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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Jahresbilanz 2016

Aufbruch und Weichenstellung

Starke deutsche Kinofilme und norddeutsche Stoffe mit Drehtagen in der Region, Internationalisierung und Standortstärkung durch Kooperationen und Netzwerke, Festivalerfolge und preisgekrönte Produktionen, Digitalisierung, filmpolitische Diskurse und Branchenveranstaltungen: In ihrem ersten Amtsjahr hat die neue Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein (FFHSH), Maria Köpf, die Weichen für eine Neuausrichtung der Zweiländerinstitution gestellt und zieht positive Bilanz.

„Wir freuen uns riesig über die Oscar-Nominierungen für TONI ERDMANN von Maren Ade und UNTER DEM SAND von Martin Zandvliet. An beiden Filmen waren Hamburger Kreative aus den Departments Maskenbild, Kostümbild, Produktion, Kamera und Szenenbild beteiligt, UNTER DEM SAND wurde außerdem in Schleswig-Holstein gedreht. Wir sind im Norden mit einer exzellenten Spielfilm-, Dokumentarfilm- und Animationsfilmbranche und vielseitigen Drehorten hervorragend aufgestellt und möchten das vorhandene Potenzial weiter stärken und unseren Filmstandort nicht nur national sondern auch international auf die Agenda setzen", sagt Maria Köpf.

Mittel & Ausgaben


Die FFHSH hat 2016 für die Entwicklung, Herstellung und Auswertung von 195 Filmprojekten rund 13 Mio. Euro vergeben. Für die Produktionsförderung von insgesamt 72 Kino- und TV-Filmen gab die FFHSH 11 Mio. Euro aus. Der größte Anteil entfällt mit rund 9,2 Mio. Euro auf die Förderung von 54 Kinofilmen . Der Regionaleffekt für die im vergangenen Jahr mit 11 Mio. Euro geförderten Kino- und Fernsehfilme liegt bei rund 232 Prozent, das heißt mehr als das Doppelte der Fördersumme wird in Hamburg und Schleswig-Holstein unter anderem für Kreative und Fachkräfte sowie für Dienstleister, Hotels und Motivmieten ausgegeben.

Dreharbeiten und Drehtage in der Region


An insgesamt 2.435 Tagen wurden in Hamburg (1.792) und Schleswig-Holstein (643) Kino- und Dokumentarfilme, TV-Mehrteiler und Serien gedreht. Geförderte Projekte hatten insgesamt 582 Drehtage in der Region, davon 321 Tage in Hamburg und 261 in Schleswig-Holstein. Hinzu kommen noch rund 1.200 Produktionstage der geförderten Animationsprojekte.

Die gedrehten Filme reichen von echten Hamburg-Projekten wie SO WAS VON DA von Jakob Lass nach dem Roman von Tino Hanekamp über das Clubleben der Stadt, AUS DEM NICHTS von Fatih Akin mit Diane Kruger in der Hauptrolle, das Spielfilmdebüt des Studenten-Oscar-Gewinners Ilker Çatak ES WAR EINMAL INDIANERLAND, MAGICAL MYSTERY von Arne Feldhusen, SIMPEL von Markus Goller über Sandra Nettelbecks Kinofilm WAS UNS NICHT UMBRINGT – die Produktionsfirma Sommerhaus Filmproduktion hat insgesamt 29 Tage in Hamburg gedreht – und DIE PFEFFERKÖRNER UND DER FLUCH DES SCHWARZEN KÖNIGS von Christian Theede bis hin zu NUR GOTT KANN MICH RICHTEN von Özgür Yildirim mit Moritz Bleibtreu und Peter Simonischek in den Hauptrollen.

In Südstrand auf der Insel Fehmarn wurden Teile des Biopics 3 TAGE IN QUIBERON von Emily Atef über Romy Schneider gedreht. Auf der schleswig-holsteinischen Ferieninsel fanden außerdem die Dreharbeiten zu dem Kinofilm MONSTER von Kerstin Polte statt. International war der israelische Regisseur Eran Riklis für seinen Film REFUGE in der Hansestadt und aktuell stehen Alexander Skasgård und Keira Knightley für das historische Drama THE AFTERMATH von James Kent in Hamburg und Schleswig-Holstein vor der Kamera.

Festivals & Preise


TONI ERDMANN ist aktuell nicht nur Oscar-Anwärter, der Kinofilm von Maren Ade lief 2016 in Cannes im Wettbewerb, wurde dort mit dem FIPRESCI Preis ausgezeichnet und ist mit über 800.000 Besuchern auch an der Kinokasse erfolgreich. Der Film wurde und wird mit Preisen überhäuft und erhielt unter anderem den Europäischen Filmpreis 2016 in fünf Hauptkategorien. Er hatte seinen Kinostart in mittlerweile über 40 Ländern und wird von Kritikern und Publikum geliebt.

Mit der dänisch-deutschen Koproduktion UNTER DEM SAND von Martin Zandvliet, produziert von der Hamburger Firma Amusement Park Film, geht ein zweiter geförderter Film ins Oscar-Rennen. Das bewegende Drama mit dem Shooting-Star Louis Hofmann in der Hauptrolle wurde unter anderem bereits mit dem Dänischen Filmpreis „Robert“ ausgezeichnet. Außerdem erhielten die Hamburgerinnen Stefanie Bieker und Barbara Kreuzer im Dezember 2016 den Europäischen Filmpreis für das beste Kostümbild und das beste Maskenbild.

Zwei LOLAs gingen an DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER von Lars Kraume (Bester Spielfilm in Gold) und an VIER KÖNIGE von Theresa von Eltz (Bester Spielfilm in Bronze), zwei Grimme Preise an PATONG GIRL von Susanna Salonen und an den Dokumentarfilm VOM ORDNEN DER DINGE von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier.

Bei der 40. Duisburger Filmwoche sind die Dokumentarfilme HAVARIE von Philip Scheffner mit dem Arte-Dokumentarfilmpreis und HAPPY von Carolin Genreith mit dem Publikumspreis ausgezeichnet worden. Der Hessische Filmpreis 2016 ging an FRITZ LANG von Gordian Maugg, der Deutsche Kamerapreis 2016 an HELLO I AM DAVID von Cosima Lange.

Internationalisierung & Standortmarketing


Die Film Commission der FFHSH hat im April 2016 an der Finance & Location Messe in Los Angeles teilgenommen, um für Hamburg und Schleswig-Holstein als internationaler Drehort zu werben, und hat den Filmstandort inklusive Filmfest Hamburg auch auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin (ITB) vertreten. Die FFHSH hat darüber hinaus ein Sonderprogramm „Internationale Koproduktionen“ für wirtschaftlich erfolgversprechende hochkarätige internationale Produktionen aufgelegt, um einen zusätzlichen finanziellen Anreiz zu schaffen.

Die Zusammenarbeit mit dänischen und skandinavischen Partnern wurde im vergangenen Jahr zum einen mit gezielten Förderprogrammen, wie der Deutsch-Dänischen Co-Production Development Initiative in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Filminstitut (DFI) fortgesetzt, zum anderen wurden Produzentenaustausche mit dänischen und schwedischen Partnern intensiviert. Über die Mittelerhöhung des Landes Schleswig-Holstein können zukünftig Sonder- und Austauschprogramme entwickelt und die strategische Ausrichtung nach Skandinavien verstärkt werden.

Branchenveranstaltungen, innerstädtische Vernetzung


Mit zwei Veranstaltungen war die FFHSH auf dem Reeperbahn Festival präsent und stellte das Musikkonzept für den Film SO WAS VON DA von Jakob Lass sowie aktuell geförderte Filme in der Entwicklung vor, um ProduzentInnen und MusikberaterInnen möglichst früh miteinander zu vernetzen. Mit dem Produzenten-Frühstück in Kooperation mit Graef Rechtsanwälte und der Commerzbank Hamburg möchte die Filmförderung die Entwicklungen in den angrenzenden Medienbereichen noch stärker verfolgen und Themen außerhalb des klassischen Kinogeschäfts mit der Branche vertiefen.

Mit dem Schwerpunkt auf den Dokumentarfilm fand im Rahmen von Filmfest Hamburg in Kooperation mit der Deutschen Filmakademie (DFA) die Veranstaltung Who let the Doks out zur Lage des Dokumentarfilms im Kinos statt. Nationale und internationale Experten stellten in kurzen Pitches Modelle und Pilotprojekte vor, die die Herausbringung, Vermarktung und Auswertung von Dokumentarfilmen im Kino befördern und verbessern können.

Zum Filmfest Hamburg trafen beim Series Lab Hamburg unter Federführung von Creative Europe Desk Hamburg erstmals Hamburger Produzenten auf zehn europäische Serien-Produzenten, um sich zusammen mit den internationalen Showrunnern J. W. Hart und Ben Harris über ihre Projekte auszutauschen und Koproduktionen anzuschieben.

Im Rahmen des EU-Projektes Cross Motion entsteht mit Unterstützung der Handelskammer Hamburg und nextMedia eine Standortstudie, die genaueres Datenmaterial für Hamburg und Schleswig-Holstein erhebt. Dabei wird vor allem untersucht, wie die klassische Film- und Fernsehbranche aufgestellt ist und welche neuen Potenziale und Geschäftsfelder sich in den Bereichen Tourismus, Bildung und Gesundheit und über neue Technologien wie VR ergeben könnten.

Digitalisierung


Neben dem Digitalen Portal für Antragsteller wird die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein ihre Kundenzeitschrift aufblende ab Mitte Februar 2017 als Online-Magazin veröffentlichen. Mit der Digitalisierung soll auf die Veränderungen des Nutzungsverhaltens und den wachsenden Informationsbedarf von Branche und Brancheninteressierten eingegangen werden. Die FFHSH ist die erste deutsche Filmförderung, die mit einem eigenen digitalen Informationsportal an den Start geht.

Filmwerkstatt Kiel


Die Filmwerkstatt Kiel hat 2016 für die Projektentwicklung, Produktion und Präsentation von 30 Filmprojekten aus Schleswig-Holstein 182.300 Euro ausgegeben. Gefördert wurden Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme, darunter der diesjährige Forums-Beitrag bei der Berlinale AUS EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE von Ann Carolin Renninger und René Frölke, DAS SCHWEIGEN DER FISCHE von Hilke Rönnfeldt und DAS TOTE PFERD VON PLÖN von Rainer Niermann. Hinzu kommen 44.000 Euro für die Förderung von sieben Festivals in der Region wie das Internationale Naturfilmfestival Green Screen in Eckernförde, die Flensburger Kurzfilmtage, die Husumer Filmtage, das Filmforum auf den Nordischen Filmtagen Lübeck und die Filmtournee unterwegs sowie Projektfördermittel des Landesverbands Jugend und Film.

Ausblick


Berlinale 2017

Mit insgesamt zehn Filmen in fünf Sektionen ist die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein auf den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Berlin (9. bis 19. Februar 2017) vertreten.
Mit THE WOUND von John Trengrove wird das Panorama-Hauptprogramm eröffnet. In der Sektion läuft außerdem MEIN WUNDERBARES WEST-BERLIN von Jochen Hick.
In der Sektion Generation Kplus feiern die beiden Animationsfilme DIE HÄSCHENSCHULE – JAGD NACH DEM GOLDENEN EI von Ute von Münchow-Pohl und ÜBERFLIEGER. KLEINE VÖGEL – GROSSES GEKLAPPER von Toby Genkel ihre Welturaufführung.
Als Berlinale Special wird der Film ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND von Sam Garbarski und anlässlich des Todes von Filmregisseur Werner Nekes der aktuelle Dokumentarfilm WERNER NEKES – DAS LEBEN ZWISCHEN DEN WELTEN von Ulrike Pfeiffer gezeigt.
In der Sektion Perspektive Deutsches Kino laufen der Kurzfilm FINAL STAGE des HFBK-Absolventen Nicolaas Schmidt und der Dokumentarfilm KÖNIGE DER WELT von Christian von Brockhausen und Timo Großpietsch, im Forum kommt AUS EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE von Ann Carolin Renninger und René Frölke zur Aufführung.
Im Rahmen der Verleihung des Special TEDDY Awards an die Hamburger Filmregisseurin Monika Treut wird ihr zweiter Kinofilm DIE JUNGFRAUENMASCHINE aus dem Jahr 1988 auf die Leinwand gebracht.
In der Marktreihe LOLA@Berlinale werden acht von der FFHSH geförderte Filme präsentiert, die bereits in der Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2017 sind: BIBI & TINA TOHUWABOHU TOTAL von Detlev Buck, GLEISSENDES GLÜCK von Sven Taddicken, MULLEWAPP – EINE SCHÖNE SCHWEINEREI von Tony Loeser und Theresa Strozyk, NEBEL IM AUGUST von Kai Wessel, RICO, OSKAR UND DER DIEBSTAHLSTEIN von Neele Leana Vollmar, ROBBI, TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT von Wolfgang Groos und TSCHICK von Fatih Akin.

Förderprogramme & Veranstaltungen

Treatmentförderung: Ab 2017 können AutorInnen für die Ausarbeitung eines Treatments Förderung beantragen. Die maximale Fördersumme beträgt 10.000 Euro und wird als Zuschuss vergeben. Die FFHSH möchte mit dem neuen Förderinstrument AutorInnen frühzeitig und effektiv bei der Entwicklung ihrer Idee unterstützten und ihnen einen kreativen sowie finanziellen Freiraum ermöglichen.

meet & mingle: Mit der neuen Veranstaltungsreihe möchte die FFHSH in regelmäßigen Abständen thematische Schwerpunkte setzen und in lockerer Atmosphäre über die Belange der Kreativen am Standort sprechen.

(nach einer Pressemitteilung der FFHSH vom 8.2.2017)