
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
57. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale 2007Abschied von der Familie„Nachmittag“ (Angela Schanelec, D 2007)2001 wurde Angela Schanelecs „Mein langsames Leben“ im Forum der Berlinale aufgeführt und sorgte für sehr unterschiedliche und intensive Reaktionen. Kolportiert wurde allerdings die Ablehnung durch jenes Publikum, das mit Empörung reagierte. Was war passiert? Die Zuschauer hatten die Arbeit einer Filmemacherin gesehen, die ihre Figuren sehr genau beobachtet und kleinste Veränderungen, Entscheidungsprozesse mit der Kamera wahrnimmt. Das verlangt auch vom Zuschauer eine geduldige und aufmerksame Rezeption. Angela Schanelec traut sich, ihre Filme gegen gängige Konventionen und Erwartungen zu gestalten. Das kann für sich genommen noch keine Tugend sein. Aber ihre Filme erwiesen sich als eigenständige und konsequente Arbeiten, die mehr noch als in Deutschland in Frankreich geschätzt werden. „Marseille“ (2004) mit einer hervorragenden Maren Eggert in der Hauptrolle lief auf dem Filmfest in Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“. Jetzt feierte Angela Schanelec mit ihrem neuen Film „Nachmittag“ auf der Berlinale Premiere.Das Drehbuch für „Nachmittag“ basiert auf dem Theaterstück „Die Möwe“ von Anton Tschechow, das Schanelec für ihren Film adaptierte. Auch ohne dieses Vorwissen wird die dramaturgische und sprachliche Nähe zum Theater recht schnell deutlich und muss akzeptiert werden, will man sich dem Film nicht verschließen. Die Theaterschauspielerin Irene besucht nach längerer Abwesenheit ihren Sohn Konstantin und ihren Bruder Alex in einer Berliner Villa mit Zugang zum See. Zu Besuch ist auch die Freundin des Sohnes, Agnes, die mit Konstantin aufwuchs, und zum Studieren fort ging. Konstantin lebt nach wie vor mit dem alternden Alex in der Villa. Schnell wird deutlich, dass sich Mutter und Sohn zu weit voneinander entfernt haben. Alle Versuche, sich wieder einander zu nähern, ertrinken in einer Mischung aus Verletztheit, Verachtung und Ironie. Auch Agnes und Konstantin haben sich entfremdet. Agnes versteht sich besser mit dem Liebhaber der Mutter, den diese als emotionale Wärmflasche mit ins Haus bringt. Alex erklärt seiner Schwester ohne Umschweife, dass er sich für sie nicht mehr interessiert, und begreift die allgemein schwindende Anteilnahme an seinen Mitmenschen als Segen des Alterns. Jegliche Versuche verbaler Kommunikation zwischen Irene, ihrem Sohn oder ihrem Bruder scheitern. Konstantin verzweifelt an der Erkenntnis seiner Einsamkeit.![]() |