
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
![]() |
![]() Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein herausgegeben von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. |
|||||||||
|
||||||||||
Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
11. Filmfest Schleswig-Holstein AugenweideLieber mit der Lüge leben„Schweigen ist Silber“ (Florian Aigner, D 2006/2007)Zu Beginn sehen wir den Sohn, Dieter, der vom Sterben seiner Mutter erzählt. Sie hatte Krebs. Er als Zahnarzt durfte ihr Morphiumspritzen geben, um ihre heftigen Schmerzen zu lindern. Dieter erzählt von diesem Abschied, der schon einige Jahre zurückliegt. Doch schon die eingeschnittenen Erinnerungen seiner Frau und seiner Tochter deuten an, worum es eigentlich geht. Die sterbende Renate Frey wollte ein Geheimnis mit ins Grab nehmen. Sie hatte als deutsche Soldatin 1944 im besetzten Frankreich ein Kind zur Welt gebracht, dessen Vater ein Franzose war. Und es erschien ihr im und selbst nach dem Kriege unmöglich, zu diesem Kind, einem Jungen, zu stehen. Verstohlen gab sie es weg in ein deutsches Kinderheim, aus dem es schließlich der französische Vater zu sich nach Frankreich holte.Nach dem Tod von Renate Frey findet die Familie des jüngeren deutschen Sohnes Dieter in ihrer Hinterlassenschaft die „verschwiegene“ und versteckte Korrespondenz mit Renates ehemaligem französischen Freund. Und ein Abenteuer der ganz besonderen Art beginnt. Dieter macht sich daran, seinen Halbbruder in Frankreich aufzuspüren und hat Erfolg damit. Es kommt zu einem Treffen der beiden Brüder, und daraus scheint sich trotz ihrer offensichtlichen Wesensunterschiede eine gute Geschwisterbeziehung zu entwickeln. Dieter, ein Einzelkind kann jetzt eine ungeahnte Lücke füllen, und auch sein Bruder, der berührend seine französische Jugend schildert, in der etliches im Argen war, findet mit Freude sein brüderliches Gegenstück.Doch das ist nicht das Hauptthema der Dokumentation „Schweigen ist Silber“, die Regisseur Florian Aigner mit Gespür für Timing und Sensibilität in seiner Gesprächsführung mit den Protagonisten vorzüglich zu einem Ganzen geformt hat. Es geht vielmehr darum, wie und warum sich eine Frau gezwungen glaubt, die Existenz eines außerehelichen, mit einem Franzosen im Krieg gezeugten Kindes unbedingt aus ihrem Leben verbannen zu müssen. Dieser Verdrängungsmechanismus, der Jahre später sogar eine Kontaktaufnahme des nun erwachsenen französischen Sohns mit seiner Mutter verhindert, wird von Aigner sorgfältig aufgearbeitet. Es entsteht somit am Beispiel dieser Frau das Sozio-Pychogramm einer Nachkriegsgesellschaft, die lieber bereit zu sein scheint, mit der Lüge zu leben, als die vorgeblich „schändliche“ Wahrheit zu akzeptieren.![]() zurück zum Inhalt |