in Kiel
Kent Nagano - Montreal Symphony
Bettina Erhardt. D/Kan. 2010. 97 Min.

20.30
neu in Kiel
Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 20 Min. dt. Fass.

neu in Kiel


La danse – Le ballet de l’Opéra de Paris
Frederick Wiseman. F/USA 2009. 158 Min.
Frederick Wiseman, Großmeister des Dokumentarfilms, hat seine Kamera für neun Wochen im Herzen des Balletts der Opéra National de Paris installiert – einer der großartigsten Ballettkompanien der Welt. Von den Schneiderateliers bis zu den öffentlichen Aufführungen, in denen die Startänzer brillieren, führt uns La danse hinter die Kulissen der berühmten Institution und zeigt uns das Schaffen derer, die täglich um außergewöhnliche Darbietungen ringen. La danse zeigt hinreißende Augenblicke – einer großartiger als der andere und umso kostbarer, als sie ihrem Wesen nach flüchtig sind. „Man versucht, etwas dazu zu lernen, die Augen immer offen zu halten, um das Geschehen vor uns zu verfolgen. Um zu verstehen, was Tanz ist: ein besonderes Verhältnis zwischen dem Körper und dem Gehirn. Alle Gesten der Tänzer sind harte Arbeit, Training ab sechs oder sieben Jahren, um dem Körper beizubringen, so schöne Dinge zu schaffen. Später, wenn sie älter werden, haben sie oft mit Leiden zu kämpfen, die auf ihre Karriere zurückgehen. In einem gewissen Sinn ist es ein Kampf gegen den Tod, weil es etwas so Künstliches ist. Für mich war das, was auf den Proben geschah, oft interessanter als die förmlichen Aspekte der Aufführung. Doch andererseits entsteht, wenn alles gelingt, etwas so Schönes, dass man von der geschaffenen Illusion fortgerissen wird. Eine Illusion, die nur sechzig Sekunden währt, aber etwas, das vollkommen ist. Wenn ich das erleben darf, erfüllt mich Bewunderung – und Wehmut, weil es nicht dauern kann, weil diese Vollkommenheit vergänglich ist.“

Sounds And Silence – Unterwegs mit Manfred Eicher
Peter Guyer und Norbert Wiedmer. 90 Min. OmU.
Manfred Eicher gilt als der einflussreichste Entdecker und Vermittler zeitgenössischer Musik. Und mit dem von ihm vor über 40 Jahren gegründeten Plattenlabel ECM (Edition of Contemporary Music) ist er den bis heute gültigen Beweis angetreten, dass ein konsequent nach künstlerischen Gesichtspunkten arbeitendes Unternehmen erfolgreich sein kann – das von ECM veröffentlichte Cöln Concert von Keith Jarrett ist die meistverkaufte Klavierkonzert-Aufnahme. Die beiden Schweizer Filmemacher Peter Guyer und Norbert Wiedmer haben den inzwischen 67-Jährigen Eicher für ihre 90-minütige Dokumentation sechs Jahre lang auf seinen Reisen begleitet und bei der Arbeit zugesehen. Einer Arbeit, die sehr viel mit Zuhören zu tun hat – und so sieht man Manfred Eicher in diesem Film immer wieder dabei, wie er dasitzt oder steht, sinniert und den Klängen lauscht. Und wenn es dem perfekten Klang und Ergebnis dient, sagt er auch schon mal, an welcher kleinen Stellschraube die Musiker und Tontechniker noch drehen sollten. Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass die Namen, die dem Filmzuschauer hier begegnen, nicht jedermann bekannt sind: Arvo Pärt, Eleni Karaindrou, Anouar Brahem, Dino Saluzzi, Gianluigi Trovesi, Nik Bärtsch oder Marilyn Mazur sind einige der zu Wort und Klang kommenden Künstler. Und so bietet Sounds and Silence neben einem sensiblen Einblick in die Welt dieser Künstler auch eine Art Sampler für Einsteiger, der zu einer weiteren Beschäftigung mit der jeweiligen Musik einlädt.

Was will ich mehr
Silvio Soldini. I 2010. 121 Min. dt. Fs. Mit Alba Rohrwacher, Pierfrancesco Favino
Silvio Soldini, der in Deutschland vor allem durch die Filme Brot und Tulpen (2000) und Tage und Wolken (2007) bekannt ist, bedient sich in seinem neuen Kinofilm einer wohlbekannten Grundkonstellation. Alba Rohrwacher und Pierfrancesco Favino verkörpern zwei auf den ersten Blick grundverschiedene Menschen, beide eint jedoch, dass sie ein in jeglicher Hinsicht geregeltes und erfüllt anmutendes Leben in festen Partnerschaften, Freundeskreisen und Jobs führen. Die Begegnung des Kellners und der Bürofrau erschüttert nun die Lebenswelten beider. Die sexuelle Anziehung führt zu einer heimlichen Affäre, die hinter allem Etablierten mit einem Mal ein Fragezeichen platziert. Dank seiner hervorragenden Hauptdarsteller bringt Soldini diese altbekannte Geschichte zum Leben und zeichnet für ein ebenso realistisch anmutendes wie hochgradig sinnliches Kinoerlebnis verantwortlich. Der Film entwickelt sich zu einer überraschend faszinierenden Charakterstudie seiner Protagonisten und überzeugt zudem auch auf formaler Ebene mit seinem außergewöhnlichen Einsatz des Cinemascope-Breitbildformates. „Mir war es wichtig, die Geschichte einer Leidenschaft so direkt wie möglich zu erzählen und die Liebenden in jedem Moment ihrer emotionalen Reise zu begleiten.“ Silvio Soldini.

Still Walking
Hirokazu Kore-eda. J 2008. 114 Min. Mit Hiroshi Abe, Yui Natsukawa
Still Walking erzählt mit einem wunderbaren Gespür für Details, für Sprache und Zwischentöne anhand von 24 alltäglichen Stunden von der Geschichte einer Familie und den Persönlichkeiten ihrer Mitglieder. Am Todestag seines Bruders reist der Enddreißiger Ryota missmutig mit seiner Frau und deren Sohn zu den Eltern. Die sind in einer kleinen Stadt am Meer alt geworden. Der pensionierte Vater sieht mit strengem Blick auf die jüngere Generation herab, Spannungen liegen in der Luft, Konflikte werden spürbar. Man isst und lacht, gedenkt dem Bruder, lügt und streitet sich. Die Kinder spielen, die Mutter kocht, man bricht zum gemeinsamen Spaziergang auf. Am Ende hat man ein ganzes Familienleben, ein verzweigtes, aufregendes und berührendes Gruppenporträt vor Augen, ohne dass der Film zu dramatischen Mitteln und Wendungen hätte greifen müssen, um seinen Zuschauern die nötige Aufmerksamkeit abzuringen. Still Walking ist einer jener Schätze am Wegesrand, die in der dichten Filmlandschaft unserer Tage nur allzu leicht zu übersehen sind. Bleibt zu hoffen, dass die Lichter der überdurchschnittlich positiven Kritiken trotzdem viele Zuschauer in die Kinosäle leiten mögen. Vielleicht macht der eine oder andere Cineast mit diesem sensiblen Film schon im Januar eine der Entdeckungen des Jahres...

Au revoir, Taipei
Arvin Chen. Taiwan/USA/Deutschland 2010. 85 Min. dt. Fs. Mit Mit Jack Yao
Der junge Kai bläst Trübsal. Seine Freundin ist von Taiwans Hauptstadt Taipei nach Paris gezogen, und er setzt alles daran, ihr zu folgen. Natürlich kostet das ein kleines Vermögen für ihn, und so heißt es erstmal im Nudel-Restaurant seiner Eltern Jobben und abends Französisch Büffeln. Sie Lage spitzt sich zu, als er übers Telefon den Laufpass bekommt: Jetzt muss er sofort nach Paris, egal wie. Da bietet ihm ein Kleinganove aus der Nachbarschaft an, ihm den Flug zu finanzieren, wenn er einen kleinen „Kurierdienst“ für ihn erledige. Kai willigt ein und ahnt nicht, welchen Ärger er sich damit aufhalst. Nicht nur ein Polizist, sondern auch ein Haufen Möchtegern-Ganoven ist hinter der zu transportierenden Fracht und damit nun auch hinter ihm her – und das sind noch längst nicht alle Turbulenzen, die es zu überstehen gilt. Zum Glück ist da die nette Mitarbeiterin des Buchshops, in der Kai immer Französischbücher las, aber niemals kaufte... Arwin Chen ist ein charmanter Film gelungen, der vom Plot her ein wenig an Wong Kar Wais Chungking Express erinnert. Sein trockener Humor, eigenwillig gepaart mit Slapstick-Elementen, die jedoch nie ins Alberne abgleiten, macht diese Hommage an das quirlige Taipei und dessen Nachtleben zu einem kurzweiligen Vergnügen. Zugleich ist Au revoir, Taipei ist einmal mehr ein eindrucksvolles Zeichen für die Lebendigkeit des jungen asiatischen Kinos. Wie vielen der jüngeren Produktionen aus Fernost gelingt es ihm, das Lebensgefühl der dortigen Jugend authentisch einzufangen. Dabei greift er auch den Trend auf, munter aus Filmen der Nouvelle Vague zu zitieren.

Kent Nagano – Montreal Symphony
Bettina Erhard. D/Kan 2010. 97 Min. OmU.
Eine Stadt. Ein Orchester. Ein Dirigent. Kent Nagano – Montreal Symphony ist ein Film über einen großen Dirigenten unserer Zeit und seine Arbeit mit einem außergewöhnlichen Klangkörper. Die kulturelle Vielfalt Montreals hat ein Orchester hervorgebracht, das für Kent Nagano einzigartig ist, weil es „europäische und amerikanische Traditionen mischt – in einer Stadt, die sowohl nordamerikanisch als auch europäisch geprägt ist.“ Er spielt mit diesem Orchester an ungewohnten Orten und vergibt verblüffende Kompositionsaufträge – Stücke für den Kehlkopfgesang der Inuit oder für einen Radiosprecher mit Orchester. „Wir wollen unsere Musik über die Wände des Konzertsaals hinaustragen.“ Der Film porträtiert den Dirigenten und seine Montrealer Symphoniker in der 75. Jubiläumssaison des Orchesters. Nagano hat zu diesem Anlass ein besonderes Musikprogramm zusammengestellt, um mit seinem Publikum in Dialog zu treten. „Ich träume von einer Welt, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, seinen Weg zur Kunst zu finden. Kultur ist Menschenrecht, sie führt aus der Herrschaft der Notwendigkeit in die Sphäre der Freiheit. Teilhabe an den Künsten macht den Menschen mündig, sie gibt ihm Kraft zum Überleben.“

Von Menschen und Göttern
Xavier Beauvois. F 2010. 120 Min. dt. Fs. Mit Lambert Wilson, Michael Lonsdale
Tibhirine – ein kleines Dorf im Algerischen Atlas-Gebirge Mitte der 90er Jahre. Seit 1938 betreiben Trappisten-Mönche hier ein kleines Kloster und erreichen in der kargen Umgebung das, was man vielleicht ein kleines Wunder nennen könnte – oder im Gegenteil: das Selbstverständliche. Denn islamische Dorfbevölkerung und christliche Mönche leben in friedlicher Gemeinschaft und gegenseitigem Respekt: Die Menschen aus dem Dorf suchen und schätzen medizinische Hilfe, Abt und Mönche sind auf den dörflichen Festen gern gesehene Gäste. Doch aufbegehrende islamistische Kampftruppen beginnen, die Region in Angst und Schrecken zu versetzen. Als sie auf einer nahe gelegenen Baustelle Gastarbeiter massakrieren, droht die Situation zu eskalieren. Die Mönche müssen entscheiden, ob sie bleiben und ihr missionarisches Werk fortsetzen oder ihr Tun von Terroristen beeinflussen lassen. Regisseur Xavier Beauvois erzählt eine tragische und zugleich wahre Geschichte über eine Gemeinschaft, die auch im Angesicht einer konkreten Bedrohung ihre Prinzipien von Solidarität und Nächstenliebe nicht vergisst. Das bis heute nicht gänzlich aufgeklärte Verbrechen an den Trappisten-Mönche von Tibhirine lehrt viel über Mut, Willenstärke und Mitmenschlichkeit. Und es zeigt, was passiert, wenn Hass und Verblendung Überhand nehmen. Trotz seines brisanten Themas vermeidet Beauvois’ gerade zum Ende hin hochemotionaler Film vorschnelle Schuldzuweisungen und Erklärungen. Auch wird der Islam keineswegs mit den Gräueltaten der Terroristen gleichgesetzt. „Von Menschen und Göttern“ lässt vielmehr klar erkennen, dass die Religion von manchen nur als Vorwand für ihre Interessen missbraucht wird. Letztlich sind die Mönche – und nicht nur sie – Opfer eines blutigen Krieges zwischen der korrupten algerischen Regierung und religiösen Fanatikern.

Premieren


Vorpremiere
Poll
Chris Kraus. D 2010. 129 Min. Mit Paula Beer, Edgar Selge, Richy Müller
Nach seinem großartigem Spielfilmdebüt Vier Minuten kommt nun der neue Film von Chris Kraus ins Kino: Darin entführt uns der Regisseur auf den Titel gebenden Landsitz einer deutschen Adelsfamilie ins Baltikum, kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges. Vergleichbar mit Michael Hanekes Das weiße Band entwirft der Film einen spannenden Ausschnitt europäischer Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, um in opulenten Bildern eine düstere Familienchronik mit Elementen eines morbiden Märchens zu mischen. Dem Einsatz des Films bei uns ab dem 3. Februar geht am Sonntag, dem 30. Januar, eine Vorpremiere voraus.

Kieler Premiere
Bernd Fiedler. D 2010. 90 Min. Mit Uschi Glas, Thomas Reisinger, Ina Paule Klink
Bernd Fiedler, Mitglied des ersten Studentenjahrganges an der DFFB 1966 und als solches während der Studentenrevolte dort standesgemäß rausgeflogen, profilierte sich bei Regisseuren wie Rudolf Thome oder Klaus Lemke zum gefragten Kameramann im Kino wie im Fernsehen, im dokumentarischen Fach wie im Spielfilm. Seit Mitte der 10er Jahre lebt er (wieder) in der Nähe von Kiel und widmet sich – neben vielem anderen – der Entwicklung seines Produktionskonzeptes „Drehbank“: ein ganzheitlicher Ansatz zur Herstellung von abendfüllenden Spielfilmen, der inhaltliche, ästhetische und ökonomische Faktoren gleichermaßen zu berücksichtigen versucht. Drei Filme hat Fiedler mittlerweile nach diesem Konzept produziert, wobei Regie, Kamera und Drehbuch sowie diverse andere Aufgaben der Pre- und Postproduktion in seiner Zuständigkeit lagen. In ihrer ganzen Eigenwilligkeit, die von der Figurenkonzeption bis zum konsequenten Einsatz der Handkamera reicht, die wie ein eigener Akteur durchs Geschehen schwebt, sind Fiedlers Drehbank-Produktionen merkwürdig im eigentlichen Wortsinne. – Die jüngste Produktion, bei der niemand anderes als TV-Star Uschi Glas Fiedlers Ruf an die Ostsee folgte, erzählt die Geschichte des Schallplattenhändlers Harald, der den Auftrag erhält, die gigantische Tonträgersammlung eines verstorbenen Arztes zu katalogisieren und zu schätzen. Ein mehrdeutiges Spiel eröffnet sich zwischen ihm und der Witwe des Verstorbenen, bei dem es nicht zuletzt um eine sagenumwobene Schellack-Platte geht – der Traum eines jeden Sammlers, den Harald hier zu finden hofft...

Glaubensfragen


Das kreative Universum
Rüdiger Sünner. D 2010. 85 Min. Mit Rupert Sheldrake, Hans Peter Dürr
„Die Naturwissenschaft gilt heute als die große Wissensautorität, deren Erkenntnisse allgemein anerkannt und weltweit gefeiert werden. Andererseits fühlen sich immer mehr Menschen zu spirituellen Weltbildern hingezogen, die ihnen scheinbar umfassendere Sinnhorizonte bieten. Wie sind diese verschiedenen Welten zu vereinbaren? Leben wir in einer Art kultureller Schizophrenie, wo man sich öffentlich zur Evolutionstheorie bekennt, aber privat doch lieber an Engel, Schamanen, Götter und Geister glaubt?“ So der Pressetext zum Film, der damit einen zentralen Gedanken formuliert, der uns in unserer Filmreihe Glaubensfragen seit einigen Monaten begleitet. Nun also ein Film, den die ganz großen Perspektiven und Fragen bewegen. Glücklicherweise biedert sich der Film, der alarmierend reißerisch mit Bildern des WTC-Attentats eröffnet, nicht an das Lagerdenken romantisch-esoterischer, kreationistischer oder verschwörungstheoretischer Bewegungen an. Das kreative Universum bietet dem interessierten Zuschauer – durchaus mit einem Hang zur Trockenheit – die nachvollziehbare Darstellung der Grundzüge eines wissenschaftlichen Diskurses über die heutigen Grenzen akademischen Weltverständnisses. Dafür werden Statements von Wissenschaftlern über die Grenzen ihrer Disziplinen mit Kommentaren und spektakulären Naturaufnahmen kombiniert.

Am Anfang war das Licht
Peter-Arthur Staubinger. Österreich 2010. 90 Min
Der Film handelt von Menschen, die ohne Essen und Trinken leben können. Über Wochen, Jahre oder sogar Jahrzehnte. Basierend auf beglaubigten Erlebnisberichten, mittels Interviews und wissenschaftlich protokollierten Laborexperimenten folgt der Film dem Phänomen „Lichtnahrung“ oder „Breatharianismus“. Er befasst sich mit der kaum glaublichen Erkenntnis, dass es Menschen gibt, die sich allein von Licht ernähren. Kein Aufruf dazu, nicht mehr zu essen, sondern eine Folge von Denkanstößen, um die herrschende Weltanschauung zu hinterfragen und um den Blickwinkel für neue Denkmodelle und Lebensweisen zu öffnen.

KoKi Underground im Roten Salon


Jesus Christ Vampire Hunter
Lee Gordon Demarbre 2001. 85 Minuten. OF Mit Phil Caracas, Murielle Varhelyi
Im Mittelpunkt des typischen KoKi Underground-Films steht charakteristischerweise nicht gerade die Nächstenliebe – doch siehe, das neue Jahr beginnt ganz anders, denn ER kehrt zurück. Jesus’ Wiederkunft steht auch in Trashkönig Lee Demarbres Film im Zeichen des jüngsten Gerichts, doch bevor der Sohn des HErrn seine prophezeite Aufgabe erfüllen kann, muss er eine Armee von Vampiren überwinden. „Auge um Auge“ ist das Alte Testament. „Liebe deinen Nächsten“ ist das Neue Testament. Im dritten Testament treten die Guten den Mächten der Finsternis gehörig in den... Bud Spencer & Terence Hill, Monsterfilm, Bikermovie und Bibelstunde treffen aufeinander, wenn Jesus Christus sich die Ohren piercen lässt, den Langhaarlook ablegt und sich mit dem legendären mexikanischen Wrestler El Santos zusammentut, um bei uns hier unten in biblischem Ausmaß aufzuräumen. Und der Film ist dazu noch ein Hard-Rock-Musical im Gewand der 1980er Jahre! Wenn das nichts ist, ist nichts großartig.

Filmwunsch / weiterhin


I am Love
Luca Guadagnino. I 2009. 120 Min. Mit Tilda Swinton, Pippo Delbono
Tilda Swinton erweitert die Reihe von ihr überwältigend verkörperter, starker Figuren mit der Rolle der Textilpatriarchengattin Emma Recchi. Während sich innerhalb des Familienbetriebs der einflussreichen, alteingesessenen Recchi-Familie ein Generationenwechsel vollzieht, sieht sich die elegante Emma in einem immer enger erscheinenden Käfig der fest strukturierten patriarchalen Gesellschaft gefangen. Ein kulinarisches Erlebnis wird zum endgültigen Anstoß, nicht, wie bei Marcel Proust, in die Vergangenheit abzutauchen, sondern zu neuen Ufern der Freiheit und Sinnlichkeit aufzubrechen... Regisseur Luca Guadagnino, der das Filmprojekt über viele Jahre in Zusammenarbeit mit Tilda Swinton entwickelte, inszeniert diese Geschichte als überwältigend opulenten und gleichzeitig eleganten Bildersturm.

Water Makes Money
Leslie Franke, Herdolor Lorenz. D 2010. 82 Min. Musik Konstantin Wecker
Public-private partnership – vor wenigen Jahren war die Formel noch das Allheilmittel für angeschlagene Haushalte. Überall wurden Einrichtungen elementarer Existenzvorsorge privatisiert, vom Nahverkehr, Strom- und Gasversorger bis zum Wasserwerk. Inzwischen ist die Euphorie dem Katzenjammer gewichen: in Europas Städten stiegen Preise und schwanden Einflussmöglichkeiten, in ärmeren Weltregionen ist die ohnehin dürftige Versorgung bedrohter denn je, weil Investitionen in Infrastruktur nicht die erwünschte Rendite versprechen. Dieser Film zeigt, wie Konzerne ihre Monopolstellung erreichen konnten und was Paris und andere französische Gemeinden aus der Herrschaft von Veolia & Co gelernt haben.

Somewhere
Sofia Coppola. USA 2010. 98 Min. OmU. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning
Another time, another place, aber wieder ein Hotel. Nach ihrer melancholischen Komödie Lost in Translation, der in einem Tokioter Luxushotel spielte, öffnet Coppola diesmal die Pforten des legendären Chateau Marmont am Sunset Boulevard für uns – bzw. für den gefeierten Hollywood-Superstar Johnny Marco, der hier eine luxuriöse Suite bewohnt, umgeben von fleißigen, meist unsichtbaren Helfern. Aber so edel die Oberfläche auch erscheinen mag, Johnny ist gefangen in einem monotonen Allta. Allein die unregelmäßigen Besuche seiner 11-jährigen Tochter Cleo aus einer gescheiterten Ehe lassen ihn die dekadente Tristesse seines Hotellebens kurzzeitig vergessen...

Mode im Film – Kleidung in Bewegung


Orlando
Sally Potter. GB 1992. 93 Min. OmU. Mit Tilda Swinton, Billy Zane
Königin Elisabeth I. verspricht ihrem Günstling Orlando ewigen Reichtum und Besitz, wenn er eine Bedingung erfüllt: „Verblühe nicht. Welke nicht. Werde nicht alt.“ Orlando ist eine atemberaubende Zeitreise durch Epochen und Lebenserfahrungen, eine eigenwillige, komprimierte und doch sehr genaue Verfilmung des feministischen Klassikers von Virginia Woolf.

Elizabeth
Shekkar Kapur. GB 1998. 121 Min. OF. Mit Cate Blanchet, Joseph Fiennes
Der Lebensweg der englischen Königin Elizabeth I. (1533-1601), die sich zuerst gegen den religiösen Eifer ihrer katholischen Halbschwester Maria Stuart, dann gegen die Intrigen des Hofes behaupten muß.: ”Ich versuche zu zeigen, wie aus einer Frau eine Ikone wurde. Das letzte Bild zeigt sie deshalb so, wie sie heute allgemein gesehen wird: als zweidimensionales Wesen, als Abbild auf einer Postkarte, reduziert auf Klischees” (Kapur)

mit Kieler Fenster und Brücke SH – zu Gast: Gamma Bak


Schnupfen im Kopf
Gamma Bak. D 2010. 92 Min.
Dieser Film ist außergewöhnlich: Erstaunlich offen spricht da jemand über eine der schwersten psychischen Krankheiten, die es gibt: Psychose. Und diejenige, die spricht, ist die Filmemacherin Gamma Bak selbst, die Interviews, Videotagebücher und stimmungsvolle visuelle Experimente zu dieser Dokumentation montiert. Bak besuchte nach dem Abitur die Filmhochschule und drehte von 1983 bis 1994 sechs Kurzfilme. Doch die berufliche Karriere bekam 1995 einen schlimmen Knacks. Die junge Frau hatte ihre erste psychotische Krise. Seitdem wurde die Krankheit chronisch und kippt immer wieder in Akutphasen, die jeweils zum völligen Zusammenbruch führen. Trotzdem hat sich die Regisseurin vor acht Jahren entschlossen, ihre Geschichte zu erzählen. Sie traut sich, den Zuschauer an sehr persönlichen und sehr privaten Gefühlen teilhaben zu lassen. Es gibt keine politische oder medizinische Botschaft und eigentlich keinen Trost in diesen Betrachtungen, die die Krankheit aus mehreren Blickwinkeln und verschiedenen Zeitperspektiven umkreisen. Es gibt nur den Versuch, die Psychose trotz aller Bedrohlichkeit als Bestandteil der eigenen Geschichte anzuerkennen und damit zu leben, so gut es geht.