Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Februar:
Detailliertes Programm hier.

neu in Kiel


Der atmende Gott
Jan Schmidt-Garre. D 2011. 100 Min. FSK ab 0
Die Anzahl der Yoga-Studios in der westlichen Welt steigt nahezu täglich, die Heilsversprechen, die mit den Asana genannten Übungen verbunden sind, werden immer größer, die Formen der Yoga-Ausübung immer obskurer. Regisseur Schmidt-Garre, selbst durch seine Frau von der Yoga-Begeisterung infiziert, nahm sich dieses Themas an. Voller Neugier reist er durch Indien, auf den Spuren des echten, des wahren Yogas. Auf seinem Weg begegnet Schmidt-Garre diversen Yogis, die eins gemeinsam haben: Sie lernten bei Tirumala Krishnamacharya. Dieser gilt als Vater des modernen Yogas, seit er Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts für den Maharadschar der indischen Provinz Mysore zum Wohl der Allgemeinheit eine Yoga-Schule einrichtete. Do 2. – Mi 8.

Nachtmeerfahrten
Rüdiger Sünner. D 2011. 69 Min. FSK nicht vorgelegt
Dokumentarfilmer und Autor Rüdiger Sünner geht von der Beobachtung aus, dass die Menschen heute die Suche nach Religiösität jenseits der etablierten Kirchen und Glaubensgemeinschaften wieder verstärkt umtreibt. Es geht um das Unbewusste und damit verbunden um die Suche nach einer neuen Spiritualität. Der Film folgt der Biografie Jungs und beschreibt in diesem Kontext das Entstehen der Jungschen Psychologie der Archetypen. Zusätzlich kommentieren Psychologen wie Eugen Drewermann, Verena Kast und Hinderk Emrich das Wirken Jungs. – Offensichtlich von einer Sympathie für Jung und dessen Konzepten getragen, kommen doch auch die dunklen Seiten zur Sprache: Jungs Eingliederung in das ideologisch-politische System des Nationalsozialismus bzw. die partielle Kompatibilität seiner Lehre mit diesem werden ebenso wie seine egoistisch-narzisstischen Wesenszüge zumindest angerissen. Während Freud als Jude verteufelt wurde, ließ sich sein ehemals enger Kollege Jung mit den neuen Machthabern ein und distanzierte sich lebtags nie von seinen Handlungen und Äußerungen dieser Zeit. Do 9. – Mi 15.

Empire Me
Paul Poet. Ö/Lux/D 2011. 100 Min. FSK ab 12
Der Traum vom Utopia wird in immer neuen Versionen geträumt. Jeder will einmal aus seinem Alltag ausbrechen und König auf der eigenen Insel sein. Doch die immer engmaschigeren Lebensprinzipien der globalisierten Weltordnung lassen kaum Alternativen und Visionen zu. Ein Phänomen macht damit Schluss: Das Gründen von Gegengesellschaften. Auf der Suche nach einer idealen Lebenskultur bauen sich hunderte Do-It-Yourself-Staaten. Mikronationen, Eco-Villages und Sezessionisten beschreiten mit realen Territorien und Gemeinschaften alternative Wege des Zusammenlebens. In Empire Me unternimmt der Autor Paul Poet eine Reise zu sechs dieser Gegenwelten, die die unterschiedlichen Strömungen der Bewegung aussagekräftig repräsentieren. Sa 11. – So 12.

Ein Sommer in Haifa
Avi Nesher. Israel 2010. 117 Min. OmU. FSK ab 6. Mit Tuval Shafir, Adir Miller, Tom Gal.
Für den Teenager Arik beginnt eine aufregende Zeit in der israelischen Hafenstadt Haifa, als im Sommer 1968 Yankele aufkreuzt, ein alter Freund und Leidensgefährte seines Vaters. Denn einerseits bringt eine rebellische Cousine aus Amerika die konservativen Sitten ins Wanken und die Hormone der Nachbarschaft in Wallung. Zum anderen nimmt Arik einen Ferienjob als Spürhund für Yankeles halbseidene Partnervermittlungsagentur an. Dabei taucht er tief ein in die mysteriöse Welt der Erwachsenen – und damit auch in die Welt der Holocaust-Überlebenden, zu denen auch Ariks Vater gehört. – Obwohl Avi Nesher früh als einer der einflussreichsten israelischen Filmemacher galt, durfte er in Hollywood lediglich B-Movies inszenieren. Nach seiner Rückkehr in die Heimat stellt er mit Ein Sommer in Haifa abermals seine Klasse unter Beweis – gelingt ihm doch mit leichter Hand ein vielschichtiges Porträt des Sommers 1968, einer Zeit zwischen Narben des Holocaust und Aufbruch in die sexuelle Revolution, verpackt als unbeschwerte, aber komplexe Jugenderinnerung. Do 16. – Mo 20.

Gangsterläufer
Christian Stahl. D 2011. 90 Min. FSK ab 12
„Bei uns hier in Neukölln gibt’s so ein Spiel, das spielen wir jedes Wochenende mit 30, 40 Jungs. Einer ist der Fänger, und die anderen laufen weg. Und wenn er einen gefangen hat, darf er ihm 30 Sekunden lang Todesschläge geben und der darf sich nicht mal wehren. Danach ist er auch Fänger und darf seine Wut an den anderen auslassen. Einer bleibt am Ende übrig, der beste. Der, den sie nicht gekriegt haben. Und das ist dann der Gangsterläufer.“ Der dies sagt, ist Yehya, 15-jähriger Sohn einer Flüchtlingsfamilie aus dem Libanon in Neukölln. Yehya ist das, was in der Sprache der Juristen Intensivstraftäter genannt wird. „Ich hab ’nen eigenen Staatsanwalt“, sagt er lachend. Mit 17 wird Yehya nach einem Raubüberfall zu drei Jahren ohne Bewährung verurteilt. Der Regisseur Christian Stahl begleitet Yehya durch die Jahre im Gefängnis und parallel dazu seine Familie in Neukölln. Der Zuschauer ist dabei, wenn Yehyas Welt- und Gangsterbild wackelt, er in der Knasthierarchie schnell wieder aufsteigt, sich dem Islam zuwendet und im Knast plötzlich selbst zum Opfer wird. – Der Film zeichnet das eindrückliche Porträt eines jugendlichen Kriminellen, dessen Charme, kriminelle Energie und Reflektionsvermögen verblüffen und schockieren. Zwischen muslimischer Tradition und Gangsterträumen, Macho-Image und Moschee, dem allgegenwärtigen Krieg in der fremden Heimat der Eltern und dem Überleben in Europa. Der Film nimmt den Zuschauer mit in jene Welt, um die die Integrationsdebatte kreist. Mo 20. – Di 21.

William S. Burroughs: A Man Within
Yony Leyser. USA 2011. 87 Min. OmU. FSK ab 12
Kultfigur der Beat-Generation, Pionier der Gegenkultur, Drogenpapst: William S. Burroughs riss Grenzen des Mainstream ein, erhob den Drogenrausch zum künstlerischen Medium, wurde zum ungewollten Wortführer der schwulen Befreiungsbewegung. Sein Roman „Naked Lunch“ wurde zur Bibel von Punks, Hippies, der Queer-Bewegung, von Revolutionären, Künstlern und Musikern in aller Welt. William S. Burroughs: A Man Within ist der liebevoll-forschende Versuch, den Menschen zu ergründen, der aus Versehen seine Frau erschoss, dessen Werk den Konservatismus seiner Zeit bis ins Mark erschütterte, dessen kreative Gewalt die Kultur des 20. Jahrhunderts beben ließ. Regisseur Yony entwirft ein Porträt dieser schillernden Figur zwischen Individualismus und Abhängigkeit, zwischen Unabhängigkeit und Vereinnahmung und traf dafür u.a. Patti Smith, Iggy Pop, Gus Van Sant, John Waters, Sonic Youth, Laurie Anderson, Amiri Baraka, David Cronenberg und Allen Ginsberg. Fr 24. – Di 28.

Aber das Leben geht weiter
Dirk Szuszies, Karin Kaper. D 2011. 104 Min. Teilweise OmU. FSK ab 12
Anhand der Geschichte zweier Familien, einer deutschen und einer polnischen, und eines Hofes in der Nähe von Görlitz/Zorgelec erzählt der Dokumentarfilm von großer Geschichte und persönlichen Schicksalen. Erzählt wird von der Flucht der Deutschen, der jahrelangen Irrfahrt der Polen, von Krieg, Inhaftierung und Vertreibung. Dabei kommen nur Frauen der Familien zu Wort. Protagonistinnen der Geschichte, die sehr persönliche und sehr versöhnliche Töne anstimmen. „Ein Film, der auch für die Debatte über aktuelle Flüchtlingsströme und Migrationsbewegungen von großer Bedeutung ist. Ein Film, der rein aus dem Blick der betroffenen Frauen Machtmissbrauch und Verletzung elementarer Menschenrechte bewegend veranschaulicht.“ (Pressetext) – Am Sonntag, dem 26.2., ist Regisseurin Karin Kaper bei uns zu Gast. So 26. – Mo 27.

mit Goethe Gesellschaft Kiel – am 5.2. Einf.: Prof. Albert Meier


Faust
Alexander Sokurow. Russland 2011. 134 Min. Mit Johannes Zeiler. FSK ab 16
Faust ist Arzt, der in der ersten Szene mit ganzem Körpereinsatz eine Leiche ausweidet, die einzelnen Organe betastet, doch vergeblich nach dem Sitz der Seele sucht. Ihm zur Seite steht sein Famulus Wagner, der ebenso sporadisch auftritt wie Margarete (Gretchen). Mephisto erscheint hier in Gestalt eines Wucherers, an den Faust sich aus Geldnot wendet. – Goethe- und Faust-Liebhaber, die auf die zentralen Szenen der literarischen Vorlage warten, werden nur mit Fragmenten bedient; ab und an scheint ein bekanntes Zitat auf („Habe nun, ach!“); viel wichtiger als narrative Stringenz ist die beklemmende Atmosphäre, die Sokurow und sein Kameramann Bruno Delbonnel in den engen Bühnenbildern erzeugen. Mit seinen bekannten Stilmitteln wie verzerrten Bildern und der oft kaum verständlichen Tonspur, die für einen hypnotischen Klangteppich sorgt, lässt Sokurow eine kleinbürgerliche Welt entstehen, geprägt von Unmoral, primitiven Gelüsten, dem Abbild eines sinnlosen Leben schlechthin. Viele Fragen wirft dieser Faust auf, viel mehr als er auf den ersten Blick beantwortet, aber genau das macht Sokurows Film so eindrucksvoll und in der heutigen Kinolandschaft fast einzigartig. Do 2. – Mi 8.

Filmland Österreich


In den folgenden Monaten präsentieren wir eine kleine Reihe mit aktuellen österreichischen Filmen. Zum Auftakt zeigen wir den viel diskutierten

Michael
Markus Schleinzer. A 2011. 96 Min. Mit Michael Fuith, David Rauchenberger. FSK ab 16
Der Spielfilmdebüt des Österreichers Markus Schleinzer beschreibt die letzten fünf Monate eines unfreiwilligen Zusammenlebens des 10-jährigen Wolfgang mit dem 35-jährigen Michael. Der unaufällige Versicherungskaufmann Michael führt nach außen ein normgerechtes, angepasstes Leben. Niemand kann auch nur ansatzweise seine pädophile Neigung erahnen oder gar, dass er in seinem Keller ein Kind versteckt. Wolfgang darf zum Essen und Fernsehen sein Gefängnis verlassen, manchmal führt Michael ihn auch aus, in den Zoo oder in den Wald. Den Erklärungen, dass seine Eltern nichts mehr von ihm wissen wollen, will der Junge noch nicht gänzlich folgen. Er hat die Hoffnung auf eine Rückkehr noch nicht verloren. – Der Film erlaubt sich keinerlei reißerische Inszenierung, keinen Voyeurismus, keine konventionelle Spannung. Die Inszenierung bleibt immer nüchtern und konzentriert und zwingt den Zuschauer, einer zutiefst gestörten Seele bei ihren Taten zuzusehen. – Ein aufwühlender, kontroverser Film, der die spektakulären Verbrechen der europäischen Gegenwart diskutiert, ohne aus ihnen exploitatives Kapital zu schlagen. Gelobt von Michael Haneke, eingeladen zu Filmfestival in Cannes und nun endlich im deutschen Kino zu sehen. Do 9. – So 12.

KoKi Underground overground


Amer
Hélène Cattet, Bruno Forzani. F/B 2009. 90 Min. OmU. Mit Marie Bos. FSK nicht vorgelegt
Amer ist eine wahrhaft unvergessliche, psychosexodelische Hommage an die Formverliebtheit und die Hirnüberwältigungsstrategien des italienischen Horrorthrillers der 70er Jahre. Freunde der Filme von Dario Argento und Mario Bava, des Giallo-Genres, des Erotisch-Makabren sollten hier ebenso aufmerksam werden wie Freunde des gehobenen europäischen Kunstkinos – diesen Filme gilt es nicht zu verpassen! In drei Kapiteln werden Einblicke in das Leben, die Obsessionen und die Psyche Anas geboten. Als Kind erlebt sie das eigene Heim als unheimliches Labyrinth, in dem sie von furchteinflößenden voyeuristischen Blicken, ihren streitenden Eltern und dem Leichnam des Großvaters verfolgt wird. Als heranwachsende Schönheit fühlt sie die bewundernden, begehrenden und neidischen Blicke, die sie und ihre Mutter begleiten. Als Erwachsene kehrt sie in das Haus ihrer Kindheit zurück. In dem dunklen Anwesen nehmen ihre Ängste und verzerrte Erinnerungen mörderische, reale Gestalt an. – „Eine alptraumhafte Vision von Angst und Hoffnung. Großartig, aufregend, schillernd.“ (The Los Angeles Times). „Was für eine Offenbarung! Amer, ein visuelles Gedicht und Musical... Eine sinnliche Reise in die Geschichte der italienischen B-Serie.“ (Le Monde). „Man könnte nahezu endlos über die Schönheit dieses Werkes schreiben, ohne ihm auch nur im Geringsten gerecht zu werden.“ (Markus Müller, moviemaze.de) Di 21. – So 26.

Rosa Linse präsentiert: Gay-Filmnacht


Gay Kurzfilmnacht
CH/UK/US/AU /CL 2009–2010. 94 Min. OmU. FSK 16 beantragt
Lucho hat sich in seinen sexy Nachbarn von gegenüber verguckt, Greg fällt im Familienurlaub nichts Besseres ein, als sich zum Miss-Fidschi-Schönheitswettbewerb anzumelden, Jérémie konkurriert mit seiner Mutter darum, in der Nacht flachgelegt zu werden, Maurice kann sich nicht zwischen seinem Freund und dem Arbeitskollegen seines Vaters entscheiden, Joe steht kurz vor seinem ersten Mal und Bobby fragt sich, ob sein gebrochenes Herz wieder heilt. – Ein Kinoabend in sechs Kurzfilmen, scharf, sexy, witzig, traurig, dramatisch und überwältigend. Schwule Geschichten, die zum Besten gehören, was die Filmfans auf den letzten schwul-lesbischen Filmfestivals zu sehen bekamen. Sechs Helden, sechs Geschichten, sechs Pointen, sechs Mal verliebt! Mo 13.

Rosa Linse präsentiert: L-Night


Herbstgefühle
Jon Garaño, José María Goenaga. E 2010. 105 Min. OmU. Mit Itziar Aizpuru. FSK 12
Axun und Maite sind zwei Damen um die 70, die das Schicksal wieder zusammen führt, nachdem sie vor 50 Jahren einmal beste Schulfreundinnen waren. Die eine ist Hausfrau und führt eine ausgelaugte Ehe, die andere ist Pianistin und lebt offen lesbisch. Nun, da sie sich wiedersehen und ihre Freundschaft neues Feuer fängt, müssen sie ihre Lebensentwürfe überdenken und Gefühle zulassen, die schon fast ein Leben lang darauf brennen. Besser spät als nie! Gefeiert auf vielen Festivals und mit Preise überhäuft (zuletzt mit dem Homochrom-Zuschauerpreis), ist Herbstgefühle nun endlich in der L-Filmnacht zu sehen. Mo 27.

Psychoanalyse + Film – Gespräch mit Dipl.Psych. G. Bergmann-Mausfeld


Lilja 4-ever
Lukas Moodysson. S/DK 2002. 109 Min. dt. Fs. Mit Oksana Akinshina. FSK 12
Die 16jährige Lilja lebt in einer verwahrlosten Plattenbau-Vorstadt irgendwo in Russland. Ihre Mutter ist soeben Hals über Kopf mit ihrem Geliebten in die USA übergesiedelt, Lilja bleibt in einer feuchten, stinkenden Wohnung zurück, ohne Geld, allein auf sich gestellt. Es gleicht einem Wunder, als sich ein junger Mann anscheinend aufrichtig in sie verliebt: Andrej, der ihr verspricht, sie mit nach Schweden zu nehmen. Aber kurz vor dem Abflug erklärt er ihr, dass sie zunächst alleine reisen muss. Der Mann, der sie dann in Schweden empfängt, ist kein wohlmeinder Freund Andrejs, sondern ein Zuhälter, der sie mit Gewalt in seine Dienste zwingt ... So 5.

Irre gute Filme – mit Kieler Fenster und Brücke SH


Vincent will Meer
Ralf Huettner. D 2009. 91 Min. Mit Florian David Fitz, Heino Ferch. FSK ab 6
Nach dem Tod seiner Mutter wird der an Tourette erkrankte Vincent vom hysterischen Vater umgehend in eine Klinik eingewiesen – sollen sich doch die Spezialisten um den Jungen kümmern. Dort lernt Vincent die rebellische Marie und den eigenbrötlerische Alexander kennen. Gemeinsam mit ihnen beschließt er, einen unangemeldeten Kurzaurlaub ans Meer zu unternehmen. Sein Vater – ein aufstrebender Politiker – sieht’s mit Grausen… Ralf Huettner, in dessen Filmografie sich so beachtliche Werke wie Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem oder Die Musterknaben finden, sucht hier von Anfang an einen augenzwinkernden Zugang – es ist erlaubt, ja sogar gewünscht, dass man lacht, wenn Vincent, seine Ticks und die meist unvorbereitete Umwelt aufeinander treffen. Der Witz geht dabei nicht auf Kosten des Erkrankten, sondern allenfalls auf die seines Gegenübers. Do 23.

Wunschfilme


David Cronenberg. GB/F/D/Kan/CH 2011. dt.Fs. Mit Michael Fassbender. FSK ab 16
Sigmund Freund, Erfinder der Psychoanalyse, und der schweizer Arzt C. G. Jung, der als einer der ersten Freuds Theorien anwandte (und kritisch kommentierte), standen lange Zeit im engen wissenschaftlichen Austausch. Cronenberg lässt seinen ergreifenden Film um dieses Gravitationszentrum der psychoanalytischen und psychotherapeutischen Großmeister kreisen, indem er eine Frau zwischen die beiden Männer stellt. Di 14. – Mi 15.

The Ides of March
George Clooney. USA 2011. 96 Min. OmU. Mit George Clooney, Ryan Gosling, FSK ab 12
Vorwahlen in den USA: Die Präsidentschaftskandidaten der Parteien ziehen durchs Land, im Schlepptau immer einen riesigen Tross von Beratern und Strategen, die jedes Interview, jedes Foto und jeden öffentlichen Auftritt koordinieren. Einer von ihnen ist der junge Stephen Myers, der dem progressiven Präsidentschaftskandidaten Mike Morris wichtige Slogans und Argumente formuliert. Vielleicht macht er seinen Job zu gut – denn die Gegenseite versucht, ihn abzuwerben. Myers geht zwar nicht darauf ein – aber das Vertrauen seines Teamleiters in ihn ist erschüttert. Und so beginnt auch innerhalb des Teams ein Kampf mit harten Bandagen, der wenig von dem Idealismus und der Aufrichtigkeit spüren lässt, die der Kandidat nach außen vertritt ... Do 16. – Mi 22.

Jane Eyre
Cary Fuji Fukunaga. GB 2011. 120 Min. OmU. Mit Mia Wasikowska. FSK ab 12
Weder sentimental noch kitschig oder pathetisch, sondern äußerst prägnant inszeniert Ausnahmetalent Cary Fukunaga (Sin Nombre) seine zeitlose Liebesgeschichte aus dem viktorianischen England. Dabei entsteht aus Charlotte Brontës literarischen Welt-Klassiker „Jane Eyre“ erzählerisch eigenständiges Gefühlskino der besonderen Art. Genial verbindet der Regisseur Elemente von Psychodrama und schaurigen Horrorfilm. Beeindruckend verkörpert dabei die junge Australierin Mia Wasikowska die Titelheldin als Vorbotin einer selbstbewussten Weiblichkeit. Do 23. – Mi 29.

mit Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V., BEI – mit Gespräch


Hunger
Marcus Vetter, Karin Steinberger. D 2011 (SWR). 90 Min. FSK nicht vorgelegt
Man kennt das Bild mittlerweile. Ein Boot voller Menschen am Touristenstrand auf Gran Canaria. Sie zahlen ein Vermögen, um auf überfüllten Fischerbooten in eine Welt überzusetzen, die sie nicht kennen, aber von der sie wunderbare Dinge gehört haben. Der 90-minütige Dokumentarfilm erzählt, wie Menschen, Gruppen und Organisationen darum ringen, eines der schlimmsten sozialen, politischen und ökonomischen Probleme unserer Tage zu lösen: den Hunger in der Welt. In fünf Ländern stellen Marcus Vetter und Karin Steinberger die Frage, wie Menschen mit dem Hunger leben und warum so viele Konzepte der Entwicklungspolitik versagt haben. Von Haiti, wo die mittellosen Bauern mit den Zauberworten Freihandelspolitik und Strukturanpassung gelockt wurden, bis nach Kenia, wo ganze Landstriche seit Jahren von Lebensmittelhilfe abhängig sind. Mi 29.

Stummfilm mit Live-Musik – am Klavier: Werner Loll


Fridericus Rex: Schicksalswende
Arzen von Cserépy. D 1923. ca. 90 Min. Mit Otto Gebühr, Lothar Müthel. FSK nicht vorgelegt
Das zu Beginn der 1920er Jahre von der Ufa angeschobene Großprojekt war nie unumstritten: Schon die Zeitgenossen erkannten die Tendenz des Vierteilers, der unverblümt die Figur des Preußenkönigs glorifiziert. Um sich nach den ersten Teilen weitere hämische Kritiken zu ersparen, engagierte Regisseur Cserépy für den vierten Teil den Friedrich-Biograf Walter von Molo, mit dem Resultat, dass jener vierte Teil als der beste der Reihe gilt (er ist heute auch leider der einzige, der für Kinoaufführungen zur Verfügung steht). – Nach dem Tod seines Vaters Friedrich Wilhelm I. bewahrt Fridericus als neuer König von Preußen sich die Ideale seiner Jugendjahre und setzt umgehend die Abschaffung der Folter und die Freiheit des Glaubens durch. In Potsdam lässt er das Schloss Sanssouci errichten, das nach seiner Fertigstellung ein lebensfroher Ort des Geistes und der Künste wird. Auf der außenpolitischen Ebene droht jedoch eine Eskalation des jahrelangen Konflikts mit Österreich, das sich schließlich mit Frankreich und Russland gegen Preußen verbündet ... So 5.

Filme mit großer Klappe – 25 Jahre Filmtournee Unterwegs


„Lieber ein schmales Format als ein schmales Konzept“ oder „Filme mit großer Klappe“, so die Slogans, mit der im Winter 1986 Schleswig-Holsteins „junge Filmszene“ ihre erste Super-8-Film-Tournee startete. Unterstützt von der „LAG Film“ und dem Kultusministerium in Kiel zogen die jungem Filmemacher quer durchs Land. Sie hatten Vorführtechnik und Filme dabei und boten in Schulen, Jugendzentren, Kommunalen Kinos, aber auch Jugendgefängnissen oder Altenheimen ihre Kurzfilme dar. Ziel der Filmtournee war es, für schleswig-holsteinische Kurzfilme eine interessierte Öffentlichkeit zu finden und den Kontakt zwischen hiesigen Filmschaffenden und dem Publikum herzustellen. Man wollte provozieren, polarisieren, politisieren, dokumentieren, experimentieren oder einfach nur Geschichten erzählen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. In den nächsten Jahren entwickelte sich daraus Deutschlands erfolgreichste Super-8-Filmtounee: mehrere 100 Vorstellungen in der ganzen Republik mit Schwerpunkt auf dem nördlichsten Bundesland. Insgesamt wurden über 500 Filme gezeigt. Jetzt – zum Jubiläum – präsentiert die Filmtournee Unterwegs noch einmal die Filme der ersten Stunde, und zwar in den Originalformaten Super-8 und 16mm. So wird das Publikum diese Filme dann auch in der einstigen Vorführatmosphäre mit (leise) knatternden Projektoren im Kinosaal erleben: „Klassiker“ wie z.B. „Eskalation“, „Ich und mein Schlot“ oder „Einmal im Leben“. Viele der damaligen FilmemacherInnen haben ihr Kommen zugesagt, und sie werden sicherlich gespannt sein, wie ihre frühen Werke heute beim Publikum ankommen. Mi 22., 20:30