Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Juni:

neu in Kiel


Haus Tugendhat
Dieter Reifart. D 2013. 116 Min. FSK ab 0. Mit Daniela Hammer-Tugendhat, Ruth Guggenheim-Tugendhat, Ernst Tugendhat, Ivo Hammer. Dokumentation
1930 baute Stararchitekt Mies van der Rohe für die jüdische Familie Tugendhat eine Villa im tschechischen Brünn, die heute als Hauptwerk der Moderne gilt. Filmemacher Dieter Reifert zeigt das Haus nach seiner gelungenen Restaurierung und erzählt parallel dazu die wechselvolle Geschichte von Bauwerk, Bauherren und Nutzern. Do 30.5. – Mi 5.6.

Nach der Revolution
Yousry Nasrallah. Ägypten/F 2012. 122 Min. FSK ab 12. Mit Menna Shalabi, Bassrem Samra, Nahed El Sabaï, Salah Abdallah, Phaedra
Der erste ägyptische Spielfilm, der nach dem „Arabischen Frühling“ produziert wurde. Er handelt von Mahmoud, einem Mann ohne Ehre. Nicht nur, dass er zu den Reitern gehörte, die am 2. Februar 2011 friedliche Demonstranten auf dem Tahrir-Platz angriffen. Nein, er wurde auch noch vom Pferd gezogen, geschlagen und brach in Tränen aus. Die Bilder davon laufen noch immer im Fernsehen. – Regisseur Yousry Nasrallah legt in seinem groß angelegten Gesellschaftspanorama die Brüche, Verwerfungen und Widersprüche im Ägypten von heute frei. Durchgängig vermischt der Film dokumentarische Bilder, die zum Teil aus dem Archiv stammen, teils aber auch vom Team selbst auf dem Tahrir-Platz gedreht wurden. Mit ihnen verwurzelt Nasrallah den Film in der Realität. Seine Inszenierungskunst erinnert an den italienischen Neorealismus, er vermeidet aber dessen Sentimentalität. Do 30.5. – Mi 5.6.

Max Beckmann – Departure
Michael Trabitzsch. D 2013. 90 Min. FSK ab 6. Dokumentation
Wie für andere Künstler seiner Generation war es die Erfahrung des Ersten Weltkriegs, die den Werdegang Max Beckmanns in neue, bis dato unbekannte Bahnen lenkte. Das Erlebnis existentieller Einsamkeit und der Verlust aller tragenden Konventionen machten ihn zu einem radikalen Wahrheitssucher. Direkt und unerbittlich „sieht“ er seine Zeit und immer wieder auch sich selbst an, um einen gültigen Ausdruck, eine bleibende Form zu finden, auf der Suche nach einer modernen Form der figurativen Malerei. So sehr Max Beckmanns Werke in ihrer Zeit, in der Erfahrung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwurzelt sind, so wenig haben sie bis heute an Wucht und Geheimnis verloren. – Max Beckmann – Departure ist ein Film der vielfachen Bewegung: an die Orte seines Wirkens, von Berlin über Frankfurt, Paris und Amsterdam bis nach New York; in eine ruhelose Zeit, dokumentiert in den vielfach erst kürzlich erschlossenen Selbstzeugnissen der Briefe und Tagebücher; besonders aber in Beckmanns Kunst selbst, deren Entwicklung vor allem anhand der Selbstbildnisse und drei der großen Triptychen Beckmanns – ABSCHIED, ANFANG, ARGONAUTEN – sichtbar und erfahrbar wird. Entstanden in Zusammenarbeit mit Mayen Beckmann, der Enkelin des Künstlers, und im besten Sinn begeisternd kommentiert von den Beckmann-Experten Didier Ottinger, Reinhard Spieler und Uwe M. Schneede, ist der Film das faszinierende Porträt eines einzigartigen Künstlers. Do 6.6. – Mi 12.6.

Free the Mind
Phie Ambo. DK 2012. 83 Min. FSK ab 12
„Das Gehirn ist das wohl komplexeste Gebilde auf dieser Welt“, sagt Hirnforscher und Therapeut Richard Davidson über sein Forschungsgebiet. Sein Ziel ist es, psychische Erkrankungen des Menschen durch Eigenkräfte des Patienten zu heilen; der Weg dahin führt über Meditation. So aufsehenerregend Davidsons Ansatz und erste Erfolge auch sind, die dänische Regisseurin Phie Ambo stellt nicht die Forscherpersönlichkeit ins Zentrum ihres Films, sondern drei erkrankte Menschen: Steve und Rich waren Soldaten, stationiert in Afghanistan und im Irak. Beide taten und sahen schreckliche Dinge, die sie mit niemand teilen können. Beide leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Der kleine Will wurde von seiner Mutter zur Adoption freigegeben und findet erst nach Jahren ein festes Zuhause. Heute setzen ihm Panikattacken zu, er kann seine Emotionen nur schwer kontrollieren und sich in der Schule nicht konzentrieren. Den dreien will der Hirnforscher Davidson helfen und erreichen, dass sie sich in einer geschützten Umgebung mit ihrem seelischen Schmerz auseinandersetzen und zu einem glücklichen Leben finden können. Sein Ansatz ist – gerade in den USA – sehr ungewöhnlich. Hier würde es als völlig normal angesehen, all diese Probleme medikamentös zu behandeln. Millionen von Kindern werden dort mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Unter den Kriegsveteranen grassieren Suizide. Erst vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie groß die Aufgabe ist, die Davidson sich gestellt hat. – „Free The Mind“ ist Teil einer Trilogie über Wissenschaftler, die sich grundlegenden Fragen der Menschheit auf neue Weise nähern. Do 13.6. - Sa 15.6.

Ihr werdet Euch noch wundern
Alain Resnais. F/D 2012. 115 Min. FSK ab 0. Mit Sabine Azéma, Anne Consigny, Pierre Arditi, Lambert Wilson, Michel Vuillermoz
Antoine d’Anthac – der berühmte Autor, ein leuchtender Stern am französischen Theaterhimmel – ist tot. Vielleicht ein Unfall, vielleicht Selbstmord... Die Weggefährten seiner Karriere, die Schauspielerinnen und Schauspieler in seinen Stücken, treffen sich in d’Anthacs Haus, um seinen letzten Willen entgegenzunehmen. Hier, in der ebenso würdevollen wie bühnenhaften Halle eines alten Schlosses, führt ihnen der Butler Marcellin die Probenfassung einer Inszenierung als Video vor: Eine Gruppe junger Schauspieler will Eurydyke, Antoines größten Erfolg, auf die Bühne bringen. Die Trauergäste sollen beurteilen, ob die jungen Leute das Stück aufführen dürfen. Umgehend sind d’Anthacs Freunde sofort wieder in ihren Texten. Sie alle haben vor 20, 30 oder 40 Jahren dieselben Worte gesprochen. Und schon finden sich die Paare und gleiten wie im Traum über die Worte des Stückes in ihr Spiel, während auf der Leinwand die Inszenierung weitergeht. – Ein Film im Film, ein Theaterstück und ein Haufen Schauspieler – hier wird es richtig raffiniert, denn natürlich gibt es ständig Bezüge zwischen den Beteiligten und dem werten Verstorbenen. D’Anthacs letzte Botschaft ist gleichzeitig Geständnis und Testament. Ein paar hübsche Gemeinheiten sind auch dabei. Und er hält noch eine Überraschung für seine Freunde bereit… Zu interpretieren gibt es viel in diesem Film, der so schön anzusehen. Ein wenig Wissen über das Theater, über Anouilh und die französischen Autoren des 20. Jahrhunderts ist hilfreich, aber nicht notwendig, um sich in diesem hochinteressanten Vexierspiel, bei dem die Teile sich erst am Ende notwendig zusammenfügen, auf anspruchsvolle Weise zu amüsieren. OmU: Do 13.6. – So 16.6. / dt. Fs.: Mo 17.6. – Mi 19.6.

Tiere!


Leviathan
Lucien Castaing-Taylor und Véréna Paravel. USA/GB 2012. 82 Min.
Dass sich die Kameratechnik mit der digitalen Revolution drastisch weiterentwickelt hat, hat kaum Neuigkeitswert. Was die beiden Filmemacher Castaing-Taylor und Paravel hier zeigen, verschlägt dem Betrachter dennoch die Sprache: Niemand hat die Möglichkeiten der neuen Technik so raffiniert ausgenutzt wie sie. Der Dokumentarfilm beobachtet die Arbeit von Hochseefischern, die auf dem Meer ihre knochenharte Arbeit verrichten. Es wird kaum gesprochen; Boot, Fische, Menschen, Technik – alles verschwimmt zu einem Gesamtschauspiel aus Mensch, Natur und Maschine. Der Film erzählt keine Geschichte als solche, er beobachtet. Und eben hier kommt die Kameraarbeit ins Spiel. Die beiden Filmemacher haben diese an vielen Orten auf dem Boot platziert, jedoch nicht in der gewöhnlichen Art und Weise: Manche der Fischer tragen Helmkameras, andere Kameras sind an Arme oder Beine geheftet. Auch das Boot und die Natur bekommen ihre Chance, aus ihrer Perspektive zu berichten. Es ist wohl das erste Mal in der Geschichte des Films, dass eine Kamera aus der subjektiven Sicht eines Fisches berichtet. Die Möglichkeit, Kameras dazu zu nutzen, die Subjektivität von Tieren und Gegenständen zu verdeutlichen, macht auch ganz eindeutig klar, welche Macht das Kino (immer noch) hat und wie viele Möglichkeiten diese Kunstform bislang noch nicht ausschöpfen konnte. Nach wie vor gibt es viel zu entdecken – Leviathan ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Neuentdeckung dieses Mediums. So 16.6. – Do 20.6.

Lass ma’ los! Vier Filme. Vier Reisen. Vier Abenteuer


Unplugged: Leben Guaia Guaia
Sobo Swobodnik. D 2012. 93 Min. FSK ab 0. Mit E. Gottstein, C. L. Zielke (zu Gast)
Der Weg von Elias Gottstein und Carl Luis Zielke ist radikal, alternativ und unplugged. Auf zwei selbstgebauten Fahrrädern reisen sie von Stadt zu Stadt und genießen ihre Freiheit – ohne Wohnung, Ausbildung oder finanzielle Absicherung. Konzerte spielen sie spontan und ohne Genehmigung. Mit einer E-Gitarre, einer Posaune und Elektrobeats vom Laptop verbreiten sie als „Guaia Guaia“ einen tanzbaren Energiecocktail, der die Aufmerksamkeit von Fans und Polizisten auf sich zieht. Das Porträt zweier junger Männer, die den Wunsch nach einem selbstbestimmten Lebensstil nicht nur träumen, sondern auch leben. Mo 10.6. mit Livekonzert

The Bus
Damon Ristau. USA 2012. 60 Min. Mit diversen Autos
Von Wolfsburg bis Hollywood, vom Transporter zum Lebensstil. The Bus ist eine beeindruckende Dokumentation über den VW-Bus. Einst in den 60er Jahren als Nutzfahrzeug entwickelt, wurde er für Millionen zum Inbegriff eines neuen Lebensgefühls. Er wurde zum Symbol eines neuen Reisens, bei dem Freiheit, Abenteuer, Neugier, Lebenslust fortan ständiger Begleiter sind. In wundervoller Weise ist The Bus eine Liebeserklärung, eine Hommage an das vielleicht facettenreichste Auto der Welt, und zeigt, wie ein Auto generationsübergreifend Menschen verbindet und glücklich macht. Mi 19.6.

Jäger des Augenblicks
Christian Lonk, Malte Roeper, Philipp Manderla. Ö 2013. 102 Min. FSK ab 6
Jäger des Augenblicks: Ein Film, der mit atemberaubenden Bildern das Überwinden von Grenzen, das Leben am Abgrund und die Freundschaft dreier Männer dokumentiert. Im Februar 2010 brechen die Freunde und Stars der Kletterszene Stefan Glowacz, Kurt Albert und Holger Heuber zu einer unglaublichen und unberechenbaren Expedition auf. „By fair means“ – ohne technische Hilfsmittel – kämpfen sie sich bei strömenden Regen und über 40 Grad durch den Urwald, um den Tafelberg Roraima im Dreiländereck von Brasilien, Venezuela und Guyana zu erreichen. Inmitten der „Lost World“ wollen die Kletterprofis den Gipfel über eine neue spektakuläre Route erklimmen. Doch die Tour wird zu einem waghalsigen Abenteuer: Nach langer Unterbrechung müssen Glowacz und Heuber die Reise ohne Albert fortsetzen... Mo 17.6.

Paddle to Seattle
Josh, J. J. USA 2012. 90 Min.
Josh und J. J. machen sich mit nur zwei kleinen Kajaks, wenig Gepäck und einer Kamera auf eine hundert Tage lange Reise von Alaska nach Seattle. Ihr Weg führt sie durch die sagenumwobene Inside Passage, quer durch gefährliche Strömungen, vorbei an wilden Tieren im Wasser und an Land. Während des rund 1300 Meilen langen Seewegs dokumentieren die beiden Amerikaner den Farbenreichtum der unberührten Landschaft und die Herausforderungen der Reise. Es ist jedoch nicht nur die unberechenbare Natur, die in Paddle to Seattle im Zentrum steht, sondern vor allem die unvergleichbare Freundschaft der beiden Paddler. Ihre Losgelassenheit, ihr Charme und ihr Mut machen diesen Dokumentarfilm zu einem inspirierenden Kinoerlebnis und zu einem Muss für alle Kajak- und Naturliebhaber. Mi 12.6.

mit Muthesius Hochschule – Einführung: Prof. Dr. Norbert Schmitz


Workingman’s Death
Michael Glawogger. D/Ö 2005. 126 Min. FSK ab 16
Filmischer Essay über körperliche Schwerstarbeit. In fünf Episoden porträtiert Glawogger Bedingungen und Folgen der Arbeit. Seine Protagonisten findet er in der Ukraine, in Indonesien, Nigeria, Pakistan und China. Schon die Auswahl dieser Schauplätze lässt ahnen, dass es um gleichsam vorindustrielle Produktions- und Arbeitsmethoden geht, bei denen Ökologie, Sicherheit und Tierschutz nicht an oberster Stelle stehen. Fr 7.6.

Psychoanalyse & Film – Gespräch mit Dipl. Psych. Bergmann-Mausfeld


Das Mädchen, das die Seiten umblättert
Denis Dercourt. F 2006. 85 Min. OmU. FSK ab 12. Mit Catherine Frot
Als Kind träumte Mélanie von einer großen Karriere als Konzertpianistin. Aber ihre Klavierlehrerin, die bekannte Pianistin Ariane bereitete dem Traum ein bitteres Ende, als sie Mélanie bei dem wichtigen Vorspielen aus dem Konzept brachte. Als Umblätterin kann Melanie viele Jahre später Rache nehmen… Ein subtiler Psychthriller – virtuos in Tempo und Anschlag. Di 11.6.

FilmArchitektur – mit der Architekten- und Ingenieurkammer (AIKSH)


Wasserturm reloaded. Wenn Wasser Wohnraum wird
Fredo Wulf, Verein Zeitzeichen e.V., D 2013.
Die von SchülerInnen des RBZ Gymnasium Wirtschaft gedrehte Dokumentation beleuchtet die Geschichte eines Kieler Stadtsymbols. Der Wasserturm am Ravensberg wandelte sich vom Wasserspeicher zur Theaterbühne und soll nun zu einem luxuriösen Appartementhaus umgebaut werden. In Interviews mit Bürgermeister Todeskino, Landeskonservator Dr. Paarmann, Architekten, Bauherren und Anwohnern wird die Geschichte des Wasserturms erzählt und die Frage nach heutigem Denkmalschutz in den öffentlichen Raum gestellt. Kulturdenkmale verändern, darf man das? Was hat das mit dem neuen Denkmalschutzgesetz zu tun? Und woher kommt eigentlich unser Wasser? Do 20.6. + Mi 3.7.

Filmwunsch


Die Jagd
Thomas Vinterberg. DK 2012. 111 Min. FSK ab 12. Mit Mads Mikkelsen
Lucas findet nach langer privater Durststrecke endlich wieder eine neue Beziehung und einen Job in einem Kindergarten. Aber als die kleine Klara erzählt, Lucas hätte ihr sein Geschlechtsteil gezeigt, findet die kindliche Lüge vielfach Gehör. Vinterberg, der 1999 mit Das Fest, dem berühmtesten aller Dogma-Filme, einen erschütternden Film über Kindesmussbrauch inszenierte, zeigt hier so etwas wie das schlimme Gegenteil: Was, wenn die Berichte der Opfer nicht stimmen? Do 6. – So 9.6.

mit AGIF und Rosa-Luxemburg-Stiftung – der Filmemacher ist zu Gast


Simurg
Ruhi Karadag (zu Gast). Türkei 2012. 109 Min
Ruhi Karadag stellt seinen Film über sechs Gefangene vor, die 1996 aus Protest gegen die Bedingungen in türkischen Gefängnissen nichts essen und bei denen sich nach 69 Tagen das Wernicke-Korsakoff-Syndrom zeigte. Sie wurden aus gesundheitlichen Gründen freigelassen. Auf freiem Fuß haben sie mit Sprechproblemen, dem Verlust der Muskelkoordination, Gleichgewichtsstörungen und Gedächtnisverlust zu kämpfen. Im Jahr 2000 beginnen die ehemaligen Aktivisten ein zweites Todesfasten… Eine Veranstaltung von AGIF (Föderation der ArbeitsmigrantInnen in Deutschland. Eintritt 10,- EURO. Im Anschluss Gespräch mit Ayse Fehimli und Regisseur Ruhi Karadag. Sa 8.6.

Detailliertes Programm hier.