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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Die philosophische LochlÃ?sung schlechthin

„L�cher im Kopf oder www.betreuteLoecher.de reloaded“ (Helmut Schulzeck, Maria Debora Wolf, D 2014)


Der erst auf den zweiten Blick erkennbare Wahnsinn der Lochforscherin (Maria Debora Wolf) war eigentlich schon 2002 perfekt, als Helmut Schulzeck und Maria Debora Wolf das Mockumentary „www.betreuteLoecher.de“ (�brigens einer der ersten Kieler Kurzfilme, der cross-medial auch das Netz einbezog – unter www.betreuteLoecher.de) drehten. Manche nahmen damals die Satire, in der eine Lochforscherin, ausgehend vom damaligen Baustellenloch am Kieler Hauptbahnhof, in Berlin und im Wattenmeer weitere „Gottesplanl�cher – GPLs“ als Objekte ihrer k�nstlerischen (oder doch nur wahnsinnigen) Betreuung entdeckte, sogar ernst und mokierten sich dar�ber, wie man denn eine offenbar „Verr�ckte“ „so bloßstellen“ k�nne.

Doch das war Helmut Schulzeck und seiner Darstellerin und Ideengeberin f�r diese schr�ge Rolle, Maria Debora Wolf, noch nicht genug. 2003 drehten sie in Kiel und Berlin Material f�r ein Sequel. Lange lag solches unbearbeitet herum, jetzt endlich bringt Schulzeck diese „Lochl�sung schlechthin“, so die Lochforscherin im Film treffend �ber den Film, auf die Leinwand. Ob das nach elf Jahren noch Sinn macht, darf man sich fragen, jedenfalls gibt es dem Unsinn um das Loch, das Nichts, nochmal eifrigst die Sporen.

War der erste Film mit 15 Minuten halb so lang wie die erneute Locherforschung, ist letztere zwar um einiges zu lang (manche Szene k�nnte man ohne Verlust, vielleicht sogar mit Gewinn f�r die Stringenz der Filmerz�hlung, streichen), aber auch umso kurzweiliger. Als h�tte die Protagonistin noch weiter an ihrem nur auf den ersten Blick irrsinnigen Konzept, dem Ph�nomen Loch auf die Spur zu kommen, gefeilt, ist „L�cher im Kopf“ neben allem offensichtlich kom�diantischen „neben der Spur Sein“ geradezu philosophisch. Nicht nur durch den Gastauftritt Prof. Dr. Dieter Merschs, seinerzeit (2003) Intendant des Forums der Muthesius Kunsthochschule, der durchaus ernsthaft philosophische Definitionen des Nichts/Lochs referiert und damit zeigt, dass man sich auf der Suche nach dem Nichts/Loch gerade f�r den Unsinn �ffnen muss.

Und vielleicht ist genau das die Aussage beider L�cher-Filme: Dem Nichts kommt man nur bei, wenn man sich auf dessen (Un-) Sinn – und den des Seins an sich – einl�sst. Wie die Lochforscherin, die ihre Lochbetreuung am Ende ins absurd Religi�se steigert. Dass man den Wahnsinn erlaubt, um zum Sinn zu finden. Insofern ist „L�cher im Kopf“ nicht nur eine witzige Satire, sondern in solcher „Lochl�sung schlechthin“ ein sehr beredt philosophischer Film �ber ein l�chriges „Dazwischen“, das sich nur zwischen den Zeilen der Filmbilder lesen l�sst. (gls)

„L�cher im Kopf oder www.betreuteLoecher.de reloaded“, D 2014, 29 Min., MiniDV 4:3. Buch & Regie: Helmut Schulzeck, Maria-Debora Wolf, Kamera & Ton: Helmut Schulzeck, Schnitt: Joe Bakerman. Musik: Svend-Roland Kock, Oliver Klein, Produktion: ElektronikKlumpenProduktion, Helmut Schulzeck. Mit: Maria Debora Wolf, Bernd Fiedler, Prof. Dr. Dieter Mersch, Daniel Kr�nke, Silke Brodersen, Janosch Krol, �gyr (J�rg Meyer). Mit freundlicher Unterst�tzung der Filmwerkstatt Kiel. Infos und Trailer hier.

Der Film feiert seine Kiel-Premiere am 25.11.2014, 20.30 Uhr im Kieler Kino in der Pumpe im Rahmen des Kurzfilmprogramms „L�cher & andere Leerstellen“, wo auch „www.betreuteLoecher.de“ noch einmal zu sehen ist.