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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im September:
  

Nordkorea Filmwoche 25.9. – 16.10.


Anlässlich des zehnjährigen Bestehens diplomatischer und kultureller Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Volksrepublik Korea gastiert eine nordkoreanische Filmtournee in Kiel.

Die Eröffnung findet am 25. September um 20:30 Uhr statt, anwensend sind seine Exzellenz der Botschafter, Herr Ri Si Hong, und die Vetreter einer Nordkoreanischen Delegation von Filmschaffenden und Sachverständigen.

Die Delegation wird bis zum 28. September in Kiel bleiben und jeweils nach den Filmen zum Austausch mit dem Publikum zur Verfügung stehen.

Während der südkoreanische Film international seit einigen Jahren immer häufiger für Beachtung sorgt – im KoKi lief jüngst etwa Das Hausmädchen (2010) –, ist Nordkorea auf der Landkarte des Kinos immer noch eine Terra incognita. Nordkoreanische Filme gelangen mit wenigen Ausnahmen nicht auf den internationalen Kinomarkt; selbst die sonst alles wissenden IMDb kapituliert bei gezielten Recherchen. Und so gerät auch die viel bemühte Metapher vom Kino als „Fenster zur Welt“ angesichts der nordkoreanischen Verschlossenheit an ihre Grenzen. Dabei ist die DVRK durchaus eine begeisterte Filmnation, der „Geliebte Führer“ Kim Jong-il höchstpersönlich hat sich der Förderung der Filmkunst verschrieben. Nun hat es mit der Verschlossenheit vorrübergehend ein Ende: Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der diplomatischen und kulturellen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Volksrepublik Korea schickt Pyongyang eine Spielfilmauswahl auf eine kleine Deutschlandtournee, die in Berlin, Kiel und Köln gastieren wird. Somit bietet sich für den Filminteressierten die einzigartige Gelegenheit, Einblicke in ein fast vollständig unbekanntes Filmland zu werfen. Das Programm bietet einen breiten Querschnitt vom ersten nordkoreanischen Spielfilm von 1949 bis zur Gegenwart. Gespräche mit Mitgliedern einer Nordkoreanischen Delegation, Gastvorträge und Einführungen von Filmexperten und Vertretern internationaler Hilfsorganisationen runden das Programm ab.

Weitere Inforamtionen unter www.diepumpe.de/nordkorea-filmwoche.

neu in Kiel



Westwind
Robert Thalheim. D 2011. 90 Min. Mit Luise Heyer, Friederike Becht, Franz Dinda
Im Sommer des Jahres 1988 kommen die Ruderinnen Isabel und Doreen mit den Pionieren nach Ungarn, um in einem Ferienlager mit anderen Leistungssportlerinnen zu trainieren. Für die siebzehnjährigen Zwillinge aus der DDR ist dies die ‚erste Reise in das sozialistische Ausland. Am Balaton lernen sie die Hamburger Nico und Arne kennen. Etwas steif und ungelenk stehen die beiden vor den Wessis, schüchtern beäugen die autoritätshörigen Mädchen die fremden Sitten. Dennoch entwickelt sich Freundschaft, und aus einer leichten Sommerromanze zwischen Doreen und Arne wird schnell Liebe. Die beiden Schwestern setzen mehr und mehr aufs Spiel, um den Kontakt mit den Jungs aufrecht zu erhalten. Natürlich sind Kontakte mit den Westbürgern streng untersagt. Schließlich schlägt Arne eine gemeinsame Flucht in den Westen vor… Durch die Konzentration auf das Persönliche, die Geschwisterliebe und das Versprechen der emphatischen Liebe gelingt es Robert Thalheim, einen Mauerfilm zu schaffen, dem wenig von der Ostalgie und dem Pathos vergleichbarer Projekte anhaftet. Thalheim, der sich mit den großartigen Spielfilmen Netto und Am Ende kommen Touristen einen Namen machte, legt eine bemerkenswerte Fluchtgeschichte vor. Mi 25.8. – Di 6.9.

Gerhard Richter Painting
Corinna Belz. D 2011. 97 Min.
2005 wurde die Filmemacherin Corinna Belz auf Gerhard Richters Arbeit am Fenster der südlichen Querhausfassade des Kölner Doms aufmerksam und bat um Erlaubnis, die Fertigstellung filmisch dokumentieren zu dürfen. Nach einigem Hin und Her – und ohne engeren Kontakt zum Künstler selbst – erhielt sie die Genehmigungen; ihre 2007 fertig gestellte Kurzdoku wurde dann der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit, indem Richter sich überzeugen ließ, ein Kamerateam in sein Atelier einzuladen, um es die Entstehung eines neuen Zyklus großformatiger abstrakter Gemälde dokumentieren zu lassen. Wie nicht anders zu erwarten, musste Belz dabei einigermaßen flexibel und spontan sein – langfristige Absprachen sind kaum möglich mit dem Künstler, dessen Terminkalender ausgebucht ist von fortwährenden Reisen zu Galeristen und Ausstellungen rund um den Globus. Die wenigen Phasen völliger Freiheit, die Richter für seine Arbeiten braucht, sind rar gesät. Dann plötzlich der Anruf aus dem Atelier: Die Assistenten spannen jetzt Leinwände, rühren die Farben an. Momente unerhörter Erwartung und Gespanntheit kündigen sich an. Wenn Richter dann an mehreren großformatigen Gemälden arbeitet, muss alles stimmen – Licht, Ton, und bitte niemals im Weg herumstehen! Nicht ganz einfach war es, die Übersicht zu behalten, da sich manche Bilder radikal verändern. Der Zuschauer hat hier die einmalige Gelegenheit, die mitunter brachialen Umgestaltungen der Farbstrukturen und den Aufbau und die Komplexität der Schichten und Farbflächen mitzuerleben. Angereichert werden die konzentrierten Ateliersitzungen durch mustertypische Einblicke in das Künstlerleben: Gespräche mit Galeristen, Hängungen im Museum, Begehungen, Interviews mit der Presse; Arbeitstreffen im Atelier mit den Assistenten, Terminplanung mit der Atelierleiterin. Kurze Rückblicke auf Richters bisheriges Schaffen mit Hilfe von Archivmaterialen runden das Bild ab. In dieser Hinsicht hat der Film durchaus auch seine schematischen Seiten; was ihn aber in jedem Fall auszeichnet, ist die Unmittelbarkeit der Begegnung mit Gerhard Richter bei der Arbeit. In diesen Sequenzen bietet der Film einzigartige Dokumente über die Arbeit eines Künstlers von Weltrang. So 4. – So 25.


Im Bazar der Geschlechter
Sudabeh Mortezai. A/D 2009. 85 Min. OmU
Vor den Unruhen 2009 im Iran hat die Filmemacherin eine Dokumentation über die Zeitehe realisiert, ein vom Koran erlaubtes Instrument zum Ausleben einer nichtehelichen Sexualität. Diese Ehe – gegen Bezahlung – kann von einer Stunde bis zu mehreren Jahren dauern und wird vom Mullah genehmigt. Legalisierte Prostitution oder Schlupfloch für Paare für ein Sexualleben innerhalb des repressiven Rechts der Islamischen Republik Iran? Manche nutzen die Ehe auf Zeit für schnellen Sex, manche lernen auf diese Weise ihren künftigen Ehepartner schon ein wenig kennen, manche können sich keine Verehelichung im Vollsinn leisten und heiraten deswegen erst einmal auf Zeit. Ein Junggeselle, der zwischen Beziehungsangst und Liebessehnsucht schwankt, eine geschiedene Frau, die ums Überleben kämpft, und ein Mann des Glaubens berichten über ihre Erfahrungen mit der Zeitehe. Sudabeh Mortezais Dokumentation beleuchtet gänzliche unerwartete Aspekte einer religiös dominierten Gesellschaft: „Ein Lichtblick sind die Szenen der Frauen unter sich, die erstaunlich offenherzig über ihre „Ehe“-Erlebnisse berichten. Wenn zum Schluss eine Gruppe Freundinnen im Lokal die Wasserpfeife raucht und den Mullah (in Zivil) am Tisch nebenan aufzieht, weht ein Hauch von weiblicher Chuzpe und Selbstbewusstsein durchs Lokal, den der Mullah kurzerhand mit einem: ’Jetzt reichts. Mach die Kamera aus.‘ kontert.“ (epd-film) Do 15. – Sa 24.

Udo Lindenberg Unplugged
MTV 2011. ca. 90 Min.
Im Sommer 46 kam ich als Kind zur Welt / Und fiel direkt vom Himmel auf ein D-D-Doppelkornfeld / Das Unglaubliche trug sich zu in der Nähe von Gronau (...) So beschreibt Udo Lindenberg den Beginn seines eigenen Lebens, das mittlerweile von einer der eindrucksvollsten Karrieren eines deutschsprachigen Rockmusikers erfüllt ist. Sicherlich durch einige Auf- und Abschwünge vielfach bewegt, schwimmt Udo seit einigen Jahren wieder auf der Höhe eines unglaublichen Comebacks, das mit dem Vielfach-Platin seines letzten Albums, den Rockliner-Kreuzfahrten und – nicht zuletzt – der „Hinter-dem-Horizont“-Musicalkompilation unglaublich langen Atem beweist. Direkt in diese Erfolgsserie gehört auch die Einladung von MTV, ein Unplugged-Konzert aufzunehmen. Im Juni ging das Event in der Hamburger Kampnagelfabrik über die Bühne, und Stars wie Inga Humpe, Jan Delay und Stefan Raab gaben sich und Udo die Ehre, 40 Jahre deutsche Rockgeschichte Revue passieren zu lassen. Keine Frage, dass die Veranstaltung in wenigen Augenblicken ausverkauft war. Wer nicht persönlich dabei sein konnte, hat trotzdem die Chance, dieses einmalige Konzert-Ereignis am 07. September mitzuerleben. Nur an diesem Tag zeigen ausgewählte Kinos in ganz Deutschland dieses Konzert auf der Leinwand. Also Udo-Freunde, aufgepasst: Schlapphut auf, Panik-Gürtel und Gehrock angezogen und ab ins KoKi! Mi 7.

Taste the Waste
Valentin Thurn. D 2011. 90 Min.
Es klingt unglaublich: 15 Millionen Tonnen Lebensmittel werden allein in Deutschland jährlich weggeworfen, in Europa sogar so viel, dass es zweimal für alle Hungernden auf der Welt reichen würde. Überall stößt Thurn auf Haarsträubendes: jeder zweite Kopfsalat wird schon bei der Ernte aussortiert, 40% der Kartoffeln bleiben auf den Feldern und Schönheitfehler machen Obst zum unverkäuflichen Ladenhüter. Die Folgen neben dieser Verschwendung: Wasser, Energie, Dünger und Landflächen werden vergeudet, die Berge verrottender Stoffe belasten mit Methan die Atmosphäre. Aber Thurn findet auch Beispiele für zunehmendes Problembewusstsein und sinnvolleren Umgang mit den Nahrungsmitteln. Dieser Film will aufrütteln, und „er tut dies ohne anzuprangern, ohne polemisch zu werden. Das ist auch gar nicht nötig, die Perversion dieser Verschwendung ist auch so allzu offensichtlich, auch wenn sie in der breiten Öffentlichkeit kaum beachtet wird. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Film ein wenig zur fraglos schwierigen Veränderung beitragen kann. Ein erschreckender Film, den jeder Verbraucher sehen müsste.“ (programmkino.de) Fr 9. – Mi 14.

Jan Schomburg. D 2011. 88 Min. Mit Sandra Hüller, Felix Schmidt-Knopp
Da lebt Martha also in einer glücklichen Beziehung. Hat ein Zuhause. Weiß, wo sie hingehört. Teilt Bett, teilt Tisch, hat Vertrauen. Kennt ihren Mann Paul in- und auswendig. Aber dann stehen plötzlich zwei Polizistinnen vor der Tür, und alles ist anders. Der Mann, mit dem Martha jahrelang gelebt hat: ein Phantom. In Marthas Leben ist nichts mehr, wie es war, und war nichts, wie es zu sein schien. Dann begegnet sie Alexander. Eine kleine Geste reicht, und ihre Sehnsucht lässt sie Paul in Alexander entdecken… Nichts scheint zu sein, wie es wirklich ist. Oder doch? Was packend wie ein Suspense-Thriller beginnt, entwickelt sich zu einer mutigen, präzisen Studie menschlicher Verwandlungs- und Anpassungskünste. Dabei geht es um Sehnsüchte, um Liebe, aber auch um Routine. Und wie weit man gehen kann, oder muss, um sich und sein Leben zu behalten. Der Film hinterlässt beim Zuschauer einen Nachhall: Die Frage nach der Fähigkeit zu trauern. Über uns das All thematisiert die Themen Tod und Neuanfang, mit allen möglichen Projektionen, Erwartungen, Geheimnissen und Missverständnissen aus der Vergangenheit, und das überraschenderweise mit einer Portion Leichtigkeit und Sinn für Humor. Do 15. – So 25.

zu den Interkulturellen Wochen – mit Frauennotruf


Almanya
Yasemin Samdereli. D 2010. 97 Min. Mit Vedat Erincin, Fahri Yardim, Lilay Huser
Deutsche sind seltsam. So führen sie etwa riesige Ratten an der Leine spazieren (die Rede ist von einem Dackel), oder sie rufen freudig „muh“, wenn man beim Kaufmann Milch haben möchte. Solcherart Erlebnisse hatte der achtjährige Muhamed, als er Anfang der 70er Jahre mit seiner türkischen Familie nach Deutschland kam. Vierzig Jahre später haben sich die Fremdeleien verschliffen, Deutschland ist längst zur Heimat der Familie Yilmaz geworden. Dennoch taucht hin und wieder die Frage nach der eigenen Identität auf – etwa als der sechsjährige Enkel Cenk in der Schule weder in die deutsche noch in die türkische Fußballmannschaft gewählt wird. Da kommt doch Großvaters Vorschlag gerade recht, den anstehenden Urlaub in der türkischen Heimat zu verbringen. Die Fahrt nach Anatolien wird für alle eine Reise in die Vergangenheit mit vielen Erinnerungen und heiteren Anekdoten. Bis der Familienausflug eine unerwartete Wendung nimmt und sich längst fällige Aussprachen nicht mehr vermeiden lassen... Eine überbordende Saga um eine Immigrantenfamilie mit klar profilierten Figuren, einem überzeugendem Handlungsbogen und emotionalen Momenten, gleich ob Tragik oder Komik. Schon allein die unverbrauchte Spielfreude der Kinderdarsteller macht dieses türkischdeutsche Kinohighlight, das mal zum leisen Schmunzeln und mal zum herzhaften Lachen verführt, sehenswert. Zudem überzeugt das multikulturelle Schauspielensemble, allen voran die 26jährige Aylin Tezel, Tochter eines türkischen Arztes und einer deutschen Kinderkrankenschwester. Fr 23.

zu den Interkulturellen Wochen – zu Gast Ainhoa Montoya Arteabaro


Die vergessene Generation
Ainhoa Montoya Arteabaro. D 2006. 90 Min. OmU
Fünf verschiedene Geschichten der ersten Generation Spanier/innen, die in den 60er Jahren nach Deutschland als so genannte „Gastarbeiter“ gekommen sind. Eigentlich hatten sie nach der Arbeit zurück kehren wollen, aber nun leben sie in Hamburg. Sie sprechen über die Erfahrung, ins Ausland gegangen zu sein und über die schwierigen Erlebnisse, in einem fremden Land leben zu müssen, wo sie oft nach 40 Jahren noch immer als Ausländer betrachtet werden. Aber auch in Spanien fühlen sie sich mittlerweile fremd. Ihren Berichten spiegeln, was auch heute noch die Auseinandersetzungen über Migration und Zuwanderung bestimmt. Mo 26.

Psychoanalyse und Film


Herrenkinder
Eduard Erne, Christian Schneider. D 2009. 95 Min.
In den „nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ (NPEA, im Volksmund „Napola“ genannt) sollte die künftige zivile Führungsschicht des Nationalsozialismus herangebildet werden. Viele ehemalige Napola-Schüler bekleiden heute wichtige Posten in Wirtschaft, Politik und Kultur. Der ehemalige Herausgeber der ZEIT, Theo Sommer, der Literaturkritiker Hellmuth Karasek, der Dirigent Joachim Carlos Martini, der ehemalige Justizminister Österreichs Harald Ofner – sie alle waren auf NS-Ausleseschulen und berichten, wie sie sich selbst nach der Befreiung als Außenseiter erlebten, voller falscher Ideale und unfähig, über ihre „Schulzeit“ zu sprechen. Der Dokumentarfilm erzählt das Napola-Thema als Generationsgeschichte. Er fragt nicht nur, was aus den Schülern von damals geworden ist, sondern auch, wie sich deren Erziehung auf die ihrer Kinder und Kindeskinder ausgewirkt hat. Anschl. Gespräch mit Gudrun Zapp-Brauer. So 4.

Rosa Linse präsentiert: die Gay-Filmnacht


Contracorriente – Gegen den Strom
Javier Fuentes-León. Peru/Kolumbien/F/D 2010. 100 Min. OmU
Miguel und Maria sind ein glückliches Paar, frisch verheiratet, ein Kind wird erwartet. In seinem Dorf ist Miguel als Fischer ein angesehenes Mitglied der Gemeinschaft. Ein perfektes Idyll, wäre da nicht der Mann aus der Stadt, ein Maler, mit dem sich Miguel immer wieder trifft. Die Dorfbewohner ahnen, der Zuschauer sieht es: Santiago und Miguel sind auch ein Paar, wenn auch ein heimliches. Doch ein Schicksalsschlag stört die Idylle - und fügt sie auf ganz neue, unerwartete Weise wieder zusammen. Ein Film mit einem großen Herzen, inszeniert in wunderbaren Bildern, eine universelle Geschichte von unterdrücktem Begehren, Leidenschaft und wahrer Liebe.
Mo 19.


Rosa Linse präsentiert: L-Filmnacht


Gigola
Laure Charpentier. F 2010. 102 Min. Mit Lou Doillon, Eduardo Noriega
1963 am Place Pigalle, im Herzen des berühmt-berüchtigten Vergnügungsviertels: Hier, in einem Cabaret Féminin, trifft sich die Pariser Halbwelt; Transen und Prostituierte, Femmes und Garconnes. Georgia, genannt Gigola, verzaubert mit dem unwiderstehlichen Charme und den geschliffenen Manieren eines Dandys einsame Millionärinnen und lebenshungrige Straßenmädchen gleichermaßen. Doch hinter der schönen Fassade versteckt Gigola ein gebrochenes Herz… Das Regiedebüt von Laure Charpentier basiert auf ihrem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1972, der sofort der Zensur zum Opfer fiel. Erst 30 Jahre später, im Jahr 2002, wurde er wieder aufgelegt und jetzt von seiner Autorin als Film umgesetzt. Als Hommage an die lesbische Garçonne weiß er, das Lebensgefühl der Demimonde, des „Milieus“ der 60er-Jahre mit viel Stil und Gefühl zu vermitteln und erinnert dabei auch an Klassiker wie Mädchen in Uniform oder die Vita von Colette. Fr 23.

mit Brücke SH und Kieler Fenster – zu Gast Burkhard Feige



U.F.O.
Burkhard Feige. D 2010. 95 Min.
Der zwölfjährige Bodo ist ein echter Weltraumfan und findet seine Mutter Christa toll, denn die steckt voller abgefahrener Ideen und spielt schon mal Klingonenschlacht im Supermarkt mit ihm. In Tschernobyl explodiert ein Atomkraftwerk, und Christa steht ganz im Bann der atomaren Bedrohung, wofür ihr Mann kein Verständnis aufbringt. Weiß die Mutter mehr als die anderen? Bodo ist verunsichert. Aber als sie mit dem Staubsauger gegen die Strahlenwolke vorgeht, muss auch Bodo sich eingestehen, dass seine Mutter nicht gesund ist. Im Anschluss Gespräch u. a. mit Ruth Böhm (Projekt Kiepe – Kinder psychisch erkrankter Eltern) Do 8.

mit Brücke SH und Kieler Fenster



Berlin Calling
Hannes Stöhr. D 2008. 105 Min. Mit Paul Kalkbrenner, Corinna Harfouch
Der Berliner Techno-DJ und Komponist Martin Karow, genannt Ickarus tourt mit Managerin und Freundin Mathilde durch die Tanzclubs der Welt. Sie stehen kurz vor ihrer größten Albumveröffentlichung. Als er nach einem Auftritt im Drogenrausch in eine Berliner Nervenklinik eingeliefert wird, kommen alle Pläne durcheinander. Er kämpft um seine Liebe, um sein Album und mit dem Tod ... Im Anschluss Gespräch Do 29.

mit BI gentechnikfreies SH


Voices of Transition
Nils Aguilar. F 2011. 65 Min.
Ein Dokumentarfilm über den Wandel zur Agrarökologie und zu mehr lokaler Nahrungssicherheit. Wie können wir unsere Felder und Städte auf die doppelte Herausforderung von Klimawandel und Erdölknappheit vorbereiten? Der Dokumentarfilm von Regisseur Nils Aguilar richtete den Blick auf mögliche Handlungsstrategien. Dieser partizipative, ehrenamtlich hergestellte Film – gedreht wurde in Frankreich, England und auf Kuba – zeigt Lösungswege auf, die den Anspruch haben, möglichst vielen Menschen offenzustehen. Sie sind simpel, kosten wenig oder nichts, haben einen enormen ökologischen Nutzen und setzen ungeahnte Energien frei. Angewandt auf das eigene Hausdach, den nächstgelegenen Parkplatz oder auf die Landwirtschaft einer ganzen Region, tragen sie zur Vertiefung nachbarschaftlicher Beziehungen bei, zur freien Wissensvermittlung sowie zur Stärkung einer lokaler funktionierenden, ethisch integreren Wirtschaft. Im Licht dieses kulturellen Wandels erscheint die Landwirtschaft wieder als die tragende Säule unserer Kultur. Anschl. Gespräch Mi 21.

Die 4. Revolution
Carl-A. Fechner. D 2010. 83 Min.
Ein parteiischer Film, ohne Frage. Kurz gesagt geht es um die Frage, ob es möglich ist, den Energiebedarf der Welt durch alternative Energien zu decken. Als Verfechter dieser Position tritt in erster Linie der SPD-Politiker Hermann Scheer auf, der seit Jahren als Anwalt der Solarenergie um die Welt reist und für diese Form der Energiegewinnung Werbung macht. Darüber hinaus kommen diverse andere Wissenschaftler und Aktivisten zu Wort, die in vielfältigen, meist regionalen Projekten mit erneuerbarer Energie arbeiten. Anschl. Gespräch Sa 1.10.

Kurdische Filme


Bahoz – der Sturm
Kazim Öz. 2008. 165 Min. Mit Cahit Gök, Havin Funda Sac, Selim Akgul
Cemal kommt zum Studieren aus der kurdischen Provinz nach Istanbul. Nach anfänglicher Einsamkeit lernt er eine linke Studentengruppe kennen, wodurch er auch seine wahre Identität zu hinterfragen beginnt. Zusammen mit dem Glauben an die Revolution beginnt für Cemal und seine Freunde eine stürmische Phase ihres Lebens. Stellvertretend für eine ganze Generation erzählt Bahoz davon, wie für kurdische Studierende in den 90er Jahren die Universität zu einem Kampfplatz für Freiheit wurde. Mi 28.

Dol – Tal der Trommeln / Nevala Dehollan
Hiner Saleem. Irak/F/D 2007. OmU. Mit Nazmi Kirik, Belcim Bilgin
Azad lebt in Balliova, einem kleinen Dorf an der Grenze zum Iran und Irak. Nach einem Konflikt mit türkischen Soldaten am Tag seiner Hochzeit flieht Azad in die autonome Region Kurdistan im Irak. Hier kreuzt sich sein Weg mit anderen Schicksalen aus verschiedenen Regionen des geteilten Kurdistans und führt ihn schließlich in ein Guerillacamp. Beim Versuch, seine Frau zu sich zu holen, geraten die beiden in einen Hinterhalt… „Ein Epos, dessen immanentes Pathos mit minimalistischer Lyrik und groteskem Humor gebrochen wird, das gleichwohl von einem eindeutigen politischen Mitteilungswillen geprägt ist. Die Landschaften und Menschen, die sich durch das Bild bewegen, eröffnen das bildgewaltige metaphorische Panorama eines Staates, der keiner ist.“ (film-dienst) So 18.

Wunschfilm


Pina
Wim Wenders. D 2011. 100 Min. Mit dem Tanztheater Wuppertal Tina Bausch
Regie-Legende trifft auf Tanz-Ikone. Ursprünglich wollte Wenders die Choreografin Pina Bausch und ihr Wuppertaler Ensemble bei einer Welt-Tournee begleiten. Doch nach Pina Bauschs Tod musste das Konzept musste geändert werden, es entstand „ein Film für Pina Bausch“ – ein ergreifendes Meisterwerk in Sachen Trauerarbeit und Künstlerinnenporträt. Alle Choreografien wurden noch gemeinsam mit Pina Bausch für den Film ausgewählt. Do 1. – Mi 7.

Ein Tick anders
Andi Rogenhagen. D 2010. 85 Min. Mit Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus, Victoria Trauttmansdorff, Stefan Kurt, Renate Delfs, Nora Tschirner
Meistens stört ihre Krankheit die Teenagerin Eva gar nicht. Zum einen, weil sie ihre Zeit ohnehin vor allem allein im Wald verbringt, sich mit Eidechsen unterhält und fremden Menschen möglichst aus dem Weg geht. Zum anderen, weil ihre Familie ihre Krankheit nicht nur sehr gelassen hinnimmt, sondern alle Familienmitglieder auf ihre Weise komisch sind. Der Vater ist die Ruhe selbst und arbeitet als Autoverkäufer, die Mutter befindet sich im Dauer-Kaufrausch und sagt zu keinem esoterischen Schnickschnack Nein, der Onkel ist kleinkriminell und versucht mehr schlecht und recht eine Band auf die Beine zu stellen, und die Oma malt Blätter an und möchte eigentlich nur in Ruhe gelassen werden und sterben. Eines Tages aber droht Evas Leben aus den Fugen zu geraten: Der Vater wird entlassen. Ein neuer Job ist zwar schnell gefunden, doch für den müsste die Familie nach Berlin umziehen. Und mit ihrer Krankheit in diesen Menschenmassen zu leben, kann sich Eva beim besten Willen nicht vorstellen. Sie beginnt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um möglichst schnell Geld aufzutreiben und den Umzug zu verhindern. Und da sie einen Kriminellen in der Familie hat und eine Bank im Dorf – welcher Gedanke drängt sich da auf? Dass Evas Familie und ihre Umwelt so entspannt mit der Krankheit umgehen, sorgt für amüsante Momente, da Evas Schimpfanfälle einfach ignoriert werden, so heftig sie für den Außenstehenden auch wirken. So bewegt sich Ein Tick anders mit guten Schauspielern und viel Situationskomik im Tonfall zielsicher auf sein Happy End zu. Freilich aber ist dieser auf dem Filmfest Schwerin preisgekrönte Film keine überdrehte Komödie – viele Facetten machen ihn zu einem Familienfilm im besten Wortsinne. ab 30.9.