
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
![]() |
![]() Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein herausgegeben von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. |
|||||||||
|
||||||||||
Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
55. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2005Chronik eines angekündigten TodesSophie Scholl - Die letzten Tage (Marc Rothemund, D 2004)Wenn die Süddeutsche Zeitung nicht wäre, hätte es diesen Film vielleicht nie gegeben. Am 60. Jahrestag der Ermordung von Sophie Scholl, dem 22. Februar 2003, las Regisseur Marc Rothemund in einem SZ-Artikel, dass die Gestapo-Vernehmungsprotokolle der Widerstandsgruppe Die Weiße Rose jahrzehntelang unzugänglich in den Archiven der DDR-Staatssicherheit gelegen hatten. Die Idee, sich diese Protokolle zur Entstehung eines Film über die letzten Tage im Leben Sophia Magdalena Scholls zunutze zu machen, besprach Rothemund sogleich mit Fred Breinersdorfer, dem späteren Drehbuchautor. Schulfunk! winkte Breinersdorfer zunächst ab.Tatsächlich basiert der Film auf 60 Seiten Täterprotokoll. Aber er setzt noch vorher an, am Vorabend des Tages, an dem Sophie und Hans Scholl im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München denunziert und verhaftet werden. Sophie darf noch etwas Swing im Feindsender hören, auf selbstgemachte Marmelade von Muttern hoffen; auch in die Druckerei der Weißen Rose wird der Zuschauer geführt. Nur handelt es sich hier nicht um einen Thriller, an dessen Ende vielleicht doch noch die Guten siegen. Die folgenden Ereignisse und insbesondere das Ende sind in ihrer Grässlichkeit durch die Historie vorgegeben. Wie findet (oder besser: wie bindet) ein solches Werk seine Zuschauer - jenseits eines Pflicht-Interesses der historisch Bewussten und politisch Korrekten?Sicher ist, dass man über Ausformungen des Widerstands gegen die Nationalsozialisten und den Weg der couragierten jungen Ulmerin und ihrer Gefährten nie genug erfahren kann. Doch Regisseur Rothemund vollbringt in Sophie Scholl - Die letzten Tage das Kunststück, das Dokumentarische nicht zum Korsett werden zu lassen, obwohl es allgegenwärtig ist. Immer wieder kann der Zuschauer für kurze Momente Hoffnung schöpfen: Gleich öffnen sich die Hörsaal-Türen, vielleicht können die Scholls doch in der Menge untertauchen? Der Entlassungsschein ist schon so gut wie unterschrieben, vielleicht kommen sie doch noch frei? Fast jede der 117 Filmminuten ist bis ins Detail dokumentarisch belegt; weite Strecken des Films sind minimalistisch gestaltet ... und trotzdem entsteht Emotionalität, ist man mittendrin.![]() |