
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
10. Filmfest Schleswig-Holstein AugenweideDas Licht der Aufklärung kommt aus den SchattenWerkschau des „Shadow Festivals“ bei Augenweide„Die Mainstream-Dokus findet man im Fernsehen“, weiß Stefan Majakowski, Organisator des niederländischen Shadow Festivals, dem diesjährigen Festival-Partner der Augenweide, durchaus mit Abscheu. Allein, solcher „politisch korrekter Weg der Filmerzählung ist langweilig, was wir bei Shadow suchen, ist die Form, nicht der Inhalt.“ „Nicht moralistisch die Welt beklagen, sondern sie neu bauen“ sollen Dokumentarfilme, plädiert der engagierte Festivalmacher, legt nach mit dem Credo „gutes Filmemachen ist Imitationen schaffen Film ist ein Zeit-Medium, aber es ist auch mehr und mehr ein Medium, das einen Raum schafft, aufgespannt in deinem Kopf“, und zeigt an fünf Beispielen aus dem Amsterdamer Programm von 2005, wie solcher Licht ins Dunkel des Mainstream bringender Off-Dokumentarfilm aussehen kann.Schon am Eröffnungsabend der Augenweide (vor dem eigentlichen Shadow-Programmblock am Augenweide-Samstag) läuft Leon Grodskis Monolog zu „Nine-Eleven“ namens „Great Balls of Fire“. Eine wahrlich verstörende und nicht zuletzt provokante Doku-Fiction über den Tag, als US-Amerika schmerzhaft lernte, was babylonische Turmbauten zum Einsturz bringen kann. Ein Prediger steht da auf den Straßen Manhattans unweit von „Ground Zero“ und weiß genau, wie der Angriff auf das World Trade Center zu deuten ist, als ultimativer Kampf der Kulturen, und auch als Aufstand der Minderbemittelten, die dafür so infernalisch mörderische Mittel gefunden haben. Fast könnte man meinen, der Prediger kommentiere den terroristischen Angriff auf die Twin-Towers live, denn Grodski schneidet in die Sermone des Salomonischen amateurhaft wackelnde Live-Aufnahmen, die am 11. September geschossen wurden, als die Türme des Kapitals nach den Angriffen seiner Ausgebeuteten fielen. Eine bestürzende Studie über ein Menetekel, das gleich am Anfang des 21. Jahrhunderts dieses definierte.Im lichten Schatten des Off-Doku-Kinos wächst auch noch andere Belichtung der Parallelisierung des nur scheinbar Unzusammenhängenden. Dass das Botulin-Toxin, eines der potentesten Gifte überhaupt, sowohl als Mittel der biologischen Kriegsführung wie als Plusterung für schönheitsoperierte Körper-Problemzonen dienen kann, hat Transgender-Filmemacher Tara Mateik zu seinem/ihrem Film „Operation Invert“ angeregt. Dass das „Gift für die Schönheit“ im selben Jahr wie der von US-Präsident George W. Bush angezettelte Weltkrieg gegen den Terror die fröhlichsten medialen Urständ feierte, ist nur eine der vielen Beziehungsspuren, die Mateik legt. In einem komplizierten Geflecht von überraschenden Bedeutungen fühlt man sich als Zuschauer ebenso gefangen wie zur aufgeklärten Erkenntnis befreit. Ein kleines Meisterwerk des Heftigen.![]() |