Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im April:
Detailliertes Programm hier.

neu in Kiel


Das bessere Leben – Elles
Malgoska Szumowska. PL/F/D 2011. 96 Min. dt.Fs. und OmU. Mit Juliette Binoche, Joanna Kulig
Anne schreibt für ein großes Pariser Magazin eine Reportage über Studentinnen, die sich prostituieren. Die Frauen, die sie porträtiert, sind glänzende Studentinnen. Für sie bestehen Klassenkampf und sozialer Ausgleich nicht aus politischen Diskursen, Fördermaßnahmen und kollektiven Interessen, sondern aus dem Tausch von Sex gegen Bargeld. Dieser Lebensstil spiegelt sich auf seltsame Weise in Annes karrieristischer Welt. Durch die neu gewonnene Perspektive stellt sie vor allen Dingen ihre Beziehung zu ihrem Mann und zu sich selbst in Frage. Do 29.3. – Mi 11.4.

König des Comics – Ein Film über Ralf König
Rosa von Praunheim. D 2012. 80 Min.
Rosa von Praunheim, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, ist seit mehreren Jahrzehnten einer der herausragenden deutschen Filmemacher, wenn es um die Auseinandersetzung mit Homosexualität geht. Seine zunehmend aufgeklärten und auf subtile Art weisen Filme haben dabei bis heute nie ihren liebenswert verspielten und leicht anarchischen Charme verloren. Sein letzter Streich porträtiert Leben und Werk des neben Walter Moers und Brösel wohl erfolgreichsten deutschen Comiczeichners. 1987 wurde Ralf König mit dem Comic Der bewegte Mann berühmt. Er hat es geschafft, schwulen Alltag und alltägliche Stereotype als liebevoller Chronist und satiririscher Kommentator abzubilden, und das mit einem anarchischen Humor, der immer auch ein heterosexuelles Publikum zu begeistern vermochte. Im Film kommen Wegbegleiter, Fans und der König selbst zu Wort, der auch heute keine Angst vor Kontroversen und Tiefgründigem hat. Ein charmantes, lustiges und uneitles Erk über einen charmanten, lustigen und uneitlen Künstler. Ein Muss für Fans und die, die es werden mögen. Fr 30.3. – Mi 4.4.

Martin Gerner. D 2011. 80 Min
Der Film erzählt die Geschichte von fünf jungen Afghanen: Mirwais, 10 Jahre und noch ein Kind, redet über Krieg und Frieden fast wie ein Erwachsener. Nazanin, eine Lokalreporterin, kämpft für Gleichberechtigung obwohl sie die Burka tragen muss. Hasib, Student mit Baseballmütze, träumt von freien und fairen Wahlen. Ghulam und Khatera drehen einen Spielfilm, mitten im bewaffneten Konflikt. – Einblick in die Seelenlage einer jungen Generation, die zwischen Taliban und ausländischem Militär aufwächst und sich nach einer offenen Gesellschaft sehnt, einem arabischen Frühling am Hindukusch. Aber ständig ist ihr Aufbruch in Gefahr, gerät der Alltag zur Gratwanderung. – In seinem ersten Dokumentarfilm Generation Kunduz versucht Regisseur Martin Gerner genau diesen ganz normalen Menschen eine Stimme zu geben. Seit Jahren hat er als Reporter viel Zeit vor Ort verbracht und auch als Trainer und Dozent für Medien versucht, beim Aufbau einer freien, unabhängigen Presse zu helfen. Er ist also gerade kein Ausländer, der kurz in einer Krisenregion auftaucht, Bilder und Geschichten mitnimmt und möglichst schnell wieder verschwindet. Diese Nähe zu den afghanischen Menschen spürt man in jedem Moment des Films, sie machen ihn zu so einem außergewöhnlichen Dokument, das jeder sehen sollte, der sich abseits der Mainstream-Medien ein Bild von Afghanistan machen will. Di 3., 18:30

6 x Venedig
Carlo Mazzacurati. Italien 2010. 95 Min. OmU. Mit Giovanna Galeazzi, Roberta Zanchin, Ernesto Canal u.a.
Wovon gibt es mehr – Sandkörner am Strand oder Bilder, Filme und literarische Darstellungen von Venedig? Ganz klar: letzteres. Von privaten Film- und Fotoaufnahmen ganz abgesehen, zeigt die Lagunenstadt auch im Kino erstaunliche Präsenz – Indiana Jones war einmal da, James Bond schon dreimal (und versenkte dabei einen Palazzo), Woody Allen, Luchino Visconti und Nicholas Roeg drehten dort unvergessene Meisterwerke, und lange ist kein Ende in Sicht... Und nun? Eine Dokumentation über Venedig, die sich bemüht, hinter all den bekannten Postkartenansichten und Touristenperspektiven das unbekannte, das eigentliche Venedig aufzuspüren. Auch das klingt schon wieder wie ein Klischee, aber das Ergebnis überrascht doch durch seine Nähe zu den Menschen und die sensible Einbettung dieser unbekannten Alltagsgeschichten in den Prospekt der unvergleichlich bekannten Stadt. Man glaubt es kaum, aber Venedig ist auch eine Stadt mit normalen Einwohnern. Wie ist ihr Blick auf diese Stadt und das Leben in ihr? Unterscheidet sich ihr Lebensrhythmus von unserem? Bei Tag und Nacht leuchtet der Film in die Ecken der Stadt und hört den Geschichten der Bewohner zu: ein Archivar, ein Zimmermädchen, ein Archäologe, ein Künstler, ein ehemaliger Dieb und ein Junge. Do 5. – Mi 11.

Kairo 678
Mohamed Diab. Ägypten 2010. 100 Min. Mit Boshra, Ahmed El Feshawy, Maged El Kedwany, Nelly Karim, Nahed El Sebai, Basem Samra
Ein Jahr nach dem arabischen Frühling zeigt Kairo 678 den gesellschaftlichen Umbruch in Ägypten aus der bisher nicht gezeigten Perspektive der Frauen. Der Film bietet einen tiefen Einblick in die ägyptische Gesellschaft und wagt es, das tabuisierte Thema der sexuellen Belästigung aufzugreifen. Der Film erzählt von drei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die sich nicht länger mit männlichen Übergriffen abfinden wollen. Fayza (Bushra) wird ständig in den überfüllten Bussen der Metropole begrapscht, Seba (Nelly Karim) wurde vor Jahren Opfer einer Massenvergewaltigung und Nelly (Nahed El Sebaï) ist bei einem Überfall nur knapp ihren Peinigern entkommen. Ganz unterschiedlich reagieren die Frauen, die nicht mehr Opfer sein wollen – die eine zieht vor Gericht, die andere das Messer. – Kairo 678 führt vor, welch großer Wandel in der ägyptische Gesellschaft gerade vor sich geht. Mit viel Einfühlungsvermögen und großer Eleganz nähert sich der Regisseur Mohamed Diab seinem heiklen Thema, erzählt von einer rücksichtslosen Männergesellschaft und Frauen, die sich gegen traditionelle Rollenmuster zur Wehr setzen. Bushra und Maged El Kedwany wurden als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet. Do 12. – Sa 14.

Monsieur Lazhar
Philippe Falardeau. Kann 2011. 94 Min. Dt.Fs. und OmU. Mit Fellag, Sophie Nélisse, Emilien Néron, Danielle Proulx, Brigitte Poupart, Evelyne de la Chenelière
Bachir Lazhar liest es in der Zeitung: Eine Grundschullehrerin hat sich das Leben genommen. Der 55-Jährige wohnt noch nicht lange in Montreal. Er ist aus Algerien geflüchtet und hofft in Kanada auf politisches Asyl. Kurzerhand bewirbt er sich an der Schule als Ersatzlehrer – und bekommt den Job. Auf Lazhar wartet viel Arbeit. Die Schüler sind traumatisiert, vor allem Simon und Alice. Der Junge, weil er die Tote fand, das Mädchen, weil es eine besonders enge Verbindung zu ihr hatte. Während Simon das Unglück von sich wegschiebt, sucht Alice die Auseinandersetzung. Die Klasse kann mit ihrem neuen Lehrer zunächst nichts anfangen – liebt er doch Balzac (wen?) und hat ein vom modernen Kanadier so grundverschiedenes Distanzverhalten (nämlich keines). Aber Lazhars Methoden zeigen Wirkung: Die Schüler beginnen sich allmählich zu öffnen und ihren Lehrer als Vertrauensperson zu akzeptieren. Was sie dabei nicht wissen: Auch Lazhar hat einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten... Monsieur Lazhar ist ein leises Drama mit einem warmen, optimistischen Grundton. Es wird getragen von dem charismatischen Spiel Fellags, eines in Algerien bekannten Komikers und Schriftstellers, und von der großartigen Leistung der Kinderdarsteller, die eine Natürlichkeit auf die Leinwand zaubern, als würden sie heimlich in ihrem eigenen Schulalltag gefilmt. Do 12.4. – Mi 2.5.

Einer wie Bruno
Anja Jacobs. D 2011. 100 Min. Mit Christian Ulmen, Lola Dockhorn, Lucas Reiber, Janina Fautz, Hans-Werner Meyer, Ursina Lardi
Seit dem Tod der Mutter leben zwei 13-Jährige allein in der Wohnung in einer Hochhaussiedlung – so könnte man sagen. Denn nur einer der beiden 13-Jährigen ist wirklich 13: Radost ist gut in der Schule und ein bisschen die Außenseiterin in der Klasse. Ihr Vater ist so um die 40, aber durch eine geistige Behinderung auf dem Entwicklungsniveau eines 13-Jährigen geblieben. Um die Wohnung nicht zu verlieren, müssen sie für die Frau vom Amt Normalität vorspielen. Das funktionierte bislang ganz gut. Aber zunehmend ist Radost von ihrem Baby-Daddy (so der Arbeitstitel des Films) genervt. Und dann kommt der betont coole Benny als Neuer in die Klasse. Umgehend verschieben sich Radosts Interessen dorthin, wo sie naturgemäß bei Mädchen ihres Alters sind... Anja Jacobs’ Film beginnt in konventionellen Bahnen, fast wirkt es, als würden die typischen Figuren und Situation einer Geschichte dieser Art abgehakt. Doch dann bekommt Einer wie Bruno die Kurve und wagt sich doch noch aus den eingefahrenen Strukturen seiner Geschichte heraus. Das liegt besonders daran, dass weniger Bruno die Hauptfigur ist, sondern Radost, die im Verlauf des Films eine Art Pubertät im Zeitraffer durchlebt. Mit zunehmendem Selbstvertrauen stellt sie sich den vielfältigen Problemen, schießt bisweilen übers Ziel hinaus, entwickelt sich letztlich aber zu einer resoluten Person. So wird Einer wie Bruno zu einem sehenswerten Film über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung. Do 26.4. – Mi 2.5.

Das Turiner Pferd
Béla Tarr. Ungarn/Deutschland/Frankreich/Schweiz 2011. 150 Min. sw. Erika Bók, János Derzsi, Mihály Kormos, Ricsi
1889. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche wird auf einer Turin-Reise Zeuge, wie ein widerwilliges Pferd auf offener Straße ausgepeitscht wird. Er versucht das Pferd zu retten, indem er sich an dessen Hals wirft. Wenige Wochen nach diesem Vorfall wird bei ihm eine schwere psychische Erkrankung diagnostiziert. So lebt er 10 Jahre bis zu seinem Tod sprachlos und ans Bett gefesselt unter der Obhut seiner Mutter und Schwestern. Dieser Film folgt der Frage, was mit dem Pferd geschehen ist. Béla Tarr erzählt die fiktive Geschichte des Kutschers, seiner Tochter und ihres Pferdes. Es sind beklemmend raue, wortlose Sequenzen, in denen sich die immer gleichen, trostlosen Alltagsabläufe wiederholen. Der Kutscher ist ein Landwirt, der sich mit dem Pferdefuhrwerk über Wasser hält. Die Tochter führt den Haushalt. Das Leben ist hart und karg, das Pferd alt und krank. Es kann die harte Arbeit nicht länger erledigen, auch wenn es die Befehle noch so gern befolgen möchte. Es will nur noch in Ruhe sterben. – Der ungarische Regisseur Béla Tarr steht wie kaum ein zweiter für eine ganz und gar unnachgiebige Haltung, wenn es darum geht, seine künstlerischen Visionen umzusetzen. Grundsätzlich haben seine Filme etwas Monumentales, Urgewaltiges und Strenges – nicht allein wegen ihrer Länge (Tarrs Film Satanstango von 1994 dauert über sieben Stunden). Die Dreharbeiten ziehen sich oft Jahre hin, wiederkehrendes Stilmittel sind Schwarzweißfotografie und extrem lange Einstellungen mit bewegter Kamera. Tarrs Kino biedert sich niemals an; es fordert den Zuschauer auf, sich auf die gewichtigen Erzählungen einzulassen. Wer diesem Ruf folgt, erlebt ein Kino, das in der Übermacht der Unterhaltungsindustrie einzigartig ist. – Tarr kündigte an, dass Das Turiner Pferd sein letzter Spielfilm sein wird. Sa 28. – Mo 30.

Psychoanalyse und Film – mit John-Rittmeister-Institut Kiel


Die Band von nebenan
Eran Kolirin. Israel/F 2007. 83 Min. Mit Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Saleh Bakri, Khalifa Natour, Shlomi Avraham, Rubi Moscovich, Gavriel Ayrum, Jabarin Camal
Zur Eröffnung des arabischen Kulturzentrums im israelischen Petah Tikva ist ein Polizeiorchester aus dem benachbarten Ägypten eingeplant. Der Einladung folgend hat die achtköpfige Gruppe die Reise angetreten und die erste Etappe erfolgreich mit dem Flugzeug bewältigt. Doch irgendetzwas ist falsch gelaufen. Als die Kapelle endlich am Ziel ist, ist sie doch falsch: sie sind in Petah Tikva, nicht in Bet Hatikva angekommen. Der Gastfreundschaft einiger Dörfler ist es schließlich gedankt, dass sich Ägypter und Israelis in dieser Nacht nahe kommen. – Die Band von nebenan ist ein kleiner Film über die kleinen Möglichkeiten der Völkerverständigung im Privaten, dem man nicht anders als mit großer Sympathie begegnen kann. So 1., 18:30

Let’s dance and sing and go to the movies! Musicals!


Sound of Music – Meine Lieder, meine Träume
Robert Wise. USA 1965. 174 Min. dt. Fs./OmU. Mit Julie Andrews, Christopher Plummer
Salzburg im Jahr 1938: Die Novizin Maria wird von ihrer Oberin zu dem verwitweten Kapitän von Trapp geschickt, um dort als Erzieherin zu dienen. Die begeisterte Sängerin und Tänzerin steckt die Kinderschar schnell mit ihrer Leidenschaft an, und die Kinder binden sich immer mehr an die lebensfrohe Frau. Der strenge Kapitän sieht das gar nicht gerne und gibt sich Maria gegenüber reserviert, zumal er mit einer Baronin aus Wien anbandelt, die die Kinder nicht leiden können. Natürlich jedoch verlieben sich Kapitän und Maria ineinander und die Musik hält wieder Einzug im Hause von Trapp. Doch mit der Annexion Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland ziehen dunkle Wolken auf... Kapitän von Trapp soll seinen dienst in der Wehrmacht unverzüglich antreten... – In unserer Reihe von Filmmusicals zeigen wir den immer noch erfolgreichsten Film des Genres: Ein Vergnügen voll grüner Wiesen, unschuldiger Nonnen, lachender Kinder, Dramatik, Liebe und unvergesslicher Musik von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein. So 15., 15:00

mit Kieler Fenster und Brücke SH + John-Rittmeister-Institut


Bessere Zeiten
Pernilla August. S 2010. 94 Min. dt. Fs. Mit Noomi Rapace, Ola Rapace, Outi Mäenpää, Ville Virtanen, Tehilla Blad, Alpha Blad, Junior Blad, Selma Cuba
Leena erhält eines Morgens einen unerwarteten Anruf: Am anderen Ende der Leitung meldet sich das Krankenhaus ihrer Heimatstadt mit der Benachrichtigung, dass Leenas Mutter im Sterben liegt. Natürlich liegt es nahe, sofort die Reise zur Kranken anzutreten, doch die Mittdreißigerin zögert. Jahrelang hat sie versucht, vergangene Stationen, die Verwundungen ihrer Kindheit zu vergessen. Als ihr Mann sie drängt doch loszufahren, überwältigen Leena die Erinnerungen. Erinnerungen an den Alkoholismus ihrer Familie, ihren Bruder und den eigenen verzweifelten Versuch, einen Schein von Normalität und Glück zu wahren. – Pernilla August, unter anderem Schauspielerin bei Ingmar Bergman (Fanny und Alexander) und George Lucas (Star Wars Episode 1), legt mit Bessere Zeiten ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin vor und kann ein tolles Schauspielerensemble (u.a. Noomi Rapace und Tehilla Blad, die erwachsene und die junge Lisbeth Salander in Stieg Larssons Verblendung) für ihr dichtes, anrührendes Drama aufbringen. Do 19. – Mi 25.

Filmreihe Sprechen – Helfen – Lernen mit der Schule für Logopädie Kiel


Babys
Thomas Balmès. F 2009. 79 Min.
Dritter Film der Reihe Sprechen–Helfen–Lernen; zum Thema Sprachentwicklung: Der französische Dokumentarfilm zeigt die Entwicklung vierer Säuglinge aus verschiedenen Regionen der ERde in ihrem ersten Lebensjahr. – Anschließend Gespräch. Zu Gast: Kerstin Schauß-Golecki, Logopädin, B.A. & Lehrlogopädin. Di 17., 18:30

mit ZIP / Uniklinikum. Zu Gast: PD Dr. Robert Göder, Leiter d. Schlaflabors


Goodnight Nobody
Jacqueline Zünd. D/Ch 2010. 77 Min. OmU
Goodnight Nobody ist eine hypnotische Reise durch die Nacht. Der Film begibt sich in die Köpfe von vier Schlaflosen, Nachtmenschen wider Willen und erlebt mit ihnen den Schwebezustand zwischen einer wirklichen Traumwelt und einer traumhaften Wirklichkeit. Der Film folgt dem Rhythmus der Nacht und lässt den Zustand der Schlaflosigkeit nachempfinden, macht ihn physisch erlebbar. Aufputschend und gleichzeitig betäubend. Ein Wechselspiel zwischen Melancholie und Martyrium. Die vier Insomniacs aus vier verschiedenen Erdteilen führen uns durch ihre Nacht, die sie gefangen hält. Eine Nacht voller Dunkelheit und Einsamkeit, eine Nacht mit Angst und Schmerz. Eine Nacht aber auch voller Schönheit, Phantasie und Hoffnung. Es sind Fragmente von Lebensgeschichten in konzentrierter Stille und heldenhaft bezwungene Stunden Richtung Morgen, wo die ersten Sonnenstrahlen Fluch und Erlösung zugleich sind. Mi 18., 18:30

Rosa Linse präsentiert: Gay-Filmnacht


Noordzee Texas
Bavo Defurne. Belgien 2011. 94 Min.
Der 15-jährige Pim lebt mit seiner lauten und lebenslustigen Mutter in einem Kaff an der belgischen Nordseeküste. Während die ehemalige Schönheitskönigin sich nachts als Akkordeonspielerin in Kneipen herumschlägt, flüchtet sich ihr introvertierter Sohn in Tagträume, zeichnet und sammelt kleine Dinge in versteckten Schachteln. Sein sexuelles Erwachen ist ganz auf den älteren Nachbarsjungen Gino gerichtet, seinen Motorrad-Held, der gerade einiges ausprobiert und Pims Avancen gegenüber nicht unbedingt abgeneigt ist. Doch das Leben besteht nicht nur aus Träumen und zaghaften Annäherungen – die brave protestantische Kleinstadt wird Pim bald genauso eng wie seiner Mutter. Und als Zoltan, der attraktive Schausteller, bei ihnen aufkreuzt und einzieht, geraten die beiden plötzlich in Konkurrenz zu einander. Pim erkennt, dass er seine Träume selbst in die Tat umzusetzen muss… Mo 16., 20:30

Rosa Linse präsentiert: L-Night


Tomboy
Céline Sciamma. F 2011. 82 Min. Mit Zoé Héran, Malonn Lévana, Jeanne Disson, Sophie Cattani, Mathieu Demy, Rayan Boubekri, u.a.
Laure trägt ihre Hosen am liebsten weit und die Haare kurz. Wie ein Mädchen sieht sie nicht aus und möchte am liebsten keins sein. Laure ist ein Tomboy: ein Mädchen, das sich wie ein Junge kleidet, fühl und benimmt. Als sie mit ihren Eltern umzieht, nutzt sie ihre Chance und stellt sich ihren neuen Freunden als Michael vor. Geschickt hält sie ihr intimes Abenteuer vor den Eltern geheim. Für ihre Familie bleibt sie Laure, doch für die anderen Kinder ist sie Michael, der rauft, Fußball spielt, und in den sich die hübsche Lisa verliebt. Laure kostet ihre neue Identität aus, als ob der Sommer ewig so weitergehen könnte... Mo 23., 20:30

mit amnesty international


Kahlschlag – Der Kampf um Brasiliens letzte Wälder
Marco Keller. D 2011. 82 Min. OmU
Der Film erzählt von den Auswirkungen einer intensiven und exportorientierten Landwirtschaft auf die Ureinwohner Brasiliens, lässt dem Zuschauer aber die Chance, sich das Thema selbst zu erschließen. Die Protagonisten sprechen von ihrem Schicksal, der Ausbeutung, der Zerstörung ihrer Natur, der Ansiedelung multinationaler Agrargrarkonzerne, aber auch von dem Kampf gegen die Umstände ihres momentanen Daseins. „Kahlschlag nennt Marco Keller seinen Film. Ein vieldeutiger Titel für diesen paradigmatischen Film, der dem Zuschauer eindringlich klar macht, dass wir alle abhängig sind von einer unzerstörten Natur ebenso wie vom friedlichen Zusammenleben und davon, dass nicht die Mächtigen und Reichen ihre grenzenlosen Geschäfte machen auf Kosten der Schwachen und Armen.“ (Rudolf Blank, ZDF) Di 24., 18:30

Nochmal: Nordkoreanische Filme in Kiel


Vom 26. 9. bis zum 15. Oktober 2011 gastierte eine Tournee Nordkoreanischer Spielfilme im Kino in der Pumpe. Kiel war damit eine von nur drei Stationen einer bislang einzigartigen Initiative Nordkoreanischer Behörden, die eigene Filmkultur im Ausland vorzustellen, Kontakte zu knüpfen und sich dem Austausch und damit auch – nicht zuletzt – der Kritik zu stellen. Die anfänglichen Unsicherheiten im gegenseitigen Umgang der Kieler KinobesucherInnen mit der Nordkoreanischen Delegation waren schnell überwunden, und – wie üblich in solchen Situationen – verabschiedete man sich am Ende voneinander mit dem Versprechen, dem Projekt bald schon ein ähnliches folgen zu lassen. Und tatsächlich schickte uns die staatliche Filmvertriebsagentur Korfilm unlängst ein Paket mit weiteren Filmen. Das KoKi zeigt diese Filme an vier Sonntagen im April. Alle Eintrittsgelder werden wir komplett an die Nordkorea-Hilfsprojekte von Cap Anamur weiterleiten.

Wish
Jan In Hak, Ri Yun Ho. DVRK 2011. OmeU. Mit Paek Ryon Hui
So 8., 16:00

Kang Ho Yong
Yong Jun. DVRK 2007. 96 Min. OmeU. Mit Kim Chol Nam, Rim Yong Ho
So 15., 18:30

A Happy Family with Songs
Rim Chang Bom, Jang In Hak. DVRK 1990. OmeU. Mit Son Won Ju
So 22., 16:00

The Morning Glow over the Countryside
Jong Sung Jin u.a. DVRK 2010. 85 Min. OmeU.
So 29., 16:00