Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Oktober:
Detailliertes Programm hier.

Institut Français und KoKI präsentieren: das 16. Nouveau Cinéma Français – 26.-28.10.


Tradition hin oder her – gelegentlich machen Neuerungen auch vor dem, das wir am meisten lieben, nicht halt: in diesem Fall vor dem Fest des Jungen Französischen Films, das wir in diesem Jahr zum nunmehr 16. Mal bestreiten. Andererseits ändert sich auch gar nicht so viel, mal abgesehen vom Termin. Den nämlich haben wir nämlich erstmalig verschoben, und zwar nach vorne. Mittlerweile haben sich in Deutschland sehr viele französische Filmfeste etabliert, und so ist die Nachfrage nach Filmkopien an den Novemberwochenenden dramatisch gestiegen. Dieses Gedrängel um die begehrten Premieren umgehen wir nun, indem wir uns in den Oktober verlegen. Und siehe da – die Rechnung geht auf: So hochkarätig war das Filmfest lange nicht mehr! Wir eröffnen mit L’exercice de l’état (The Minister), der bitter-bösen Schilderung von Aufstieg und Fall eines machthungrigen Premiérs. Am Samstag werden wir ganz kulinarisch mit Entre les bras, der Dokumentation über ein Vater-Sohn-geführtes Sternerestaurant, und Haute cuisine, einer Komödie über eine im Präsidenten-Palais tätige Köchin. Am Sonntag präsentieren wir mit L’Illusioniste einen Trickfilm für Kinder, um danach mit dem sensiblen Bergdrama L’enfant d’en haut und der charmanten Mutter-Tochter-Komödie Parlez-moi de vous (Sag, dass du mich liebst) zwei tolle Abschlussfilme nachzuschieben. – Dazu kommt der bewährte Empfang am Freitag, den wir dieses Jahr in der Galerie begehen, die – das ist eine weitere Neuerung – das gesamte Festival über als Café genutzt wird. Filmhistorische Überraschungen runden dieses Fest ab, und wir sagen schon jetzt: Merde, wird das gut!

neu in Kiel


Im Regen des Südens / Lluvia
Paula Hernandez. Argentinien 2008. 110 Min. OmU. Mit Valeria Bertuccelli
Um es gleich vorweg zu sagen: Im Regen des Südens ist schon deshalb ein Film wie geschaffen für Schleswig-Holstein, weil die Handlung beinahe durchgehend im Regen spielt. Alles beginnt in einem Verkehrsstau, irgendwo in Bueno Aires. Hier steckt Alma mit ihrem Auto fest, als plötzlich ein Mann in ihren Wagen steigt. Es ist Roberto, ein Spanier zu Besuch in Argentinien. Beide Figuren tragen schwer an Geheimnissen und ungelösten Konflikten. Alma hat gerade ihren Freund verlassen und lebt nun vorübergehend im Auto, schläft in Parkhäusern und wäscht sich in öffentlichen Toiletten. Wie es mit ihrem Leben weitergehen soll, weiß sie nicht, zumal sie möglicherweise schwanger ist. Roberto wiederum lebt in Madrid mit Frau und Kind und ist gerade zum ersten Mal seit Jahrzehnten zurück in Buenos Aires. Dort hatte sein Vater gelebt, der die Familie verlassen und seitdem keinen Kontakt zu seinem Sohn hatte. Immer wieder trennen sich Alma und Roberto im Verlauf des Films, Missverstände und Meinungsverschiedenheiten führen zu Abschieden, die aber doch nicht endgültig sind. – Das urbane Roadmovie ist ein weiterer sehr sehenswerter Film aus Argentinien, gerade weil er sich nicht komplett dem Minimalismus des zeitgenössischen Festivalkinos hingibt, sondern es wagt gleichsam emotional zu erzählen. Fr 5. – Mi 10.

Samsara
Ron Fricke. USA 2011. 100 Min. FSK ab 0. Dokumentation ohne Worte
In den 80er-Jahren erlangte der kommentarlose Dokumentarfilm Koyaannisqatsi Kultustatus: eine abendfüllende Collage traumhaft schöner aber auch bedrückender Bilder über die Schönheit der Natur und die zerstörerischen Kräfte menschlicher Einflussnahme. Jon Fricke, seinerzeit Kameramann bei dem Projekt, dreht mittlerweile selbstständig Dokumentationen, und sein Konzept ist in ähnlicher Weise der Meditation, der ruhigen Betrachtung und der Überwältigung durch Schönheit verpflichtet. Fricke dreht dabei auf 70mm-Material und sammelt seine Bildsequenzen oftmals über Jahre in aller Welt. Nach seinem ersten Film Baraka (1992) bringt er nun ein weiteres Opus auf die Leinwand, das seinen ganz eigenen Reiz aus der betörenden Schönheit der Bilder wie aus der assoziativen Montage bezieht. Das Sanskrit-Wort Samsara bedeutet soviel wie „das sich unaufhörlich drehende Rad des Lebens, den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen“. Diesen ewigen Kreislauf spürt Fricke in buddhistischen Klostern, in christlichen Kirchen, in chinesischen Fleischfabriken und afrikanischen Dörfern auf; am Fließband in Fabriken und in flutlicht-erhellten Sportanlagen; auf Freudenfesten und Trauerfeiern, in Tierzuchtanlagen und Sexläden, in Metropolen und in der Natur. So erschafft Fricke ein genuin filmisches Universum, das nicht mit Sprache erklärt oder wiedergegeben werden kann. Eine dunkle Magie geht von diesem Film aus, die das Leben in seiner ganzen schrecklichen Schönheit zeigt. Do 11. – Mi 17.

Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand
Name des Regisseurs darf nicht genannt werden. D 2011. 97 Min. FSK ab 0
Eine der weitreichendsten Fragen, den deutsch-deutschen Einigungsprozess betreffend, zielte auf das so genannte Volkseigentum, also auf alles, was in 40 Jahren real existierendem Sozialismus geschaffen worden war. Da lag die Idee von Bürgerrechtlern nahe, dieses Volkseigentum gewinnbringend zu verkaufen und an das Volk zurückzugeben. Doch so gerecht funktioniert der Kapitalismus natürlich nicht. So wurde die Treuhandanstalt zum Symbol für den Raubtierkapitalismus, der mit einer Unterschrift Betriebe schließen kann, die Jahrzehnte existierten und das Leben ganzer Städte prägten. Im Verlaufe ihrer kurzen, kaum fünf Jahre dauernden Existenz machte die Treuhandanstalt über 200 Milliarden DM Verlust, schloss tausende Betriebe und machte einige wenige sehr reich. Was genau in jenen Jahren geschehen ist, ist wohl auf Jahre hinaus nicht dokumentierbar – so lange, wie die entsprechendne Akten noch unter Verschluss liegen. So konzentriert sich der Film auf einige wenige Akzente. Zum einen auf Klaus Klamroth, Anfang der 90er Jahre Direktor der Treuhandniederlassung in Halle. Hunderte Firmen wurden unter seiner Ägide privatisiert, viele auch liquidiert. Der Vorwurf der persönlichen Bereicherung beendete seine Karriere. Zweite Hauptfigur ist Detlef Scheunert, 1990-1991 Assistent des Treuhand-Vorstands und somit unmittelbarer Augenzeuge. Er berichtet von nur bedingt geglückten Versuchen, die Abwicklung von unrentablen Firmen so sozial verträglich wie möglich durchzuführen. Bisweilen droht die Informationsflut den Film zu sprengen. Man darf davon ausgehen, dass Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand nicht das letzte Wort zum Thema Treuhand ist, dass es noch sehr viel zu sagen gibt, bzw. gäbe. Die vorliegende Fassung des Films, so ausgewogen sie ist, ist nicht vom Regisseur abgesegnet, sondern eine Art Produktions-Schnitt. Do 18. – Mo 22.

Bullhead
Michael R. Roskam. Belgien 2011. 120 Min. OmU. Mit Matthias Schoenaerts
„Bei Belgien denken die meisten Menschen an Kinderschänder und Korruption. Aktuell macht das Land von sich reden, weil es seit gut einem Jahr nicht in der Lage ist, eine Regierung zu bilden. Michael R. Roskam wird mit seinem Film Bullhead das Image seines Landes kaum verbessern.“ (Programmkino.de) Dies ist zweifelsohne richtig, denn Roskam hat einen Kriminalfilm gedreht, der sowohl Genrefilm (Krimi), Milieustudie (Gesellschaft der Viehzüchter) und schonungsloser Neo-Arthouse-Schocker (harte Gewaltszenen) ist. Potenziell verstörend ist diese Melange mit Sicherheit. Der düstere, kunstvoll fotografierte Film ist jedoch auch ein Fest für alle, die es ein wenig abgründig und jenseits der Norm mögen. Das belgische Hinterland wird hier zu einem düsteren Kosmos, besiedelt von Profigangstern, die in Hinterzimmern Geschäfte abwickeln, die sich Handlanger halten und ihre Zuchttiere skrupellos zur Höchstleistung dopen. Der Titel des Films spielt natürlich auf die tierischen Rindviecher an, er bezieht sich jedoch auch auf die Volltrottel, die einem kriminellen System gerne einmal gefährlich werden. So rücken auch hier die Fahnder erst mit aller Macht an, nachdem Leute zu viel geplappert haben und ein Polizist getötet wurde. Mitten im System steht der Protagonist Vanmarsenilles. Dieser dopt auch sich selbst und sieht mittlerweile selbst wie ein verwachsener Stier aus. Ein schreckliches Gehemnis aus Jugendjahren hat ihn zu dem gemacht, der er heute ist… Do 18. – Sa 20.

Der Verdingbub
Markus Imboden. CH 2011. 110 Min. Mit Max Hubacher, Katja Riemann
Der Verdingbub ist ein schweizer Kinodrama, in dem auf beeindruckend-ste Weise ein Einzelschicksal erzählt wird, dass gleichzeitig repräsentativ für viele steht. Zur Darstellung kommt die Geschichte eines Verdingbubs, eines Waisenjungen, der vom Staat an eine Bauernfamilie übergeben wird, bei der er schwer arbeiten muss. Der Protagonist des Films heißt Max. In den 1950er Jahren wird er der Familie Bösinger anvertraut. Von nun an muss er schuften, wenn er nicht einmal für ein paar Stunden in die Schule darf. Auch die fünfzehnjährige Berteli ist bei den Bösingers in Obhut. Da ihre Familie sie nicht ernähren kann, wird auch sie von den Behörden gezwungen, sich zu verdingen. Gemeinsam schuften die Kinder auf dem Hof, während ein Leben jenseits von Prügeln, unverhältnismäßiger Arbeit und schlechtem Essen in weite Ferne rückt. Die Schikanen und brutalen Übergriffe des leiblichen Sohnes der Bösingers tun ihr Übriges, den beiden das Leben zur Hölle zu machen. Einzig eine junge Lehrerin durchbricht das einverständige Schweigen der Gemeinschaft. – Ohne Melodramatik aber in perfekten Bildern und makelloser Atmosphäre klagt der Film eine gängige staatliche Praxis der Schweiz an, die mancherorts noch bis in die 1970er Jahre hinein gängig war. Dabei wagt er bei aller Dringlichkeit dieser Klage eine Perspektive, die Komplexität zulässt. Auch die Beweggründe und das Verhalten der Bösingers wird plausibel gemacht. Was bleibt, ist eine Reflexion über Armut, Gerechtigkeit und das Verhältnis von Staat und menschlichem Individuum – ein hervorragender, stark gespielter und geschickt inszenierter europäischer Film. Do 25. 10. – Mi 7. 11.

Am Ende eines viel zu kurzen Tages
Ian Fitzgibbon. GB/D 97 Min. dt. Fass. Mit Andy Serkis, Thomas Brodie-Sangster
Donald ist todrank und weiß, dass seine Zeit knapp ist. Dieser Umstand macht alles noch schwieriger, nicht dass das Leben als Teenager nicht ohnehin kompliziert wäre. Immer wieder flüchtet sich Donald, der mit einem ungewöhnlichen grafischen Talent gesegnet ist, in eine Fantasiewelt, in der sein ominpotentes Alter Ego gegen diabolische Widersacher kämpfen muss… Do 20.

Life in Stills
Tamar Tal. Israel 2011. 58 Min. OmU. Mit Miriam Weissenstein
Dokumentarfilm: Miriam Weissenstein ist eine lebende Legende der Geschichte des Landes Israel. Die unersetzlichen Negative der Fotos der Unabhängigkeitserklärung liegen bei ihr zu Hause. Ihr Mann, der renommierte Fotograf Rudi Weissenstein, ist damals der einzige, der die Zeremonie fotografieren darf. Miriam Weissenstein ist rastlos, kämpferisch und streitsüchtig wie eh und jeh. Mit ihrem Enkel Ben schlägt sie jedes Kaufangebot ab und organisiert Ausstellungen in aller Welt. So 30. 9. – Do 4. 10.
mit „Kampagne: Mai piu Fascismo“ und Rosa-Luxemburg-Stiftung SH

Die Geige aus Cervarolo
Nico Guidetti, Matthias Durchfeld. I 2012. 75 Min. OmU
Während des Zweiten Weltkriegs, kurz bevor er selbst an die Front geschickt wird, hinterlegt der Musiker Virgilio Roval eine wertvolle Geige bei seiner Mutter. Als er sie schließlich wiederfindet, sind seine Familie und viele weitere Familien der Region ermordet worden. – Der Film erzählt von den Massakern, die die Fallschirm-Panzerdivision „Hermann Göring“ zusammen mit Abteilungen der faschistischen Guardia Nazionale Republiccana im Jahre 1944 in der norditalienischen Provinz Reggio-Emilia begangen haben. Das Massaker von Cervolo schloss sich an viele vergleichbare Verbrechen an, die unter der Überschrift der ‚Partisanenbekämpfung’ in Italien begangen wurden. Damit erzählt der Film durchaus exemplarisch von den Ereignissen in Cervarolo. Gleichzeitig bleibt er sehr nah an dem Ort des Titels, beleuchtet die Auswirkungen des Massakers auf die menschen der Region, lässt Angehörige zu Wort kommen, trägt minutiös Fakten vor. Zusätzlich werden die Gerichtsverhandlungen im Jahre 2011 dokumentiert, in denen Dokumentationen der Verbrechen ausgewertet wurden. Der Film zeigt das Bemühen eines Einzelnen, des Sohnes des Geigers, aufzuklären und Gerechtigkeit herzustellen und mahnt uns, die Verbrechen des Faschismus nicht zu vergessen und nicht auf sich beruhen zu lassen. – Im Anschluss an die Vorführung bieten die Produzenten des Films und unsere Kooperationspartner ein Filmgespräch an. Mi 31.
Filmreihe – IRRE gute Filme mit Brücke SH und Kieler Fenster e.V.

Das Lied in mir
Florian Cossen. Arg/D 2010. 94 Min. Mit Jessica Schwarz, Michael Gwisdek
Die Leistungsschwimmerin Maria macht auf einer Reise von Deutschland nach Chile Station in Buenos Aires. Auf dem argentinischen Flughafen erleidet sie eine Panikattacke, verliert ihren Pass und bleibt zuletzt in der argentinischen Metropole hängen. Auslöser ist ein argentinisches Kinderlied, dass sie zufällig im Flughafen hört und sie in rätselhafte Aufruhr versetzt. Als ihr Vater anreist, wird schnell deutlich, dass ein dunkles Familiengeheminis die Figuren bestimmt… – Jessica Schwarz und Michael Gwisdek glänzen in diesem komplexen Film als Tochter und Vater. Do 25.

Filmreihe – Seniorenkino


The Queen
Stephen Frears. GB 2006. 97 Min. dt. Fs. Mit Helen Mirren, Michael Sheen
Großbritannien im Jahr 1997: Der 43-jährige Tony Blair wird durch einen Sieg der Labour Party bei den Unterhauswahlen Premierminister. Weil er bei seinem Antrittsbesuch im Palast mit den Regeln der Etikette noch nicht vertraut ist, muss er sich in diesen Dingen durch Elisabeth II. belehren lassen. Knapp drei Monate später ist es Blair, der versucht, dem britischen Staatsoberhaupt den Weg aus einer Krise aufzuzeigen. Sa 27.

Ziemlich beste Freunde
Eric Toledano, Olivier Nakache. F 2011. 110 Min. dt. Fs. Mit François Cluzet
Philippe hat alles, was alles, wovon man träumen kann: Geld, ein großes Haus und Hauspersonal. Aber: Er ist vom Hals ab gelähmt. So sucht er einen neuen Assistenten, der ihm täglich zur Hand geht. Unter den Bewerbern sticht ein schwarzer Ex-Sträfling namens Driss hervor, der Philippe ins Gesicht sagt, dass er eigentlich nur die Unterschrift für das Arbeitsamt braucht. Er erhält den Job, aber es gibt Differenzen... Die wahre Geschichte von Philippe und seinem Pfleger war nicht nur in Frankreich ein Riesenerfolg. Sa 13.

Psychoanalyse und Film mit dem John-Rittmeister-Institut Kiel


Montags in der Sonne
Fernando León de Aranoa. E 2002. 113 Min. dt.Fs. Mit Javier Bardem, Luis Tosar
Montags in der Sonne sitzen diejenigen, die gegen ihren Willen zur Untätigkeit gezwungen sind – die Arbeitslosen, die Wegrationalisierten, die Verlierer der Kämpfe um Schließung der großen Werften und Erhalt der Arbeitsplätze. In Vigo, einer Hafenstadt im Norden der spanischen Atlantikküste, treffen wir einige von ihnen; sie reden und hören einander zu, streiten und vertragen sich wieder; ergreifen jede Gelegenheit, dem Alltag zu entkommen in der Hoffnung auf ein bisschen Glück und bessere Tage… Di 16.

(frei) nach Arthur Schnitzler


360
Fernando Mereilles. GB/Ö/F/Bra 2011. 110 Min. OmU. FSK ab 12. Mit Anthony Hopkins, Jude Law, Rachel Weisz, Moritz Bleibtreu, Ben Foster, Jamel Debbouze
Vom Moment seiner Veröffentlichung 1903 über die skandalumtoste Uraufführung 1920 bis weit in seine Editionsgeschichte hinein blieb Arthur Schnitzlers episodisches Drama umstritten und vor allem von Sittenwächtern verpönt – entzaubert es doch in seinen stets um den Beischlaf kreisenden Szenen die Liebe als romantische Zielvorstellung der modernen Gesellschaft. Immer wieder wurde der Stoff mehr oder minder frei verfilmt, am berühmtesten ist vielleicht die französische Fassung von Max Ophüls aus dem Jahre 1950 (am 21. 10. zeigt das KoKi die Stummfilmfassung von 1920). – Der brasilianische Regisseur Fernando Mereilles, dessen Werke immer einen unverstellten Blick auf die sozialen Verhältnisse in einer globalisierten Welt richten, inszeniert hier einen szenischen Kreis, dessen Episoden sich sanft berühren. Immer geht es um Liebe – mal käuflich, mal freiwillig, mal erwünscht, mal verwehrt, mal verpasst, mal gefunden. Ein dramatischer Reigen um die halbe Welt mit beachtlicher Fallhöhe vom siebten Himmel direkt in die Hölle. Sa 20. – Mi 24.

Der Reigen
Richard Oswald. D 1920. ca. 70 Min. Mit Asta Nielsen, Conrad Veidt. Am Klavier: Werner Loll
Weniger in Anlehnung an das konkrete Schnitzler-Drama denn als an das dramaturgische Prinzip etabliert Richard Oswald in dieser Verfilmung einen Reigen erotischer Beziehungen. Das Bürgermädchen Elena erweckt die Begierde der Männer, findet aber selbst nie die wahre Liebe: Zuerst wird sie vom Klavierlehrer verführt und dann aus dem Haus der Eltern verstoßen. Dann gerät sie in die Hände eines mit dem Klavierlehrer befreundeten Musikers: Peter Karvan, der zuerst ihr Liebhaber und dann ihr Zuhälter wird. Sie kann sich allerdings losreißen und erhält eine Stellung als Erzieherin. Sie wird zur Liebhaberin ihres Arbeitgebers, und als dessen Frau stirbt, seine Gattin. Aber Karvan spürt sie auf und erpresst sie. Elenas Mann wirft beide hinaus, und Schließlich verdienen sie ihren Lebensunterhalt in einem Tingeltangel. Dann erschießt Elena Karvan und nimmt sich selbst das Leben. – Ursprünglich sollten die fünf Episoden als Einakter in den Vertrieb gelangen, wurden dann aber doch zu einem dramatischen Reigen kompiliert. So 21.

mit der Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Kiel – zu Gast: H. Strohm


Friedlich in die Katastrophe
Marcin El. D 2012. 120 Min. Dokumentation. Mit Holger Strohm
In den 1970ern erschien unter dem Titel Friedlich in die Katastrophe ein Buch von Holger Strohm, das zur „Bibel der Anti-Atomkraft-Bewegung“ (Der Stern) wurde. Das 1360-Seiten-Werk erlebte seitdem etliche Nach- und Neuauflagen. Nun – 40 Jahre später – hat sich der Autor mit einem jungen Filmteam zusammengetan, um seine kritische Auseinandersetzung mit der Atomkraft auf die Leinwand zu bringen. Ähnlich wie das Buch setzt sich der Film kenntnisreich mit den zahlreichen Folgen der Atomspaltung auseinander. Thematisiert werden Umwelt- und Gesundheitsschäden, Atommüll, Alternative Energien, Atompolitik, Reaktorsicherheit, die Folgen eines Unfalls und der Widerstand der Bevölkerung. Führende Experten der Politik, der Wissenschaft und der Bürgerinitiativen gewähren dabei Einblicke in Bereiche, die all zu gerne übersehen werden. – Holger Strohm, Autor, Protagonist und Produzent des Films, ist an beiden Abenden anwesend, um mit dem Publikum über den Film und seine Thesen zu diskutieren. Di 23. + Mi 24.

mit Frauenberatungsstelle Eß-o-Eß Kiel


Körpergeschichten
Katharina Gruber. D 2011. 71 Min – zu Gast: Katharina Gruber
Voller Humor und Tiefblick erzählen Frauen ihre Körper-Gewichts-Geschichten: klug, überraschend, jenseits von Schönheitsnormen und Klischees. In wechselnden Interviewpassagen werden UNterschiede und Gemeinsamkeiten erkennbar. Es geht um Zu- und Abnehmen, um Selbst- und Fremdbilder und das Körpergefühl mit 20 oder 60 Kilo weniger Gewicht: Packende Geschichten von Entscheidungen, Wendepunkten und unerwarteten Veränderungen. – Im Anschluss Gespräch mit Filmemacherin Katharina Gruber und Gabriele Schiedeck (Eß-o-Eß). So 7.

weiterhin


OderKurz-Filmspektakel on Tour
Kurzfilmprogramm. ca. 90 Min
Kleine Preisfrage: Wo liegt Oderaue? Richtig, im äußerten Osten des Landes. Dort, wo sich – zwar unbestätigten, aber durchaus glaubwürdigen Vorurteilen zufolge – Fuchs und Hase gute Nacht sagen, haben vor wenigen Jahren eine Handvoll junger Menschen ein Kurzfilmfestival aus dem Boden gestampft. In diesem Jahr schickt das Festival die Publikumslieblinge auf eine kleine Tournee durch die ganze Republik. Und so machen die Filme auch in Kiel Station. Mi 10.

Linn Marx. D 2012. 100 Min. FSK ab 0. Dokumentation
Der Liedermacher Heinz Ratz hat in den letzten drei Jahren ein sportliches und musikalisches Mammutprojekt in drei Teilen auf die Beine gestellt, seinen sogenannten „moralischen Triathlon“, mit dessen einzelnen Stationen der Ausnahme-Kreative Aufmerksamkeit für soziale und ökologische Projekte erzeugen will: Der erste Teil, sein 960 km langer „Lauf gegen die Kälte“, drehte sich um das Thema Obdachlosigkeit, beim „Flussprojekt“ schwamm er 850 km für den Artenschutz, und 5.500 km radelte er auf der „Tour der 1000 Brücken“ für eine gerechtere Flüchtlingspolitik. Bei allen drei Projekten gab er unterwegs mit seiner Band Strom & Wasser dutzende von Konzerten, bei denen Spenden gesammelt wurden. Die Fotografin und Filmemacherin Linn Marx hat diese Projekte begleitet und mit ihren Foto- und Filmkameras dokumentiert. Aus diesen Aufnahmen ist nun ein 100-minütiger Dokumentarfilm entstanden. Mi 17.

Sons of Norway
Jens Lien. N 2011. 88 Min. FSK ab 12. Mit Åsmund Høeg, Sven Nordin
Never mind the bollocks! Hier kommt eine charmante Tragikomödie aus Norwegen: Wenn der Vater als Alltags-Nudist ist, den Christbaum mit Bananen schmückt und jeglichen zivilen Ungehorsam für legitim erklärt, ist es nicht leicht zu rebellieren… Wiederaufnahme. Do 11. – Mo 15.