Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
62. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2012Unvermeidliche Familienbande„Was bleibt“ (Hans-Christian Schmid, D 2012)Eigentlich sollte es ein harmonisches Familienwochenende werden: Der junge, in Berlin lebende Autor Mark (Lars Eidinger) besucht mit seinem 5-jährigen Sohn seine Eltern in einem Kleinstadt-Vorort. Mutter „Gitte“ (Corinna Harfouch) versucht, ihre Depressionen mit homöopathischen Therapien in den Griff zu bekommen. Vater „Günter“ (Ernst Stötzner) hat seinen Verlag verkauft und plant eine längere Recherche-Reise in den Mittleren Osten, um endlich sein eigenes Buch zu schreiben. Markos jüngerer Bruder Jakob (Sebastian Zimmler) führt eine schlecht gehende, aber vom Vater finanzierte Zahnarztpraxis in Fußentfernung vom elterlichen Haus. Die etwas angespannte Idylle platzt, als Gitte verkündet, dass sie bereits seit zwei Monaten nach dreißigjähriger Behandlung ihre Antidepressiva abgesetzt hat. Wie Günter will sie noch mal einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Gittes Entscheidung löst Gegenwehr aus, teils aus Sorge um ihre Gesundheit, teils aus Angst, dass ein erneuter Ausbruch alle Beteiligten aus ihrer mittlerweile gewohnheitsmäßigen Fürsorgeposition reißt oder in eine neue hineinzwängt. Über die Jahrzehnte haben sich alle Familienmitglieder in ihren Rollen eingerichtet: Der die Familie versorgende Vater, der pflichtbewusste jüngste Sohn Jakob und Marko, der sich nach Berlin verzogen hat, weil er sein Elternhaus nur noch in kleinen Dosen erträgt. Auf den ersten Blick ist diese Familie eine liberale, emanzipierte. Der Schein trügt: Vater Günter ist bestimmend, meist subtil, teilweise herrisch. Seine – auch finanzielle – Fürsorge ist erdrückend und, wie man später erfährt, auch nicht ohne Eigennutz. Jakob bleibt in der Kleinstadt und lässt sich vom Vater praktisch aushalten, um in der Nähe seiner Mutter zu bleiben, was auch dem Vater entgegenkommt. Die Rücksichtnahme aller auf Gittes Krankheit führt zur Vermeidung und zur Ausblendung jeglicher Konfliktsituationen. Trotz eines scheinbar offenen, antiautoritären Verhältnisses auf Augenhöhe (man spricht sich mit Vornamen an) kann Marko seinen Eltern nicht eingestehen, dass seine eigene Familienbeziehung zerbricht. Wie tief der Abgrund zwischen seinen Eltern inzwischen geworden ist, zeigt sich, als Marko Charles Aznavours „Du lässt Dich gehen“ am Klavier anstimmt und Gitte spontan einstimmt. Ein wenig Familienharmonie vergangener Zeiten blitzt auf, Günter übernimmt die letzte Strophe. Doch Ironie und Ausweglosigkeit der Situation offenbaren sich nach der letzten Note: Womit die Nudeln denn gefüllt seien, will Günter wissen, worauf Gitte ihn bittet, doch vor dem Essen das Hemd zu wechseln. Die Kommunikation ist erstarrt, die Familiensprache hölzern und emotionslos. Das Verständnis für die Lebenssituation der jeweils anderen fehlt, daher lassen sich die eigenen Befindlichkeiten natürlich nur schwer vermitteln. Angespanntes Familienidyll: Egon Merten (vorn), Picco von Groote, Sebastian Zimmler, Ernst Stötzner, |