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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Förderentscheidungen Gremium 2

Von Widerständen und Lebensläufen

Eigene Erfahrungswelten, politisches Engagement, und philosophische Betrachtungen sind die Themen der aktuell geförderten Projekte, zum größtenteils produziert von jungen Firmen und Kreativen aus dem Norden. Gremium 2 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), zuständig für Projekte mit Herstellungskosten bis 800.000 Euro, förderte in der Sitzung vom 30. November 2011 28 Projekte mit insgesamt 668.000 Euro. Hinzu kommen 68.971 Euro aus dem Sonderprogramm Kinodigitalisierung für die technische Umrüstung des 3001 Kinos und der Zeise Kinos.

Produktionsförderung erhalten ein internationaler Spielfilm, fünf Dokumentarfilme und sechs Kurzfilme für das Kino: In der internationalen Koproduktion BERINAS CHAKRAS (80.000 Euro, Detailfilm, Hamburg) erzählt der preisgekrönte bosnische Jungregisseur Faruk Loncarevic von der jungen Künstlerin Berina, die versucht, den drohenden Tod ihrer Mutter durch Kunst und Magie aufzuhalten. Der Hamburger Filmemacher Dario Aguirre macht sich in CÉSARS GRILL (70.000 Euro, Filmtank, Hamburg) als eingefleischter Vegetarier auf den Weg nach Ecuador, um das elterliche Grillrestaurant zu retten. Seine Angst vor der vergehenden Zeit thematisiert Philipp Hartmann in dem dokumentarischen Essayfilm DIE ZEIT VERGEHT WIE EIN BRÜLLENDER LÖWE (Flumenfilm, Hamburg), der mit 70.000 Euro unterstützt wird.

Katrin Seybold setzt ihre erfolgreiche Dokumentation über die vielen Widerstandskämpfern an der Seite der Geschwister Scholl fort und lässt in DIE WIDERSTÄNDIGEN – ZEUGEN DER WEISSEN ROSE, TEIL 2 (40.000 Euro, Katrin Seybold Film, Hamburg) weitere Angeklagte von damals und deren Freunde zu Wort kommen. Der an Krebs erkrankte Regisseur und Schauspieler Jochen Fölster steht im Mittelpunkt des experimentellen Dokumentarfilms NOCH HIER. SCHON DA von Roswitha Ziegler (30.000 Euro, Wendländische Filmkooperative, Waddeweitz): Es ist ihr Ehemann, dessen Träume und Geschichte sie mit der Kamera begleitet.

Bewohner, Nachbarn und Stadtteilaktivisten haben sich in St. Pauli in der „Initiative ESSO-Häuser“ zusammengeschlossen, um gegen den Abriss des berühmten Gebäudeensembles am Spielbudenplatz zu protestieren. Die Langzeitdokumentation ST. PAULI BAYERN von Irene Bude und Olaf Sobczak (Baldwin Production, Hamburg) wird mit 30.000 Euro gefördert. Marcus Richardt thematisiert in seinem Kurzspielfilm DER PASSAGIER (30.000 Euro, Skalar Film, Hamburg) menschliches Verhalten in Extremsituationen: Eine aus Angst und Wut getriebene Gruppe an Bord eines Flugzeugs überwältigt einen randalierenden Passagier, der schließlich selbst zum Opfer wird. Die filmische Auseinandersetzung mit Architektur setzt der Hamburger Filmemacher Arne Bunk in seinem Essayfilm DEUTSCHE HEIMAT AFRIKA (15.000 Euro, Arne Bunk Produktion, Hamburg) fort und zeigt deutsche Gebäude in Namibia, die dort zwischen 1884 und 1915 im ehemaligen „Deutsch-Südwest-Afrika“ errichtet wurden. Zugleich widmet er sich der Kolonialliteratur deutscher Siedlerinnen. Haki ist eine sogenannte „geschworene Jungfrau“, sie lebt im albanischen Teil des Prokletije-Gebirges das Leben eines Mannes mit aller Konsequenz. Die Filmemacherin Anabela Angelovska zeigt in ihrem Kurzfilm HAKI – EIN LEBEN ALS MANN (15.000 Euro) die archaische Trennung von Männer- und Frauenrollen.

Der Fotograf Jürgen Vollmer steht im Mittelpunkt des Kurzfilms ROMY, ICH BIN KRANK von Andreas Grützner (15.000 Euro, Grützner Film, Hamburg). Er war ein Freund der Beatles, er fotografierte sie und schnitt ihnen den berühmten Pilzkopf. In den 60er Jahren kehrte Vollmer dem engen Hamburg den Rücken und kam nach Stationen in Paris, New York und Hollywood vor einigen Jahren in die Hansestadt zurück. Martin Heckmann zeichnet in seinem Kurzfilm ACH, ULLI (10.000 Euro) das Leben seines verstorbenen Bruders nach, das vor allem durch Aufenthalte in der Psychiatrie geprägt war. Nach der Musik von Ybrid kreiert Martin Rahmlow in seinem Animationsfilm SUMSING (8.000 Euro) eine Welt wabernder und amorpher Formen, die den Zuschauer hypnotisch in den Bann ziehen soll.

Fernsehförderung in Höhe von 70.000 Euro erhält TORE TANZT von Katrin Gebbe (Junafilm, Hamburg) über den guten Menschen und Märtyrer Tore, der durch seine erduldeten Qualen schließlich dem Mädchen, das er liebt, das Leben rettet. FLÜCHTLINGE FÜR IMMER? fragt sich Klaus Balzer (50.000 Euro, Hoch3film, Hamburg) in seinem aktuellen Fernsehprojekt über den Flüchtlingsstaat Polisario in der algerischen Wüste. ?Dem Mythos Paul von Hindenburgs geht Christoph Weinert in HINDENBURG – MYTHOS UND WAHRHEIT (20.000 Euro, Looks Film & TV, Leipzig) auf den Grund, und Kai Christiansen betrachtet in DACKELMANIA (10.000 Euro, Sagamedia, Köln) die besondere Beziehung zwischen den Vierbeinern und den Menschen an ihrer Seite.

In der Projektentwicklung werden drei Filmvorhaben mit jeweils 15.000 Euro unterstützt: DEADWIGHT von Axel Koenzen (Rohfilm, Leipzig) über die folgenschwere Entscheidung eines Kapitäns, KLEINE GERMANEN von Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger (Brave New Work, Hamburg) über Kinder und Jugendliche, die in einem rechtsradikalen Umfeld aufgewachsen sind, sowie FRITZ LANG – DAS EWIG BÖSE IN UNS von Gordian Maugg (Gordian Maugg Film- und Fernsehproduktion, Heidelberg) über den berühmten Filmregisseur, der verdächtigt wird, seine Frau erschossen zu haben. 24 weihnachtliche Abenteuer erlebt ein kleines Mädchen in JULE UND DER GEHEIMNISVOLLE ADVENTSKALENDER von Udo Beissel (11.000 Euro, Trikk 17 Animationsraum, Hamburg). In Jens Huckeriedes Dokumentarfilm SOUND IN SILENCE (10.000 Euro, thede Filmproduktion, Hamburg) begibt sich der Musiker Dan Wolf auf die Suche nach seiner Identität als Künstler und Jude der dritten Generation nach Auschwitz. MY FATHER’S NAME von Andrei Dinu (10.000 Euro, Latemar Film, Hamburg) ist ein filmisches Porträt des Pianisten Eugen Ciceu, Vater des deutschen Sängers Roger Cicero.

Mit 13.000 Euro wird der Film ARIRANG von Kim Ki-Duk im Verleih unterstützt (Rapid Eye Movies, Köln; Kinostart voraussichtlich 26.1.2012). Das filmische Selbstporträt des berühmten koreanischen Regisseurs feierte seine Welturaufführung beim Filmfestival in Cannes 2011 und wurde mit dem Hauptpreis der Sektion „Un Certain Régard“ bedacht.

Kinoförderung erhalten das 3001 Kino für die LATEINAMERIKA FILMTAGE (4.000 Euro, noch bis 14.12.2011), der Verein B-Movie (4.000 Euro) für die Jubiläumsaktivitäten zu 25 JAHRE B-MOVIE im nächsten Jahr, das Metropolis Hamburg für die Filmreihe ROARING TWENTIES (3.000 Euro, bis 31.1.2012) und für eine AUSTELLUNG ZUR WIEDERERÖFFNUNG des Kinos (2.500 Euro) sowie das Hamburger Studio Kino (2.500 Euro) zur ERÖFFNUNG mit einem Kurzfilmprogramm Mitte Oktober 2011.

Die Förderentscheidungen haben getroffen: Ulrike Dotzer, Maike Mia Höhne, Eva Hubert, Dietrich Leder, Bernd-Günther Nahm und Hansjürgen Rosenbauer.

(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)