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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Beiträge gesucht für das Buchprojekt „Der dokumentarische Film im Medienwandel“

Für das Buchprojekt „Der dokumentarische Film im Medienwandel. Neue Formen, neue Perspektiven, inter- und transdisziplinäre Ansätze“, herausgegeben von Dr. Carsten Heinze und Prof. Dr. Thomas Weber, Universität Hamburg, geplantes Erscheinungsdatum Ende 2014, in Kooperation mit dem DFG-Projekt „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945 - 2005“ (Teilprojekt 3: Themen und Ästhetik) und dem Forum Medienkulturforschung, werden Beiträge gesucht.

Dokumentarische Filme finden sich in den letzten Jahren in einer kaum mehr überschaubaren Anzahl und Vielfalt in den unterschiedlichsten Medien. Von der Kino- und Fernsehdokumentation bis hin zu Industriefilmen, Lehrfilmen oder sogenannten How-To-Filmen auf YouTube, von videografierten Zeugenaussagen der Shoah-Foundation oder der Organisation WITNESS bis hin zu den hybridisierten Formaten des Reality-TV reicht inzwischen ein komplexes Feld ganz unterschiedlicher Produktions-, Distributions- und Rezeptionspraktiken des Dokumentarischen. Doch was macht den dokumentarischen Film heute aus? Gibt es eine allgemeingültige Definition? Oder müssen wir unser Verständnis seinen jeweiligen Praktiken anpassen?

Hatte man über lange Zeit hinweg spezifische Strukturen einer Ästhetik des dokumentarischen Films vermutet, rücken neuere wissenschaftliche Diskurse von derart essentialistischen Annahmen ab und sehen vor allem in der Performativität und den Kommunikationskontexten konstitutive Faktoren. Kann man inzwischen das „Dokumentarische“ als historisch wandelbaren Verständigungsbegriff auffassen, der – ähnlich dem Genrebegriff – den Akteuren im Feld (auf Seite der Produktion und der Rezeption) als eine Art ästhetischer Wahrnehmungsvertrag dient, um wechselseitige Erwartungshaltungen bedienen zu können? Welche Rolle
spielen dabei die unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, deren Interesse an dokumentarischen Filmen einherzugehen scheint mit einem veränderten Selbstverständnis der jeweiligen Disziplinen.

Historiker sehen im dokumentarischen Film nicht mehr allein nur Quellenmaterial zur Geschichte, sondern entdecken über ihn auch Alltags- und Kulturgeschichte; Kunstwissenschaftler untersuchen den dokumentarischen Film im Kontext dokumentarischer Praktiken in der bildenden Kunst als genuine performative Ausdrucksform im Rahmen unterschiedlicher Präsentationsformate, Ethnologen, Kulturanthropologen oder Soziologen sehen in ihm ein spezifisches soziologisches Forschungsinstrument und fügen mit dem so genannten „soziologischen Film“ dem Dokumentarischen ein weiteres Genre hinzu. Mithin haben auch die Philologien, die Film-, Fernseh- und Medienwissenschaft den dokumentarischen Film neu entdeckt in seiner ästhetischen Komplexität, seiner medialen Vielfältigkeit und als eines der großen, bislang kaum bearbeiteten medienhistorischen Forschungsfelder.

Das geplante Projekt möchte eine Bestandsaufnahme der neuen Ansichten des dokumentarischen Films versuchen:

Wie brauchbar ist der Begriff des Dokumentarischen aus heutiger Sicht zur Unterscheidung nichtfiktionaler wie fiktionaler Formen? Ist diese Unterscheidung angesichts einer fortlaufenden Hybridisierung überhaupt noch sinnvoll? Gibt es erkenntnistheoretisch übergreifende Konzepte, die den dokumentarischen Film unabhängig von seinen vielfältigen praktischen Verwendungsweisen auszeichnen und ein Festhalten an diesem Begriff rechtfertigen? Welche technischen, ökonomischen, institutionellen, sozialen und auch ideologischen Bedingungen prägen seine ästhetische Form? Wie werden dokumentarfilmische Formen in sich wandelnde mediale Praktiken eingebunden und welche kommunikativen Funktionen erfüllen sie? Wie lässt sich der dokumentarische Film aus Sicht der Produktion, dem Produkt Film und der Rezeption konzeptualisieren? Und welchen Stellenwert haben dokumentarische Filmformen heute für die Diskussion in den verschiedenen Disziplinen?

Vorschläge für Beiträge aus allen geistes-, kultur- oder sozialwissenschaftlichen Disziplinen sind willkommen. Bitte schicken Sie uns Ihre Abstracts (bis max. 1.500 Zeichen) mit einer Kurz-Biographie bis zum 15. April 2013 zu. Sie erhalten bis zum 15. Juni Antwort von der Redaktion, ob Ihr Vorschlag zur weiteren Ausarbeitung angenommen worden ist. Die fertigen Manuskripte werden bis Januar 2014 erwartet.



(nach einem CfP der Herausgeber)