
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
56. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2006Amerikanische Dokumentarfilme im Panorama„Matthew Barney: No Restraint“ (Alison Chernick, USA 2005), „Dave Chappell’s Block Party“ (Michel Gondry, USA 2005)Mit sieben Dokumentarfilmen gegenüber drei Spielfilmen setzte die Sektion Panorama dieses Jahr einen Schwerpunkt auf Dokumentarisches bei der Auswahl aus amerikanischen Einreichungen. Praktisch alle Dokumentationen setzen sich mit Kunst und Kultur im weiteren Sinne auseinander, allein vier lassen sich als Künstlerportraits kategorisieren.Katharina Otto-Bernstein entwirft in „Absolute Wilson“ ein Portrait des Theatermachers und Installationskünstlers Robert Wilson, das zum ersten Mal auch die persönlichen Seiten des Ausnahmekünstlers unter die Lupe nimmt. Ein Tribute Konzert, das zu Ehren von Leonard Cohen im vergangenen Jahr in Sidney veranstaltet wurde, nimmt Lian Lunson in „I’m You Man“ zum Anlass, nicht nur die Auftritte von Nick Cave, Jarvis Cocker, Rufus Wainwright und anderen zu dokumentieren, sondern in Backstage Interviews dem Poeten und Songwriter Cohen seltene Kommentare zu seiner Biografie zu entlocken. Lisa Aides und Lesli Klainberg beschäftigen sich in „Fabulous! The Story of Queer Cinema“ mit der kulturhistorischen Entwicklung des schwul-lesbischen Films und insbesondere der Darstellung homosexuellen Lebens darin. Die Dokumentation deckt dabei von der experimentellen Avantgarde der 40er bis zum „New Queer Cinema“ gut 60 Jahre Filmgeschichte ab. Barbara Hammer hingegen macht sich in „Love Other“ mit Hilfe einer Collage aus Fotos, Dokumenten und Spielszenen auf die Spuren der surrealistischen Künstlerinnen und lesbischen Widerstandskämpferinnen Claude Cahun und deren Geliebter Marcel Moore. Die einzige Ausnahme im Reigen der kunstorientierten Dokumentarfilme bildet „Wal-Mart: The High Cost of Low Price“. Robert Greenwald geht im Stil eines Michael Moore den erzkapitalistischen und menschenverachtenden Praktiken der global operierenden Supermarktkette nach.Nach einer TV-Dokumentation über Jeff Koons widmet sich Alison Chernick in ihrem zweiten Dokumentarfilm wieder einem Gegenwartskünstler. Es war der vielseitige Performance-, Konzept- und Medienkünstler Matthew Barney selbst, der ihr sein Storyboard zu einem geplanten Film zeigte und ihr damit die Anregung zur Dokumentation des kompletten (Film-) Projektes „Drawing Restraint 9“ gab. Barney, bekannt vor allem durch seinen bildstarken Filmzyklus „Cremaster Cycle“ und in diesem Jahr auch Mitglied der Berlinale-Wettbewerbsury, erhielt von einem japanischen Kunstmuseum die Einladung zu einer Ausstellung und einem neuen Projekt. Chernick begeleitet Barney und dessen Lebensgefährtin sowie Mitstreiterin Björk bei seiner Fahrt auf einem japanischen Walfangtrawler. Barney gießt während der Fahrt aus 45.000 Pfund Petroleumgelee eine Skulptur, die von den Walfängern zerlegt wird, während Barney den Prozess filmt. Für den Ausstellungsbesucher wird dieser Film, der aus etlichen weiteren, visuell starken Episoden besteht und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählt, das letztendliche Exposé sein. Chernick gewährt durch ihre Dokumentation Einblicke in den Schaffensprozess Barneys. Ihr Protagonist gibt erstaunlich unprätentiös Auskunft über seine Motivation und die Konzepte hinter seinen Arbeiten. Für ein besseres Verständnis holt Chernick in der Mitte des Films ein wenig aus, fasst die wichtigsten biografischen Stationen Barneys zusammen und befragt Eltern, Galeristen und Kritiker. Als Jugendlicher, so der Vater, hatte Barney den Berufswunsch Schönheitschirurg gewählt, schon damals wollte er „characters and faces“ erschaffen. Der während seiner akademischen Karriere auch als Football-Profi erfolgreiche Barney setzte in seinen Arbeiten eine Philosophie des „personal best“ fort. Seine körperbetonten Arbeiten der Serie „Drawing Restraint“ basieren auf einem Konzept des bewusst gesetzten, meist körperlichen Widerstandes, seiner Überwindung und damit dem „removing restraint from the body“, so Barney.![]() ![]() |