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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
57. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2007Die Gewaltfrage„300“ (Zack Snyder, USA 2007)Mit „300“ wird nach „Sin City“ (2004) eine weitere Graphic Novel von Comic-Star Frank Miller verfilmt. „Sin City“-Regisseur Roberto Rodriguez war der Erste, der den von Hollywood enttäuschten Miller mit einem „Sin City“-Kurzfilm überzeugte, sich auf eine Verfilmung einzulassen. „Sin City“ setzte die eigenwillige Ästhetik und Erzählweise der Vorlage adäquat in das Medium Film um und darf daher als Meilenstein gelten. Miller behielt zudem als Co-Regisseur die künstlerische Kontrolle. „Sin City“ wurde auch ein finanzieller Erfolg, das Sequel wird bereits gedreht. Der Damm scheint gebrochen. Warner Brothers kaufte die Filmrechte an Millers Comic „300“ (1998) und investierte 60 Millionen, um den Film durch den Regisseur Zack Snyder realisieren zu lassen. Und die Investitionen wurden bereits am Eröffnungswochenende in den USA wider eingespielt.„300“ schildert die Schlacht bei den Thermopylen 480 v. Chr., in der sich 7.000 Griechen unter der Führung von 300 Spartanern einem Heer von 12.0000 Persern entgegenstellten. Miller zeichnet den spartanischen König Leonidas als Anführer einer kampfwilligen kleinen Eliteeinheit, der sich opferbereit und der Wirkung um Legenden bewusst in den aussichtslosen Kampf gegen den persischen Tyrannen Xerxes wirft.Zack Snyder konnte sich mit einem Remake des Horror-Klassikers „Dawn of the Dead“ (2004) bewähren und setzte bei der Umsetzung der grafischen Vorlage wie Rodriguez auf Green Screen und Blue-Box-Technik, erschuf Millers Comic-Version des antiken Griechenlands als computergenerierte Kulisse, vor der reale Schauspieler agierten. Die ästhetische Umsetzung des Comics in das Medium Film ist gelungen, doch mussten Snyder und seine Co-Autoren das Drehbuch strecken um den Stoff auf Spielfilmlänge zu dehnen. Die zusätzlichen Szenen drehen sich im wesentlichen um die Intrigen im demokratischen Rat Spartas während der Abwesenheit König Leonidas und seiner 300 Elite-Kämpfer. Dieser Seitenstrang der Erzählung nimmt nicht nur das Tempo aus der Vorlage, sondern soll wahrscheinlich die archaische Heldensaga Millers in ihrer Kompromisslosigkeit entschärfen. Trotzdem muss sich der Film mehr noch als der Comic den Vorwurf gefallen lassen, in der Erzählung der opferbereiten und unbedingt gehorsamen Elite-Kämpfer faschistoide Züge zu tragen. Die gestreckten, martialischen Gewaltdarstellungen und die Hyper-Ästhetisierung der spartanischen Muskelmänner gegenüber den gesichtlosen Horden aus dem Osten trägt ihren Teil dazu bei. Man darf nicht nur erstaunt sein, dass der Film, wenn auch außer Konkurrenz, im Berlinale-Wettbewerb seinen Platz findet, sondern auch, dass diese Frage in den Besprechungen des Films praktisch unter den Tisch fällt. Wichtiger scheint manchen Filmkritikern die Frage zu sein, ob die Körper-Ästhetik des Films zu schwul für ein Mainstream-Publikum sei. Zack Snyder selbst beteuert, dass es ihm „in erster Linie um gute Unterhaltung, nicht um subversiven politischen oder schwulen Subtext“ ging. Dem ist leider nichts hinzu zu fügen. Der Film ist ohnehin für die 15-24-jährigen Video-Game-Fans konzipiert. Diese Zielgruppe wird sicher nicht unter fehlendem Subtext oder klaren Standpunkten leiden.![]() |